Fertigstellung und Test meines ersten Zugmessers

26 November 2012 at 23:16
Hi Leute,

das Messer habe ich aus C60 Werkzeugstahl handgeschmiedet, in Wasser gehärtet und von Rücken aus graduell angelassen. Bis jetzt erweist es mir sehr gute Dienste :).

http://www.youtube.com/watch?v=qVj32un5BG0

Bilder folgen!


Gruß
- Daniel 
27 November 2012 at 11:03
Moin Daniel,
schickes Zugmesser!
Konstruktive Kritik:
Härten in Wasser ist bei Materialstärken, wie sie Messer haben, grundsätzlich ein Vabanque-Spiel und absolut unnötig.
Härte in warmem Pflanzenöl (Rapsöl vom Aldi), und du bist auf der sicheren Seite.
Härten in Wasser ist kein Zeichen von hoher Kunstfertigkeit, eher im Gegenteil, da es, bis auf wenige Ausnahmefälle, nicht Materialgerecht ist.
Den Griff müsstest du ansich bei C60 noch gut kalt vernieten können (passend gekürzten Nietschaft vorausgesetzt), sofern du ihn vorher gut geglüht und langsam abgekühlt hast. Dann musst du den Griff nicht mit dem Brenner ankokeln.

Gruß,
Timm
27 November 2012 at 12:43
Wobei, das soll jetzt kein Widerspruch an das sein was Timm geschrieben hat, grundsätzlich bin ich der selben Meinung und ich härte auch ausschließlich in Öl, aber es gibt ein ganz schmales Fenster, in dem auch eine Härtung in Wasser, auch bei Klingen funktioniert.

Meine erste selbst geschmiedete Klinge, eine 3-Lagen-Klinge aus einem Meißel und mit "was in der Werkstatt lag" laminiert hat mir damals gleich der gehärtet, der mir das Feuerschweißen gezeigt hat. (Nur zur Info: zu dem Zeitpunkt hab ich bereits, meine Klingen selber gehärtet.)
In einem Trog mit Wasser!!! Ich war erst mal entsetzt, als ich sah, was er vor hatte. Aber er meinte nur, "hoit dei Mei und schau zua" . Klinge kurz ins Wasser getaucht, Anlassfarben beobachtet und weiter abgeschreckt. Fertig.
Ich muß sagen, ich bin mit der Klinge heute noch zufrieden, nehm das Messer gerne auf Mittelalterfeste mit.
Also mit einem sehr kurzen Eintauchen und sofortigem Anlassen aus der Restwärme funktioniert das. Nur will ich nicht wissen, wie viel Fehlversuche man hat, bis das perfekt hinhaut. Nur, wenn mans kann, ist das ja i.O. Hier war halt seit Generationen recht viel Wissen über das Härten in der Schmiede und er hat das halt von klein auf mitgekriegt.
Ich selber habs nie probiert, in Wasser zu härten.

Wie gesagt, soll keine Anregung sein, in Wasser zu härten, oder eine Grundsatzdiskussion, was besser ist.
Nur eine Ergänzung, wie´s "früher" auch gemacht wurde.

Gruß
Flo
Last edit: 27 November 2012 at 13:05, Florian Mayr
27 November 2012 at 13:17
..... obwohl ja der C60 laut Tabellenbuch und Herstellerangaben auch als Wasserhärter geeignet ist.

Mir scheint der Winkel etwas zu steil, da bei den dünneren Spänen auch ein gewisses "Rupfen" von nöten ist, um den Schnitt auszuführen. Kommt zwar auch a bisserl aufs Holz an, aber trotzdem....


Ingo





 
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Last edit: 27 November 2012 at 13:19, Ingo Müller
27 November 2012 at 14:06
@Flo
Deshalb sprach ich ja auch von gewissen Ausnahmefällen sowie davon, dass es eben ein Vabanque-Spiel ist. Hoher Einsatz, hohes Risiko. Nur sehe ich eben den Zusatzgewinn nicht.

@Ingo
Dabei ist aber zu bedenken, das dem Datenblatt eine standartisierte Härtung eines Würfels von 10x10mm zugrunde liegt.
Und das ist eben auf Messern nur sehr bedingt übertragbar.
Die Abschreckgeschwindigkeit von Öl langt bei den Dimensionen eines Messers absolut aus, um das Härtemaximum heraus zu holen.  

Last edit: 27 November 2012 at 14:07, Timm Esemann
27 November 2012 at 17:28
Ansich schönes und nettes Werkzeug aber ich hätte den Winkel auch vielleicht noch etwas kleiner gemacht
oder noch schärfer geschliffen.
Und was ist denn das mit deiner Werkbank? Die wackelt sich ja einen zurecht.
Ich würd da die Krätze kriegen.
27 November 2012 at 19:39
Hallo Burgschmied,
mein Großvater war Schäfter , zur Ausstattung gehörten diverse Zugmesser.
Dein Zugmesser ist sehr scharf , aber der Winkel ist zu groß - hat vorher auch schon jemand geschrieben - deutlich wird das an dem Kantel den du bearbeitest.
da greift das gute Stück nicht so richtig - also mach die Schneide etwas schlanker.
Ansonsten alles richtig , Form , Materialwahl, abschrecken grade noch Glück gehabt .
Schleifen mache ich übrigens längs  , ziehe dann mit einem Arkansas Stein ab.
Tolles Ding ,gefällt mir gut .
tschüss fritz
27 November 2012 at 19:43
Hallo Flo 78,
ist im Härtebereich als gebrochene Härtung bekannt.
Man löscht im Wasser ab bis zischen verklingt und steckt dann das Ganze ins Öl - oder in die Luft - wenn man nach Farbe anlassen will.
Äxte u.ä. werden so gehärtet.
tschüss fritz
27 November 2012 at 20:11
ah, schon ein paar antworten......
ja, ich hab mir zu der haertung auch schon gedanken gemacht und das auch mit dem schmied diskutiert. kam auf folgendes:
bei der gebrochenen haertung ergeben sich differenzierte temperaturkurven in verschiedenen zonen des werkstueckes. schroffere abkuehlung an der schneide. damit haerter. langsamere abkuehlung im kern. damit flexibler.
inwiefern das bei messern sinn macht ist fraglich, bzw. auch schlecht darstellbar weil der kern zu duenn ist.
aber klingen mit grosser materialstaerke hab ich auch schon so gehaertet, allerdings in kaltem oel und nicht in wasser.
ergebnis:  messer zusammengebaut, geschaerft bis es rasiert am arm, holzscheit auseinander gehackt, rasiert immer noch, keine ausbrueche.
haerten, kuehlen und dann anlassen hat halt gleiche temperaturkurven ueberall im werkstueck.
also, bei ausreichend grossen klingen haerte ich gerne gebrochen. spart das anlassen. bei kleinen ist das aber eher zufall, weil zu wenig restwaerme zum anlassen uebrig bleibt.
und in wasser war mir das risiko zu gross, deshalb hab ich das nie versucht.
Last edit: 27 November 2012 at 20:13, Florian Mayr
27 November 2012 at 20:15
Hallo zusamm,

also ich denke Daniel kann mit dem Ergebnis zufrieden sein. Gute Abeit!

Und ich glaube auch dass das Abschrecken in Wasser in Ordnung ist. Bei einem Ziehmesser aus C60 denke ich dass man da nicht allzu viel falsch machen kann.
Ich denke dass Daniel einfach ganz abgekühlt hat und anschließend im Backofen angelassen hat.

Den Winkel kann ich durch die ständige Bewegung im Video nicht richtig beurteilen. Ich denke aber er ist ok. Viel mehr hat das von Ingo bereits erwähnte "Rupfen" etwas mit der Technik bzw. der Führung des Messers zu tun.
Verlgleich: Ein Hobel hat einen wesentlich stumpferen Winkel und rupft ja auch nicht am Holz rum.

Wenn man mit einem ziehenden Schnitt arbeitet oder das Messer etwas flacher kippt dann nimmt man weniger weg, kann dann feiner schnitzen und man bleibt nicht so stecken dass man das Messer wieder "rausrupfen" muss.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Last edit: 27 November 2012 at 20:18, Wilhelm Weyer
27 November 2012 at 22:23
Danke erstmal für eure zahlreichen Antworten. Leider habe ich nur sehr gegrenzte Möglichkeiten einen halbwegs ordentlichen Schliff hinzubekommen, da ich nur Winkelschleifer, Billigfeilen und einen Eihell Kombischleifer (links Stein, rechts Band)... und halt die Abziehsteine habe. Ich denke, dafür habe ich es aber schon ziemlich scharf bekommen. Ich habe so gut wie keine richtige Erfahrung im Umgang mit Zimmermannswerkzeug und muss da effektives Arbeiten auch erst lernen. Ich hatte bis jetzt keine Probleme beim Wasserhärten, will mir aber bald mal im Selgroß einen Kanister voll Friteusenöl kaufen, um das mal auszuprobieren. Angelassen habe ich übrigens mit einer Lötlampe.