Verwendung und Wärmebehandlung von Warmarbeitsstahl

27. Januar 2014 um 17:33
Hallo, ich habe vor kurzem etwas 1.2550 (60WCrV8) bekommen. Vor lauter Betriebsblindheit ist mir erst jetzt beim stöbern im Stahlschlüssel aufgefallen dass das ja ein Warmarbeitsstahl ist.

Da ich mir gerne einen sehr schmalen Warmschrothammer z.B. zum erstellen eines Hammerauges oder zur Herstellung einer Zirbel machen würde habe ich da einige Fragen. Wie wärmebehandelt man so einen Stahl? Der Stahlschlüssel gibt mir Verarbeitungs-, Normalisierungs-, Härtetemperatur an und als Härtemedium Öl. Als Anlasstemperatur wird 170-190°C angegeben, die Härte dabei 58 HRC. Das scheind mir aber doch sehr hart. Wenn ich aber jetzt z.B. ein Hammerauge für den folgenden Dorn spalte, wird ein dünnes Blatt ja doch sehr schnell warm. Gewöhnlich kühle ich regelmäßig mit Wasser (C- Stähle). Im Stahlschlüssel wird für den 1.2550 kein Kühlmedium angegeben. Wie sollte ich mich beim Arbeiten verhalten wenn das Blatt doch mal Glühfarben annehmen sollte? Härtet der 1.2550 doch schon an Luft durch den CrV Anteil? Schadet kühlen in Öl/Graphit-Gemisch? Welche Temperaturen steckt der Stahl denn weg? Irgendwelche Grundlegende Tips? Ist der 1.2550 überhaupt für sowas geeignet?
Zuletzt bearbeitet: 27. Januar 2014 um 17:57
27. Januar 2014 um 18:00
Hallo Klaeus,
also in meinem Stahlschlüssel, (schon etwas älter) steht unter anderem drin, daß der Stahl nicht mehr gefertigt wird.
Die Wärmebehanbdlung:
schmieden  850 -1050 °C           nicht überhitzen
härten       900-920 °C             fast nur im Ofen möglich
Abschrecken  ÖL
anlassen     450 °C   ca. 50HRC          nach Farbtabelle
Weichglühen   720 -750 °C
Bei diesen Werten macht es auch nichts, wenn der Meißel mal blau wird ca.400 °C  .
Die Härte 50 HRC scheint mir für soche Werkzeuge ausreichend, da bricht das Werkzeug nicht so schnell.

Grüße und viel Spaß beim Arbeiten.
27. Januar 2014 um 20:29
Hallo Klaus, wir haben den 60WCrV7 (alt ) fast nur als Kaltarbeitsstahl eingesetzt. Also für Messer Meißel, Lochmatrizen
undä. er wird glashart ,wenig zäh.
Für deinen Zweck würde ich was anderes nehmen.
Kohlenstoff um die 0,4. Ni, W, Mo je mehr desto besser, sie ergeben gerade W die Warmhärte, Ni ergibt Zähigkeit und Mo
feine Karbide für den Gefügeaufbau.
Empfohlen: 30WCrV15
oder55NiCrMoV6 - Gesenkestahl fürs schmieden
34 Cr Ni Mo6
Falss du doch den 60er nimmst , vorsicht der wird teilweise schon an der Luft hart. Also Kälte vermeiden.
und hoch anlassen , die 450°C sind schon o.k. Mehr als 45 bis 50 HRC brauchst du nicht.
Lass es eine Härterei machen, der Stahl ist empfindlich gegen auf und abkohlen und jegliche Spannungen,
es gibt noch einen 45WCrV7 der wäre geeigneter.
gruss fritz
27. Januar 2014 um 22:46
OK, dann ja lieber nen C Stahl. Der ist bei überhitzen schnell wieder aufgearbeitet.

Je mehr ich mich mit dem Stahl beschäftige, desto weniger verstehe ich. W macht warmbeständig und verschleißfest, CrV lufthärtend. So meine Grundkenntnisse. Laut Abrams Stahlberater gilt er als zäh und mittelmäßig verschleißfest, laut Stahlschlüssel als Warmarbeitsstahl. Wie passt das zusammen? Der Abrams Stahlberater deckt sich ja mit deinen Erfahrungen. Er scheind ja schlecht zu handhaben zu sein. Ich bin nicht auf den Stahl angewiesen, würde aber gerne verstehen wo, wann und warum Probleme entstehen. Das letzte was ich gebrauchen kann ist ein Hilfshammer/Werkzeug das zum Splittern neigt. Wenn der Stahl zum auf- und abkohlen neigt und empfindlich gegen Spannungen ist lass ich ihn wohl ganz sein. Das ist ja als Hobbyschmied unberechenbar. Würdest du ihn mir für Holzbearbeitungswerkzeuge oder Messer empfehlen, oder eher zu nem C-Stahl raten. Ich würde mich freuen, wenn du mir die Probleme vielleicht verständlicher machen könntest.

Danke für eure Hilfe, hier hört wohl wiedermal die Theorie auf und die Praxis beginnt und da muss ich noch viel lernen.
Zuletzt bearbeitet: 27. Januar 2014 um 23:09
28. Januar 2014 um 15:53
P.S. Vielen Dank für deine Stahlempfehlung. Werd mir was für die oben genannten Warmschrotmeißel besorgen.
29. Januar 2014 um 11:37
Moin Kläus,

der 1.2550 ist wohl wegen des Wolframs unter die Warmarbeitsstähle geraten. Wolfram macht Stähle warmfest und verbessert die Verschleißfestigkeit bei hohen Temperaturen.

Wolfram bildet kleine Karbide und ist für Schneidwerkzeuge geeignet. Mit 58HRC bei 200° angelassen, bei dünnen Querschnitten ~60HRC, ist 1.2550 ein Kandidat für feine Schneiden. Das ist richtig geiles Zeug!

LG
Holger
29. Januar 2014 um 12:24
so so "sag die Wahrheit"
Hier ist bei 1.2550 die Rede von Kaltarbeitsstahl, ich bin einfach zu faul Bücher zu wälzen, da ich eh nicht der Experte bin.
Aber ich bin auch auf der suche nach einem Stahl für schlanke scharfe Meißel zur Warmbehandlung.


http://www.ebay.de/itm/Werkzeugstahl-1-2550-60WCrV7-Stahl-Gesenk-Amboss-Lochdorne-Meisel-Schmiedekohle-/251276301057?pt=Rohstoffe_Materialien&hash=item3a813c1301

Ich hoffe heut kommt mein Buch zur.. Wärmebehandlung von Stahl ....von Eckstein.
29. Januar 2014 um 13:19
so so "sag die Wahrheit"



Natürlich ist der 1.2550 ein Kaltarbeitsstahl und ein Warmarbeitsstahl, oder welche Wahrheit soll ich verraten?

Edit: Zur Stahlauswahl siehe Bummis Beitrag.
Zuletzt bearbeitet: 29. Januar 2014 um 13:23, Holger Depenau
29. Januar 2014 um 13:30
Sorry! in diesem Link ist nur die Rede von Kaltarbeit bzw. nicht zur Bearbeitung von glühendem Material,
das verwirrt mich. Wenn ich falsch liege.. löschen

Danke für den Tip