Zwischen Meinerzhagen und Lüdenscheid wagten sich bei schönstem Wetter Tausende auf die Straße die sich an kleinen Ortschaften und historischen Hammerwerken durch die malerische Landschaft schlängelt.
Inmitten des teils unfallträchtigen Treibens von Menschen ab Windelalter bis zu den Senioren wagten sich drei Schmiede an ihr heißes Handwerk...
Martin (Der Schlosser) hatte eingeladen, das Autofreie Volmetal um eine kleine Schmiedesession zu bereichern. In der Nähe seiner im Aufbau befindlichen Schmiede am Sessinghauser Hammer in Kierspe-Bollwerk bauten er, Thomas (Tommi) und meine Wenigkeit unsere mobile Schmiede auf.
Aller Anfang war schwer. Abgesehen davon, dass frische Fettnuss zum Rauchen neigt, hatte auch noch der Wind beschlossen, in genau die falsche Richtung zu pusten. Sehr zum Verdruss unserer Nachbarn von einem Bio-Anbieter, deren frisches Obst und Gemüse nun um ein zusätzliches Aroma bereichert worden wäre.
Glücklicherweise hatte Petrus ein Einsehen und lenkte den Wind nach kurzer Wartezeit in die Gegenrichtung. Einem erfreulichen Schmiedetag stand also nichts mehr entgegen.
Nun also klingelten drei Ambosse durch das Volmetal.
Zwischendurch störte eine zickige Sicherung in der elektrischen Zuleitung die (Un-)Ruhe, da sie unsere Gebläse lahmlegte. Das Problem konnten wir glücklicherweise lösen und somit weiter schmieden.
Martin präsentierte eine sehr praktische Biegehilfe für Stahlherzen, die er für sein Vierkantloch angefertigt hatte, und produzierte im Familienauftrag munter Steckherzen für den Garten. Die Herzen waren sehr schön anzuschauen und fanden prompt großen Anklang unter interessierten Passanten.
Tommi schmiedete derweil mit einer für mich bewundernswerten Ruhe und Präzision ein „Railroad-Spike-Knife" oder wie wir sagen würden, ein Messer aus einer Schienenklammer. Diese Klammern waren in der Gegend entsorgt worden und laut Martin noch aus Zeiten der Reichsbahn. Vermutlich handelte es sich um einen niedriglegierten Federstahl, in jedem Fall ließ er sich schön schmieden.
Ich selbst beschäftigte mich mit etwas profaneren Dingen: mein Neuer Amboss, ein 30kg leichter, im Gesenk geschmiedeter Glücksfund aus den Kleinanzeigen, gerade rechtzeitig in der Woche vor unserem Treffen erworben, brauchte Bolzen für einen stabilen Stand. Nachdem ich die vier Bolzen geschmiedet und versenkt hatte, versuchte auch ich mich an einem Messer, das wie ich persönlich finde, nicht völlig danebengegangen ist. Hier liegt es neben Martins wirklich gut funktionierender Reiseesse.
Zwischendurch hielt mit Diddi (DietmarC) ein bekanntes Gesicht aus dem Forum an und hielt ein Schwätzchen. Er hatte sich heute gegen die warme Schmiede und für den kühlenden Fahrtwind auf seinem Radl entschieden.
Das Treiben auf der Straße erreichte gegen Mittag seinen Höhepunkt, was zu einigen überraschenden Begebenheiten führe. Eine Fahrradfahrerin fiel plötzlich und unerwartet vor meinen Amboss. Glücklicherweise kam sie noch vor dem Untersatz zum Stillstand und riss ihn nicht mit sich. Nicht auszudenken, wäre er Kleine auf meinem oder ihrem Bein gelandet.
Wir waren wohl beide froh, dass sie unverletzt wieder aufstehen konnte und offenbar ohne große Schmerzen ihre Tour fortsetzen konnte.
Obwohl keine Autos vorhanden waren, konnte man die Straße zwischenzeitlich als überfüllt bezeichnen, was zu einigen kräftigen Bremsmanövern und lautstarken Verwünschungen führe.
Für uns bedeutete dies: „Immer schön hinter dem Amboss bleiben."
Das gute Wetter machte sich auch durch steigende Temperaturen bemerkbar. Ich wurde dank 3-4 Litern Mineralwasser damit fertig, wobei ich sie unmittelbar über die Haut wieder als Kühlmittel freisetzte.
Thomas setzte im Gegensatz dazu auf einen offenbar sehr wirksamen Zaubertrank:
Nach einer Biomettwurst und anderen Leckereien vom Nachbarstand läuteten wir den Nachmittag ein. Martin musste häufiger seinen Stand verlassen um interessierten das neue Wasserrad seiner Schmiede am Sessinghauser Hammer zu zeigen. Es ist wirklich beeindruckend, wie ich mich selbst überzeugen konnte.
Wenn er am Amboss stand schmiedete er zwei schöne geschnörkelte Anhänger.
Ich versuchte mich an der Form eines Karambit-Messers, dass mein Schwager gern zu Präsentationszwecken haben wollte. Wenn es eines Tages vollendet sein sollte, zeige ich es natürlich nach.
Unser Stand lockte zunehmend interessierte Besucher an, was ich ehrlich gesagt nur deshalb mitbekam, weil ich zwischenzeitlich mal auf Martins und Thomas Sachen aufpassen musste. Ein großer Magnet waren natürlich Thomas' Damastmesser, die zum Leidwesen vieler Zuschauer unverkäufliche Ausstellungsstücke waren. Aber auch die Kreuze und Ziergegenstände, die Martin ausgestellt hatte, fanden viele Interessenten und der ein oder andere schmiedeeiserne Nägel ein neues zuhause.
Als gegen 17:30 Uhr der Strom abgeschaltet wurde, kam zeitgleich die Ansage der Organisatoren, dass man nun mit dem Abbau beginnen möge. Wir folgten und saßen in binnen kurzer Zeit auf gepackten Kisten. Leider wurde die Sperrung der Straße erst nach einiger Wartezeit aufgehoben, weshalb wir mit dem Aufladen der schweren Last noch etwas warten mussten.
Insgesamt waren wir uns wohl einig, dass das Autofreie Volmetal und unsere Schmiedesession ein schöner Erfolg und ein großer Spaß waren.
Mir bleibt mich bei Martin für die liebe Einladung und bei Thomas für die gute Gesellschaft zu bedanken. Für Euch habe ich noch einige Impressionen von unserem Schmiedetag: