Hobbyschmiede für Beginner

26. August 2021 um 12:07
Hallöchen an alle!
Momentan spiele ich mit dem Gedanken, mir eine kleine Hobbyschmiede einzurichten. Bisher hatte ich jedoch erst einen Kurs, ein zweiter erfolgt nächstes WE. Das heisst: Ich habe wenig Ahnung von allem. Daher würde ich hier gerne die Chance nutzen, ein paar Fragen loszuwerden.
Los geht es mit der Esse: Ich würde gerne eine Gasesse nutzen, weil mir das sauberer und einfacher erscheint. Nach einiger Sucher kam ich schnell zu diesem Exemplar

https://www.ebay.de/itm/265166508885?_trkparms=aid%3D1110006%26algo%3DHOMESPLICE.SIM%26ao%3D1%26asc%3D233707%26meid%3D592c61b8594d47bfb97e7ca277217773%26pid%3D101196%26rk%3D3%26rkt%3D9%26sd%3D163399619172%26itm%3D265166508885%26pmt%3D1%26noa%3D0%26pg%3D2047675%26algv%3DSimplAMLv5PairwiseWebWithBBEV2bAndUBSourceDemotionWithUltimatelyBoughtOfCoviewV1&_trksid=p2047675.c101196.m2219&amdata=cksum%3A265166508885592c61b8594d47bfb97e7ca277217773%7Cenc%3AAQAGAAACMNL05hoxm4JQRU4NCoYjP52z24QiXlhekoJg%252BSi5W3pmf1FxCKnyus%252Fqh5CeC%252FLt3LJkCoPe1rQtRE97KvVXcX5q%252Fqf%252FaHYBmnlW5ToS%252Fl3xwIEHTzwpPO2wBIrTy8HDEJ0FUogeuoz%252F8P%252BY7C1sPdYJI6UuFFz9yjpH4SgGRNyDR6S5ivZvMRt7t%252FTQZOz%252Bbm5cS4n5AF2jalJDye8uNZiOdTtzGfdsijrtxIuPH2apdw3F9W98fJ81J0Ea9vOO2vGPBsCgRrEBRVHMgSsmbmAjTH79UpTmi%252FL9YMVK7g%252BZffhdGFsYGaQJXCZUMX6erTWWZKzw3S2l6kr8UlzT9zS1uOo%252B6nqtRIJe7sODdiQ8TM185KQHvvnOterPDGMJfOsEN0DQ4V76SSw3YQPhPLDYGjYOtAg1E0U2xHhz9ZL0Ips4FMvIkZf9CDTTRAkfDv2upO3O6twkC%252B%252Fqy6n3mqndfJnqSS07hcHWBe9dxK80Pm3j4%252BsJeMut7cx7HxikxtGdfPWg20%252FyVPL%252Bossm8uz0R3CZLBcexNVj%252FPWM8mtxgneHpkofCt4B3U3q7GuydxC%252BAsIehmlmQ65af%252BxhTGrEmr%252BdCRMUkW3vEOUOC3DIteK0sm7PnLKKdpr5gVi2FB56J4cxRLNTE2szHa6oU4NaLlX0W5zUjmoNdr9TojtKWbmKWYpPL1v%252BciGxgFEHwhu7zIXKtdGRbNeq568J4WPpWPU63BoAggAiLXckvGfk%7Campid%3APL_CLK%7Cclp%3A2047675

Das scheint vom Angebot her fast zu schön um wahr zu sein, daher meine Frage an euch, was sagt ihr zu dem Teil? Hat evtl schon jemand Erfahrung mit der Marke gemacht etc pepe...Ich bin über jede sachdienliche Rückmeldung dankbar!
MfG
26. August 2021 um 18:43
Hallo, ich habe vor mich von meiner "Bäuerle Gasesse " zu trennen. Es ist ein sehr gutes Teil, allerdings kaum benutzt , weil ich fast nur noch kleine Arbeiten schmiede.
Sollte jemand Interesse haben bitte PN an mich.
26. August 2021 um 20:18

Die wird es sicher tun, allerdings musst eben die inneren Abmaße beachten.

Solltest du irgendwann dazu übergehen größere Dinge flach auszuschmieden oder mit Biegungen ist eine Gasesse irgendwann eben ein Flaschenhals.

 

Es gibt auch Modelle, wo man die Seiten öffnen kann.

 

Da ich leider keine solche Esse besitze, kann ich nur die Dinge aufzählen welche mir negativ auffallen.

Das Nächste wäre die Isolierung.

Es scheint, dass es keine wirkliche harte Isolierung gibt, sprich es wird mit der Zeit alles innen Dreckig, fliegt weg oder löst sich eben.

 

Solltest du handwerklich geschickt sein und die Geduld mitbringen, bietet sich der Selbstbau aus einer 11kg Gasflasche an mit Isolierung und feuerfestem Zement als Brennschutzschicht.

 

Dann wird sicher die Sache mit dem Amboss sein. Ich greife mal etwas vor, auch wenn du wahrscheinlich schon weißt was du willst.

Persönlich gefällt mir der süddeutsche Amboss am besten, aber schlussendlich nimmt man eben den, den man mit einiger maßen guten Kanten bekommt.

 

Worauf ich ansich hinaus möchte, spar dir die Sache mit der klobigen Holzklotzbefestigung. Ich finde das einfach technisch überholt. Baue dir ein Dreibein, welches immer einen festen Stand hat und nicht wackelt, eine stärkere Stahlplatte kein 5-10mm Ding und fertig.

 

Nähere Infos findest du sicher hier im Forum oder ich verlinke dir auf Anfrage dann einen.

 

Hammer... Wenn du dich damit beschäftigst, kommst du auch irgendwann bei Uri Hofi an. Ansich ein genialer Ansatz den er vermittelt mit seiner Technik/Hammerform etc.

Aber, spar dir das Geld vorerst für sowas gehobenes und besorg dir bei ANGELE einfach einen Krenzer Hammer mit einer guten Bürste und einer entsprechenden Zange für den Anfang. Dafür legst du nicht zuviel hin und kannst gut beginnen, egal ob Kohle oder Gasesse.

Was ich aber zur Bürste von Angele sagen muss, es passiert von Zeit zu Zeit, dass es dir die Kratzklammern einfach rausrupft.

Das ist ärgerlich, hätte ich eine Neue, würde ich vorab alle Bohrlöcher mit PU-Kleber auskleben zumindest versuche ich das mal bei der nächsten Bürste 😂

 

Der Rest, nun der ergibt sich. Einfach weiter fragen 😄

26. August 2021 um 21:16
Tu es nicht, ich hatte zu Beginn auch so was in der Art, hat nicht viel getaugt. Schweisstemperatur war kaum zu erreichen, trotz enormem Gasverbrauch (2-2,5 bar). Die Esse sollte innen mit Hochofenzement verputzt werden, denn die Fasern der Isolierung zersetzen sich mit der Zeit und in die Lunge sollten sie nicht kommen. Außerdem wird dann das Innenleben auch viel haltbarer.  Ich habe glücklicherweise auch eine gute Kohleesse, aber wenn Du mit Gas anfangen willst, schau mal bei der Lindenschmiede rein. Die Bausätze sind echt gut und mit ein bisschen Geschick kannst Du dir die Gasesse selbst bauen. Ich habe mir mittlerweile auch eine gebaut und ich komme mit einem Brenner und ca. 0,8 bar Gasdruck problemlos auf Schweisstemperatur.
Viele Grüße
Alex
Blood,Sweat and Musclecat
Zuletzt bearbeitet: 26. August 2021 um 21:22, Alex Schneider
26. August 2021 um 23:38

Moin Tobias

Ich habe mit einer Tretesse angefangen und habe die ersten Versuche mit Holzkohle gemacht. Funktioniert prima, ist aber teuer und sie fliegt bei zuviel Wind leicht durch die Gegend. Ich bin dann auf Schmiedekoks umgestiegen, der ist etwas zickig, weil er schnell ausgeht, wenn Du zu wenig Luft hast.  Koks hat den Vorteil, dass er nicht raucht. Wenn Du eine Esse mit elektrischem Gebläse hast, geht das super.

Gasesse                                                                               Kohleesse

keine Feuerführung nötig, nur Brenner einstellen                Feuerführung ist notwendig, kriegt man aber schnell raus
erwärmt alles was in der Esse ist                                         gibt Dir die Möglichkeit gezielt zu wärmen
ist räümlich eng begrenzt                                                     viel Platz, auch für Teil, sperriger sind
nur wenige erreichen Schweißtemperatur                           Schweißtemperatur ist kein Problem
Athmosphäre ist einstellbar,                                                 Oxidierende, neutrale und reduzierende Zonen im Feuer
geringe Gefahr Eisen zu verbrennen                                   Gefahr das Eisen zu verbrennen
Gas ist leicht zu beschaffen                                                 Kohle ist etwas schwerer zu bekommen, geht aber.
braucht eine längere Aufheizzeit                                           Wenn Du es raus hast, hast Du nach 5 min fast volles Feuer
sauber                                                                                 regelmäßiges Feuer saubermachen, wegen Schlackenbildung
Explosionsgefahr, wenn man was falsch macht                   

Ich habe eine Gasesse, ziehe aber das Koksfeuer vor, Es ist einfach schneller an,präziser und auch schneller wieder kalt. Der Koks hat nicht nur den Nachteil, dass er schnell ausgeht, sondern auch den Vorteil, dass er schneller aus geht.  Wenn Du Feierabend machst und die Luft abstellst, ist das Feuer schnell aus. Also Luft aus, Werkzeug wegräumen, Hände waschen. Kokelkontrolle und der Kokshaufen ist nur noch etwas mehr als handwarm.

Die devil forge ist eher was für lange Messer, wenn es etwas sperrig wird, hast Du verloren.

Schau doch mal in den Kleinanzeigen nach einer Kohleesse, da habe ich meine erste und zweite auch gefunden. Auch nicht teurer als die Gasesse.

Ich wünsche Dir viel Erfolg beim neuen Hobby. Ich hoffe Du zeigst dann aauch mal was Du so gemacht hast. Ruhig auch, wenn es nicht perfekt ist, Dann gibts ev, den einen oder anderen wertvollen Tip.

 

 

 

 

Gruß   Christoph
 
 
Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.
Zuletzt bearbeitet: 31. August 2021 um 14:56, Christoph Nohtse (DL1LBN)
27. August 2021 um 11:29
Es geht mir wirklich gerade um Messer und Klingen. Daher auch diese lange Esse.
Die Bausätze aus Gasflaschen habe ich auch schon gesehen, aber ich weiss nicht, ob ich meinem handwerklichen Geschick so weit traue. Wäre es möglich so eine Esse selbst noch mit Feuerbeton auszukleiden? Wie dick müsste er etwa aufgetragen werden? 
27. August 2021 um 20:38
Das geht schon, ca. 1cm dick sollte ausreichen. Ich habe das mit meiner alten Esse auch probiert, hat leider nicht zu einer deutlichen Verbesserung geführt, lag aber wohl auch an der Leistungsfühigkeit der Brenner. Pass aber auf das du einen Zement nimmst der auch 1300°C aushält, da gibt es Unterschiede. Dann min. 1Woche trocknen lassen. Wenn du die Esse feucht anfeuerst, sprengt es dir den Zement ab und er fliegt dir regelrecht um die Ohren.
Viele Grüße
Alex 

Blood,Sweat and Musclecat
27. August 2021 um 21:18

Eine Anleitung wie man eine baut, gibt es bei Messermacherbedarf bzw. Lindenschmiede.

 

Einfach googeln, er bietet auch Bausätze an sowie die Bauanleitung.

Sicher ist es billiger dem ersten Anschein nach, die Bauteile selber zu kaufen.

Aber der Verkäufer der Isolierung/Zement etc. hat eine Mindestabnahmemenge und daraus kann man 3-4 Essen bauen und lohnt sich somit nicht.

 

Daher kannst du dort zugreifen, sofern du das Geld und das Geschick hast, falls es zu heikel erscheint, er baut auch komplette Essen zum Verkauf.

27. August 2021 um 21:31

Zum Ausbessern der Kesselausmauerung auf dem Raddampfer "Kaiser Wilhelm" haben wir immer ca. 10 % Schweineborsten in den feuerfesten Mörtel gemischt. Die verbrennen beim Anheizen und erzeugen ganz viele chaotisch verteilte Risse in der Ausmauerung. Dadurch ist die sonst spröde Schicht beweglich, es platzt nichts durch thermische Ausdehnung ab, denn das ganze hält wie ein Gewölbe zusammen.
Ich habe das von dem alten Maschinisten gelernt. An den Stellen, wo man mal aus Versehen mit den Schürwerkzeugen gegen stößt, haben wir Glasscherben in den frischen Mörtel gesteckt. Die werden bei den Temperaturen zu einem zähen Glasüberzug. Wenn sie einen Knuff abkriegen gibts eine Delle, aber die läuft von allein wieder zu.

Die Borsten sollten in der Gasessenauskleidung auch prima fuktionieren. Das Glas eher nicht.

 

Gruß   Christoph
 
 
Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.
30. August 2021 um 08:01
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Ratschläge! Momentan sammel ich halt, um mal ein Gefühl für die ganze sache zu kriegen. Auf die Lindenschmiede bin ich auch schon gestossen, aber mittelfristig wären mir die Essen vermutlich zu kurz, falls ich mal eine längere Klinge klöppeln will. Von daher erschien mir diese offene mit 3 Brennern relativ attraktiv. Vermutlich würde ich dann wirklich versuchen sie zusätzlich zu betonieren, um mir nicht ständig wegen der Wolle Gedanken machen zu müssen.

Next big thing: Der Amboss! Auch da kann man ja wirklich gut Geld lassen. Klar, halten ein Leben lang, aber als Einsteiger frag ich mich ja schon, brauch ich wirklich ein 200 KG-Brocken? Was wäre ein gutes Gewicht für mittlere (und evtl wie gesagt längere) Klligen? Die Angaben dazu unterscheiden sich halt stark.

Zudem die Frage: Gilt nur das eigengewicht des Amboss? Wenn ich einen Untersatz montiere und das ganze fest Verbinde, bildet sich doch eine Einheit? So könnte man doch auch aus einem leichteren einen schweren Amboss "schummeln". Klar, die Laufbahn wäre kürzer, aber ist meine Idee plausibel, oder übersehe ich etwas grundlegendes?
30. August 2021 um 10:22

zum Thema Amboss:

So wie Du richtig schreibst gehen die Meinungen da auseinander. Meiner Erfahrung nach macht das so ab 50 KG wirklich Sinn. Ideal zum Klingen schmieden wären sicher so um die 100 KG, das sollte auch für einen Anfänger erschwinglich sein.

Aber es gibt auch Leute, die kloppen auf alten Eisenbahnschienen rum...

Mit dem Untersatz hast Du im Prinzip Recht, im allgemeinen gilt: je schwerer, desto besser "zieht" ein Amboss.

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
30. August 2021 um 14:24
Hallo,

Ergänzend zum Thema Amboss wäre zu sagen, dass man unterschiedliche Formen für unterschiedliche Anwendungen hat. Während schmale, lange Ambosse eher für Kunstschmuedearbeiten genutzt werden, eignen sich Ambosse mit breiter, planer Bahn besser zum Schmieden von Klingen. Hierzulande wäre ersteres eher die süddeutsche, letzteres die norddeutsche Form. Eventuell kannst du aber auch nach einem speziellen Messer-/Klingenschmiedeamboss Ausschau halten, wobei diese recht selten sind. Insgesamt ist es aber natürlich auf jedem Amboss möglich, solange die Bahn eben ist und der Amboss zieht.

Gruß
Paul
30. August 2021 um 17:44
Während schmale, lange Ambosse eher für Kunstschmuedearbeiten genutzt werden, eignen sich Ambosse mit breiter, planer Bahn besser zum Schmieden von Klingen.

@ Feldschmied: das hast Du aber schön bei Angele abgeschrieben
Hierzulande wäre ersteres eher die süddeutsche, letzteres die norddeutsche Form

wie kommst Du darauf???
Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 30. August 2021 um 17:46, Martin Hartung / DerSchlosser
30. August 2021 um 18:33
@DerSchlosser Das mit dem nord- und süddeutschen hab ich irgendwie irgendwo mal aufgegriffen. Stimmt das nicht?

Gruß
Paul
30. August 2021 um 18:56
Mir hat mal ein alter Schmied erklärt, das der Amboss ca. das Hundertfache des Schmiedehammers haben sollte.  Mit einem zu leichten Amboss würde man sich zu arg plagen. Dem kann ich nur zustimmen.
Viele Grüße
Alex

Blood,Sweat and Musclecat