Amerikanische Zangen

14. Mai 2014 um 22:43
Hi zusammen,
ich habe ein schönes Video über das Schmieden von Zangen "im amerikanischen Stil" gefunden:
Klick hier

Ich frage mich immer, für was die ausgeprägte Schulter (ist der Begriff richtig?) gut ist. Oder hat das nur einen ästhetischen Zweck?

Grüße

Jörg
14. Mai 2014 um 22:49
Hey Jörg,
ich denke, dass die Schultern ein zu weites Öffnen der Zange verhindern sollen. Die Frage ist nur: Wie weit ist 'zu weit' ?
Die Zange im Video öffnet sich um einiges weiter als es Sinn machen würde bei dem kleinen Maul.

Wie auch immer, mir gefallen diese Zangen eigentlich sehr gut.

Gruß Jonas
14. Mai 2014 um 23:25
Hi Jonas,
ich meine mit "Schultern" die dreieckig nach außen gehenden Bereiche nach dem Niet in Richtung Schenkel gehend.

Grüße

Jörg
15. Mai 2014 um 09:05
Guten Morgen Jörg,
Ja diese Schultern meine ich auch. Wenn du dir die Stelle anguckst wo er die Zange auf und zu schwingen lässt (~14:40) kannst du dir ganz gut vorstellen, dass die Schultern ein weites Öffnen der Zange verhindern können.

Gruß Jonas
15. Mai 2014 um 09:32
Ich schmiede gerade solche Zangen. Naja.... besser gesagt ich arbeite noch dran.... 
Ich finde diese Zangenform sehr schön. Beim Hufbeschlag wird das warme Eisen dem Pferdehuf angepasst, d.h. man geht mit dem Eisen zum Pferd, kontrolliert die Passform und ändert diese wieder am Amboss. Ist die Passform nur etwas zu eng, so kann man mit einer Zange die weit öffnet das Hufeisen direkt am Pferd mit dem Zangenmaul, durch spreizen an den Hufeisenschenkeln, entsprechend weiten. Dadurch spart man sich den Weg zum Amboss.
Zu den "Schultern" ist meine Theorie wie folgt: Dort ist der Schenkel gekröpft so das die Griffe im weiteren Verlauf übereinander liegen (keine Links-/Rechtshänder-Zange). Dieses Kröpfen schwächt den Schenkel. Durch das anbringen dieser Schulter wird diese Schwächung kompensiert.
Ob das der Grund ist, hab ich noch nicht herausgefunden.

Vielleicht weiß jemand mehr...
Versuch_1_2_klein.jpg
Versuch_1_1_klein.jpg


VG Hibisgus
Zuletzt bearbeitet: 15. Mai 2014 um 09:39, Volker Kriewald
15. Mai 2014 um 09:45
Das ist natürlich auch eine gute Idee.
Naja.... besser gesagt ich arbeite noch dran....

Dafür sehen die echt gut aus! Nur den Übergang nach dem gekröpften Bereich in Richtung Griff solltst du nicht zu dünn werden lassen.
Die Form gefällt mir sehr gut und erinnert mich an Kneifzangen mit denen wir früher gearbeitet haben.

Gruß Jonas
15. Mai 2014 um 09:49
Noch ein Bild zu der "Schulter". Ich denke man kann sehen was ich meine.
ScreenShot427_klein.jpg 
15. Mai 2014 um 10:01
Danke Jonas!

Der Übergang ist definitiv zu "schwach". Das liegt daran, das ich beim Ausziehen des Griffs am Anfang zu stark abgesetzt habe.
Material war Rund 22x150. Abgesetzt habe ich 100 und auf 310 ausgeschmiedet. Danach habe ich das Maul geschmiedet (16 abgesetzt). Der Rest ergibt sich.
Ich werde das nächste mal anstatt 100 nur 85 absetzen und das Maul bei 18 absetzen.
Mal schauen ob´s dann besser wird

VG Hibisgus 
15. Mai 2014 um 10:24
Ich habe bis jetzt nicht gesehen, dass jemand zuerst den Griff absetzt... Ich dachte immer man startet mit dem Maul und arbeitet sich sozusagen von 'vorne nach hinten'. Aber wenn ich so darüber nachdenke macht es schon Sinn wenn man sich erst das Material auf/einteilt und dann genauer wird. Werde ich nächste Mal ausprobieren .

Gruß Jonas
15. Mai 2014 um 10:53
Ich habe auch immer mit den Maul angefangen.
Mein Freund und ich haben aber jetzt einmal diese Variante getestet/versucht.
Der Vorteil aus meiner Sicht ist, wenn man mit 150 mm langem rund anfängt, man kann beim schmieden des Mauls ohne Zange arbeiten.
Hat man beliebig langes rund, kann man das natürlich auch ohne Zange tun und schneidet einfach nach dem ausziehen ab. Irgendwann hat man dann aber kurze Stücke und muss dann doch wieder mit Zange arbeiten. 

Zange oder nicht war aber nicht ausschlaggebend. Ich habe immer wieder festgestellt das ich nach dem Schmieden (nicht nur von Zangen) nicht sagen konnte, wieviel Material ich benötigt habe, wo ich was wie genau abgesetzt, angesetzt oder wie auch immer geschmiedet habe. Kurzum es war Zufall oder einfach Erfahrung etwas zu reproduzieren.
Da wir aber jetzt versuchen, das jeder einen Schenkel schmiedet und diese dann zu einer Zange zusammengefügen, müssen wir genau absprechen, welche Maße wir absetzen usw. Ansonsten wir´s nix....

VG Hibisgus 
15. Mai 2014 um 21:38
Hi Hibisgus,
Deine Theorie für die "Schultern" scheint mir schlüssig. Mir gefallen die Zangen auch gut, ich scheu mich aber, mir so viel Arbeit zu machen, wenn es nicht nötig ist.

Grüße

Jörg
16. Mai 2014 um 13:31
Mir gefallen die Zangen auch gut, ich scheu mich aber, mir so viel Arbeit zu machen, wenn es nicht nötig ist.

Der Arbeitsaufwand ist sicherlich höher, weil die Arbeitsabläufe (Absetzen) und vielleicht auch der Hammer (mit Finne) ungewohnt sind. Für mich ist es aber so, dass ich auch viel lerne und mein "Geschick" dadurch größer wird.
Auch ist es für mich nicht immer "nur" das Ergebniss, das zählt  Irgendwie zum Ziel zu kommen ist mir oft "zu wenig".

Neue Dinge auszuprobieren und dann zu üben bis die Abläufe vernünftig/akzeptabel von der Hand gehen, ist mir auch sehr wichtig. 

Nicht falsch verstehen.... ist einfach nur meine Auffassung von Schmieden.


Gruß
Hibisgus
10. November 2014 um 08:37
hab´s jetzt endlich geschafft mal eine Zange fertigzustellen.....

2014-11_03_klein.jpg 2014-11_02_klein.jpg
10. November 2014 um 20:36
Hi Hibisgus,
super, schön geworden.
Macht sich die "Schulter" bei der Handhabung irgendwie bemerkbar?

Grüße

Jörg
11. November 2014 um 11:48
Danke für die Blumen 

ich kann nicht sagen, das die Schulter in irgendeiner Form eine Auswirkung auf die Handhabung hat. 
Mir gefällt´s einfach und deshalb wird das nicht die letzte sein, die ich gemacht habe.
Irgendwann will Ich mal eine Zange aus Federstahl (Federblatt oder Federbein aus dem KFZ-Bereich) machen. In der Hoffnung das diese dann etwas "eleganter" und somit leichter ausgeführt werden kann bei gleicher Lebensdauer. 

VG Hibisgus