Sensensichel für Linkshänder

23. November 2013 um 22:59
Guten Abend Kollegen,

heute habe ich eine kleine Auftragsarbeit fertig gestellt: Eine "Sensensichel" für Linkshänder.

Normalerweise gibt es diese nur für Rechtshänder zu kaufen und daher ist dies mittlerweile schon die zweite Sensensichel, die ich für einen Linkshänder geschmiedet habe.
Die Sensensicheln habe ich im Sensenhammer kennen gelernt. Einem Industriemuseum (Sensenfabrik) in dem ich ehrenamtlich tätig bin.
Dort werden diese unter großen Maschinenhämmern bei Vorführungen hergestellt.
Die linke Version habe ich jedoch komplett von Hand in der eigenen Werkstatt zuhause geschmiedet, da die Maschinen im Sensenhammer natürlich auf die rechten Sicheln ausgerichtet sind.

Material:
C45, wie es auch bei industriellen und auch den ehemals im Sensenhammer produzierten Fabrikaten der Fall ist.
Gehärtet wurde in Öl.

Ca.30cm Blattlänge:

P1020738.jpg

Besonders wichtig bei den Sensensicheln sind die Winkel. Im Sensenhammer gibts eine Biegevorlage....aber natürlich nur für rechts....

Das Blatt muss leicht mit der Spitze nach oben zeigen wenn man die Sichel lose zwischen den Fingern balanciert. Denn beim Arbeiten mit diesem Werkzeug schwingt man locker aus dem Handgelenk und lockert dabei immer wieder den Griff. Ist die Sensensichel dann falsch ausbalanciert, so kippt sie in diesem Moment.
Resultat wäre dass sich die Spitze in den Boden gräbt oder sich das Blatt nach oben hin weg dreht. Wenn man diese Kippbewegungen beim Arbeiten ausgleichem muss, dann muss man dauerhaft fest greifen und ein entspanntes Arbeiten mit dem Werkzeug ist nicht mehr möglich.

Dieses Bild zeigt die richtige Balance der Sensensichel:

P1020740.jpg


Ich hoffe euch gefällt meine Arbeit!

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
24. November 2013 um 09:24
Ich glaube das mein Bruder mal das selbe Problem gemeint hat aber als Rechshänder denkt man dadrüber nicht weiter nach,kann aber auch sein das er diese "alte" Form nur gemeint hat,bin mir da aber nicht mehr ganz Sicher.

@Willi

Wurden sie in der Sensenfabrik immer so gerade hergestellt ? kenne sich sonst nur mit etwas Schwung nach Innen.

Gruß Maik
Homepage
24. November 2013 um 13:36
Hallo Maik,

im Sensenhammer wurde damals alles hergestellt was es in Richtung Sensen uns Sichel gab.

Wahrscheinlich gibt es auch bei den Sensensicheln, wie bei den anderen Werkzeugen, unterschiedliche Formen und Varianten.
Die, die ich kenne, sind so geschwungen wie meine oder vielleicht nur ein kleines bisschen mehr.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
24. November 2013 um 17:50
Hallo Willi,
wieder einmal eine blitzsaubere Arbeit von Dir.
Die Sensensichel gefällt mir sehr gut.

Grüße

Jörg
24. November 2013 um 18:49
Hi Willi, was für Arbeiten führt man denn mit einer Sensensichel aus? Ich kannte vor dem Besuch bei dir nur die ganz kleinen Winzersicheln, diese runden Sicheln die man im Dialekt bei uns "Stumpf" nennt und diese runden, breiten, Getreidesicheln. Mit den Sensensicheln scheind man sehr nah am Boden arbeiten zu können.

Wie hast du gehärtet? Hast du ne originale Härtezange benutzen können?

Schön gemacht, jetzt muss sich im Gebrauch nurnoch das Heft dunkel färben. Ein Werkzeug mit Seele.
Zuletzt bearbeitet: 24. November 2013 um 18:51
25. November 2013 um 12:49
@Klaus:

Die Sensensicheln sind für kleine Mäharbeiten, wo man mit einer Sense nicht hin kommt.
Beispiel: Zwischen einer Mauer und einem Gebäude ist eine kleine Niesche, die weniger als einen Meter breit ist. Dort kann man mit der Sensensichel noch mähen. Mit der Sense eher nicht mehr.

Ich weiß garnicht wo im Sensenhammer die Härtezange für Sensensicheln rumfliegt.
Gehärtet habe ich also nicht mit einer Härtezange, sondern einfach so im Ölbad.
Verzogen hat sich nichts, da die Klinge verhältnismäßig gerade und damit auch gleichmäßig zu kühlen ist.

Das Problem, der sich verziehenden Klingen tritt eher bei längeren und gekrümmten Klingen und auch bei Klingen mit stark unterschiedlichen Querschnitten auf.
Das lieg daran, dass es dort schneller passiert, dass das Stück ungleichmäßig abgeschreckt wird. Schon gekühlte Abschnitte ziehen sich zusammen und verziehen die noch wärmeren Abschnitte.

Hier eine Veranschaulichung, die jeder mal selber ausprobieren kann:
Wenn man einen Ring (nicht geschlossen) aus hochkant gebogenem Flachstahl im Wasser abschreckt, dann kann man beobachten dass er sich öffnet und wieder schließt, ja nachdem wie man ihn abschreckt.

(Ist übrigens ne super Wette: "Ich kann den Ring auf den anderen fädeln, nur durch heiß machen!")


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
25. November 2013 um 21:57
@ Willi
Wie hoch hast Du angelassen?
Kann man die Klinge, wie eine Sensenklinge dengeln?

Grüße

Jörg
26. November 2013 um 13:57
@Ilmarinen:

Angelassen habe ich auf 230°C im Backofen.
Die Klinge lässt sich dengeln und federt etwas, sodass sie nicht sofort bricht.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de