Blattfedern aufschmieden

19. Juni 2012 um 15:02
Moin,

da ich ja nun auch ein Freund von alter LKW Technik bin (habe 2 Hanomag A-L28), höre ich desöfteren von Federschmieden die die Blattfedern wieder "aufschmieden". Nun kann ich mir darunter überhaupt nix vorstellen.
Klar ist, dass sich im Laufe der Zeit die Federn setzen, die Blatfedern halt mehr durchhängen.
Was macht denn der Federschmied nun?
Ihre alte Form wieder zurückgeben?
Wie geht's weiter? Weiss jemand was genaueres?

Gruss,
Micha
19. Juni 2012 um 16:42
Also da kann ich auch nur Vermutungen anstellen. Klar ist, dass Risse und Abnutzungen irreparabel sind. Was man machen kann ist, wenn die Feder an Spannung verloren hat diese neu Wärmebehandeln und zuvor die ursprüngliche Form herstellen. Das heißt die Federn werden Weichgeglüht, in die alte Form gebracht und mit Wärmebehandlungen Spannungsarm und in ein gleichmäßiges feinförmiges Gefüge gebracht. Dann passend gehärtet und angelassen. Dann haben die Federn wieder ihre alte Form und Spannung. Wie aufwändig diese Wärmebehandlungen in der Praxis durchgeführt werden kann ich allerdings nicht sagen.

Genauso gehst du übrigens auch vor wenn du für deine Schmiede Werkzeug herstellen willst. Also z.B. Spiralfeder langsam Stück für Stück auf Temperatur bringen. Gib dem Stahl Zeit sein Gefüge zu ändern und bearbeite ihn zwischen "gelb und hell orange". Keine Angst Federstahl verzeiht viele Fehler. Versuche die Feder mit Hammer und Zange auf dem Amboss auszurollen. Das ist eine Schmiedeübung die anfangs alles andere als einfach ist. Du kannst die Feder auch in der Mitte teilen, dann hast du nur nen Meter langen Stab. Eine Feder gibt ein perfektes Ausgangsmaterial um sich eine Zange zu schmieden. Härten musst du die Zange nicht. Nen Lochdorn aber schon.
19. Juni 2012 um 22:49
Hallo Leute.
Ich habe auch mal für ein Burgtor ein Schloß geschmiedet das " von aussen Mittelalterlich" Jedoch nicht mit einem Bundbardschlüssel sondern mit einem PZ betätigt werden sollte. Und das mit Wechel und in der Falle sowie verriegeln mit der Falle.
Dafür brauchte ich auch eine speziell geschmiedete Feder die ich aus einer dünnen Blatfeder geschmiedet habe und dann
mit 3 versuchen gehärtet und angelassen habe bis diese dann endlich die richtige spannung hatte.

Aber das Schloss funktioniert immer noch obwohl es nun schon einige Jahre im einsatz ist.

Der pit03.
20. Juni 2012 um 19:18
Hallo Micha,
Klaeus hat mit seiner Vermutung recht. In der DDR war die Reparatur von Plattfedern der normale Weg. Die Federn wurden zerlegt und dann weichgeklüht, dannach mit einer Presse in mehren Schritten wieder in Form gebracht, anschließend gehärtet und zusammengebaut. Der Zusammenbau erfolgte mittes Vorrichtung, da die regenerierten Federlagen unter Vorspannung zusammen gesetzt wurden.
 Ich hatte einen Kollegen, der hat nichts anderes gemacht, da die meisten Ostfahrzeuge Blattfedern hatten. Oft waren die Federaugen weggebrochen und sie mussten neu eingerollt werden. Alle irgendwie verwertbaren Federlagen wurden wiederverwendet. Allerdings hat besagter Kollege die vorgekrümmmten Federn anfangs in einem Industriebetrieb härten lassen da dies unter Werstattbedingungen Probleme bereiten kann. Später baute er sich einen Gasofen und machte es teilweise selbst. Um Gas zu sparen  wurden die Federlagen im Koksfeuer vorgewärmt und dann erst in den Gasofen gegeben. Gehärtet wurde in Öl.
Wichtig ist es auf jeden Fall die Materialsorte zu kennen, da es für jeden härtbaren Stahl eine Härtevorschrift bezüglich Glühtemperatur, Härtemedium und Anlasstemperatur gibt.
Grüße
welud
20. Juni 2012 um 19:29
Später baute er sich einen Gasofen und machte es teilweise selbst. Um Gas zu sparen wurden die Federlagen im Koksfeuer vorgewärmt und dann erst in den Gasofen gegeben.

Im Verhältnis zum Lohn Ok,weiß jetzt aber den Kokspreis nicht oder war es Steinkohle/Schmiedekohle,aber bei den Preisen jetzt,wird man da wohl auch Nachkalkulieren müssen.

Gruß Maik
Homepage
21. Juni 2012 um 08:26
Moin Moin,

kann man das Ganze so zusammenfassen: Blattfedern aufschmieden ist in der Hobbyschmiede nicht durchfuehrbar?
Man braucht dazu z.B. eine Presse um die Federn wieder in Form zu druecken..

Gruss,
Micha
21. Juni 2012 um 09:03
Wieso ?,hast du Federn die sich gesetzt haben und einer Aufarbeitung bedürfen ?,danach hatte sich deine Frage nicht konkret gerichtet.
Wenn ich von so mancher "Hobbyschmiede" höre,da kann so mancher Profi (mich eingeschlossen) nur träumen.

Gruß Maik
Homepage
21. Juni 2012 um 09:58
Moin Damastschmied,

aktuell habe ich keine gesetzten Federn, aber halt 2 Fahrzeuge die Blattfedern haben und vielleicht sind die ja irgendwann soweit...

Gruss,
Micha
21. Juni 2012 um 11:27
also wenn's um das wieder frisch machen von Blattfedern geht: vor einiger Zeit war da mal ein schöner ausführlicher Artikel in der Oldtimer Markt. Das Heft habe ich leider irgendwo verbuddelt, aber vielleicht findest du ja was im Netz.
Ich teile die Einschätzung, dass Hobbyschmiede wohl mangels technischer Ausrüstung mit der Federinstandsetzung überfordert sind. Dafür können Hobbyschmiede die Federn immer irgendeiner anderen Bestimmung zuführen

Gruß
Christian.
21. Juni 2012 um 20:37
Blattfedern aufschmieden ist in der Hobbyschmiede schon durchfürbar , aber mit einem gewissen Risiko verbunden. Natürlich lassen sich die Federlagen auch ohne Presse per Hand in Form bringen. Allerdings wüßte ich nicht wieviel ich die einzelne Lage vorbiegen müsste. Dann stellt sich natürlich die Frage wie Du mit Härte -und Anlasstemperatur klar kommst. Da ergeben sich bei der Länge der Federlagen im heimischen Schmiedefeuer schon Probleme.
Grüße
welud
21. Juni 2012 um 22:10
Ich seh sowas durchaus kritisch, sicher das wurde zu DDR zeiten gemacht (übrigends auch im anderem Teil Deutschlands) das war alles andere als unüblich!
Und sicher heute noch in vielen Teilen der Welt!

Aber es setzt genaue Kentnisse über das Material vorraus und kann niemals nie so gut wie neue sein, vom gestresstem Ausgangsmaerial mal angefangen und mit versteckten Haarrissen die selbst unter entsprecenden Prüfungen nicht sichtbar sind mal gar nich geredet.
Je nach Hersteller dicke usw waren das verschiedene Stähle mit verschiedenen WHB etc. teils Lufthärter teils Wasser oder Ölhärter das gabs alles, also vorsicht.
Freu mich immer über Blattfedern aber frischen würd ich die nie.

Tschau Torsten
22. Juni 2012 um 22:17
Ich schließ mich dem Torsten mal völlig an. Mir kommt das suspekt vor!

Für mich klingt das so wie eine Technik aus Zeiten wo Notstand und Materialknappheit an der Tagesordnung waren. Ein alter Antiquitätenhändler und wucherer, hat mir mal nen Brief vorgelesen, den ein regionaler Schmied so ca. gegen 1951-52 bekommen hatte. Darin stand (ich versuch den urprünglichen Wortlaut zu finden): ".......wenn es für sie möglich erscheint, Fleisch und Eier bereit zu stellen, könnten wir ihnen das benötigte Eisen und den Stahl liefern, wenn es ihnen ebenfalls möglich ist, die Rechnung bei erhalt des Materials, sofort in bar zu bezahlen............"
Diesen Brief hatte ein Mitarbeiter einer damaligen Firma, die anscheinend Stahl und Eisen verkaufte, geschrieben.
Wenn man sich die materielle Not mal vorstellen kann, so versteht man auch die hier beschriebene Technik um Federblätter wieder etwas aufzumöbeln!

Ich würd es lassen!

 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
25. Juni 2012 um 07:47
Moin,

ich werde auf jeden Fall die Finger davon lassen, ich hatte das eigentlich auch garnicht vor...
Mich hat nur interessiert, wie das funktionieren koennte.

Danke fuer eure Antworten!

Gruss,
Micha