Tamahagane/Rennofen technischer Versuch???

19. Dezember 2012 um 20:56
Nabend Leute

Ich brauch mal Hilfe, auf meinen Japanreisen wo ich bereits 2mal und sicher nicht zum letzten male zum schmieden war, habe ich moderne Tamahaganeöfen gesehen (leider nicht in Funktion!) die Im prinzip auf 3-4 Stahzylindern bestehen deren unterstes Element stark Isoliert und Pfannenartig ausgebildet ist.
Das Prinzip eines Tamahaganeofens und eines Rennofens ist ja in letzter Konsequenz zumindest ähnlich, eine primitiv mir Paint hingeklexte Darstellung sieht etwa so aus:




Und jetzt hab ich das Problem das ich die Lufteintrittsdüsenhöhe festlegen will muß, ich werde vermutlich drei verschiedenhohe Möglichkeiten anbringen da ich das später nicht mehr so ohne weiteres ändern kann, was denkt Ihr wie hoch über der zu erwartenden Luppe sollte ich anfangen mit den Eintrittsöffnungen was hab ihr für Erfahrungen beim Rennofenbau gemacht wie legt Ihr das fest.
Verhüttet werden soll Eisensand den ich als Abfallprodukt beim Goldwaschen immer wieder habe, und den ich schon seit Jahren sammle so das mitlerweile einige kg. vorhanden sind.

Tschau Torsten

19. Dezember 2012 um 21:16
Hi Torsten.
Wir haben bei unserem Versuch eine Grube mit ca.25cm Tiefe ausgehoben, den Ofen darübergebaut, und ca. 20cm über dem Boden die Luftdüse  eingebaut.
Ofendurchmesser am Fuß ca. 50cm, an der Gicht ca.30cm, Höhe ca.1,5m.
Unsere Düse war eher waagrecht bis  nach oben geneigt. (Ging in alter Zeit ja angeblich auch mit "Hangwind...")
Bei drei Öfen sind wir mit einem gescheitert, ich denke wir hatten zuviel Luft mit unserem Gebläse. 
Mit dem manuel betriebenen Blasebalg hats super funktioniert, gab eine schöne Luppe.

lg

Walter
 
19. Dezember 2012 um 21:52
Kleiner Nachtrag um so was gehts!!!

Tschau Torsten


http://www.youtube.com/watch?v=wDbg1aikq1I
19. Dezember 2012 um 21:53
Danke Walter das ist doch schon mal ein guter Erfahrungswert.

Tschau Torsten
19. Dezember 2012 um 22:17
Hallo Thorsten,

bei den zwei Rennöfen, die ich gefahren habe, waren die Düsen beides mal 35-45 cm vom Boden entfernt bei 25cm bzw. 30cm Kantenlänge vom Ofeninnenraum.

Mittlerweile bin ich ein Fan von austauschbaren Türen und no-contact Tuyeres geworden. Vielleicht möchtest du soetwas auch in dein Ofendesign einbeziehen, mir scheint du willst etwas wiederverwendbares :)
19. Dezember 2012 um 22:30
wiederverwertbar ist ein mächtiges Schlagwort, nd ja darauf läufts hinaus.
im unterstem Teil des Ofens wird es Platz für Schlackeabstich etc. geben, sag mal was dazu wie du dir das mit
no-contact Tuyeres genau vorstellst da steh ich im Moment echt auf dem Schlauch!
Wenn du damit meinst das ich kein abschmelzendes wie auch immer geartetes Düsenmundstück im Ofen haben willst, hast du recht!

Tschau Torsten
Zuletzt bearbeitet: 19. Dezember 2012 um 22:33, Torsten Pohl
19. Dezember 2012 um 22:35
Klick

Zuletzt bearbeitet: 19. Dezember 2012 um 22:40, Timm Esemann
19. Dezember 2012 um 22:41
Hallo Thorsten,

hier ein paar Bilder, wie ich mir meinen nächsten Rennofen bauen werde. Das sollte deine Fragen bezüglich Schlackeabstich und no-contact Tuyere beantworten. Ist auch super wiederverwendbar und transportabel.
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Ach ja bevor ichs vergesse: Alle Credits gehen zu Michael Schmidt Nissen, der mir freundlicherweise die Zeichnungen hat zukommen lassen.

Der Schlackeanstich erfolgt unter der Platte, in welcher das Luftloch ist. Michael hatte das nur mit Erde und Rasen zugemacht, sodass der Schlackeabstich sehr einfach durchzuführen war.
Zuletzt bearbeitet: 19. Dezember 2012 um 22:45, Philippe Brasseur
20. Dezember 2012 um 07:36
Guten Morgen Torsten,

Wie bereits im letzten Beitrag sehr gut gezeigt, blässt man gleich aus mehreren Gründen am besten durch die Ofenbrust.
Erstens herrschen die höchsten Temperaturen kurz oberhalb der Düse (1200-1300°C), und dort schmilzt, resp. frisst die Schlacke die Wandung weg. Hat man eine austauschbare Tür, bleibt der Schacht erhalten.
Den Schlackenabstich verschliesse ich selbst ebenfalls in letzter Zeit mit Boden und etwas nassem Lehm, damit der Abstich nicht immer wieder zubackt.

Was den Düsenwinkel betrifft, wird viel geschrieben und spekuliert. Zur Zeit experimentiere ich damit. Offensichtlich hat der Blaswinkel einen Einfluss auf die Luppenposition im Schacht und auf deren Dichte. Darüber schreibe ich nächstes Jahr nach weiteren Experimenten wenn ich mir sicher bin.

Was aber schon mal sicher ist , ist dass wenn die Düse zu hoch über der Herdsohle angebracht ist, der Herd (Unterofen) zu kalt bleibt, die Schlacke dort erstarrt, und ein Abstich sehr schwierig wird, resp. er sich nach oben verlagert.
Sowieso ist die Höhe der Düse in relation mit Herddurchmesser und Gebläseleistung zu sehen. 

 Der Ofen wie er auf der Zeichnung zu sehen ist, ist ok für Oxidreiches Erz ,für mageres könnte er ruhig einen halben Meter höhere sein. Die Ausbeute wird dadurch wesentlich gesteigert. Was ich nicht verstehe ist warum der Herd (oval) breiter ist als tiefer? Ich mache den Herd ebenfalls Oval aber umgedreht. Immerhin hat das den Sinn dass die Oxidationszone in Mitten des Schachtes positioniert ist, bedenkt man den Staudruck und die Umlenkung des Windstrahls.

Den Lehm abmagern ist ebenfalls eine gute Sache. Am besten soweit abmagern dass er noch "steht" und klebt. Dann hat man weniger mit Rissen zu kämpfen.

Gruß Rom. 
20. Dezember 2012 um 11:59
Hallo,

erstmal zur Orientierung. Wenn ich auf die Ofenbrust schaue, ist Michaels Ofen etwas breiter als tiefer. Ich denke, dass dient der leichteren/sicheren Entnahme der Luppe.

Der Düsenwinkel beinflusst vor allem, ob die Luftströmung auch noch in den Unterofen verwirbelt wird, oder direkt nach oben abströmt. Das wiederum beeinflusst die Temperaturen und das Ausmaß der Reduktionszone. So zumindest meine qualitative Vorstellung. Rom hat da sicherlich auch quantitave Erfahrungen.

Was meiner Meinung nach wichtig ist, ist die Ofenbrustplatte nicht zu dick zu machen. Wenn sie nur 2-3cm dick ist, isoliert sie schlechter und kann so die Wärme nach außen abführen. Dadurch schmilzt sie nicht an und kann die Luftöffnung verstopfen. Bei Michaels Ofen glühte die Ofenbrust kirschrot.

Mit der Höhe der Düse hat Rom natürlich auch recht. Bei meinen Öfen ist genau das eingetreten, ein Schlackeabstick hat sich als sehr schwierig herausgestellt, bzw. hat einfach nicht funktioniert (ein paar Tropfen schlacke nur).
20. Dezember 2012 um 14:25
Hab a kleine Bilderstrecke von unserem Rennfeuer verlinkt:Rennofen
Wir haben den Lehm noch mit Stroh vermischt und dann die Ziegel geschlagen.
Wichtig: möglichst kalkfreien Lehm verwenden! (danke Klaus) Kalkhaltiger schmilzt ab und verlegt die Düse.
Kalktest: einfach ein wenig Säure auf den Lehm tropfen, wenns sprudelt is sch....

lg
Walter
20. Dezember 2012 um 17:36
Gratuliere Walter.
Sehr schöne Bilderstrecke.

Gruß Rom. 
23. Dezember 2012 um 19:26
Danke für die Bilderstrecke und die anderen sehr wertvollen Tips auf sowas hab ich gehofft, so kann ich die Problemstellung angehen vielen Dank!!!

Tschau Torsten
3. Januar 2013 um 19:52
Hi Torsten,

es wurde ja schon so viel geschrieben. Hier nochmal soe Art Bauernregel. Alfred Bullermann hat von einer Ofenreise, die traditionell in Afrika stattgefunden hat, folgendes Prinzip übernommen.

Knie, Hüfte, Schulter und Arm.

Stell dich mit einem Bein auf den Boden des Ofens, die Düse sollte in Höhe des Knies sein, auf Hüfthöhe verjüngt sich der Ofen und auf Schulterhöhe ist die Ofenmündung. Der Durchmesser unten entspricht deinem Unterarm plus Faust und der Ofen verjüngt sich auf die Länge deines Unterarms ohne Faust. Dieses Verhältnis behält er auch bei, wenn er kleinere oder größere Ofen baut. Das kann man natürlich nicht 1:1 auf einen Ofen japanischen Typs übertragen aber vielleicht hilft es dir ja...

Gruß Jannis

www.xerxes-knives.de

Wer sich verbrennt, beherrscht das Spiel mit dem Feuer nicht!
3. Januar 2013 um 20:44
Danke Janis notiert!

Ich suche nach wie vor alles an Tips und Tricks zu dem Thema auch wenn ich mitlerweile schon einige Infos habe, erste Versuche kann ich aber sowieso erst anstellen wenns wieder wärmer ist draussen.

Tschau Torsten