Feuerschweißen ohne Werkstatt

31. Mai 2014 um 16:01
Hallöle midernandr,

 

Wetter ist toll und ich dreh durch, so könnte man es am besten beschreiben...

Nun zur Aufgabenstellung (neudeutsch für Problem): Ich habe eine kleine Schmiede direkt vor unserem Gartenhaus, eine Werkstatt fürs schmieden steht mir nicht zur Verfügung. Als ich heute feuerschweißen wollte hatte ich das altbekannte Problem mit den Glühfarben, weshalb ich mich auf die Borax (sobald es keine dunklen Flecken mehr hat) Methode verlassen habe. Dies ging auch nicht, Heilandzack!

Jedenfalls hab ich es geschätzte 15-mal probiert und nix will außer das mir der Stahl irgendwann verbrennt.

Hoffentlich kann mir jemand von euch da weiterhelfen, nachts und Werkstatt geht nicht...

Danksche im Vorraus

Viele Griaß ond ufwiederseha

kallerz

s'isch halt wies isch allaweil hosch a kuglfuhr

Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2014 um 16:50, Martin Hartung / DerSchlosser
31. Mai 2014 um 17:00
Hi Kallerz,
das mit den Antworten ist da schwer, da Deine Beschreibung etwas dürftig ist.

  1. Was für Eisen/Stahl willst Du miteinander verschweißen?
  2. Hast Du die beiden Flächen blank gemacht?
  3. Welche Dicken hatten die beiden Teile?
  4. Mit was für einer Esse arbeitest Du? Holzkohle, Fettnuss, Gas?
  5. Was gab es überhaupt für Ergenisse bis auf das verbrennen des Eisens.

Mal ein paar Antworten von mir zu den Fragen:

  1. Manche Stähle lassen sich schwer bis gar nicht, andere ganz leicht verschweißen.
  2. Am sichersten ist es, wenn Du beide Flächen vorher blank schleifst.
  3. Die Stähle sollten am Besten gelich dick sein, wegen der gleichmäßigen Temperierung.
  4. Wenn Du mit Fettnuss arbeitest kann es sein, dass sich zu viel Schwefel bildet, das verhindert die Schweißung. Am leichtesten ist Holzkohle.
  5. Wenn es teilweise Verschweißungen gab, kann es sein, dass Du zu fest schlägst beim Schweißen.

Im Freien bei tag ist natürlich sehr schwer. Besorg Dir eine Schweißerbrille im baumarkt, dann kannst Du dirket beobachten, wie sich das Borax verhält. Wenn es in den Fugen dichtig kocht, sollte die Temperatur stimmen. Wenn Du nur Eisen verschweißen willst, kannst Du sogar warten, bis es leicht sprüht. Die Temperatur erreichst Du ja schweinbar.

 

Viel Glück.

 

Jörg

Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2014 um 17:19, Martin Hartung / DerSchlosser
31. Mai 2014 um 17:21
Hilfreich zum Erkennen der Glühfarben ist auch ein Überbauen der Esse, z.B. mit einem alten Faß, so wie in diesem Beitrag gezeigt: Klick

Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2014 um 17:22, Martin Hartung / DerSchlosser
31. Mai 2014 um 17:31
Danke schonmal für die tollen Ratschläge!

@Ilmarinen:

1. Habe S235JR sowie Federstahl ausprobiert
2. Ja, habe ich
3. Beide ca. 4mm drick und 20mm breit auch dickers habe ich probiert, jedenfalls beide immer gleich stark
4. Esse mit Koks
5. Hat nicht gehalten

Die Temperatur erreiche ich leicht.

@Der Schlosser:

Gute Idee! Sowas muss ich mir jetzt bauen, hoffentlich sieht man dann mehr...


s'isch halt wies isch allaweil hosch a kuglfuhr

31. Mai 2014 um 18:38
Hi Kallerz,
die Kombi aus Baustahl und Federstahl ist nicht ganz einfach. Besonders, wenn Du den Federstahl nicht kennst. Evtl. ist da eine Legierung drinn, die nicht günstig ist.

Koks muss gut entschwefelt werden, bevor man Schweißen kann. Dann gibt es einen guten Trick: Wenn man das Schmiedestück gut heiß hat und die Luft kurz komplett wegnimmt, dann sieht man winzige Sternchen dirket über der Kohle. Dann ist die Schweißtemperatur erreicht. Das habe ich schon bei einem Kollegen beobachten können.

Grüße

Jörg
31. Mai 2014 um 20:03
Hi Jörg,

ich habe jeweils auch Baustahl mit Baustahl und Feder auf Feder probiert, ging auch nicht...
Baustahl auf Baustahl und Kohlenstoffstähle kann ich (will mich jetzt nicht selbst loben) ganz gut Feuerschweißen, jedoch nur nachts, im Sommer also sogut wie nie

Das mit dem Koks und Funken hört sich gut an, muss ich mal beobachten. Wenn ich eine Haube, wie von Martin vorgeschlagen, anbringe müsste dies gut sichtbar sein.

Danke nochmals

Gruß
Christoph
s'isch halt wies isch allaweil hosch a kuglfuhr

31. Mai 2014 um 21:47
Servus Christoph,
Generell erstmal sind zum Feuerschweißen wichtige Punke: (alles Aufgeführte ist Meine Meinung, also zusammengeführtes was sich für mich aus diversen Gesprächen, Büchern und eigenen Erfahrungen herauskristalisiert hat. Für Fehler entschuldige ich mich schonmal im Vorraus, ich lasse mich gerne Berichtigen)

Feuerführung
Material
Sauberkeit und Schnelligkeit
Ein Auge für die Temperatur
Erfahrung

Ich denke Jörg hat im letzten Post Koks mit Fettkohle verwechselt, da Koks fast keine fremden Bestandteile beinhaltet. (Hundeshagen, S. 16, 2.1.2)
Bei Fettkohle stimme ich zu, die Feuerführung ist wichtig. Du solltest genügend abgeflammte Kohle (also einen guten Gluthaufen) haben und das Feuer vorher gut Entschlacken. Bei Fettkohle kannst du auch einen "Deckel" zusammenbacken lassen, dadurch erhältst du eine "Feuerhöhle" in der sich die Hitze gut hält. Auch hier gilt so gut wie möglich Abflammen (=Entgasen) lassen.

Den Trick von Jörg würde ich noch ein wenig abwandeln. Bei Federstahl und Legierten Stählen kann man sich darauf nicht verlassen, die sind bei Funkenflug bereits Überhitzt da ihre Schweißtemperatur niedriger ist (hängt mit dem C-Gehalt zusammen). Bei Baustahl noch möglich, allerdings nur mit genügend Erfahrung und Vorsicht zu genießen, da kann auch mal das ganze Werkstück davonbrutzeln. Ich habe eine ähnliche Technik gesehen die ich auch meist für meine Baustahlverschweißungen anwende: Die Luftzufuhr nach Gefühl abstellen, und das Werkstück am Griff leicht anheben (so das es mit der Spitze oder dem Hitzemittelpunkt mittig im Feuer liegen bleibt). Erscheinen in dem kleinen Loch zur Feuermitte, also unter dem Griff/Werkstück Funken ist es soweit.

Allerdings möchte ich dazu erwähnen das es bei Funken auch beim Baustahl schon eine Überhitzung vorliegt, die richtige Schweißtemperatur ist kurz davor, ein kräftiges Weißgelb die Glühfarbe (in der Werkstatt also praktisch leicht abgedunkelt) und das Flussmittel (in meinem Fall Quarzsand) umhüllt die Oberfläche. Sätze wie "Das muss richtig Funkensprühen" kann man also vernachlässigen. Weder gut für das Material, noch für die Schlackebildung in der Esse.

Zum Flussmittel, wann hast du das Borax aufgetragen? Ich habe gehört man soll es bei Kirschnrot auftragen bin da aber auch kein Spezialist da ich hauptsächlich mit Quarzsand schweiße.

Bleibe auch erstmal bei gleichen Stählen, üb erstmal mit Baustahl, der ist Billig und noch recht leicht zu handhaben (gerade mit Borax). Dann kannst du mal den Federstahl probieren.

Auch auf die Technik beim Schmieden sollte man schauen. Bei großflächigen Verschweißungen (z.B. bei zwei Flachstählen aufeinander) solltest du Mittig beginnen und dich nach aussen vorarbeiten. So presst du die Verunreinigungen samt Flussmittel aus dem Werkstück und verhinderst somit Einschlüsse. Bei anderen Verbindungen ist es sinvoll vorher einen "Scarf" zu schmieden. Dies ist in diesem Video sehr schön beschrieben:

Scarf Theory by Mark Aspery

Eine Haube wie von Martin beschrieben wird dir sicherlich helfen, die Glühfarben genau zu erkennen.

Ich hoffe es hat geholfen ;)

Viele Grüße,
Alex

31. Mai 2014 um 21:56
Hi Alex,

Top, Danke!

Das Prinzip ist mir schon klar. Bei Dunkelheit bekomme ich das auch hin, nur kann ich nicht immer nachts schmieden

 

Ja Borax trage ich bei Kirschrot (je nach Sonne halt ;) )auf, so geht's am besten...

Ich werde es mit der Haube versuchen, wird schon klappen hoffe ich.

 

Gruß

Christoph

s'isch halt wies isch allaweil hosch a kuglfuhr

1. Juni 2014 um 20:16
@alex
Den Trick von Jörg würde ich noch ein wenig abwandeln. Bei Federstahl und Legierten Stählen kann man sich darauf nicht verlassen, die sind bei Funkenflug bereits Überhitzt da ihre Schweißtemperatur niedriger ist (hängt mit dem C-Gehalt zusammen).

Dabei ist nicht gemeint, dass der Stahl Funken sprüht, sondern es bilden sich winzige Sternchen direkt über der heißen Zone des Feuers. Das hat mir ein Profi gezeigt, der Damast schmiedet. Das funktioniert allerdings nur bei Koks, weil z.B. die Holzkohle immer diese Sternchen bildet.

Grüße

Jörg
1. Juni 2014 um 20:29
Hallo Jörg,
Woher kommen dann allerdings die Funken? Wenn sie vom Koks kommen geht das ja immer, auch wenn der Stahl noch nicht auf Schweißtemperatur ist.
1. Juni 2014 um 20:52
Da muss ich Alex aber recht geben. Ich habe früher auch immer den Tip bei Baustahl gegeben, auf dem Punkt mit den ganz feinen Sternen zu achten. Mittlerweile schweiße ich bei Möglichkeit kurz davor und habe viel bessere Ergebnisse. Allerdings braucht das doch sehr viel mehr Gespühr und Erfahrung.
2. Juni 2014 um 20:09
@Alex
Woher die Sternchen kommen kann ich Dir auch nicht sagen. Auf jeden Fall hat das Eisen beim herausnehmen aus dem Feuer nicht gesprüht, sondern es war nur weiß-gelb.

Grüße

Jörg
Zuletzt bearbeitet: 2. Juni 2014 um 23:20, Jörg Steinsberger
2. Juni 2014 um 22:02
Ok, ja kann schon sein. Techniken gibts ja viele, hauptsache es funktioniert