Der Hacheschmied im Kreismuseum Syke

18. August 2015 um 20:19
Die Stadt Syke hat etwa 24000 Einwohner, liegt etwa 20 km südlich von Bremen
und wird auch die Stadt im Grünen genannt.

 

Durch unseren Forenchat hatte ich vom Hacheschmied (Lutz) erfahren, dass am Wochenende, dem
15. und 16.8 im Kreismuseum Syke ein Mittelaltermarkt stattfinden wird, auf dem er selbst als
Schmied tätig werden wird.

Wie der Zufall es so wollte, musste ich genau an diesem Wochenende nach Bremen.

Da habe ich es mir nicht nehmen lassen und habe mir die Sache einmal angesehen.

Erste positive Überraschung: Eintritt 2 Euro. Das fand ich schon mal sehr günstig.
Zweitens: Sehr schön angelegtes Museum, nicht sehr groß, aber sehr schön gemacht.
Drittens: Sehr schöner ruhiger und authentischer Mittelaltermarkt.

Lederbearbeitung, Bogenbau, Schmuck, Stoffe färben, vieles mehr .............und
Ein Schmied

Weil der Lutz mich nicht kannte und ich in meiner Touristenvollmontur in der
Besuchermenge nicht weiter auffiel, konnte ich seinem Treiben eine ganze Weile zusehen und ein paar Fotos machen.

Die will ich euch nicht vorenthalten.

Lutz1.jpg

 

Lutz2.jpg

 

Lutz3.jpg

 

Hier kann man sehr schön die Seitenwindesse sehen.

 

Lutz4.jpg

 

Lutz5.jpg

 

Feuerschweißen gehört natürlich auch dazu.

Lutz6.jpg

 

Zum Schluß noch einmal ein Blick auf die Esse.


Esse1.jpg

Verschiedene Dinge hat der Lutz geschmiedet.

Vom Nagel über Fahnenhalter bis zur Lanzenspitze.

Alles in allem, eine sehr schöne Vorstellung, die Er da gegeben hat.

Das Publikum ist lange stehengeblieben, hat zugesehen und zugehört.

Als es dann mal etwas ruhiger zuging, habe ich mich dem Lutz vorgestellt und Ihn

um die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Bilder gebeten.

Das habe ich hiermit getan.

Danke Lutz

 

Gruß Heinz

 

 

 

 

 

Zuletzt bearbeitet: 19. August 2015 um 09:46
19. August 2015 um 08:18
Hallo Heinz,

danke das Du ein paar Fotos geschossen hast, man kommt ja leider selbst viel zu selten dazu.

Hier sieht man meine Interpretation einer historischen Esse. Das Holzgestell dient lediglich als Träger für das Ganze, um in einer schönen Arbeitshöhe zu Arbeiten (ich war die Bodenessen irgendwann Leid, und werde auch nicht jünger).

Wie man hier schön sieht hat die Esse seperate Bälge (keinen Doppelkammerbalg) was wohl sehr lange Zeit im Mittelalter der Standart war. Die Doppelkammerbälge kamen, meines Wissens, erst im Spätmittelalter auf.
Durch die 2 Bälge kann man einen gleichmäßigen Luftstrom erzeugen und, je nach Tempo, ordentlich Luft erzeugen. Hierbei handelt es sich um die Caesar (also 3. Version) meiner Bälge, mit der ich recht zufrieden bin.
Das Y Stück zur Luftführung besteht aus Buche und wurde ausgebohrt und mit Lederschläuchen verbunden. Hier möchte ich evtl. demnächst noch ein paar Änderungen vornehmen und ggf. ganz auf ein Y Stück verzichten.
Weiterhin soll das Trägergestell auch noch verschlankt werden.

Die Seitenwindesse besteht aus Lehm mit Pferdemist gestreckt.. und funktioniert soweit ganz gut.  Größere Projekte wie ein Axt oder Dechselkopf sind schwierig zu bewerkstelligen, hierzu müßte ich einen breiteren Essengraben haben (was ich aus Kohletechnischen Sinne nicht mache). Generell ist bei der Esse der einzig große Nachteil, man sollte zu 2. sein.

Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
Zuletzt bearbeitet: 19. August 2015 um 08:25
19. August 2015 um 10:34
Jubel, Applaus, Heiterkeit!!!

Schön geschrieben hast du das Heinz :) Und die Esse find ich ja total klasse.  Weil es mir ähnlich geht mit dem am Boden gehocke, denke ich über eine ähnliche Konstruktion nach, um aber dem Laster der ewigen Zweisamkeit zu entkommen werde ich wahrscheinlich die Authentizität liegen lassen und trotz frühmittelalterlicher Darstellung auf einen Doppelkammer Balg zurück greifen... in der Hoffnung dass es sie gab, man sie nur nie fand

Das Y-Stück willst du entfernen indem du mit den beiden Bälgen direkt in die Esse bläst (quasi wie mit einem Essenstein?) oder wie darf man das verstehen?

Beste Grüße,

Lenni
19. August 2015 um 13:28
Diese Esse funktioniert auch mit einem "Essenstein" nur das dieser aus Lehm gemacht ist.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
19. August 2015 um 18:11
@Heinz, schöne Bilder, danke dafür. Wie Lutz schon geschrieben hat, man hat halt nicht immer die Zeit um Bilder zu machen und Selfie's verwackeln oft.

@Lutz, Dir ist schon klar, daß die Leibeigenschaft seit Anfang des 19 Jarhundert's abgeschafft ist? 😆 Armer Carsten. 


Aber Scherz beiseite, Jens Eichler nutzt im Freilichtmuseum Oerlinghausen ähnliche Lehmessen mit zwei Bälgern für seine Schmiedekurse. Sie sind von der Bauart etwas kleiner wie Deine Esse. Muss mal schauen, irgendwo müsste ich da noch ein zwei Bilder haben.

Gruß

Uli 
19. August 2015 um 19:10
Hallo Lutz,

Und die Esse find ich ja total klasse. Weil es mir ähnlich geht mit dem am Boden gehocke, denke ich über eine ähnliche Konstruktion nach,

Du siehst, Deine Esse findet großen Anklang.
Es wäre nett, wenn Du noch einmal ein paar Bilder davon einstellen könntest.
Am besten mit einem Zollstock oh sorry (Gliedergelenkstabmaß) daneben zum Größenvergleich.

Wie man an diesem Beispiel sehen kann, muss Schmieden auch nicht teuer sein.

Gruß Heinz,
der nächstes Jahr bestimmt wieder nach Syke fährt