Ich wollte schon immer mal ein Katana haben, aber jeder kennt die Preise für einigermaßen taugliche Qualität. Das konnte (wollte) ich mir nie leisten und beschloss daher eine Eigenkonstruktion. Als damaliger Vollblut-Anfänger, hatte ich mir damit zwar ein recht sportliches Ziel gesetzt, aber im Nachhinein kann ich sagen daran extrem schnell und viel gelernt zu haben.
Ich habe mir viele Dokumentationen angesehen und Social-Media-Gruppen studiert, in denen die Mitglieder echte Orignale besaßen und wollte auch so nah wie möglich an der historischen Originalkonstruktion sein. Mit dem "Studium" der Konstruktion und dem Bau habe ich in meiner Freizeit nun gut 2 Jahre verbracht. Einige kleinere Fehler, wie sie am fertigen Projekt erkennbar sind (z.B. eingeschmiedete Dellen durch Schlacke) mache ich heute dank diesem Projekt nicht mehr.
Wegen meiner damals noch begrenzten Möglichkeiten des Anlassens (Backofen), konnte die Gesamtlänge leider nicht größer als 65cm sein und so wurde aus dem Katana-Wunsch nur ein Wakizashi.
Konstruktion:
Monostahl 75Cr1-Klinge Handgeschliffen
differentielle Lehmhärtung
gesteckter Griff mit Rochenummantelung und Kunstseidewicklung
Handgeschmiedeter Handschutz, (angeblich) originale Griffzwinge von 1851
Handgeschmiedete und verlötete Klingenzwinge
Nicht selbst gemacht: Messingunterlegscheiben und Griffenkappe, sowie Messingdurchführungen an der Scheide
Hier die Fotodokumentation zum Daichi to Kazenoko - Wakizashi:
Die Klinge nach dem Schmieden. Heute weiß ich, dass japanische Schwertschmiede ihren Amboss und den Hammer regelmäßig wässern um damit Schlacke vom Stahl abzusprengen. Das Ergebnis ist danach eine sehr glatte Schmiedeoberfläche ohne Einschlüsse. In meinem Fall wusste ich das leider noch nicht...
Nach dem Schmieden habe ich die Klinge 8h lang in die Glut gelegt um ein Spannungsarmglühen zu erreichen. Tatsächlich hatte ich danach keinerlei Spannungen mehr, allerdings kann ich nicht sicher sagen, ob vielleicht auch schon die Schmiedeverdichtung relativert wurde.
Für den anschließenden Härteprozess wollte ich eine differentielle Härtung mittels Lehm. Statt Lehm wurde es dann feuerfester Zement und inzwischen weiß ich, dass Stahlpulver als Zugabe notwendig ist um für ausreichende Haftung zu sorgen. Ein Stück löste sich kurz vorm Abschrecken, weshalb eine zarte S-Form der Klinge entstand und die Hamon-Linie nicht sauber verläuft. Man siehts kaum, daher hab ich es so gelassen und weiß inzwischen wie es besser geht.
Nach dem Härten ist zumindest die unterschiedliche Struktur erkennbar und der Vorschliff kann erfolgen. Hier leider auch schön erkennbar... die Schlacke-Dellen
Nachdem die Klinge nun Vorgefertigt war, ging es an die Herstellung der Beschläge. Die Griffendkappe und die Griffzwinge habe ich zugekauft, denn ich hatte keine Möglichkeiten für Hohlformen und ich fand es spannend dass die Griffzwinge (Fuchi) angeblich von einem Orginal Edo-Period-Schwert stammt. Auch die Unterlegscheiben kaufte ich, denn ich hatte keinen Nerv die Muster zu fertigen. Der Handschutz (Tsuba) besteht aus gedengeltem Baustahl und wurde anschließend mit Leinöl geschwärzt. Die Klingenzwinge ist aus einem Kupferstreifen angepasst und verlötet und wurde abschließend in Form gefeilt.
Beim Griff und der späteren Scheide beschränke ich mich auf Mahagoni-Holz. Es ist dem üblichen Original Magnolie von seiner Struktur recht ähnlich und ich hatte aus einem früheren Leben als Gitarrenbauer davon noch einiges auf Lager. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich den Griff lieber aus möglichst hartem Holz gemacht hätte, denn es brauchte bei dem weichen Holz zuletzt 3 Schrauben für eine gute Sicherung. Ein Bambusstift, wie eigentlich üblich, hätte die Bohrung schnell ausgeleiert.
Beim Bau der Scheide hatte ich leider keine Fotos mehr gemacht... aus irgendeinem Grund dachte ich, dass das ja schnell geht und keine große Sache ist. Heute weiß ich, dass es sehr aufwändig ist, die 3 dimensionale Klingenform in die beiden Schalenhälften zu schnitzen, so dass die Schneide in der Scheide keinen Kontakt zum Holz hat.
Nichts desto trotz ist sie gut gelungen und ich habe zuletzt auch noch Endkappen und Beschläge aus Wasserbüffelhorn hinzugefügt und mit dunkler gebeizten Übergängen kaschiert.
Hier noch ein paar Nahaufnahmen.. schön auch der Knoten (nicht)... auf der anderen Seite ist das japanische Original, aber auf dieser Seite fehlte mir dann ein Werkzeug um den Knoten richtig abzuschließen. Naja... es geht...
Die Klinge polierte ich übrigens tatsächlich über 3 Monate per Hand bis zur 8000er Körnung. Dann wollte ich kein Geld mehr für noch feinere Schleifsteine mehr investieren. Wenn man weiß, dass sie da ist, ist die Hamon auch erkennbar, aber nicht fotografierbar. Einen Schnittest hat das Schwert erfolgreich absolviert und ohne dass nach Schockbelastung alles anfing zu wackeln (wie bei billigen Replikas) - es wird jedoch eher ein gebrauchstauliches Dekoobjekt sein.