Absolute Anfängerfrage zum Lochen

2. September 2015 um 14:38
Hallo Leute!

Erst müsst ihr wissen, dass ich noch nie etwas gelocht habe. Ich habe mich allerdings schon selbst erkundigt. (z.B. auf Youtube)
Jetzt habe ich allerdings trotzdem noch Fragen:

Ist es richtig, dass man erst mit einem Meißel einen Schlitz ins Material schlägt und dann erst die eigentliche Form ins Metall schlägt? Hat dieser Meißel für den Schlitz einen besonderen Namen?

Wie geht man dann als nächstes vor? Als nächstes schlägt man einen Durchschlag mit der gewünschten Form und größe durch den Schlitz oder?


Mit Durchschlag meine ich so einen Meißel:
Runder_Durchschlag.jpg



Und wofür braucht man dabei dann noch den Durchtreiber?:
Durchtreiber_8679500_big.jpg


Ich freue mich schon auf eure Antworten
Ein guter Amboss hat keine Angst vor dem Hammer!

Gruß Christian
Zuletzt bearbeitet: 2. September 2015 um 14:43, Christian L.
2. September 2015 um 15:30
Da bist du wohl grade auf die zwei unterschiedlichen Varianten des Lochens gestoßen ;)

1) Ohne Materialverlust:
Wenn du nicht möchtest, dass du beim Lochen Material verlierst, wie beim bohren, dann kannst du zuerst mit einem Meißel oder sehr spitzen durchschlag (was man dann glaube ich auch wieder Lochmeißel nennt) einen Schlitz ins Material treiben und diesen dann mit deinem Durchschlag zu dem gewünschten Loch weiterverarbeiten.

Auf diese Weise kannst du z.B. in ein 10er Vierkant ein 10er Loch setzen (Bildliches Beispiel: hier)

2) Mit Materialverlust:
Hier lässt du das Meißeln einfach weg und legst direkt mit dem von dir als Durchtreiber (kenne mich mit den Begrifflichkeiten nicht aus, aber irgendwie habe ich das Gefühl das Durchtreiber nicht stimmt???) bezeichnetem Teil los. Dabei fliegt dir dann unten ein Stückchen was in etwa den Durchmesser der flachen Oberfläche deines Durchschlags hat.
Wenn du auf die Art jetzt in nen 10er Vierkant nen 10er Lochen machen willst, wünsche ich viel Spaß Wenn du aber z.B. nur ein 5mm Loch in deinen 10er Vierkant haben willst und möchtest, dass die Seiten des Vierkants weiterhin grade sind, dann bist du hier bei der richtigen Variante.

Na denn mal viel Spaß beim Löcher prügeln ;) Wenn das dein Durschlag auf dem Bild ist, scheinste ja ne Menge vor zu haben

Gruß,

Lenni
2. September 2015 um 16:34
Erstmal Danke für die schnelle Antwort.

Das es 2 Varianten gibt habe ich irgendwie noch nie so gemerkt. Aber jetzt kenne ich ja den Unterschied.


Nein das ist nicht mein Durchschlag. Ich hab leider noch keine. Aber Sonntag treffe ich mich mit jemandem dessen Vater mal eine Schmiede hatte. heute stehen die Werkzeuge nur noch herum. Ich denke da kann ich wohl etwas Günstiges abstauben
Ein guter Amboss hat keine Angst vor dem Hammer!

Gruß Christian
2. September 2015 um 17:43
Schau mal nach Schmiedebücher - z.B. Hundeshagen.

Im Prinzip gibt es wie beschrieben zwei Varianten. Der Unterschied ist die Materialverschiebung, Verlust ist bei beiden gegen Null.

1.) Aufdornen
Du setzt beidseitig einen Schlitz welcher ungefähr 1,3 X Lochdurchmesser beträgt (je nach Verhältnis von Loch zu Materialdurchmesser +/-). Diesen weitest du mit einem Dorn, welcher ca. 0,5mm größer als das gewünschte Loch ist auf.
Durch den Schlitz wird das Material NUR nach rechts und links (in Stangenrichtung) verschoben.
Geht ggf. mal schief bei weniger Übung. Gern schlägt man z.B. die Schlitze aneinander vorbei, oder eine Seite wird dünner.


2.) Einfaches Lochen
Du schlägst einen Lochhammer mit möglichst planer "Spitze" zu 4/5 in das Material. Nun wendest du das Material und schlägst den Hammer von der anderen Seite (die Stelle erkennst du an der dunkleren Glühfarbe) ein. Ein möglichst dünner Putzen wird ausgeschert. Falls es sich um eine Passung handelt, solltest du das Loch noch mit einem exakten Dorn auf Maß bringen.
Das Material wird dabei in alle Richtungen gleichermaßen vom Loch geschoben. Dadurch ergeben sich z.B. in Stangenmaterial geringere seitliche Querschnitte. In z.B. Flachstahl ist diese Variante aber m.E. nach angenehmer. In jedem Fall aber ist die Fehlerquote geringer.

Zuletzt bearbeitet: 2. September 2015 um 17:44
3. September 2015 um 14:14
Danke FP91!
Das ist ja mal ausführlich geschrieben

Kann mir jemand ein Bild von dem Meißel, um den Schlitz ins metall zu schlagen, schicken? Damit ich mir einen besorgen kann. Ich treffe mich Sontag nämlich mit jemandem wessen Vater mal eine Schmiede hatte. vielleicht werde ich da ja fündig!
Ein guter Amboss hat keine Angst vor dem Hammer!

Gruß Christian
3. September 2015 um 15:20
Hallo Christian,

was hältst Du denn davon, so hier und da mal was selbst zu erarbeiten? Denn, je mehr Energie Du daran verwendest etwas selbst herauszufinden, umso eher bleibt es hängen. Wenn Du immer alles Mundgerecht vorgesetzt bekommst, ist das zwar schön für Dich, wird aber nicht allzulange hängen bleiben und nervt die, denen Du unnütze Löcher in den Bauch fragst.
Deshalb auch mein Rat , wie schon von FP91erwähnt, schau mal wenigstens in eins der Klassischen Schmiedebücher,
z.B.  Harvard Bergland, Die Kunst des Schmiedens ab Seite 45 wirst Du zu Deiner hier gestellten Frage mehr wie fündig. 
Allerdings nicht nur schauen, sondern auch lesen!
Und auch bei Dir möchte ich die Fernleihe der Städtischen Büchereien erwähnen, es spart viel Geld, vor allem bei Schülern mit schmalem Budget.
So zum Schluss noch ein Tipp, solange Du dich nur mit dem Sohn triffst, dessen Vater mal eine Schmiede hatte, bringt Dir das nicht viel, es sei denn der Sohn hat auch geschmiedet. Sinnvoller wäre es doch wohl, sich mit dem Vater des Sohnes mal zu treffen UND zu unterhalten, oder?😎

Gruß

Uli  

P.S.: Such mal bei youtube einen Beitrag von Adelbert Burk, Grundlagen des Schmiedens (oder so ähnlich) 
3. September 2015 um 22:09
Bei geringerem Durchmesser des Werkstücks sollte nach ein paar Schlägen der Dorn/Durchschlag entnommen und - nach der nächsten Hitze - von der anderen Seite verwendet werden. Das Loch wird gleichmäßiger und die passende Temperatur wird eher eingehalten.
3. September 2015 um 22:58
https://www.youtube.com/watch?v=PwgIjPEZzSE

4. September 2015 um 09:19
@Achim, danke für den Filmtipp. Den kannte ich auch noch nicht. 

Gruß

Uli  
4. September 2015 um 12:16
Na wo wir schon bei den Wegen der Informationsbeschaffung gelandet sind, muss ich auch nochmal was loswerden:

Harvard Bergland, Die Kunst des Schmiedens  sollte man sich als Anfänger unbedingt mal von Mammi und/oder Pappi zum Geburtstag oder Weihnachten schenken lassen. Ich möchte das Buch nicht aus dem privaten Regal missen, grade weil ich nichts könnender Hobbyist bin, der zu wenig schmiedet um richtige Routine zu bekommen und häufiger mal nachlesen muss.

Youtube ist auch generell eine sehr gute Adresse um Dinge zu lernen. Allerdings braucht man hier ganz ganz viel gesunden Menschenverstand um gute Tipps von "bloß nicht nachmachen" zu unterscheiden!!! Ich sollte das nochmal wiederholen um es wirklich deutlich zu machen, aber ich denke dieser Satz verleiht auch den nötigen Nachdruck ;P

Schmiedetreffen: Nimm mit was du kriegen kannst! Bei meinem ersten Schmiedetreffen hab ich die Leute so mit Fragen gelöchert, dass ich fast garnicht zum schmieden gekommen bin. Dann habe ich geschmiedet und zack bums standen wieder die selben Kandidaten um mich herum und haben mit Tipps auf mich eingedroschen. Schmiedetreffen sind für mich immer ein unglaublicher Lehrgang und ich glaube viele der alt eingesessenen Schmiede haben auch Spaß daran den jünglichen Anfänger einen erzählen zu können
An dieser Stelle unterstreiche ich auch nochmal Ulis Tipp dir besagten Vater zu schnappen. Vielleicht hat der ja auch Bock mit dir einen Durchschlag zu schmieden ;)

Und zu guter letzt: Die so häufig erwähnte SuchFunktion a.k.a. SuFu !!!

Gruß,

Lenni
Zuletzt bearbeitet: 4. September 2015 um 12:48, Lennart G
4. September 2015 um 14:07
Tach Leute.
 
Ich möcht nächste Woche zur Bücherrei fahren und mal sehen was die so da haben.

Mit dem Vater bzw dem Besitzer der Schmiede kann man nicht mehr reden. Der ist schon vor ein paar Jahren gestorben. Desswegen treffe ich mich ja auch mit dem Sohn.
Schmiedetreffen werde ich auch kommen solange es in meiner Nähe ist. Ich komme auch zum Schmiedefest am Krenzer Hammer.
Ein guter Amboss hat keine Angst vor dem Hammer!

Gruß Christian