Ganzstahlmesser aus Granatsplitter + kleines Problem

4. September 2016 um 16:04
Hi leute!
ich habe mal wieder ein rustikales Ganzstahlmesser gemacht. Das macht einfach am wenigsten Arbeit, außerdem hab ich zur zeit nur noch 2 Bandschleiferbänder.
Hier einmal ein Foto, wo das fertige Messer neben dem Granatsplitter liegt, aus dem ich es gemacht habe:
Messer_granatsplitter_Kopie.jpg
Hier ein Foto vom Granatsplitter mit Zollstock dran:063.jpg Hier noch einmal ein foto vom Messer aus einer seltsamen Perspektive:022.jpgAuf diesem Foto erkennt man das Problem sehr gut: Im Schneidenbereich ist die Ölkruste vom Härten abgefallen:(messer_kleiner.jpg  
Es ist nicht das erste mal, dass das passiert. Einmal ist vom ganzen Messer alle schwarze Schicht, aller Zunder abgefallen. Da war die Härtetemparatur zu hoch. dann holte ich letztens ein messer aud der scheide, wo es einige wochen lang lag, und musste entdecken, dass sich unter der Ölkruste Rost gebildet hatte, der die Schicht abdrückte
was ist diesmal los?
Härten tue ich in rapsöl.
Ich habe einige Vorschläge, warum die Ölkruste abfällt.
Nr.1 - zu hohe Härtetemparatur. Möglicherweise ist, wenn die Härtetemparatur zu hoch ist der Schock für den Stahl zu stark und der zunder fällt ab. Eigentlich habe ich diesmal aber darauf geachtet, dass der Stahl grade unmagnetisch wird, nicht viel drüber.

Nr.2 - zu kaltes Öl. Ich hatte das Öl nicht vorgewärmt bei diesem Messer, der Topf stand auch nicht neben dem Feuer da ich grade einen anderen Rauchabzug als den doofen Blumentopf von vorher ausprobiere, und jetzt kein Platz mehr ist.

Nr.3 - zu kalt geschmiedet. Bei diesem Messer habe ich den Schneidenbereich nach dem Feilen noch einmal kurz gebreitet (schneide war zu dick), und dabei bis ins dunkelrote oder sogar drunter geschmiedet,
zum einen weil ich nicht mehr so viel Kohle hatte und ich mir diese fürs Härten aufsparen wollte, und zum anderen weil ich beim letzten Messer was ich hier gepostet hatte ganz übles Grobkorn hatte, was ich jetzt vermeiden wollte.

Hat einer eine Idee, woran es liegen könnte, oder noch besser, wie ich es beim nächsten mal verhindern kann?
Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Ölhärten gemacht?
Bleibt bei euch die Schicht drauf oder fällt sie auch zum Teil ab? 
Ich habe es auch schon geschafft, erfolgreich zu Härten, zwei Messer benutze ich schon seit einem Jahr gelegentlich in der Küche, und die schicht ist immernoch drauf.
Ich habe auch ein Video dazu gemacht, das könnte die ferndiagnose erheblich erleichtern, aber das kommt erst in einem Monat raus, da ich vorher etwas anderes hochladen wollte. Falls sich bis dahin keine Lösung gefunden hat oder einer nach dem Video verlangt, verlinke ich es hier, sobald ich es hochgeladen habe. 
Danke im vorraus, ich hoffe ihr könnt mir helfen! 
VG Edgar 
4. September 2016 um 19:08
Also daß die Ölkruste nach dem härten zur hälfte , besser 2 drittel abfallen soll war in meiner Lehrzeit ein Anhaltspunkt für richtige Temperaturführung.
Was Du vohast, denke ich, ist schwarzbrennen oder brünieren, das geht etwas anders. Kannst Du überall nachlesen.
Ansonsten ein schönes Stück.
Das macht einfach am wenigsten Arbeit,hast Du geschrieben. Stimmt, aber Du hast doch Zeit. Willst Du nur schnell Messer machen, oder richtig gute? Talent hast Du doch
Volker
5. September 2016 um 12:21
Polieren macht einfach am meisten Arbeit, ich poliere eigentlich nur Damastmesser. Bei denen lohnt es sich. Ich mache auch andere Messer. Aber manchmal brauche ich es einfach, dass ich nach 3 Stunden Arbeit mich mit einem fertigen messer rasieren kann. Momentan sitze ich grade am Griff eines Messers, an dem ich schon ne weile bin. Wenn ich fertig bin damit poste ich das auch. 
Schön dass es dir gefällt, danke mit dem Talent. Wenn ich endlich einen vernünftigen Bandschleifer habe, werden auch richtig gute Messer gemacht. Mit meinem jetzigen darf ich nur 3 minuten Schleifen und muss ihn dann 15 min abkühlen lassen.
Das mit der richtigen temparaturführung klingt ja eigentlich gut. Aber: ich will doch sehr gerne ein schwarzes Messer, wenn ich es rustikal und geschmiedet haben will.
Ich weiß wie schwarzbrennen und brünieren geht. Allerdings will ich es eigentlich nach dem Härten nicht noch mal warm machen. meistens härte ich nur die hälfte des Messers und lasse dafür die Klinge nur auf Gold an.
Wenn ich es nach dem Härten brüniere ist doch die Härte weg, oder?
Oder meinst du, vor dem Härten Brünieren? dann fällts dochg wieder ab.
Vielleicht hat einer ja eine Idee.
der ganze pseudo-"Mittelalter"- Kram ist doch auch schwarzgebrannt, auch die schneidwaren. Das muss ja auch gehärtet werden.

 
5. September 2016 um 14:29
Was da abfällt ist die Zunderschicht, durch die Bewegung im Material beim Abschrecken !
Es sollte aber doch dann erst die eigentlich gewünschte Schmiedehaut zum Vorschein kommen !
Gruß Knifesmith


"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"! 
Zuletzt bearbeitet: 5. September 2016 um 14:35, Michl B.
5. September 2016 um 15:40
Die Schmiedehaut ist die Silbriggraue Schicht, die sich an den abgefallenen Stellen zeigt?
Klar, sieht auch gut aus. Ich habe aber trotzdem lieber Ölkohle, auch weil ich einen Rostschutz haben möchte. Obwohl, die Schmiedehaut ist auch ein Rostschutz, oder?
(Ich dachte eigentlich irgendwie immer, der Zunder sei die Schmiedehaut?) 
Ich glaube bei diesem Messer bürste ich vielleicht mal den rest ölkohle von der Klinge ab, es sieht dann einfach gleichmäßiger aus.
5. September 2016 um 20:40
058.jpg Sieht jetzt nach ein paar Minuten drahtgebürste so aus.
Schon besser, aber ich hätte es immernoch lieber schwarz 
So sieht man auch viel besser, wie zerdellt mein Amboss eigentlich ist 

5. September 2016 um 21:10
Der Zunder schützt nicht vor Rost, im Gegenteil wenn die Feuchtigkeit drunter kriecht !
Wenn du es schwarz haben willst, könntest du versuchen es in Kaffe legen über Nacht !
Vorher aber den ganzen Zunder sauber abbürsten und gründlich entfetten !
Dann in die übliche Kaffemischung wie beim Damastätzen (10 EL löslichen Kaffe auf einen L heisses Wasser) und rein damit über Nacht !
Am nächsten Tag mit einem weichen Schwamm abwaschen, fertig !
Gruß Knifesmith


"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"! 
6. September 2016 um 11:40
Wenn du es schwarz haben willst, könntest du versuchen es in Kaffe legen

Habe ich auch schon mehrmals gemacht, geht gut. Aber damit es gut aussieht mußte ich die Klinge vorher auch sorgfältig polieren und entfetten, was lange dauerte.
und unser Edgar will ja " mal schnell" ein Messer machen.
Wie ich schon sagte, schnell und gut zusammen wird schwierig
Volker
6. September 2016 um 16:49
Es geht mir nicht nur ums Schnell. Ich mag einfach gerne diese Messer mit geschmiedetem Griff  
Ich finde, dass polieren zu einem solchen nicht so passt. Kann ich aber auch mal testen.
Außerdem stehe ich noch recht am Anfang was Wärmebehandlung und so angeht. Da sin "Einfach mal schnell- messer"
Am besten zum üben.
Und wie gesagt: ich habe hier links neben den laptop noch ein schönes poliertes liegen aus Damast. Der halbfertige Griff aus Olivenholz liegt in der Werkstatt. mal sehen wann ich den fertig mache. Erstmal die Scheide für dieses Messer um das es hier geht.
mel mich wenn sie fertig ist! 
26. September 2016 um 19:04
Hat länger gedauert als ich dachte, da der erste Versuch aus eigener Dummheit in die Hose ging, in die Ecke gefeuert wurde und dann war für ne Woche die Motivation weg.
 
Die Scheide ist aus ca 3mm ( vielleicht auch mehr, habs nicht gemessen) starkem Leder von einer uralten Schultasche, genäht mit gewachstem leinenzwirn, an der Schneide ein Zwischenstück. da habe ich mal wieder eine Dummheit gebaut, 2 Stiche mit der Ahle sind auf der Innenseite des zwischenstückes rausgekommen, der faden ist an der Stelle zerschnibbelt.
Macht aber nur optisch was, da die Scheide auch gut verklebt ist.
Aber seht selbst: ich finde, der rustikale Look des rissigen Leders passt ganz gut zum Messer. 
035_-_Kopie.jpg016_-_Kopie.jpg Hier noch einmal mit Photoshop getötet:  037_-_schwarzweiss.jpg  ich denke, man erkennt wo der Faden in der Mitte durch ist. 
Irgendwann kommt auch noch ein Video zu dem Messer und der Scheide, mal sehen wann. 
Kritik erwünscht! 
30. September 2016 um 20:47
gibt schlimmeres, außer du willst es verkaufen. ;)
 
Lehrling ist Jedermann, Geselle ist, wer was kann, Meister ist, wer etwas ersann