Mein Wissen gehört mir!

7. Juli 2013 um 11:02
Mein Wissen gehört mir - von Schmiedemeistern und Angelernten!

 

Lehrbeispiele gibt es viele. Oftmals mit Tinte und Feder zu Papier gebracht. Die Besten schreibt jedoch das Leben. Erfahrung sammeln heißt erfahren. Zwischen Kritik/Urteil und Lob/Anerkennung können nicht nur Welten sondern auch Generationen liegen.

Philosophisch gesehen (Anne-Barb Hertkorn) ist Kritik „eine Grundfunktion der denkenden Vernunft und wird, sofern sie auf das eigene Denken angewandt wird, ein Wesensmerkmal der auf Gültigkeit Anspruch erhebenden Urteilsbildung."

Toll, in meinem Lehrbeispiel heißt das: „mit dem Arsch ins Gesicht fahren" (österr. Ausdrucksweise für eine ablehnende Haltung).

Wenn in meinem Fall, ein Schmiedemeister einen Nachfolger für seine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Museum sucht wird der Unterschied, Schmiedemeister und Angelernter ganz schnell deutlich.

Im Beisein der der Museumleitung spricht der Schmiedemeister zum Angelernten nur in der dritten Person. „Der kann nix". „Der ist ja nur ein Angelernter". Persönlich bin ich für den Schmiedemeister gar nicht anwesend. Endlos lange Monologe des Meisters über Seinesgleichen und Gesellen. Geschichtlich komme ich zwar vor (ungelernte in der Schmiede z.B. Zuschläger), aber als „dritte Person" bin ich im wahrsten Sinne des Wortes garn nicht anwesend.

„Mein Wissen geb ich nicht her".
Wo das hinführt ist geschichtlich nachzulesen.

„Wenn er die Esse anheizen kann..., das soll er mir mal zeigen" (alte gemauerte Esse mit Blasebalg)

„Und wenn er einen Nagel schmieden kann... einen Nagel muss man schmieden können, das ist nicht so einfach... dann kann er was".

Am richtigen Fuß erwischt, Herr Schmiedemeister. Sind doch Nägel eines meiner Steckenpferde. Frisch aus dem Büro im blauen Hemd und heller Hose, heiz ich ihm die Esse an. Im wahrsten Sinne des Wortes, begleiten atemberaubende Monologe des Meisters mein Tun. Nicht mein Hammer, das Nageleisen ein Dreck aber ich mach das. Ich lauf jetzt nicht davon. Ich kann was Herr Schmiedemeister und den „Tribut" zollst du mir jetzt. Still wird es. Ich nehm das Eisen aus dem Feuer. Unnatürlich still ist es. Technisch perfekt schmiede ich den Nagel, na ja nicht mein Werkzeug.
„Passt schon" spricht der Meister. Ich erwarte nicht mehr Lob. Die Tiraden gehen weiter und enden in einer glorreichen Idee: „er solle die betagten Gäste ins Besucherzentrum zurückführen".

Nun, fachlich mich in eine Ecke zu stellen ist eine Sache, mich jedoch aber so respektlos zu behandeln eine Andere.

Dieses Vorführen, diese Tiraden über „Angelernte" sind kein Einzelfall. „Die Tür vor der Nase zuschlagen"..."Mein Wissen gehört mir" etc., naja ich hätte es eigentlich wissen müssen.

Ich muss jetzt hier nicht aufzählen was ich kann. Es gibt viel das ich nicht kann. Ich betreibe das Schmieden als Hobby, Idealismus pur. Möchte das Wissen aufsaugen, weitertragen, -bewahren und geben.

Aus Rücksicht auf sein Alter und weil er als Schmiedemeister meine Anerkennung hatte – 60ig Jahre Berufserfahrung kann man nicht einfach streichen – blieb ich höflich und respektvoll.

Muss ich den Schmiedemeister machen um mich auf die Stufe Seinesgleichen stellen zu dürfen? Muss ich den enormen Zeitaufwand und die tausenden Euro investieren um vom gelernten Kaufmann zum Schmiedemeister zu werden? Und das alles nur um Anerkennung vom Fach zu bekommen?

NEIN!

An alle Schmiedemeister, die dieses Lehrbeispiel leben!

Behaltet euer Wissen, nehmt es mit. Ich bin im Selbststudium so weit gekommen, habe soviel Liebe und Zeit geopfert, eine Schmiede gebaut und aus kompletter Unwissenheit im Rahmen des Möglichen, beachtliche Schmiedefähigkeiten entwickelt.

Ich dreh den Spieß um. Wenn es so sein soll, dann werde ich gefunden. Auf die Suche nach euch Schmiedemeister begebe ich mich nicht mehr.

Genug mit dem „Arsch ins Gesicht fahren".

Ich mache es jetzt mal anders, ganz nach Götz von Berlichingen:

„Er aber, sag's ihm, er kann mich mal im Arsch lecken!"



Was man nicht tut, geschieht auch nicht
Zuletzt bearbeitet: 8. Juli 2013 um 15:51, Thomas
7. Juli 2013 um 12:12
Hallo !
Erstmal einen schönen guten Tag;lass ihn Dir nicht von spezielllen Menschen versauen....
Ich verstehe sehr gut,was Du meinst.
Aber bleibe locker:Auch hier gilt,wie auch im Sport,bei der Jagd und im Beruf,das die ganz tollen Typen mit dem grössten Mundwerk oftmals nicht die Besten sind. Das Problem ist nur,das durch diese Menschen häufig erheblicher Schaden angerichtet werden kann...Negativ-Werbung oder eben solche Reaktionen wie die Deine.
Vielleicht hättest Du den netten Mann mal fragen sollen,wer die Verantwortung fuer den kritischen Zustand um das heutige Handwerk trägt....Und wenn ich schon höre:"Frueher war alles besser",dann treibt es mir das Fruehstueck hoch.Anbei eine Anekdote:
Meinem damaligen Chef sollte mal die Ausbildungserlaubnis entzogen werden.Warum?Weil er keinen Meisterbrief hatte;er hatte nur studiert.Nachdem allerdings der erste Lehrling mit bemerkenswerter Leistung abgeschnitten hatte,war man zum Dialog bereit.Wie kleinkariert.Um gleich vorrauszugreifen:Ich halte sehr viel vom deutschem Ausbidungssystem.Ich finde es auch traurig,den Weg zum Meister einer Inflation zu unterziehen,nur um dei Statistiken auf dem Arbeitsmarkt zu schönen.
Aber was mich wirklich zornig macht,sind dogmatische Deppen jeden Alters.Die Handwerker,die wirklich gut sind,werden immer mit Rat und Tat zur Seite stehnen und den Meistertitel voll ausfuellen.Fachlich,ökonomisch sowie auch menschlich.
Mit freundlichen Gruessen
Wolfgang.
7. Juli 2013 um 13:16
Hi,

ich kann das sehr gut nachempfinden was Du so schreibst und wie Dich das annervt. Ich, als doch noch verhältnismäßig junger, nicht gelernter, Schmied, werde da auch immer erstmal sehr skeptisch angeschaut. So nach dem Motto: Laß den Jungspunt mal ein bissel träumen und auf glühenden Eisen rumprügeln"...
Doch wenn die Halbgötter in schwarz sich dann mal in meine Schmiede verirren wirds meist auch recht still. Gut aufgestellt und mit durchaus Kompetenz übertrumpfe ich deren "Bastelschuppen" meistens. Aber um dann nicht ganz das Gesicht zu verlieren kommt dann aber die Feststellung "Aber gefalteten Stahl und Feuerschweißen machste nicht, oder? Das kaufst Du auch zu..." ... Nö.. das ist hier alles selber hergestellt.... .... dann kommt meist nur ein: Oh.... oder .. naja. Feuerschweißen haben wir nur noch in der Lehre gemacht... das brauchten wir ja dann nicht mehr..... ....
Wie soll man damit umgehen?
Und der Respekt vor 60 jähriger Berufserfahrung?
Ich sage auch NEIN... man muß sich auch als junger Mensch nicht vor die Tür kacken zu lassen. Und man kann durchaus auch zeigen was man kann. Das Ganze muß in höflichen Formen ablaufen, aber sich zu verkriechen halte ich für falsch.

... ich hatte dann auch solche Reaktionen wie... : kannst Du mir das mit dem Feuerschweißen mal zeigen?
oder
... nunja, er hat schon mehr drauf als ich...

Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
7. Juli 2013 um 13:24
jo scheuenschmied,
endlich mal die wahrheit auf den (ambos) tisch :
was uns verbindet , ist die faszination der metallumformung,
jedem sein jahrhundert ..........
leben und leben lassen !!!
als metallgestalter der viele jahre von dem job gelebt hat,
kann ich hier vieles nicht nachvollziehen .............
aber weiss ich es dehalb besser ?!?!

der irontom mit fast fertiger neuer werkstatt

ps.@wolfgang:das war ja wohl ein toller chef
7. Juli 2013 um 15:48
Moin zusammen ,

sollch Meister gehören für mich in die Kategorie A..... h , wofür haben die Ihren Meister denn gemacht um Lehrling auszunutzen und den dicken MAcker zu machen ,scheinbar.

In bin auch Handwerksmeister seit über 20 Jahren aber ich habe noch nie jemanden als dumm und unfähig hingestellt ,im gegen teil ich versuche immer mein wissen ,seis nun das erlernte welches ich Beruflich ausgeübt habe oder das übers schmieden welches ich von vielen"Meistern und meistern" bekommen habe an Leute weiterzugeben damit es nicht verloren geht ,denn wir sind ALLE nur zu Besuch auf dieser Welt und wenn wir unser Wissen für uns behalten entwickeln wir uns zurück und nicht weiter.



Und solche Typen wie der Scheunenschmied ihn darstellt muß man einfach durch Tatenüberzeugen !!!!!!!!!!!!!!!

Nur nicht unterkriegen lassen   Thomas zeig ihm was ein Angelernter kann dann kann er das wissen über Angelernte auch mit ins Grab nehmen


STück davon
 
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
7. Juli 2013 um 18:20
Hallo Scheunenschmied,
genau das, was du da beschreibst, kenne ich auch.

Wenn ich mit meinem Kollegen in der alten Museumsschmiede am Feuer stehe und mit den Kindern Kleinkram schmiede,
dann stehen plötzlich die Alten da.
Dann kommen die Sprüche.

"Ich hab mal Schmied gelernt"
"Ich bin Schmiedemeister"    usw. usw.

Und was sag ich dann?
"Oh prima, komm her , nimm den Hammer und zeig uns mal was"

Bislang haben sich alle rumgedreht und sind gegangen.

Überheblichkeit kommt vor dem Fall

Aber, nun die andere Seite.
Wer einen Meistertitel hat, darf mit Recht stolz darauf sein,
denn er hat gezeigt, dass er bereit ist, zu arbeiten, zu lernen und sich weiter zu entwickeln.

Wer da aber glaubt, mit dem Meisterbrief das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben, der hat ganz klar etwas missverstanden und hat es verdient, vom "Laien" vorgeführt zu werden.


Geselle ist, wer etwas kann
Meister ist, wer was ersann
Lehrling ist Jedermann

Gruß Heinz (Geselle, Meister und Lehrling - in einer Person)
7. Juli 2013 um 19:00
Leider gibt es solche Menschen  wie den genannten Kollegen immer wieder. Was einer mal gelernt hat ,hat oft nichts mit dem zu tun was einer kann. Maulhelden halten sich eben auch für Helden !
Vor Jahren hatte ich immer den größten Respekt vor den Kollegen mit den großen Namen.  Natürlich gibt es da exelente Leute, aber auch Schaumschläger. Für mich ist die Arbeit ,die einer anfertigt die eine Sache, aber der respektirliche Umgang mit seinen Mitmenschen gehört zur Gesamtpersönlichkeit.
Mir ist es doch gleich ,ob einer 3 oder 30 Jahre Berufserfahrung hat , ist die Arbeit gut und sie gefällt mir , dann sage ich es ihm.
Ist die Arbeit nicht so gut oder gefällt mir nicht ,sage ich es ihm auch, allerdings nicht ohne es aus meiner Sicht zu begünden .

Mein Wissen behalten will ich unter keinen Umständen und ich bin gern bereit dieses zu teilen. Ich porfitiere  doch auch davon wenn ander mir etwas zeigen. Sicher gibt es Kollegen die meinen sie wissen alles, oder zumindest alles besser.
Kann sein ich bin da etwas zurückgeblieben , aber ich lerne noch jeden Tag etwas dazu - und das will ich auch.

Und übrigens: wenn ich weiß wie etwas gemacht wird bedeutet das noch lange nicht das ich das auch kann.
Also- sehen was andere tun und wie, es mit den Augen aufnehmen und für sich selbst interpretieren um sich so weiter zu entwickeln!
Grüße
welud   
 
Zuletzt bearbeitet: 7. Juli 2013 um 20:35, Werner Ludwig
7. Juli 2013 um 20:16
Hallo,

wo wir denn schon dabei sind....

Beim Tag der offenen Schmiede kam auch ein altgedienter vorbei... und hat dann auch rumgemotzt was denn alles verkehrt wäre und das man doch: "Den Jungens da den Hammer am liebsten aus der Hand nehmen möchte, damit die sich nicht verletzten.... und überhaupt das Feuerschweißen da (Torsten verschweißte in einer Gasesse gerade einen Feilenstahl mit einem Winkeleisen zu einer Messerklinge) wäre doch vollkommen falsch.. das müsse wie ne Wunderkerze funken sprühen! Jawoll.. Hitze muß da rein!!"...

Im Verlauf des Gesprächs hatte ich Ihm auch angeboten Hammer und Zange bitte zu nehmen und uns zu korregieren, bzw. es uns zu zeigen wie es besser geht, wir sind ja um jeden Fingerzeig dankbar... (das wollter er aber komischerweise dann auch nicht)...
und bei der Wunderkerze ist mir dann ein wenig der Kragen geplatzt und ich habe Ihne da mal zurechtgestutzt, daß das ja wohl eher den Stahl zerstört als irgendetwas verbindet.. als dann noch 3 andere Kollegen dazukamen und dies gleich bestätigten war er danach seeeeeeeeeeeehr handzahm...

Nunja.. ich nenne diese Schmied mittlerweile gerne Mundschmiede....
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
7. Juli 2013 um 21:13
Nabend , auf dem Forumstreffen in Lüdenscheid war ein etwas älterer Herr der wie an der Kliedung zu erkenne war ein Besucher war ,leider hab ich das ganze nicht mitbekommen aber ich habe vor diesem Mann ob Meister oder nicht echt meinen Hut ( den ich nicht auf hatte) gezogen der gute Mann hat uns mal eben gezeigt wie man Kettenglieder schmiedet und Feuerverschweißt im Sonntagsanzug ,hat mich also echt sehr beeindruckt schon allei wie er gearbeitet hat zeigt das er sein metiee verstant bzw versteht. Solch Leute gibts natürlich auch .



was die Kollegen da erzählt haben von wegen den HAmmmer in die Hand drücken ,das mach ich gern auf Märkten wo dann auch immer welche ankommen die behaupten schmieden zu können,ich trete dann immer dezent vom Amboss zurück und halteihnen denn Hammer hin mit der Aussagen :Material liegt im Anhänger such Dir was aus und dann freu ich mich wenn ich noch was lernen kann    wobei ich immer darauf hinweise das ich HOBBYSCHMIED bin und diesen Beruf nur "angelernt habe.  Was soll ich sagen einer hats tazälich mal gemacht und hat eine Spitze geschmiedet hab im auch noch angeboten zu mir zu kommen aber das war dann wohl doch zuviel .Aber mann erlebt so manches mit den "Könnern"
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
8. Juli 2013 um 09:20
Kolleger Widdermann hat da immer auf Märkten ein Schild zur Hand und vor dem Amboss für Leute die schon alles und besser gemacht haben,auf der einen Seite steht Pause,auf der anderen dumme Sprüche und wenn... dann wird je ein Strich gemacht,wenn derjenige es nicht mitbekommt dann aber das Publikum ,hatte mir einen Galgenknoten mal neben meinem Schild gehängt und es hatte wohl an diesem Tag gewirkt.

Gruß Maik
Homepage
8. Juli 2013 um 11:57
Allerfeinst hier die Diskussion und der Erfahrungsaustausch! Das nenne ich mal Niveau!
Jetzt weiss ich, warum ich so gerne hier bin! (das ist keine Ironie, ich finde , dass muss auch mal gesagt werden)

Ich habe das Glück, einen Messerschmied zum Freund zu haben, der mir bei allen Fragen mit Rat und Tat zur
Seite steht. Da wird kein Geheimnis behalten.
LG aus Niederösterreich!
Stephan