Zange schmieden

28. März 2015 um 21:18
Hallo,
 
das Schmieden einer Zange ist mir klar und wurde auch schon ausprobiert. Mein Problem ist das Ausschmieden der Griffe. Ausgangsmaterial ist Rundeisen 20 mm. Das Maul ist kein Problem aber bis die Griffe auf einen optisch ansehnlichen Durchmesser geschmiedet sind, fällt mir fast der Arm ab. Bei Federstahl habe ich aufgegeben!
Wie macht ihr das? Dünneres Rundeisen feuerschweissen? Flacheisen als Ausgangsmaterial verwenden? Oder fehlt einfach nur die Ausdauer?
Danke für eure Antworten!

Gruß


Jürgen 
28. März 2015 um 22:16
20x20mm ist schon heftig. Ich knusper noch am Maul, aber die meisten Zangen die per Hand geschmiedet werden, wurden aus ca 10x20mm Flachstahl gefertigt. Normalerweise reicht Baustahl aus, mehr als C45 muss nicht sein, allein wegen der Hitzebelastung im Maulbereich.

Ansonsten, gerade bei Baustahl hilft es auch einfach etwas wärmer zu schmieden. 1200 Grad und das flutscht. Bei C-Stählen nicht unbedingt zu empfehlen, aber bei Baustahl sollte es egal sein.

Ich merke das immer beim Feuerschweissen von Werkzeugstahl. Ich schweisse immer 3 Mal, wobei ich dirt nach der 3. Schweissung anfange brutal auszurecken (für die nächste Faltung). Die Verformleistung direkt nach dem Schweissen (ca 1200) Grad ist mindestens 3 mal höher als beim Schmieden bei 900 bis 1000 Grad.

Ich hab aber als Benutzer eines Maschinenhammers aber auch leicht reden...

Als Fazit gebe ich allerdings dem 20x20 Material die größte Schuld, das ist schon ein guter Batzen den mit der Hand auszurecken.
29. März 2015 um 01:26
Servus,
Schweißen kann man, funktioniert sehr gut, und ist vorallem schnell und sauber. Allerdings finde ich, man spürt die Schweißstelle trotzalledem. Es ist einfach anders (meiner Meinung nach besser), wenn sie aus einem Stück ist.

Zum Ausziehen immer auf einer Runden Kante arbeiten, da geht viel Vorwärts. In addition dazu kannst du auch einen Kreuzschlaghammer verwenden, und das Material quasi zwischen Kante und Finne richtig austreiben.
Gut durchwärmen hilft auch oft, Temperatur darf je nach Werkstoff (ich verwende hauptsächlich Baustahl für meine Zangen) hoch sein. Ein Zuschläger erleichtert das ganze Ungemein, vorallem wenn es ein Feder- oder Luftzuschlaghammer ist.

Viele Grüße,
Alex
29. März 2015 um 08:21
Hallo,

eine andere variante wäre eine "Bastard" variante. Du nimmst einen "dünneren" Stahl für deine Zangen und stauchst den vorne an. also.. weniger ausziehen hinten.. vorne mehr stauchen...
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
29. März 2015 um 23:38
Hallo Jürgen,

 

als Ausgangsbasis nehme ich Flachstahl dessen Querschnitt vom zukünftigen Zangenmaul abhängig ist. Ob du jetzt Federstahl oder C45 oder ... für die Zange nimmst: ohne Federhammer oder ohne Zuschläger ist es eine Frage der Technik und der Ausdauer.
Meine erste kleine unansehliche Zange war das Produkt eines Schmiedetages: Hofi macht in Handarbeit eine Zangenhälfte einer kleinen Zange in 20 Minuten => Erfahrung und Technik

Dann stellt sich für mich persönlich noch die Frage über sinnvoll oder nicht, z.B.: eine 700 mm (Länge) Zange kaufe ich und schmiede sie nicht selbst; ist mir die Zange jedoch zu schwer und ich möchte sie in Federstahl haben, besorge ich mir eine LKW-Feder und Frage einen Kollegen ob ich mich einen Tag in seiner Werkstatt (mit Federhammer) einnisten kann

MfG
Robert

30. März 2015 um 22:49
Hallo Jürgen,
Ich mache die Zangen auch lieber aus einem Stück. Am liebsten aus Rundmaterial.

In diesem Video wird gezeigt, wie eine Zange aus einem 20er Rund geschmiedet wird: Klick

Viel Erfolg.

Grüße

Jörg
31. März 2015 um 14:42
Hallo Jörg,

wie Brian im Video eine Zange aus Rundmaterial herstellt ist beachtlich. Ich bin nicht so recht überzeugt, dass viele dies so hinkriegen.

MfG
Robert
31. März 2015 um 21:42
Hallo Robert,
das ist halt Übungssache. Von ihm gibt es auch ein Video, wo er das Verfahren mit Plastilien zeigt. Das ist auch super zum Üben.
Die Gefahr ist eigentlich immer nur die, dass man den Bereich, in dem später der Niet sitzt, zu dünn macht.

Grüße

Jörg
2. Juni 2015 um 16:13

Hallo,

dank eurer Hinweise und dem Video ist die zweite Zange schon mal deutlich besser gelungen. Die größere Zange ist aus 14mm Rundeisen und etwa 400mm lang. Trotzdem wirkt sie immer noch recht "zart". Hier werde ich wohl mal mit größeren Durchmessern arbeiten oder eben stauchen. Über kaufen habe ich auch schon nachgedacht. Allerdings ist der Lerneffekt beim Schmieden wohl höher.

Schöne Grüße

IMG_4941.jpgIMG_4942.jpg

Jürgen

2. Juni 2015 um 22:31
Die größere Zange sieht echt schon gut aus.
Einfach weiter üben.
20er Rund ist gut für mittelgroße Zangen.

Grüße

Jörg
4. Juni 2015 um 19:52
Trotzdem wirkt sie immer noch recht "zart". Hier werde ich wohl mal mit größeren Durchmessern arbeiten oder eben stauchen.

Schonmal über feuerschweißen nachgedacht?
www.schmiedekunst-weyer.de
4. Juni 2015 um 20:08
Was mir an Deiner Zange noch auffällt ist, dass der Absatz vom Getriebe (im Englischen Boss oder so) recht scharf ist. Das ist eine Schwachstelle. Wenn Du da mal viel Druck gibst, kann es pasieren, dass der Griff abbricht.
Manche Schmiede machen da keinen oder einen ganz weichen Absatz.

Grüße

Jörg