Damast aus Kugellagern und Feilen

16. Dezember 2023 um 16:18

Hallo,
ich wollte in der nächsten Zeit anfangen aus Werkstattfeilen von Pferd und aus Kugellagern eine Schwert Klinge aus Damast herzustellen.

Hat jemand damkt schon Erfahrung gemacht und hätte da hilfreiche Tipps für mich?
(Schweißtemperatur, Lagenzahl, Kontrast, Funktionstüchtigkeit etc.)

Mein Persönlicher Kenntnisstand ist:

-3 Jahre Hobby Schmiedeerfahrung

-bereits 3 Damast Messer hergestellt 

17. Dezember 2023 um 11:44

Feilen lassen sich allgemein recht schlecht feuerschweißen da das Temperaturfesnster sehr genau eingehalten werden muß. Bei einem Schwert was ja nun etwas länger werden soll besteht dann natürlich auch die Große Gefahr den Stahl zu verbrennen. Ich schmiede gerne mit 1.2842 und 1.2767 das ergibt einen guten Leistungsdamast und ist nicht allzuschwer zum Feuerschweißen.

Habe selber hier eine klinge von ca 60 cm in Damast alles soweit kein Problem aber das Teil ist nicht Gerade zu bekommen es verzieht sich immer wieder in eine Richtung . Messer mit 35 cm Länge härte ich sehr gut bei bis zu 1,5 mm dicke nur das Schwert will nicht  gerade werden.

Mehr kann ich dir aber dazu auch nicht sagen. Trotzdem viel Erfolg für den Projekt.

Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
17. Dezember 2023 um 12:01

Alles klar. Danke für die Info.

Ich versuche mal mein Glück. Haben Feilen und Kugellager ungefähr das gleiche Temperatur Fenster?

17. Dezember 2023 um 12:43
Tim123, 17. Dezember 2023 um 11:01

Alles klar. Danke für die Info.

Ich versuche mal mein Glück. Haben Feilen und Kugellager ungefähr das gleiche Temperatur Fenster?

Kugellager sind meiner Meinung etwas gutmütiger aber der Bereich der Temperatur liegt nahe beieiander.

Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
17. Dezember 2023 um 12:50

Ok das gut.

Wie viel Grad ist der Temperatur Bereich denn ca. für die beiden Stähle zum Damast Schmieden?

17. Dezember 2023 um 15:28
Tim123, 17. Dezember 2023 um 11:50

Ok das gut.

Wie viel Grad ist der Temperatur Bereich denn ca. für die beiden Stähle zum Damast Schmieden?

Naja der Temperaturbereich liegt von 1200 Grad bis 1400 Grad. Kommt auf die Legierung der Feilen an denke die sind Problematischer als der Kugellagerstahl. Aber ein Thermometer hilft dir nicht weiter die Glühfarbe und die Erfahrung der Funken sind da der Entscheidende Faktor. Borax ist auch eine sehr gute Hilfe fürs Schweißen und etwas absenken der Temperatur.

Ich habe eben die ERfahrung gemacht das Feilen sofort anfangen zu breien und dann ist der Sathl unweigerlich dahin.

Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
17. Dezember 2023 um 15:42
Tim,

Deine Fragen lassen sich ja leicht aus der Kenntnis des Kohlenstoffgehalts beantworten. Kugellagerstahl ist meist 1.3505 mit 1% C - leider auch mit etwas Chrom, was das Schweißen etwas erschwert.

Feilenstahl (1.2002 oder 1.2008) hat noch mehr Kohlenstoff, meist ab 1,25 % aufwärts. Es ist also eine etwas herausfordernde Kombination, die Du Dir ausgesucht hast, die eher für hoch härtbare Messer eingesetzt wird. Hohe Bruchgefahr beim Gebrauch als Schwertklinge!

Das Temperaturfenster wird vom empfindlicheren Stahl bestimmt, und die Einhaltung derselben hängt wiederum von der Erfahrung des Schmieds und seiner Fähigkeit einer guten Feuerführung ab. 

Schwertklingen müssen ja eine gute Zähigkeit haben, um die Schockbelastung der Kampfpraxis auszuhalten. Daher haben die Schmiede in der Vergangenheit immer Kombinationen von Werkstoffen gewählt, die das auch konnten.

Die Schwertschneiden wurden aus Kohlenstoffstahl mit max. 0,5 - 0,6 % C auf einen eher zähen Stahlkern mit noch geringerem C-Gehalt aufgeschweißt. Dieser Verbund verspricht dann eher, einen Schlag auf eine schwere Rüstung auszuhalten oder gar eine Parade mit einem anderen Schwert!   

Das hängt aber wieder von der Wärmebehandlung ab, und hier besonders vom Anlassen! Gehärtet würde ja immer bei etwa 800°C, aber das Anlassen müsste möglichst präzise vermutlich bei 230 - 250°C erfolgen. Eher darüber als darunter, aber das muss man natürlich vorher durch Bruch- und Biegeversuche abklären, wenn man ein qualitativ gutes, funktionales Schwert machen möchte.

Interessant in diesem Zusammenhang könnte für Dich, falls Du unbedingt Damast machen möchtest, ein Wikingerschwert sein. Diese hatten etwa im 6. Jhdt. einen mustergesteuerten Kern aus zwei Sorten Eisen (reines Eisen und solches mit Phosphorgehalt, das nach dem Ätzen silber zeichnet) sowie eine aufgeschweißte Schneidleiste aus Kohlenstoffstahl ähnlich C45.  

Eine Herausforderung, die nicht nur schön ist, sondern sich dann auch noch in der Praxis bewährt hat.

Freundliche Grüße

Jean 

P.S. Das von Martin vorgeschlagene Temperaturfenster erscheint mir viel zu hoch! 
Zuletzt bearbeitet: 17. Dezember 2023 um 15:45, Jean Collin
17. Dezember 2023 um 16:35

Hallo!

 

Möchtest Du denn historisch korrekt bleiben, oder einfach "nur" ein Damastschwert haben? Dann würde ich ggf. einfach zu bekanntem Stahl greifen, dann hast Du zumindest alle nötigen Angaben für die Temperaturen beim Schmieden und der Wärmebehandlung.

 

Achtung bitte bei den Begriffen mit "Wikinger" etc. Was heute im kollektiven Gedächtnis als "Wikingerzeit" verallgemeinert wird, bezeichnet viel zu viel, um hier einfache Typisierungen vornehmen zu können. So auch mit dem "Wikingerschwert". Im 6. Jhd. haben wir noch spätantike Spathae, wobei die Schwerter des frühen Mittelalters und der skandinavischen "Völkerwanderungs"zeit ebenfalls im Grunde Spathae sind. Nichtsdestotrotz sind natürlich solche Klingen natürlich äußerst hübsch. Hierbei aber auch vorsicht: Wir ätzen die Teile heute natürlich, um die Kontraste besonders sichtbar zu machen. Historischer wär Politur ohne Ätzung.

 

Viele Grüße!

 

17. Dezember 2023 um 21:54

Jean Danke für die ausführliche Antwort.

ja das mit dem C-Gehalt von 0,5-0,6 % für ein Schwert habe ich auch schon gehört.

Ich bin durch Zufall auf den Kugellager Feilen Damast als Hochleistungsdamast  gestoßen und da ich billig an Feilen und Kugellager rangekommen bin dachte ich mir, dass ich das mal für ein Schwert ausprobieren könnte.

Die C Gehalt der Stähle haben mich dann auch etwas stutzig gemacht, aber ich habe mir gedacht, dass Walzlägerstahl(Kugellager) ja von den Eigenschaften eigentlich perfekt für ein Schwert geeignet ist (hohe Härte, sehr gute Verschleißfestigkeit und Formstabilität) und der Stahl hat ca. 1%.

Bei den Feilen die kann man ja sehr scharf machen und ist auch hart und verschleißfest.

Vielleicht meinte die, wo ich das mit dem Hochleistungsdamast gelesen habe, dass die Kombination Kugellager Feile nur für Messer funktioniert…

Sollte ich aus der Kombination jetzt doch lieber Messer machen, weil das als Schwertklingen Damast nichts taugt oder sagt ihr ich kann es mal versuchen und es könnte was Vernünftiges bei rumkommen womit man auch einen Schwertkampf ohne Probleme bestehen könnte? 

17. Dezember 2023 um 22:00

Also das Schwert muss nicht irgendwie historisch original sein oder so.

Ich möchte einfach nur ein sehr gutes Schwert herstellen. Welches man für den Kampf theoretisch benutzen könnte ohne das die Klinge bricht, schnell stumpf wird oder Kerben kriegt.

 

Das mit dem Wikingerschwert also das die den Kern aus wurmbunten Damast der relativ weich war hergestellt haben und die Schneide dann aus sehr hartem Stahl außen rum geschmiedet haben, ist mir bekannt.

 

Nur habe ich gedacht:

1. Das man das heutzutage nicht mehr machen muss, da unser Stahl einfach sehr gut ist und man daraus dann die Klinge in einem machen kann

2. Deutlich aufwändiger und ich habe damit auch noch keine Schmiedeerfahrung gemacht..

18. Dezember 2023 um 12:17
Tim,

hast Du meinen Beitrag gelesen? Da steht doch deutlich, dass Härte bei Schwertern eher ein Problem als ein Vorteil ist! Man braucht vor allem Zähigkeit, und ganz bestimmt bekommen Klingen, die nicht brechen, auch schon mal Scharten und Kerben im Kampf. Daher gab es im späten Mittelalter auch den Beruf des Schwertfegers.

Du wirfst auch die Begriffe durcheinander: "....Bei den Feilen, die kann man ja sehr scharf machen und ist auch hart und verschleißfest...." 
Man kann auch eine Klinge aus Baustahl scharf schleifen, allerdings hält sie die Schärfe im Gebrauch nicht - sie ist nicht schnitthaltig.

Verschleißfestigkeit ist bei Schwertklingen gar nicht gefragt, wohl aber bei industriellen Schneidwerkzeugen, die Tausende von Schnitten machen müssen. Dafür nimmt man dann D2-Stahl.

Natürlich sind unsere heutigen Stähle viel 'besser' als die unserer Vorfahren, aber Du wolltest ja eine Damastklinge machen. Wenn es allein um die Ästhetik geht, dann verstehe ich das. Der eigentliche Grund für die Enstehung von Schweißverbundstahl ist jedoch die angestrebte Homogenisierung - man versuchte, vor allem den Kohlenstoff gleichmäßig im Stahl zu verteilen, um vorhersagbare und wiederholbare Eigenschaften des Materials zu bekommen.

Die berühmten 'wurmbunten' Klingen, die Du erwähnst, waren sozusagen die letzte Entwicklungsstufe dieses Stahls, danach konnte die Franken guten Monostahl mit weniger Aufwand herstellen. Diese Klingen haben die Wikinger sich dann auch beschafft, was dazu führte, dass über Jahrhunderte kaum noch Damaststahl in dieser dekorativen Form hergestellt wurde bzw. werden musste. Diese Kunst ging quasi verloren und wurde erst im 20. Jahrhundert wieder nachvollzogen.

Natürlich kannst Du Dir Deine Klinge so herstellen, wie Du das möchtest. Aber wenn Du schreibst: 

"....Ich möchte einfach nur ein sehr gutes Schwert herstellen, welches man für den Kampf theoretisch benutzen könnte, ohne dass die Klinge bricht, schnell stumpf wird oder Kerben kriegt...."
 
dann ist das ein Wunderschwert! Die Kombination dieser - einander ausschließenden - Eigenschaften ist annäherungsweise nur mit einer Kompositbauweise möglich, wie sie bei japanischer Schwertklingen praktiziert wird.

Merke: Jede Klinge ist ein Kompromiss für den jeweiligen Einsatz! 

Freundliche Grüße

Jean

18. Dezember 2023 um 16:27

Hi Jean,

ok Danke für die Verbesserung. Ich habe das dann mit der Verschleißfestigkeit falls verstanden. Aus deiner Erklärung dafür schlussfolgere ich, dass der Kugellager Feilen Damast sehr gut für Messer geeignet ist jedoch nicht für Schwerter richtig?

Genau also aus Damast möchte ich die Klinge  nur aus ästhetischen Gründen machen. Nicht weil ich denke, dass Damast besser als Monostahl Klingen sind.

Ich weiß auch, dass man kein ,,unzerstörbares Schwert‘‘ herstellen kann, jedoch möchte ich ein Schwert machen, welches möglichst nah dran kommt so gut es eben möglich ist.

Deshalb meine Frage:

Was würdet ihr mir empfehlen, aus welchem Stählen ich so ein Damastschwert, welches für den Kampf Gebrauch geeignet wäre schmieden sollte?

Und ob ich aus den Feilen und Kugellagern doch lieber Messer machen soll?

Danke für die sehr hilfreichen Antworten bisher.

 

18. Dezember 2023 um 16:41

Achtung: Wie sehen denn deine Vorstellungen von Schwertkampf aus? Denn es gibt ja nicht "das" Schwert und der Einsatz ist durchaus komplex. Das Schwert ist sowieso eher ein repräsentatives Objekt und als Waffe eigentlich nicht so gut geeignet.

 

Aber, um mal zum Punkt zu kommen: Ich würde vor allem auf Flexibilität und Zähigkeit Wert legen und weniger auf Härte und Schärfe. Nach einem Kampfeinsatz muss das Schwert ohnehin instandgesetzt oder sogar vollständig ersetzt werden.

18. Dezember 2023 um 18:05

Ja genau Flexibilität und Zähigkeit sind sind da für mich auch die entscheidenden Aspekte.

 

Also welche Stähle eignen sich dafür gut als Damast?

18. Dezember 2023 um 20:10

1.2767+1.1740 oder 1.1750 wäre en zwei Möglichkeiten

Das kann man so machen, muss man aber nicht.