Albani Federhammer - Frage zur Instandsetzung und Aufbau

19. Juni 2016 um 21:19
Moin, 

kennt sich hier jemand mit einem Albani-Federhammer aus?
Habe mir so ein Schätzchen vor einem Jahr im Affekt ungesehen gekauft. Mit 750€  schien er mir nicht zu teuer, und der Bekannte der ihn abgeholt hat hat ihn auch vor Bezahlung in Augenschein genommen und für optisch i.O. gefunden. 
Das Gerät steht jetzt nach fast einem Jahr Einlagerung auf Palette und noch nicht betriebsbereit in meiner Werkstatt.
Typenschild ist nicht mehr vorhanden. Lt. Verkäufer ist es ein Albani oder ein Saxonia Pechstein.

Die Inaugenscheinnahme heute hat erstmal tatsächlich keine gravierenden technischen Mängel erkennen lassen. Motor läuft auch.

Und nun zu meinen ersten Fragen :
-hat jemand von euch so ein Gerät zuhause und in Betrieb ?
-kann mir jemand konkrete technische Daten zu dem Modell liefern, noch lieber die Kopie oder PDF einer Betriebsanleitung?
-wie sollte das Fundament ausgelegt sein?
-Kennt jemand Tricks wie man so ein Eisenschwein auf die Bolzen im Fundament setzt, wenn kein Frontlader in der Werkstatt eingesetzt werden kann, und ich den Deckenbalken die Last nicht zutraue?

Weitere Fragen folgen ganz bestimmt.

Danke schonmal für eure Hilfe 

Gruß Thomas 
 
20. Juni 2016 um 09:55
Servus Thorkell

Sieht ja ganz gut aus.
Hab einen Ajax 2 mit ähnlichem Bärgewicht in Betrieb genommen.
Auf ein paar deiner Fragen kann ich dir antworten:
Maschine reinigen und alle Schmierstellen (meistens Vasen ) mit neuem Fett versehen. Federpaket fetten.
Bärführungen kontrollieren, ev.einstellen.
Bersorg dir Riemenwachs/Öl  für den Flachriemen.
Fundament: sollte das ca. 70 fache Bärgewicht sein. (50 kg Bär x 70 =3500 kg = ca. 1,5 m3  Stahlbeton.
Unbedingt die Maschine mit Förderbandgummi od. ähnlichem vom Fundament trennen.
Stell die Maschine in die Endposition, bohr die Verankerungslöcher und klebe Gewindestangen ein, min. M20.
Position mit Wagenheber, Keilen, schweren Geisenfüßen etc. einrichten.

viel Spaß, eine tolle Bereicherung wenns läuft.

Walter


Zuletzt bearbeitet: 20. Juni 2016 um 10:01, walter dorfer
20. Juni 2016 um 10:40
Hallo Walter,

danke für die Tipps!

Jau, mit dem Schmieren habe ich gestern schon den halben Abend verbracht, bin um das Teil rumgetanzt wie ein Kind um dem Weihnachtsbaum  ;o)

Das Bärgewicht beträgt bei dem Modell also 50kg?  Hätte max. 35kg erwartet, wollte ihn aber nicht extra zum Wiegen ausbauen.
Bärführung scheint aber OK zu sein, schlackert nix wenn ich dran wackel.
  
Federnpaket fetten wie konkret?  Da es insgesamt einen sehr guten Eindruck macht, wollte ich es am liebsten nicht zerlegen. Es scheinen auch keine Lagen bebrochen zu sein, damit schien es mir nicht erforderlich.  Kriechöl, z.B, WD40??

Das Fundament zunächst ohne Stehbolzen zu gießen habe ich mir inzwischen auch schon überlegt. Wollte allerdings nicht bohren, sondern Hülsen einlassen, in ich dann nachher die Gewindenstangen vergieße.
Aufgrund der großen Löcher in Hammergestell (30mm) und Schabotte (40mm) werde ich auch M30 bzw. M40-Gewindestangen 8.8 oder höher nehmen.  Beton in Schalung aus 30mm Styropor, um meine Fachwerkhütte nicht abzureißen *g*
Unterlage zwischen Hammer und Beton sollten dann 2-3 Lagen Teerpappe sein hatte ich überlegt.

Auf welche Höhe muss denn die Schabotte bzw. das untere Gesenk ausgerichtet sein?
Der Bär ist höhenverstellbar.  Gehe also davon aus, dass er bei tiefester Exzenter-Einstellung und im abgesenkten Zustand kurz über dem unteren Gesenk stehen muss (da er ja im Betrieb schwingt und dann auf Stoß aufschlägt?!).  Welchen Abstand sollte man also bei der Höheneinstellung wählen?    Spätere Verstellung nach oben sollte ja eher unkritisch sein.

Gruß
Thorkell

     
20. Juni 2016 um 11:32
Hallo Thomas,

herzlichen Glückwunsch zu dem Hammer.

Die Albani-Hämmer sind den Saxonia von Pechstein sehr ähnlich. Sie gab es meines Wissens nach in verschiedenen Größen. Eben mit 35 und 50 kg Bärgewicht.

Walter hat Dir die wesentlichen Tipps schon gegeben. Die Gewindestangen kannst Du auch gleich mit einbetonieren und ggf. an die Bewehrung heften.

Von Styropor als Dämmung ist dringend abzuraten, da das bei der dynamischen Belastung nicht stabil bleibt. Ich würde daher ehre auf Gummigranulatmatten, wie man sie für Waschmaschinen nimmt, zurück greifen. 18-20 mm dürfen es schon sein. Vor allem unter dem Fundament. Je nach Aufwand, den Du treiben willst, bzw. den örtlichen Bodenverhältnissen, kannst Du vorher eine Fundamenttasse gießen, dann die Gummimatten einbringen und diese mit Folie vor dem nassen Beton des Fundaments schützen. So haben das hier schon einige im Forum gemacht. Jedenfalls wirst Du Dich freuen, wenn Du den Körperschall gut entkoppelt hast.

Vor einiger Zeit hat auf Ebay einer hier alte Fundamentpläne von Pechstein verkauft. Vlt. hat der noch welche bzw. vlt. hilft Dir das bei Deinen Fragen zu der Höhe weiter.

Im Technikmuseum in Freudenberg steht auch so ein Hammer mit Höhenverstellung.

Viele Grüße & viel Spaß!

Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
20. Juni 2016 um 13:12
Servus Thorkell.

50 kg hätt ich max. geschätzt. Kommt auch nicht aufs kg an, mehr Fundament ist besser als zu wenig.
Federpaket mit WD40 ist gut, geh aber noch mit Sprühfett drüber, das zieht dann in das Paket ein. Vorher an den Stirnflächen entrosten.
Die Hülsen kannsd dir sparen, Löcher in der Endposition bohren, mit 2K Betonkleber die Gewindestangen eingeklebt, verbindet Beton direkt mit den Gewindegängen, besser gehts nicht.
Die Gewindestangen sollen ja nur ein langsames verrutschen des Hammers verhindern.
Teerpappe ist gut, ich hab Waschmaschinenunterlagen aus dem Baumarkt verbaut.
Normal sind diese Maschinen so aufgebaut, dass Schabotte und Rahmen auf einer Ebene sind. Du hasd ja die Funktion richtig erkannt.

Lg

Walter
Zuletzt bearbeitet: 20. Juni 2016 um 13:15, walter dorfer
20. Juni 2016 um 13:35
HI  zusammen,

vielen Dank für die vielen guten Informationen in so kurzer Zeit!

Auf diesem Bild vom Technikmuseum kann man tatsächlich "meinen" Hammer sehen
http://www.technikmuseum-freudenberg.org/data/TM/5/20140831/1024_P8310002.JPG
Allerdings hat meiner dann noch mal eine weitere Umlenkwelle dran.

Bin jetzt erstmal auf der Suche nach bezahlbaren Gummimatten für die Auskleidung der Fundamentgrube.
Und dann muss ich wohl bald in den sauren Apfel beißen, und den Boden aufflexen und buddeln...

Gruß
Thorkell
     
      
20. Juni 2016 um 14:00
Servus Thomas.
Ich glaub da war gemeit, dass du den Hammer nicht auf Styropor stellen sollst.
Diese Waschmaschinenuntelagen sind recht günstig.
Als Schalung hab ich normale Schaltafeln genommen, eingebaut gelasen, außen mit Styropor ummantelt.
Am Boden Vlies und den Beton gegossen. Armierung nicht vergessen.

lg

Walter
20. Juni 2016 um 17:42
Moin, Thorkell
Schoener Hammer, in gutem Zustand! Ein Tip zur Unterlage-- die Recyklinggranulat-matten werden von Speditionen zur Ladungssicherung verwendet, die ham das Zeug auf Rollen und schneiden ab was sie brauchen.
Ist um einiges Guenstiger als die Baumarktpreise fuer so ein Flickerl wo eine Waschmaschine draufpasst! Vielleicht hast du wen in der Bekanntschaft. ....
GRUSS und viel Spass
Stahl---ist Männerknete!
21. Juni 2016 um 11:41
Hi,

neeeee, wollte den Hammer natürlich nicht auf Styropor stellen    Unter Hammer und Schabotte hatte ich 2-3 Lagen Teerpappe geplant, um kleine Unebenheiten im Beton auszugleichen.  Die Waschmaschinenmatten halte ich für zu dick bei dem Maschinengesicht, denke das könnte anfangen schwimmen, oder ich komprimiere es so stark, dass ich auch  gleich was dünneren nehmen könnte.

Das Fundament wollte ich mit Styropor vom umgebenden Boden entkoppeln, also rundum und auch nach unten.  Bewehrungsstahl ist selbstredend.

Interessant finde ich das Bild aus dem Museum Freudenberg, da steht der Hammer auf einem Betonpodest und darauf nochmal auf einer Balkenlage.  Habe mal den Kontakt zum Schmied angefragt, um ihn zu löchern.     http://www.technikmuseum-freudenberg.org/data/TM/5/20140831/1024_P8310002.JPG
So einen Unterbau habe ich im www bei diesem Hammertyp schon einmal gesehen, und dann ohne Betonfundament, allerdings mit verbindendem Stahlrahmen. https://dorfschmied.files.wordpress.com/2011/06/p10505zu.jpg 
Meint ihr, das könnte nur mit Balken funktionieren?  Mein Boden in der Werkstatt besteht aus alten Spaltenböden, die auf Streifenfundament hohl liegen.  Eine gleichmäßige Gewichtsverteilung mittels Balkenlage fände ich da sehr interessant, weil ich dann nicht so sklavisch an den Verlauf der Bodenplatten gebunden bin beim Aufstellen  (würde ja eine Platte komplett hochnehmen müssen), sondern ich könnte den Hammer dann auch diagonal in eine Ecke stellen, bzw. mit Hubwagen bei Bedarf bewegen.    Hat da jemand Erfahrungen?


Gruß
Thomas

   
21. Juni 2016 um 14:24
Servus Thorkell.

Nur mit Balken auf einem Spaltenboden????

1.) Verlierst du sehr viel an Zug, da wenig Trägheit.
2.) Der Hammer wandert durchs Haus.
3.) Du schmiedest in einer "Trommel". Der Boden dämpft nix, geht nur kaputt.
4.) Versuch Granulatgummi auf die Fläche zu komprimieren...ich komm schaun...

lg

Walter
21. Juni 2016 um 14:45
Hallo Thomas,

hier scheinen ein paar Missverständnisse aufzukommen.

1. Styropor hat an der ganzen Konstruktion nichts zu suchen. Auch nicht als Entkoppelung vom Fundament zum übrigen Boden. Über die Zeit sackt das Styropor durch die Belastung (statisch und dynamisch) zusammen und die Dämmwirkung verschwindet. Bedenke, dass Du das Fundament nicht mehr heraus gehoben bekommst, um diesen Mangel zu beseitigen.

2. Unter die Maschine selbst kommt keine Dämmung. Den Beton bekommst Du schon so glatt abgezogen, dass der Hammerständer sauber auf dem Fundament steht. Unter das Chabotte gehört, wie Du auf dem Originalplan siehst, eigentlich eich Eichenklotz, der die Schlagenergie etwas dämpft. Eine Eichenbrett oder etwas Teerpappe sind aber als Alternative möglich.

3. Du kannst den Hammer auch auf ein mobiles Fundament aus Holzbohlen stellen. Bedenke aber, dass die Maschine mit dem Chabotte zweigeteilt ist und einen gewissen Zusammenhalt haben muss. Das Fundament ist ein konstruktiver Bestandteil des Hammers, da er dem Impuls der Bärschläge etwas entgegen setzen muss. Walter hat Dir schon die Faustformel genannt: 50-70 fache des Bärgewichts darf das Fundament schon haben. Das erreichst Du mit Holzbohlen nicht. Du kannst natürlich auch darunter bleiben, nur verliert Dein Hammer dann an Schlagenergie. 

4. Was Du nun unter das Fundament zum Entkoppeln packst, ist eine Frage des technischen und finanziellen Einsatzes. Du kannst das mit Schwingungselementen machen, so wie Christoph das für seinen 75 kg Vulkan Lufthammer gelöst hat (bitte Thread komplett durchlesen). Teuer, weil Du insb. eine verlorene Schalung für den Fundamentblock brauchst. Sylomerplatten kannst Du auch zum Entkoppeln nehmen, was zu sehr guten Ergebnissen führt. Auch diese Lösung ist teuer und das Fundament würde den Preis für den Hammer bei weitem übertreffen. Eine vertretbare Lösung sind eben diese Gummimatten, die man in verschiedenen Größen und Dicken bekommt - also auch größer als die Waschmaschinenunterlagen. Du scheinst aus dem landwirtschaftlichen Bereich zu kommen, da kennt man das Material auch als Kuhmatratzen. Die kannst Du in der Fundamentgrube anbringen und darüber mit einer Folie sichern, damit der Zementleim des Betons nicht in deren Poren fließt. Damit hast Du Dir die verlorene Schalung gespart. Der Stefan Joas hier aus dem Forum und die Bachleitnschmiede haben damit gute Erfahrungen gemacht. Das könnte ein kostengünstiger Kompromiss sein. Vlt. passt das Fundament ja auch genau zwischen zwei Auflager der Spaltenböden. Dann müsstest Du nur zwei statt vier Wände einziehen.

So, jetzt kannst Du Dich für einen Kompromiss entscheiden!

Viele Grüße!


Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
Zuletzt bearbeitet: 21. Juni 2016 um 16:22, PARX