Bronzeguss "Steinzeitmethode"

20. Mai 2019 um 09:20
Hallo,
hier mal eine ungewöhnliche / altertümliche Methode Bronze zu gießen.
Der Ersteller der Videos (Piers Watson) kommt eher aus der "Künstlerecke",
hat aber einiges drauf in "improvisierter Metallverarbeitung"...
Sehr selbst:
https://www.youtube.com/watch?v=N1dxtGhszD0
Und (mit "Kunsttouch"):
https://www.youtube.com/watch?v=MSgeQV1ED2c
Das Vorgehen in Kurzform,
kommt in den Videos nicht 100%ig raus:
- Man formt den Gegenstand aus Bienenwachs
- Man formt ein Gussröhrchen / "Trichter" zur Füllung und verbindet das (und evtl. Steiger, je nach Form)
- Man umhüllt das ganze nacheinander mit drei Tonschichten, eine enthält Reisspelzen.
- "Oben" wird eine Kugel angeformt, die die Bronze enthält
- nach einer (etwas diffizilen) Trocknung des ganzen
- buddelt man eine ziemlich große "Esse" in die Erde mit Belüftung.
- ordentlich Holz rein, Luft an, vorheizen, das ganze Ding von oben da reinstellen (Kugel in der Glut, Wachs oben)
- Warten.
- Schütteln: Bronze flüssig?
- Wenn ja: Umdrehen, wegstellen, warten (nicht wackeln!).
- Form zerschlagen, grinsen, Gusstrichter abflexen,Teil putzen:
- Feddich!
Macht Spaß!
Allerdings (a) "ziemlich" zeitaufwändig (über 3 Tage pro Teil wegen Trocknungszeiten) und
(b) ist es anscheinend unmöglich die Reisspelzen aufzutreiben in Deutschland und
(c) so einen "Ofen" würden meine Nachbarn kaum akzeptieren...
Liebe Grüße
Andi
20. Mai 2019 um 22:14
Hallo Andi,
das ist ja ganz schön ausgefuchst, bzw. wie du schreibt altbewährt, was die da machen.
Was ich nicht ganz verstehe ist, wo geht denn der Wachs hin? Und die Tonmischung muss auch gut ausgetüfftelt sein sonst hält sie im Feuer nicht.
Tolles Filmchen.
Axel
21. Mai 2019 um 09:12
Hallo Axel,
der Wachs verdampft z.T. bzw. geht lt. Piers hauptsächlich in die Reisspelzen.
(Ohne die Dinger bzw. nur mit Ton geht das nicht.)
Die Tonmischung macht - im Bezug auf den verwendeten Ton -  nicht so viel aus,
man kann da ziemlich improvisieren.
Die Methode wird in Indien (und irgendwo in Afrika?) noch angewendet,
die Leute arbeiten da mit Schrottmetall und buddeln irgendwelchen Ton am Fluss aus...
Passen müssen allerdings die Gewichtsverhältnisse und v.a. der Wasseranteil ("erdfeucht", wie Estrich z.B.)
1. Schicht (roter) Ton und (Strahl-??) Sand 3:4,
2. und 3. Schicht Ton und Reisspelzen 11 : 1 ca.
Darüber hinaus muss das Verhältnis Cu zu Zn passen, wir hatten 5 zu 1
(Bei deutlich unter 20 % Zn hätte man eine extrem lange Schmelzzeit....)
und die Trocknung muss passen.
(Kiste mit 100 W Lampe und Ventilator, nicht lachen...)
Man kann die Sache anscheinend noch verfeinern,
z.B. mit Plastikteilen aus dem 3 D Drucker statt aus Wachs.
Da ist mir das Vorgehen aber total unklar....
Liebe Grüße
Andi
22. Mai 2019 um 14:13
Hi,

interesante Videos. Jetzt muss ich mich gerade fragen ob Ton = Ton ist ... Gibts da nicht auch unterschiedliche Körnungen? Wenn die Jungs in Indien einfach an nem Flussufer buddeln kann das meiner Meinung nach zwei Gründe haben:
1) der Ton da ist einfach super
2) der Ton reicht den Ansprüchen

Das Problem mit dem Ton oder vielmehr der gesamten Mischung wird einem vor Allem bewusst wenn die Oberfläche des Gusses perfekt sein soll. Wer mal frühmittelalterlichen Schmuck genauer begutachtet wird schnell feststellen, dass vieles davon einfach gegossen wurde und dabei eine vollständig saubere Oberfläche erzielt wurde. Ich habe von Frank Trommer mal eine Experimentenreihe bekommen wo er mit verschiedenen Mischungen gespielt hat. Er hat allerdings auf Basis eines bestimmten Lehms gearbeitet und Kohlenstaub, Pferdemist und Sand variiert. Ich habe es alles nicht mehr so recht im Kopf, aber wer auf die Weise so richtig gut gieẞen will, ohne das die Form bricht und sämtliche Muster etc. bestehen bleiben hat sich ein ergeiziges Ziel gesetzt. Im Video sieht man ganz gut wie die Formen groẞe Risse bekommen haben, welche feine Muster vollständig ruiinieren können

Cu und ZN im Verältniss 5 zu 1? Klingt nach sehr viel ZN. Mir ist eher 10:1 als "Standard" bekannt. Je nachdem was das Material mechanisch abkönnen soll kann man da sicherlich variieren. 
Die erste Schicht sagst du ist nur Ton und Sand? Das klingt so als kannst du damit tatsächlich eine sehr saubere Oberfläche erzielen, aber diese Schickt neigt dann eben auch zur starker Rissbildung. Was waren da deine Erfahrungen? 

Zwecks Verfeiern: 3D Drucker können auch mit Wachs ;) Bzw ... nicht unbedingt alle vielleicht aber gehn tuts Einige fräsen auch aus Styropor und gieẞen einfach drauf. Das brennt dann schön weg und den Krebs gibts Gratis dazu ...

So jetzt hab ich wieder Bock mal was zu gieẞen

Beste Grüẞe,

Lenni
Zuletzt bearbeitet: 22. Mai 2019 um 14:13, Lennart G