Vorstellung Pflugschar

8. Januar 2017 um 19:17
Guten Abend,

ich bin 18½ Jahre alt und mache zur Zeit eine Ausbildung zum Landwirt (bin im zweiten Lehrjahr).
Zum schmieden bin ich aus einem praktischen Grund gekommen:
Für meinen 40Ps Schlepper habe ich einen Schälpflug angeschafft,
durch unseren steinigen Boden sind die Schare nach einem halben Tag stumpf und der Pflug zieht nicht mehr in den Boden ein.
Neue Schare gibt es nicht, also blieb nur selber machen.
Scharfmachen mittels Flex und ähnlichem kann man laut "den alten" hier im Dorf vergessen,
da durch die veränderte Form sich das Pflugbild verschlechtert.
Zum Pflug gab es ein Muster dazu, als Vorlage um die anderen Nachzuarbeiten.

Die "Esse" wurde aus Lehm gebaut, Innenmaße 20x30cm, mit elektrischem Gebläse, gefeuert wird mit Steinkohlenkoks.

Ein Schulfreund von mir ist vom Mittelalter-Reenactment (rund um das Jahr 1235) angetan und nutzt die Esse zur Herstellung von Essbesteck, Scheren und einfachem Schmuck,
ich kann das nicht

Neben der Landwirtschaft ist mein zweites Steckenpferd die (praktisch nutzbare) Chemie.
Da meinem Kumpel die Härte und Beständigkeit seiner Teile nie gut genug war, habe ich mich mit dem Härten beschäftigt und bin vom "popeligen" Abschrecken in Wasser zum Einsatzhärten/Aufkohlen von Randbereichen von Stahl gekommen plus das dazu gehörige Anlassen.
Das Funktioniert so weit gut,
das beim ersten Versuch aus einem Stahl mit 0,1% Kohlenstoff etwas so sprödes wie Gusseisen wurde.
Mittlerweile klappt das besser und es kommen verwendbare Ergebnisse dabei heraus.
Von den verarbeitbaren Werkstückabmessungen steckt das aber noch in den Kinderschuhen: Flachmaterial (minimesser und kleine Pfrime) mit max. 100x25x8mm gehen bis jetzt, 
entschieden zu klein.

Für die Zukunft ist geplant:
-Eine deutlich größere, stationäre Esse, Lehm als Baustoff möchte ich beibehalten, aber eine bessere Asche/Schlackeabfuhr bauen
-Ein extra Ofen zum Härten und Aufkohlen anschaffen, um größere Werkstücke bearbeiten zu können (bis Pflugschargröße) und um nicht immer den teuren koks verwenden zu müssen, Braunkohle tuts da sicher auch.
-Mir zeigen zu lassen wie man Streichbleche schmiedet, denn die sind bald durchgescheuert...

Im Vergleich zu den meisten hier ist das vermutlich ziemlich stümperhaft,
aber ich bin mit meinen Ergebnissen zufrieden.

Schönen Abend noch 

9. Januar 2017 um 11:38

hallo Pflugschar,

erst mal herzlich Willkommen im Forum!

Im Vergleich zu den meisten hier ist das vermutlich ziemlich stümperhaft,


Das kann man sehen wie man will, jeder von uns hat mal klein angefangen. Und das Aufarbeiten von Pflugscharen gehörte früher zu den Aufgaben der Dorfschmiede, aber die sind ja (fast) ausgestorben. Also muss der Landwirt selber ran...find ich gut

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 9. Januar 2017 um 11:40, Martin Hartung / DerSchlosser
9. Januar 2017 um 17:50
Willkommen Pflugschar,
ich denke für Dein Anliegen bist Du hier schonmal richtig, hier gibt es wirklich Experten die das Härten meisterhaft verstehen aber ich denke wenn Sie Deinen Betrag lesen werden Sie sich schon zu Wort melden.
Für Deine Zukunftswünsche kann ich Dir nur folgenden Tip geben, versuch es doch erst einmal mit einer gebrauchten Schmiedeesse von Ebay oder ebaykleinanzeigen dort sind die Dinger für nicht allzugroßes Geld zu erwerben und wenn Dir die Feuerschüssel zu klein ist bau Sie um das habe ich auch gemacht.
Als Kohle solltest Du keinesfalls Braunkohle verwenden sondern Steinkohle, gibts auch bei Ebay und zwar heißt Die Fettnuss Gr.4, da kosten 25 kg um die 20 EUR incl. Versand, geht preislich dem Schmiedkoks nicht viel aus dem Weg.
Das Schare ausschmieden solltest Du Dir zeigen lassen denn Du mußt ja quasi den Stahl gleichmäßig dorthin verschieben, wo Er abgenutzt ist, drauf los hämmern bringt da nicht viel.

Gruß Manfred
9. Januar 2017 um 18:15
Hallo und herzlich willkommen hier im Forum!
Ich denke sicher, du wirst hier Hilfe finden. 
Experten gibts hier viele, es gibt bloß niemand zu. Die Lektion "man lernt nie aus" ist hier weit verbreitet!  
Einfach anfangen, üben, Youtubevideos schauen, es wird ann immer besser und besser, und irgendwann wird man als "Experte" bezeichnet Das wird mir sicher auch noch irgendwann blühen
VG, Edgar
9. Januar 2017 um 20:28
Danke für die herzliche Begrüßung

Hallo Manfred,

mit diesen Essen für schmales Geld aus Eisen von Ebay habe ich auch schon geliebäugelt,
den gestampfte Lehm  gibts hier haufenweise und damit kostenlos,
nur der Bau dauert natürlich lange.
Mal sehen was es wird.

Schmieden möchte ich mit Braunkohle nicht,
die ist für den Härteofen gedacht.
Bis jetzt Härte ich in der Esse, und die wird nur mit Koks befeuert.
Fettnus IV hatte ich vor dem Koks gekauft, war damit aber nicht zufrieden, 25kg stehen noch rum.
"Für alle Fälle"  

Ja, das mit den Pflugscharen braucht Übung.
Die ersten wurden wirklich grauenhaft,
mittlerweile merkt man einen deutlichen Unterschied zwischen stumpf und nachgearbeitet.
Leider kamen mir noch keine neuen Schare zum Vergleich unter,
zufrieden mit der Arbeit bin ich aber nicht.

Ewig kann man den alten Kram auch nicht nacharbeiten,
irgendwann müssen neue her, bzw neue gemacht werden. 
10. Januar 2017 um 18:10
Hi Pflugschar,
was hast Du für einen Pflug ? vielleicht kann ich da etwas für Dich organisieren, bevor ich mich mit dem Schmieden infiziert hatte, habe ich alte Landmaschinen und Trecker restauriert (siehe meinen Gravedigger (Profilbild)). Schick mir am Besten ein paar Fotos von dem Pflug und den Scharen am Besten per PN. Mit der Braunkohle hatte ich falsch verstanden ...sorry und wenn Du soooo gern mit Lehm rumpatschst will ich Dir den Sapß nicht verderben .

Gruß

Manfred
10. Januar 2017 um 19:01
Hallo und erstmal Willkommen!
Auch ich hab oefters mit alten, meist Pferdepfluegen zu tun. Wenn sie zu abgearbeitet sind bin ich am "mogeln",d.h. ich schweisse mit leicht ueberlappenden Raupen erst Material auf, damit ich anschliessend wieder was zum Ausziehen hab. Durch das Ausschmieden ist das hinterher fast unsichtbar! Auch die Auswaschungen mitten im Schaar schweisse ich schneckenfoermig auf, aber nur mit vorwaermen und Stueck um Stueck, sonst gibts Spannungsverwurf oder sogar Risse. Bei den Elektroden muss man vorher probieren, was sich schmieden laesst. Manche Auftragselektroden brauchen eine so hohe Temperatur,  das man sie beim Ueberschmieden nur unverformt in den gluehenden Schaar schlaegt.
Viel Spass weiterhin
                                  Alex
Stahl---ist Männerknete!