Historisch anmutende Seitenwindesse als Feldesse - Konstuktionsfragen

27. Mai 2016 um 14:13
Schönen guten Tag die Herrschaften,

nach viel Träumerei möchte ich nun endlich einmal selbst anfangen zu Schmieden.
Einen schönen schweren Amboss habe ich praktischerweise auf nem Hof in der Werkstatt gefunden,
was mir allerdings fehlt ist eine Esse.

Als Mittelalter- und Reenactmententhusiast möchte ich diese entsprechend gestalten.
Nach viel Recherche hier im Forum bin ich soweit dass Sie aus Lehm und mit Düsenstein sein
und mit Holzkohle befeuert sein soll.
Es ist zwar historisch nicht wirklich authentisch, aber der Bequemlichkeit und eventuellen Transportfähigkeit halber
würde ich das Ganze gerne auf einer bequemen Arbeitshöhe mit einem zerlegbaren Gestell und einem stabilen Holzrahmen
bauen. Außerdem soll es ein Doppelkammerblasebalg werden um allein arbeiten zu können.

Blasebalg und Gestell sollen hier erstmal meine Sorge sein.
Was ich von euch gerne erfahren würde ist eure Meinung zur Form
der Feuerschüssel und des Düsensteins.

Ein grobes Vorbild dass ich hier im Forum gefunden habe wäre Dieses, um in etwa die Richtung aufzuzeigen:
Zur Feuerschüssel:

-Soweit ich mir das vorstelle, macht es Sinn die eigentliche Vertiefung für die Glut grabenförmig, längs zum Düsenstein auszulegen, um auch längere Werkstücke erhitzen zu können?

-Ist das richtig dass die Düse ein Stück über dem Boden und auf Niveau der seitlichen Öffnung(en) sein sollte?

-Wie tief sollte so etwas von der Düse aus effizienterweise sein? Hab hier mal was von max. 11 cm gelesen.

-Braucht man den Wall gegenüber des Düsensteins überhaupt (s.u.), oder reicht die Vertiefung?

-Ist es besser wenn der Graben als Schräge zum Düsenstein geformt ist?

Zum Düsenstein:
Nach viel Frustration bei der Suche nach derartig großem Speckstein in bezahlbar habe ich als lokale Alternativen
Vulkangesteine, genauer Trachyt aus der Eifel oder Tuff als mögliche Kandidaten eroiert.
Da beim Natursteinhändler des Vertrauens Tuff verfügbar und billig war habe ich den genommen.
Riesenplus (mal abgesehen von den 2000°C die der abkönnen soll) ist natürlich die leichte Verarbeitung.
Dazu also

- Seht ihr nennenswerte Probleme damit? Ich hab hier noch nie wen sowas erwähnen sehen, aber ich wollte bewusst keinen Schamott nehmen weil der nicht natürlichen Ursprungs ist. Außerdem wurde der wohl früher tatsächlich in Backöfen verbaut.

-Welchen Durchmesser sollte die Düse Glutseitig haben?

-Durchmesser Blasebalgöffnung=Durchmesser Düse Glutseitig?

-Mein Blasebalg soll auch an der Mündung aus Holz, also ohne Metallrohr sein, macht das Hitzetechnisch sinn?

-Wie dick sollte der Düsenstein sein um genug zu isolieren aber auch die Luft an der Mündung zu erhitzen?

-Der Düsenstein muss ja auf der Außenseite quasi Trichterförmig zulaufen. Wie sollte das Verhältnis Blasebalgmündung/Platz am Anfang der Trichters um den Blasebalg sein und in welchem Abstand muss der Blasebalg dann platziert werden um effizent die erwärmte Luft mitzunehmen?


So, ich glaub das waren erstmal die quälendsten Dinge die mich gerade Umtreiben.
Freue mich sehr auf eure Anregungen.

Liebe Grüße Jonas
Zuletzt bearbeitet: 27. Mai 2016 um 16:11, Jonas Lefringhausen
27. Mai 2016 um 19:41
Hallo.. also.. Düse / Essenseitig.. ni Finger dick... Balgseitig.. öhm.. so 3-4 finger.. je nach belieben.. Ich hab meist ne Lehmesse.. ohne stein.. deshalb kann ich mir das formen wie ich will ;) die Düse(vom balg.. sollte so 3-4 cm distanz haben zum "Stein"... dann paßt das.. Vulkanstein. hört sich doch gut an.. versuch macht klug. bin dieses Wochenende in Freudenberg mit meiner historischen esse.. da kannste gucken wenn du da bist :)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
1. Juni 2016 um 19:54
Danke für die Antwort,
nach Freudenberg hab ichs zeitlich leider nicht geschafft :(

Ums nochmal anschaulicher zu machen hab ich jetzt ein Modell erstellt wie ich das bauen würde.
Esse.png

Die Mulde ist oben 23x17cm und bis etwa 9cm tief.
Das Loch im Düsenstein hat 16mm im Durchmesser und ist mit der Mitte auf Höhe der Oberkante des Lehms.
Der Lehm selbst ist überall mindestens 7cm dick, was eg zum isolieren für den Holzrahmen reichen sollte.

Einen "Wall am Ende der Rampe brauch ich nicht zwingend so wie hier oder?


Sonst irgendwelche Verbesserungsvoraschläge?
1. Juni 2016 um 20:03
Einiges.. hm.. mußt mal gucken ob jemand in Freudenberg meine Essse fotografiert hat.. da gibts n paar Bilder. Die Schräge gegenüber vom Essenstein bläßt dir den Wind wie auch die Asche aus der Esse...  die Tiefe Feuerschüssel finde ich auch unpraktisch. Generell...
Bau doch mal son teil aus n Haufen Lehm mit Pferdemist (und wenn du das Geld, die Zeit und die Mühe für diese Versuche scheust.. würde ich mir das mit dem Schmieden nochmal überlegen)... und guck wies funktioniert.. Muß man für alles ein Bauplan haben?! Ich bau mir meine Seitenwindessen meist nach den Sachen die ich gerade darin schmieden möchte.. Lehmessen sind keine Werkzeuge für die Ewigkeit..  Einfach mal probieren.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
1. Juni 2016 um 22:50
Ok, da bin ich es wohl etwas praxisfern angegangen.
An sich hab ich bei allem das ich noch nicht gemacht habe vorher sehr gern eine relativ genaue Vorstellung und vor allem einen Plan.
Wenn ich das richtig verstehe geht es um Erfahrungswerte und es gibt keine einheitliche technische Definition was die wesentlichen Punkte beim Aufbau einer Esse angeht, wie ich hier gehofft habe herauszufinden.
Dann werd ich es wohl einfach mal versuchen müssen.
2. Juni 2016 um 06:44
Ich denke ein paar Versuche im Essenaufbau sind da sehr viel schneller gemacht als eine perfekt ausgereifte 3d Zeichnung von dem Ganzen.

Wichtig:

-Düse zum Essenstein sollte Luft haben... 3-5 cm ca.
-Essenaufbau kann komplett aus Lehm mit Pferdemist gemagert entstehen.
-der Wind sollte möglichst wirksam in der Esse bleiben.. Also nicht über eine Rampe rausgeblasen werden
-Die Dimensionen sollten vernünftig gestaltet sein so das man die Werkstücke erwärmen kann.. Große Reserven nach oben empfehle ich nicht.
-Du mußt vor dem Essestein ein relativ hohen Kohlehaufen ca 10cm über Loch aufhäufen können
-Das Ganze solltest du Luftstromfreundlich gestalten... Ecken NEIN, Radien, JA

Das finde ich als Eckpunkte recht wichtig.. Damit könnte ich arbeiten ;)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
2. Juni 2016 um 10:33
Super, damit kann ich es versuchen. Vielen Dank.