15. März 2012 um 16:38
Ich glaube auch das Verhältnis Kohle /Erz richtet sich nach dem Erz bzw der Analyse. Mich würde auch interessieren wie man die "Korngrößen" aufeinander abstimmt. Z.B. wenn das Erz ca. in 1cm³ Stückchen gepocht ist wie groß verwendet man die Kohle? Oder eben bei 3mm Erz"Sand" oder wie groß verwendet man überhaupt verschiedenes Erz?


Und was heißt denn genau abmagern von Lehm? Ich meine klar - Quarzsand dazu und oder Stroh... aber warum macht man den Sand dazu? Dass Quarzsand nen hohen Schmelzpunkt hat und zumindest im Rennofen das Eisen nicht schädigt denke ich mir schon. Aber wann ist Lehm zu fett und was bedeudet das? Erhöht man nur den "Schmelzpunkt"? Ich will eben verstehen was ich mache.

In dem anderen Beitrag in dem ich Info´s zum Bau und Betrieb eines Faulenzerofens zusammentrage und schon etwas zusammengefasst habe sieht man schön wie bei Roms Rennofenfest der Faulenzerofen innen im unteren Bereich mit einem Lehm/Sand/Aschegemisch ausgegleitet wurde. Welche Aufgabe hat das? Ich meine klar in diesem Bereich herrschen die höchsten Temperaturen - aber was geht da genau vor sich? Das Erz wird ja bereits von oben kommend mit reduzierenden Gasen umspühlt und für die eigendliche Reduktion vorbereitet. Etwas über der nach unten gerichteten Düse dürfte dann die Temperatur langsam dem Höhepunkt entgegensteuern und damit die eigendlich nahe der größten Reduktion sein. Auf Höhe der Düse trennt sich dann aufgrund der Temperatur und der Reduktion die Schlacke von dem Eisen fließt unter die spätere Luppe und das reduzierte Eisen versintert. Bringt man diese "Beschichtung" also auf um  die Ofenwand vor übermäßigem Abbrand zu schützen? Ich denke schon. Habe ich den Vorgang so richtig verstanden - oder liege ich weit daneben?

Und wonach richtet sich denn die Dauer der Ofenfahrt? Einmal lese ich von 10h für 25Kg Erz einmal vom 5h? Oder richtet sich das nach der Reinheit des Erzes?
Zuletzt bearbeitet: 15. März 2012 um 16:52
15. März 2012 um 18:52
Zu den Korngrößen stell ich hier ein paar Vermutungen an. Prinzipiell dürfte es gut sein, möglichst kleine Körner (sowohl Kohle als auch Erz) zu haben, da die Oberfläche exponentiell mit dem Korndurchmesser abnimmt. Mit einer großen Oberfläche geht auch ein intensivierter Kontakt der Reaktanden einher. Dem sind aber technische Grenzen gesetzt, da das Kohlenbett einen zu großen Druckverlust aufweisen würde und auch die Kohle zu schnell abreagiert. Außerdem will man ja nicht, dass einem bei ein bisschen Luft die ganze Kohle aus dem Schacht fliegt. Ähnlich ist es denke ich beim Erz: Wenn die Partikel nicht zu klein sind, dann lassen sie sich besser aufgeben und sacken gleichmäßig mit den Kohlen den Schacht entlang (Verweilzeit).

Was ich bei Rennfeuern bis jetzt gesehen habe, waren Kohlen von 1-2 cm, vielleicht auch 3cm durchmesser und Erz im Bereich von Staub bis ca. 3mm. Das funktioniert also scheinbar, dass taugt für mich als Richtwert und diese Korngrößen sind bei mir vorhanden.

Das Abmagern des Lehms mit Sand dient soweit ich weiß nur der Warmfestigkeit. Du bekommst dadurch einfach weniger Risse. Ob die Ofenwand jetzt weniger anschmiltzt oder nicht wage ich nicht zu erraten, erst  recht nicht, welchen Einfluss das ganze auf den Prozess hat.

Zum Massen-Verhältnis von Kohl und Erz ist auch nur zu sagen, dass dort viele Parameter eingehen. Kohlendichte, Erzdichte, Schüttdichte, Kohlen und Erzzusammensetzung. Ich würde folgendem Regelsatz folgen. Je reiner das Erz und je geringer die KOhlendichte, desto größer das Verhältnis KOhle zu Erz. 1:1,5 ist vielleicht kein schlechter Anfang, ich werde mit dem roten EE das ich habe dieses Verhältnis ausprobieren. Ich denke, erst nach der ersten Reise kann man wirklich eine Aussage über soetwas treffen.
15. März 2012 um 20:56
aeglos hat das ganze gut erklärt, dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, ausser dass das Kaliber durchaus auch mal im Mittel zwischen Erbse und Haselnuss liegen darf. Was die Körnung/Kaliber von Holzkohle und Erz betrifft, lässt sich nachlesen dass dies durchaus grossen Einfluss wie bereits erwähnt auf die Aufkohlung hat (Verweildauer/Diffusion durch Kohlenkontakt). Prinzipiel gilt, grosse Öfen  grössere Kaliber, dies alleine schon wegen dem ebenfalls bereits erwähnten Durchsatz des Windes.

Zu dem Lehm....Fetter Lehm ist die Pampe die man aus dem Boden gräbt und die am Spaten , und an den Stiefel kleben bleibt, das Zeug ist echt schmierig, man kann feine Dinge daraus formen, feine Fäden, Becher mit feinen Wandstärken etc. 
Leider unterliegt er starkem Schwund beim trocknen und reisst sehr stark. Wenn man zwischen 50-70% feinen Quarzsand darunter mischt, sind diese Eigenschaften weg, der Lehm "Steht" nicht mehr und schwindet beim trocknen sehr sehr wenig, die Härte nimmt stark zu , man kann mit dem Daumennagel nicht mehr in die Oberfläche eindringen. Allerdings klebt dieser stark abgemagerter, fast schon "klebriger Sand" nicht mehr so gut wie fetter Lehm an vertikalen Flächen, weswegen man ihn am besten darauf wirft, und erst nach 10 minuten anfängt mit verstreichen. Übrigends lassen sich daraus seht gut Düsen machen. Man kann auch sehr gut Stroh darunter mischen, am besten mit einem scharfen Messer, Hächseln, dies steigert den Verbund. Meinen aktuellen Ofen und einige Düsen habe ich ausserdem mit Pferdemist vermischt, das ist für mich persönlich das bisher beste Ergebniss was ich erlebt habe. Sonst habe ich meine Düsen immer aus teuerem Feuerbeton gegossen, die Lehm-Quarzsand-Pferdemistmischung ist besser und  nicht zu toppen, da keine Schlacken anhaften und die Feuerfestigkeit beinahe gleich ist. Die Pferde verdauen die Fasern des Heu`s oder Gras nicht ganz und scheiden sie fein gehächselt aus.
Kläus versteht das mit der Brennraumfütterung ganz richtig, 5-10cm über der Düse herrscht die höchste Temp. (1345° an unserem Experimentalzwillingsofen)gemessen.
Der Rest des Brennraums wird von den Schlacken verklebt oder angegriffen, dies passiert nicht wenn man die Fütterung mit dem ganze ernfernen kann und erneuert.
 Legt euch mit dem Erz-Kohleverhältniss nicht fest, 1:1,5 ist möglicherweise ok, das hängt aber von mehreren Parametern ab. Erstens von der Temperatur, die anfänglich logischerweise niedriger ist, es hat keinen sinn im Y-Rohr dunkelen Schlacken beim niedersinken zuzusehen, sie sollen gelb orange heruntertropfen. Dementsprechend gibt man Anfangs weniger auf , (zb. 250g Erz und 300g Kohle) und steigert dann die Chargen. Die Windmenge kann man erstens der Gichtflamme absehen, und zweitens der Sinkgeschwindigkeit der Chargen. Dies ist natürlich vom Querschnitt des Schartes abhängig , und von der Brennraumform (evtl. Kuppelofen-schnellere Sinkrate) bei einem einfachen Viereckigen Schacht von 25mal25cm ist eine Sinkgeschwindikeit von 10cm in 5min annehmbar.

Gruss Rom.




 
15. März 2012 um 20:58
.................und nochwas kauft euch eine gute Eieruhr!!! Keine unter 10Euro.
Rom. 
15. März 2012 um 22:02
Na das bringt doch schonmal viel Licht ins Dunkel

Danke schön!

Erz/Kohle Verhältnis gewogen wird ist ja klar - wie ist das mit dem Lehm/Sand Gemisch? Nach Volumen oder Gewicht?

Ich hab meinen Lehm aus einem Fachwerk "ausgebaut" und das grobe Stroh rausgerecht. Weis jemand ob der auser mit Stroh sonst noch irgendwie abgemagert wurde? Werde Sa. oder So. die Düsen basteln, werde dann wohl spüren wie fett er ist. Morgen geh ich mal Pferdeäpfel pflücken
15. März 2012 um 22:15
[Bei meinen auf den Videos und Bildern gezeigten niedrigen Rennherden sollte auch nie vergessen werden, dass ich diese  nach römischen Funden konstruierte. Anders als vielleicht der Laie vermutet waren diese römischen Öfen nicht groß und auch nicht gerade effizient. Wenn es darum geht, einfach nur Ergebnisse zu produzieren, dann würde ich jedem zu dem typischen Rennöfen (also schmale, hohe Schächte) raten, da ein niedriger Rennherd sehr zickig sein kann.]

Da meine Öfen alle Einmal-Öfen sind, also jedes mal abgebrochen werden, hatte ich auf feuerfeste Auskleidungen mit Gestübbe (also Lehm mit Holzkohle vermischt) verzichtet und darin noch keinen Nachteil entdecken können, halte das auch nur für mehrfach verwendtbare Konstruktionen sinnvoll. Als Baumaterial verwende ich mittlerweile ausschließlich Betonsteine, die ich beidseitig, aber vorallem von innen, mit dem von Romain beschriebenen Lehm-Sand-Stroh (Ich verwende mangels Pferd geschnitten Gras) verstreiche: Sozusagen eine "quick and dirty" Konstruktion. Die Düsen bestehen aus dem gleichen ungebranntem Lehm wie der Ofen. Ich achte immer darauf, dass die Düsen 8 cm über die Wandung ragen und mit der Wand plan verstrichen werden, 15-20° Neigungswinkel. Über dem Schlackenabstichloch baue ich ein paar Stahlleisten ein, damit das während dem Betrieb nicht größer wird durch die unweigerliche Stocherei. Alles andere hat Romain schon gut erkärt. Ich gebe pro Schicht im Schnitt 1 kg Erz auf, und zwar so, dass zwischen Erzlage und Ofenwand noch einige Finger frei bleiben. Am Anfang des Prozesses gebe ich sogar etwas größere Schichten von 1,5 kg auf, wenn der Ofen gut vorgeheizt ist. Erz/Kohle Verhältnis ist 1:1, weniger ist für einen Anfänger wohl nicht zu empfehlen.

Was vielleicht noch gesagt werden kann ist, dass am Ende der Verhüttung, die immer so gewählt wird, dass der Ofen noch gut läuft und nicht anfängt zu verstopfen, besonders intensiv belüftet werden sollte. So wird die Schlacke besser ausgetrieben.

Sehr wichtig ist es in diesem Zusammenhang auch, dass die Düse genau auf das Abstichloch zielt, damit während dem Betrieb durch die Düse hindurch bis zu Ofenbrust gestochen werden kann. So lassen sich selbst hartnäckige Schlacke-Seen vor der Düse beseitigen.

...Übrigens: Die Original-Faulenzer Anleitung sieht keine Vorrichtung zum Schlackenabstich vor, ich halte das für fatal wenn jemand den Prozess nicht gut beherrscht...
Zuletzt bearbeitet: 15. März 2012 um 22:30, Ricardios
16. März 2012 um 10:02
@ alle mit wissen und erfahrung,

kann man den kohlenstoffanteil, der rennofenreise beeinflussen? oder liegts wiederum am roherz????

 
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16. März 2012 um 13:13
Den kann man beeinflussen - wenn man die Erfahrung dazu hat. Ein paar Beiträge weiter oben stehen glaube ich einige Hinweise dazu. Nur macht eine hoch kohlenstoffhaltige Luppe einem das Verdichten und Homogenisieren glaube ich nicht gerade einfach. Ich kenn mich ja auch nicht aus, aber ich vermute Aufkohlen von dünnen fertigen Blechen ist einfacher, gleichmäßiger und besser einzustellen als gleich beim ersten Rennofen hohen Kohlenstoffgehalt anzustreben und dann noch aus der Luppe rauszusuchen.

Hab gerade an einem Abrisshaus gehalten. Montag kann ich die Backsteine abholen

16. März 2012 um 19:46
Ingo man kann den Kohlenstoff beeinflussen. Durch das Kohle-Erzverhältniss , durch die Kaliber von beiden und vorallem von der Windmenge. Natürlich spielt die Erzqualität eine grosse Rolle, resp. deren Komponenten.

Gruss Rom.

Klaus pass auf diesen Fachwerklehm auf der enthält normalerweise viel Kalk, da der gegen Schimmelpilze gut ist, dir aber den Rennofen die Düse vollsabbert weil er die Innenwandung bei niedriger Temperatur herunterläuft. Erlebt in Leverkusen zum 2ten Rheinischen Rennfeuertreffen. 
16. März 2012 um 20:51
Der Lehm ist OK. Hab´s mit der Salzsäure ausprobiert. Man muss nur die Obere Schicht mit dem Kalkputz großzügig abnehmen. Aber Danke für den Tip. Vielleicht hätte ich das nächste mal nicht getestet und Kalkhaltigen Lehm erwischt.
17. März 2012 um 21:35
Hi Klaus sowie alle mitlesenden.

Alte Ziegelsteine (Backsteine) von einem Abbruchhaus sind super! Jedoch sollten es wirklich alte und keine nachgemachten Steine sein. Die erkennt man schnell das sie meisten krum sind und keine gefasten kanten haben. Auch ungleichmässige Glasierungen deuten auf ein hohes alter hin.

Gruß vom pit03.

P.S. DVD geht Montag auf Reisen.
18. März 2012 um 08:07
@ pit

weil du die glasierungen angesprochen hast. dann meinst du damit die steine, mit denen kamine gemauert wurden? oder meinst du die roten lehmziegel, die keine hohlkammer besitzen. bei uns bezeichnet man letztgenannte als "altes reichsformat".

wenn es stein sein sollten die glasiert sind, also mit denen man den kamin mauerte/mauert, da wüsst ich wo welche liegen. die sind innen dunkelrot und haben eine nach glasur aussehende oberfläche!
da könnt ich was von besorgen. weis nur nicht wie viel es dann werden. aber klaus müsste dann nicht so viele durchs land fahren. das sind doch dann klinkersteine??? die für den kamin??????

hab bei den steinen irgendwie nen knoten reingebracht. hab mich mit baumaterial nie beschäftigt.

ingo

 
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18. März 2012 um 11:02
Hi Leute,

macht euch nicht so einen Kopf über das Baumaterial. Im Grunde ist das total egal, solange du den Ofen von Innen mit einer dicken Lehmschicht einstreichst. Guck mal hier, dieser Ofen ist einfach nur aus rotem Klinker gebaut. Die Steine stehen aufrecht, die Zwischenräume mit Lehm gefüllt und mit Strohband fixiert. Dann von Innen und Außen dick mit Lehm/Sand/trockenem Pferdemist verputzt. Von dem ca. 3cm dicken Putz im Innern war nach 14 stündiger Ofenreise ca. 1cm weggebrannt.

Noch ein Tip meinerseits. Man kann tausend Beiträge zu diesem Thema schreiben/lesen und jedes kleinste Detail beschreiben. Aber letztlich bringt es lange nicht so viel, wie, mal bei einer Ofenreise dabei zu sein. Ganz ehrlich, maches muss man einfach mal gesehen haben, um zu wissen was gemeint ist. Sucht euch jemanden, der schon Erfahrung hat und arbeitet einfach mal bei einer Ofenreise mit. Das bringt tausent mal mehr als hier 100 Stunden alles durchzukauen...

Gruß Jannis

www.xerxes-knives.de

Wer sich verbrennt, beherrscht das Spiel mit dem Feuer nicht!
18. März 2012 um 11:24
Stimmt .

Das Wichtigste wurde glaube ich alles beschrieben.
Nur eins noch. Wenn Ihr bis angefangen habt, dreht nicht alle 5 minuten irgendwo dran, lasst euch Zeit wenn die Luftmenge bis einmal eingestellt ist. So ein Rennofen reagiert sehr langsam, es dauert je nach grösse Stunden bis er Optimal läuft. Das ist normal. 

Also los

Rom.
 
18. März 2012 um 14:11
ich weiss es gibt keine blöde frage.  aber: kann man den lehmputz nicht benutzen, den es zu kaufen gibt??? oder hat der zuviel kalk??


 
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