Riss im Amboss reparieren

20. Januar 2016 um 22:32
Hallo Forum
Ich bin junger Amboss besitzer (seit 3 Tagen) und moechte daher im Vorraus um Entschuldigung bitten wenn ich naive Fragen stelle.
Also, ich schraube seit mehreren Jahren an alten Mopeds und Autos (Indians und Ford Eifel aus den 30igern) rum und bin immer wieder an den Punkt gekommen, wo ich einen Amboss benoetigen konnte. Nun bin ich letzte Woche an einen 125kg schweren Amboss gekommen. Nach meiner bisherigen recherche auf Eurem Forum ist dieser noch geschmiedet, da er am Fuss quer ein quadratisches Loch hat (bitte korregiert mich, falls ich das falsch interpretiert habe). Es sieht fuer mich so aus, als ob die Schmiedeflaeche aus einer gehaerteten und aufgeschweissten Platte besteht. Diese sieht noch recht ordentlich aus und hat OK Kanten.
Nun die eigentliche Frage. Das eckige Horn hat einen Riss, welcher von unterhalb der gehaerteten Platte bis zur Haelfte unter das Horn laeuft. OK, bedeutet fuer den Profi wahrscheinlich dass der Amboss nur noch Schrott ist. Da ich aber kein Profi bin, wuerde ich gerne versuchen diesen wieder herzurichten, da es immer noch besser ist immer meinen Schraubstock als Amboss zu benutzen.
Der aktuelle Plan: Riss, ca 2cm tief V-Formig aufschleifen. Amboss mit Brenner oder im Feuer gleichmaessig auf ca. 200C aufheizen und dann mit einer Elektrode schweissen. Wuerde eine Elektrode aussuchen die einen weichen Werkstoff entspricht, damit die eventuell entstehenden Spannungen innerhalb des Schweissraupe und nicht an der Verbundstelle abgebaut werden. Ich wurde mit der Schweissnaht ca. 3cm von der Gehaerteten Platte wegbleiben um hier die Haertung nicht zu beschaedigen.
Ist diese Idee kompletter Quatsch und ich warte lieber bis das Horn vollends abbricht und nutze danach nur noch die anderen 80kg des Amboss? Oder vielleicht doch ein Weg zu einem passablen Amboss?
Ich wurde mich ueber das Feedback von Jemanden der solch eine Reparatur schon erfolgreich durchgefuehrt hat sehr freuen. Dem Besten Beitrag gebe ich einen Kasten Bier oder eine gute Schachtel Pralinen aus.
Frank
21. Januar 2016 um 08:54
Moin Frank

Zeig uns doch mal ein paar Bilder von dem guten Stück!!

Würde aber sagen hoffnungslos wird es bicht sein....kommt ja auch immer drauf an was man damit vor hat.

 
21. Januar 2016 um 11:47
Ist diese Idee kompletter Quatsch


hört sich erst mal ganz gut an, wobei zur Beurteilung Fotos natürlich besser wären.

WENN das Teil wirklich im Feuer geschweisst wurde, bedeutet dass, das die Hörner auch angeschweisst wurden. So hat sich das eckige Horn möglicherweise im Laufe der Jahre einen Riss eingefangen.

Ob das Anwärmen wirklich nötig ist, kann ich Dir leider nicht sagen. Vom Gefühl her würde ich sagen: nein, da Du ja nur den Grundwerkstoff schweissen willst.

 

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
21. Januar 2016 um 20:02
Tach zusammen!

Anwärmen ist bei den Materialquerschnitten sogar Pflicht!

Gehärtet hat der ein oder andere hier ja schon...

Aber nochmal zur Wiederholung (und sehr verknappt): Luft: schlechter Wärmeleiter, recht langsames Abkühlen; Öl besserer Wärmeleiter, schnelleres Abkühlen; Wasser noch besserer Wärmeleiter, schnelles Abkühlen; Metalle: sehr gute Wärmeleiter, noch schnelleres Abkühlen... Und da ihr die Schweißnaht ja quasi in kaltes Metall taucht neigt die zur Aufhärtung... Deshalb müsst ihr dem Metall schon vor dem Schweißen Wärme geben, damit der Wärmeabfluss verringert wird. Stichwort: kritische Abkühlgeschwindigkeit. (So grob überschlagen würde ich sagen: 150- 200° C im Bereich der Schweißnaht + 50mm rechts und links von dieser...)

Und dann kommt zu dem ganzen Spiel noch die "liebe" Streckenenergie... Je nach Querschnitt des Materials sind gewisse Drahtelektrodendurchmesser bzw. Kernstabdurchmesser und somit Schweißströme vorgeschrieben Die eine gewisse Wärmeeinbringung verursachen. Und bei dem Querschnitt der Basis des Vierkanthorns kommt man mit 180 A MAG und 0,8 er Draht oder 160A E-Handgeräten mit 3,2mm Elektroden einfach nicht mehr weiter. Der Amboss erreicht bei Laien das Ende seiner Nutzungsdauer. Weil der Riss der ja unter der Bahn  nicht geschweißt wird bleibt und dient als "Sollbruchstelle".  Und die Sch(w)eißnaht hoffnungslos versprödet ist.

Also: Wer von Schweißen wenig bis garkeine Ahnung hat sollte von so einer Reparatur  Abstand nehmen. Weil über die Tücken des elektrischen Schweißens von "altem" Eisen haben wir noch garnix erörtert.

Gruß

Oli
Zuletzt bearbeitet: 21. Januar 2016 um 20:05
21. Januar 2016 um 23:29
Hallo Forum
Danke fuer die bisherigen Antworten.
Ich denke vorwaermen ist muss. Der Waermeverlust eines Koerpers geht quadratisch mit dem Temperaturunterschied zur Umgebung. Daher ist Schweisstemperatur (ca. 1500C) im Vergleich zur Amboss temperatur von 200C schon wesentlich besser als bei 20C.
Hier noch die angefragten BilderRiss_2.jpgRiss_1.jpgAmboss_1.jpg
22. Januar 2016 um 11:36

Ich bin kein Schweissfachmann - aber ich würds tun.

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
22. Januar 2016 um 12:23
Hallo, vor ein paar Wochen hat ein Freund von mir einen Amboß gekauft bei dem genau so eine Schweißung zu sehen ist. Der Amboß war so jahrelang in einem Landmaschinen Rep. Betrieb im Einsatz. Nach Angabe des Vorbesitzers wurde der Amboß nach dem schweissen oft und intensiv benutzt.
Ich möchte mich dem Schlosser anschliessen, ich würds auch tun, wenn´s schief geht hast Du es wenigstens versucht.
Schmieden lernt man am Amboß

Zuletzt bearbeitet: 22. Januar 2016 um 16:51
22. Januar 2016 um 16:40
Hallo,
Ich würde den OLI fragen der ist Schweißfachmann der kann dir bestimmt mehr dazu sagen und auch zu der Vor und Nach Behandlung 

Gruß Dieter 
22. Januar 2016 um 21:48
Hallo Forum
Versuchen werde ich auf jeden Fall etwas. Meine Frau sagt immer ich sei wie ein kleiner Terrier. Wenn der sich in der Wade verbissen hat, laesst er auch nicht mehr los bis er ein Stueck rausgebissen hat.
Aktuell schwinge ich zwischen drei Methoden hin und her:
1) Ich leihe mir ein richtig gute Elektroden Schweissgeraet (meins kann nur 120A, was sicherlich nicht ausreicht). Dann muss ich mal das Phasendiagramm von Stahl ansehen, damit ich weis wie weit ich den Amboss vorheizen darf ohne, dass ich die Haerte verliere. Riss gut einschleifen, Amboss vorheizen, mit viel Strom und dicken Elektroden schweissen, laaangsam abkuehlen lassen.
2) Gleich wie oben, nur mache ich das wie beim Eisenbahnschienen verschweissen und verwende Termit. Wenn das jedoch losgeht, kann man es nicht mehr kontrollieren. Man muss also mal noch ein bischen recherchieren wie viel man da verwenden sollte (Die Frau eines Arbeitskollegen testet das Zeug an einem Institut, die kennt sich da aus). Wenn es schief geht hatte ich zwar ein spektakulaeres Feuerwerk mit viel Spass, aber halt auch nur noch eine Klumpen Stahl anstatt eines Amboss.
3) Ich gehe zu jemanden der das schon einmal gemacht hat und sich auskennt.

Frank
23. Januar 2016 um 11:07
Wenn möglich würde ich Möglichkeit 3 favorisieren, ansonsten wie unter 1 beschrieben.

Termitschweissung scheidet wohl aus, habe noch niemals gehört das damit jemand einen Amboss geschweisst hat. Außerdem entstehen da so hohe Temperaturen, dass Dir die Härte von der aufgeschweissten Stahlplatte flöten geht Dann hast du wirklich nur noch Kernschrott

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
23. Januar 2016 um 11:43

Ich habe einen Norddeutschen 75kg mit dem selben Problem. Ich muss aber dazusagen bei meinem Sammelwahn stört mich der Riss nicht es ist der vierte in meiner Ambossammlung. Ich lese hier auch mit und mache mir auch so meine Gedanken über mögliche Reparaturen.
Für mich als Hobbyschmied ist Der Riss eigentlich nicht dramatisch. Geschmiedet wird in der Regel überwiegend auf dem mittlern Teil des ambosses wobei das Vierkanthorn eher selten gebraucht wird und geringere Schläge ausgesetzt ist. Anders Sieht es bei dem Rundhorn aus diese muss des öfteren hinhalten und ist einer weitaus höheren Beanspruchung ausgesetzt zB. beim Recken evtl. mit Zuschläger. Dies aus meiner Sicht zur Belastbarkeit des Ambosses.
Bei meinen würde ich eher sagen Schönheitsfehler der mich lange noch überlebt da die aufgeschweisste Platteca.15mm dick ist und die Sache zusammenhält.  Aber trotzdem hatte ich mir schon gedanken gemacht ihn mit einer schönheits OP aufzuhübschen.

Da dachte ich an evtl. Dübel setzen vor dem schweissen in den Riss tiefe Löcher bohren evtl auch mit Gewinde um den Riss einen zusätzlichen halt zu bieten und ein senkrechtes abrutschen zu verhindern.

Der Achim
29. Januar 2016 um 22:11
Wenn ich etwas dazu sagen darf (weil eher Neuling im Forum)...
Ich habe meine Ausbildung zum Schweißfachmann erst letztes Jahr gemacht, und insofern gebe ich Worschdsub zwar in allen seinen Bedenken recht, aber:
Ich würde es FÜR MICH trotzdem versuchen (und deine Vorgehensweise mit vorwärmen etc. war da schon nicht schlecht).

 

Für einen Kunden würde ich den Auftrag nicht annehmen, da kann man einfach keine Gewährleistung für geben!

Du solltest dir nur Bewußt sein, dass diese Sollbruchstelle da ist und mit dem schlimmstem Fall des Bruchs rechnen (wäre es schade/teuer um den Boden? Hast du deinen Fuß gerade darunter?Verletzungsgefahr!)!

Aber da selbst nicht fachgerechte Schweißnähte erstaunlich viel halten...
Aber nocheinmal (damit mich Worschdsub nicht gänzlich verteufelt!): Sei dir bewusst, dass du den Amboss nicht in den originalen Zustand herstellen kannst und die Belastungsgrenze niedriger ist.
Und du solltest auf jeden Fall eine basische Elektrode verwenden, womit sich allerdings das Problem der Rücktrocknung ergibt UND du solltest mit der Elektrode wirklich schweißen können!

Lieben Gruß! 

1. Februar 2016 um 19:53
Hallo TNT
Danke fuer die Tips. Ich bin ja schliesslich auch Neuling.
Ganz klarer Fall, den Originalzustand des Amboss kann ich auf keinen Fall herstellen, dessen bin ich mir immer bewusst gewesen. Ist aber auch nicht wirklich noetig. Ich bin ja schliesslich kein Profi, der den ganzen Tag auf dem Teil rumhaemmert. Ich moechte eigentlich nur ab und zu verschiedene Rahmenteile meines Oldtimers darauf richten (was ich bisher auf meinem armen Schraubstock gemacht habe) und vielleicht mal versuchen ein Messer schmieden. Fuer das ist der Amboss mit 125kg eh mehr als gross genug. Da muss man auch nicht mit dem 5kg Hammer drauf.
Danke fuer den Tip mit der basischen Elektrode.
Am Samstag habe ich mir den Sockel fuer den Amboss gebaut und bin dann eine Weile mit einer Flasche Bier (Koestrizer) davor gesessen und hab mir ueberlegt was ich nun wirklich mit dem Riss mache. Dabei habe ich beschlossen, erst mal alles so zu lassen wie es ist, und einfach nur auf dem Hauptkoerper und dem Runden Horn zu arbeiten. Wenn ich dann doch mal das eckige Horn benoetige, dann schleife ich den Riss an und gehe zu jemandem der richtig gut Schweissen kann. Aktuell spart mir der Riss sogar das Anbringen eines Magnets, da das fast abgerissene Horn die Aufgabe uebernimmt. Damit klingelt der Amboss nicht. Am Rueckprall kann ich als absoluter Laie keinen grossen Unterschied erkennen.

Also, DANKE an ALLE die hier kraeftig mit Diskutiert haben. Ich habe selten ein Diskussionsforum gesehen, auf dem so Sachlich und Zielfuehrend Diskutiert wurde. Ich habe auf jeden Fall was daraus gelernt.
2. Februar 2016 um 21:06
Hallo Frannuber,

ich hätte dir nicht dazu geraten, wenn deine Grundidee (Ausschleifen, vorwärmen, etc...) nicht von vorneherein nicht ganz schlecht gewesen wäre .

Worschdsub hat mit seinen Bedenken allerdings auch ganz recht, weshalb man sich der Grenzen des Möglichen bewusst sein sollte!

Noch kurz zur basischen Elektrode:

Etwas ähnliches hast du selbst geschrieben (sinngemäß: "Elektrode für weichen Werkstoff, um Spannungen in der Naht aufzufangen...").
Man sollte nur anmerken, dass in diesem Fall besonders die Zähigkeit ("Weichheit") des Schweißgutes, nicht unbedingt des Grundwerkstoffes, wichtig ist, aber diese beiden Komponenten müssen ohnehin zwingend aufeinander abgestimmt werden. Bei eines basischen Elektrode für S235-S355 sollten die Vorraussetzungen aber mMn. gegeben sein...

Das Problem ist die Rücktrocknung! Basische Elektroden ziehen Wasser aus der Luft, der Wasserstoff schlägt sich als dicke Poren in der Schweißnaht nieder und die Rücktrocknung braucht einen bestimmten Ofen dafür (leider absolut kein normaler Backofen)!

Es gibt aber die Möglichkeit basische Elektroden rückgetrocknet und verpackt zu kaufen, nur ganz günstig sind sie dann nicht. Bei Bedarf schreib mir mal eine PN, vielleicht kann ich eine Packung bei einem Bekannten zu günstigen Preisen beziehen, müsste ich selber mal fragen... 

Lieben Gruß,
Torben