Eigentlich Seitenwindesse, oder doch lieber einen "Minirennofen"?

29. September 2015 um 21:09

Hallo,

 

Eigentlich wollte ich eine Seitenwindesse bauen, da ich noch einige Schlackenstücke/ Eisenstücke von einer Ausgrabung eines originalen Rennofens habe. Die sind aber eher Gußeisen ähnlich, diese möchte ich gerne "frischen", um sie schmiedebar zu machen. Dafür wollte ich eine einfache Seitenwindesse bauen.

.....aber irgendwie kreisen meine Gedanken immer um einen Rennofen.

Zur Zeit habe ich ein leichtes, fahrbares Untergestell gemacht und eine ca. 60X 60cm große und 15cm dicke Lehmplatte als Hitzeschutz draufgesetzt. Die untere Schicht habe ich stark mit Holzspänen vermengt. Sollten die Späne auf Grund starker Hitze verkohlen, so habe ich immer noch Luftlöcher, die nach unten noch gegen übermäßige Hitze isolieren (so meine Gedanken). Darüber ist eine Schicht mit Sand als Zuschlag zum Lehm.

Ich habe in letzter Zeit viel mit Lehm im Fachwerk gearbeitet, da ich ein altes Fachwerkhaus umbaue. Ein alter Mann hat mir mal erklärt, wie man Lehm nicht zu mager und nicht zu fett "einstellt".

Er meinte: "Mach 5 oder 6 schön sämige, gleich große Lehmbälle, laß den Ersten wie er ist, zum Zweiten tust du eine kleine Menge Sand dazu, zum Dritten noch etwas mehr usw. Die Sandmengen mußt du dir merken. Dann wirfst du alle Bälle mit "Schmackes" an eine schön rauhe Wand. Nach ein paar Tagen schaust du nach, die runtergefallenen Bälle waren zu mager. Die, die viele Risse haben sind zu fett. Der, der mit den wenigsten Rissen noch an der Wand klebt ist genau richtig".

Eigentlich ganz einfach und logisch!

Ich denke mal, das kann man auch auf eine Rennofenwand anwenden. Meine Backes habe ich so gebaut und backe seit 2001 mein Brot drin, der hat zwar einige  Risse bekommen, steht aber immer noch. Ein Rennofen hat natürlich ganz andere Temperatuern.

Mein Rennofen soll ja nur mal eine Spielerei zum Probieren sein, deshalb auch möglichst klein bleiben. Ich denke an einen Innendurchmesser von 10- 15cm Durchmesser. Ich habe viel im Netz (und auch hier im Forum) rumgesucht, aber so richtig zu solchen kleinen Durchmessern nichts gefunden.

Was meint ihr dazu?

Die Höhe habe ich mal so "Pi x Daumen" auf 60- 70cm geplant.

Wäre das realistisch?

Könnte das überhaupt funktionieren?

Würde mich freuen, wenn ihr mir noch einige Tipps geben könntet.

 

Gruß Dieter

30. September 2015 um 08:23
Hallo Dieter,

In deiner Gegend gibt es die Firma Jaeger. Die vertreiben Tone in all seinen Variationen. Ich bin dort gewesen und spach mit den Ingenieuren über Tone für Rennöfen. Ich würde nicht lange mit abmagern von Lehm rummachen sondern einfach bereits aufbereiteten Ton kaufen, resp. um 2 Schubkarren voll davon bitten.

Dann muss ich zugeben dass mich deine Überschrift etwas irritiert. Seitenwindesse oder Minirennofen? Das eine hat mit dem anderen nicht direkt was zu tun, allerdings wirst du schlecht ohne Seitenwindesse auskommen nachdem du deine Luppe , dem Minirennofen entnommen hast. Du wirst sie anschliessend Ausheizen wollen nehme ich an?

Rennöfen von 15 cm Innendurchmesser wurden tatsächlich in ex Jugoslavien ausgegraben (genaueres bei Bedarf) , das dürfte kein Problem darstellen.
Zu beachten gilt denoch wenigstens 80cm Schachthöhe über der Düse zu haben. Ob das klappt hängt natürlich wie immer von der güte deines Erzes ab.
Ausserdem sollte die Kohle feiner gebrochen sein, ca.  Haselnussgrösse, den Staub herausgesiebt. Das Erz Sand bis max. Erbsengrösse.
Düsendurchmesser max.10% des Schachtdurchmessers in Düsenhöhe.

Achte unbedingt darauf den Ofen wirklich trocken zu heizen, da die Schachtoberfläche im Vergleich zum Volumen sehr gross ist und durch verdampfendes Wasser aus dem Lehm zuviel Sauerstoff mit eingebracht wird , was der Reduktion schadet. 

Schlussendlich würde ich (je nach Erzqualität) 200g -300g Erz/Kohle Chargen im Verhältniss 1:1 aufgeben alle 5min. 
Du wirst sehen ob der Volumen welcher durch verbrennen der Kohle freigeworden ist ausreicht diese Chargenmengen aufzugeben. Ansonsten kannst du etwas die Windmenge variiren. Achte schlussendlich auf die Bauart des Gebläses, resp. auf die Konfiguration des Schaufelrades. Ich habe darüber ausführlich geschrieben. Es sollte nicht nur ausreichend Wind schaffen sondern ein mindestdruck von 10 millibar, zumal bei diesem engen Schacht. Blasebälge würden sich  bei einem solch kleinen Ofen sehr gut eignen.

Viel Erfolg Bohr Rom.




 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
30. September 2015 um 09:11

Hallo,

 

danke für deine ausführliche Erklärung.

Das soll eigentlich einfach mal ein Rennofen zum Ausprobieren werden. Ich bastel halt gern, und, Versuch macht kluch.

Der zweite Zweck sind meine Schlacken von einem originalen Rennofen, der mal ausgegraben wurde. Das sind nur viele, kleine Einzelstückchen, teilweise scheinbar nur "Gries" in der Schlacke. Ja, und ein 180g und ein 90g Eisenstück gibts auch noch. Dieses Eisen hätte ich gern zu einem Stück verschmolzen. Das soll irgendwann mal ein Messer "mit Vergabgenheit" werden. ......aber erstmal zum LERNEN den ganzen Eisenschrott verschmieden, den ich rumliegen hab. Soll ja ein schönes Messer werden!

Erz möchte ich natürlich auch mal schmelzen. Eisenstein liegt hier teils oberirdisch rum und kleine Gruben gab es hier eine Menge, sogar die Grube UHU mitten im Dorf. Sind halt eine (Eisen) steinreiche Gegnd hier, direkt am Rand des Siegerlandes. Die Hammer Heimatfreunde haben ein kleines Museum eingerichtet, da kann ich mir die hier vorkommenden Eisensteine ansehen, die liegen da im Regal, sogar mit Fundort. Einfacher gehts wirklich nicht.

Ich denke mal, wenn ihr mir ein wenig helft, wird das schon funktioniieren. Ich mach demnächst mal Bilder vom Fortschritt, bis jetzt ist ja nur die noch sehr weiche "Bodenplatte" da.

 

Gruß Dieter

 

Zuletzt bearbeitet: 30. September 2015 um 09:20, Dieter
30. September 2015 um 15:49
Ob die Schlacke viel Eisen her gibt musst du einfach probieren diese silikatisch Fayalitische Schlacke enthält ca 65% Eisenoxid, ist aber sehr dicht bis porös Glasig. Ich würde sie auf Sandkaliber brechen und ca 3 Gewichts% Kalk darunter mischen.
Die Eisenteile kannst du einfach auf die Gicht aufgeben, die werden dann unten als Luppe landen.

Gruß Rom.
Mit besten Grüssen 
Rom. 
Zuletzt bearbeitet: 30. September 2015 um 15:51
30. September 2015 um 22:14

Hallo,

 

wenn ich das richtig verstehe, soll der Kalk das Eisen besser fließen lassen?

Das mit dem Rennofeneisen einschmelzen verschiebe ich wohl besser noch etwas nach hinten.

Ich glaube, ich muß mir erst mal ein wenig Lektüre zulegen, mit den Fachausdrücken komm ich noch nicht mit. Mal schauen, was es alles so an Büchern gibt.

 

Gruß Dieter

 

 

1. Oktober 2015 um 06:55
Die richtige Menge Kalk setzt die Liquidustemperatur der Schlacke herab. Sie wird flüssiger...das enstandene Eisen findet seinen Weg leichter durch die dünne Schlacke auf den Boden des Ofens um dort eine Luppe zu bilden.

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
25. Oktober 2015 um 19:12
Hallo,

ich habe heute Morgen mal nach Erz gesucht. Leider habe ich z.Z. keine Vergleichsmöglichkeit, unser kleines Museum ist im Winterhalbjahr geschlossen, da sind eine Menge Erzbrocken aus unserer Gegend ausgestellt.
Ich denke aber, daß das unten im Bild Eisenerz ist. Sieht auf jeden Fall ziemlich "rostig" aus und ist sogar von meinem Grundstück. In diesem Hang gibt es einige alte "Schürflöcher" und gegenüber war die Grube Erzengel.

Kann mir jemand etwas genaueres zu diesem Stein sagen? Da scheint auch noch eine Art Quarz dran zu sein, allerdings ist der dunkel gefärbt.

K640_erz.jpg


Gruß Dieter
Zuletzt bearbeitet: 25. Oktober 2015 um 19:13, Dieter
25. Oktober 2015 um 20:23
Ich hab zwar jetz nich so die Ahnung von Erz, aber der Brocken sieht mir eher nach Schlacke aus !
Die Rennofenfahrer hier können aber bestimmt mehr dazu sagen .
Gruß Knifesmith


"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"! 
26. Oktober 2015 um 18:18
Hallo Dieter,

also für mich siehr das schon wie Eisenerz aus. Eisenspat oder Raseneisenerz vermute ich mal, Das Foto ist zu unscharf um genaueres zu sehen. Mach mal eines nur von dem Stück Bildfüllend so wie es da liegt.

Gruß der pit03.

P.S. Fülle mal dein Profil aus! Woher kommst du noch mal?.
27. Oktober 2015 um 09:00
Hallo pit03

ich hab den Stein mal richtig abgewaschen und größer fotografiert. Unten rechts liegt noch ein kleiner Stein, der ist aus dem selben Schürfloch. Von diesen Steinen liegen da eine Menge rum, so eine Art milchig- weißer Quarz, auch mit solchen "rostigen" Adern durchzogen.
K640_stein2.jpg


K640_stein1.jpg

Oben rechts ist eine Ecke mit scheinbar schwarzem Quarz

Gruß Dieter
Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2015 um 09:03, Dieter
16. November 2015 um 20:53
Ja das klappt, du erwähnst Masse die zu einem Grappage ofen passen, sprich Aristoteles Ofen. 
Diese Schächte dienen dazu Eisen auf oder abzukohlen.

Ich mache dir jetzt mal einen Vorschlag, der dir deine Angst vor einem eigenen Versuch nimmt.
Hier in Luxemburg wo ich lebe, habe ich eine ganze Menge Antique Hüttenplätze  in Zusammenarbeit mit unserem Staatlichen Museeum entdeckt. Die älteste stammt aus der Latene Zeit. Das ist die zweite Hälfte der Kelten, also die Eisenzeit als hier in Luxemburg schon in grösserem Umfang Eisen hergestellt wurde. 

Grössere Mengen Schlacken zeugen von der Umfangreichen Produktion.
Nach deinem Schreiben habe ich mich letztens auf den Weg in den grossen Wald aufgemacht in welchem bis jetzt ein halbes Duzend Rennfeuerstellen entdeckt wurden. Ich habe mir die Schlacken welche in dem Wurzelwerk einiger Bäume welche durch Wndwurf aus dem Boden gerissen wurden, angesehen und die welche grössere Eisenklumpen enthielten eingesammelt.
P1160498.jpg 

P1160505.jpg 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
16. November 2015 um 20:55
Hier mal 3 Stücke diese Schlacken mit massiven Eisenbrocken darin.

Ich werde einen halben Zentner davon durch einen Schacht mit den von dir Vorgeschlagenen Massen lassen und dir vom Ergebniss berichten, mit Bilderchen etc. ok?

Grus Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
11. Januar 2017 um 12:03
Hallo,

hab "zwischen den Tagen" mal meinen "Minirennofen ausprobiert. Da ich u.A. ziemlich "Rücken" und "Schulter" habe, hab ich noch ein altes Tonrohr aufgesetzt, um ein wenig Höhe zu erhalten. Funktioniert aber nicht, ein Durchmesser von nur 10cm ist zu klein, da liegt die, in meinem Versuch normale Grill- Holzkohle, zu dicht, es kommt kein richtiger Zug auf. Hab dann ein altes Eisenrohr prov. zusätzlich aufgesetzt und kam auf eine Höhe von ca 1,20m. Trotz "Anwärmen" des Eisenrohres zog der Ofen nicht.
Ich denke mal dieses Objekt hefte ich im Ordner "Versuch macht kluch" ab!

......Aber Spaß hats trotzdem gemacht!