Seilmesser

14. November 2017 um 07:01
Hatte am Wochenende die Gelegenheit, ein bisschen was zu machen. Ausgangmaterial war ein Stück Oberseil unseres Förderschachtes. Erst die Enden im Feuer verschweißt, im Schraubstock nachtordiert und dann den Bereich der Klinge verschweißt. Gehärtet in Öl und angeätzt in FeCl3. So richtig zufriden bin ich mit der Klingeform nicht, im Rücken noch zu breit und generell nicht ansprechend. Mich freut bei diesem Messer viel eher, dass der Knoten mit dem Feuerschweißen endlich geplatzt ist! 


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14. November 2017 um 10:34
Hallo.

Zufälligerweise habe ich ebenfalls einige Klingen aus Kettensägen und Seil letztes Wochenende geschweisst, und ich möchte dich dazu ermuntern die die Zeit zu nehmen das Klingenblatt plan zu schleifen, zu polieren und es zu Ätzen. Das Muster ist gleichmässig, dezenz aber sehr Schön.
Etwas mehr Kontrast bekommt man wenn man das glühende Seil in einem niedrigen Kohlefeuer mit etwas mehr Wind dreht, so dass die äusseren Fäden leicht entkohlen. 

Gruss Rom.
Mit besten Grüssen 
Rom. 
14. November 2017 um 11:25
Auch mich reizt es schon lange, mal ein Seilmesser zu machen. Aber die Drahtseile, die ich bisher gefunden hatte  haben  meißten eine Einlage aus Kunststoff oder so. Außerdem fast immer dolle verrostet. Kann man das dann noch verschweißen?
Und im Buch Klinge und Stahl stand, daß Drahtseilstahl und Ketten nicht besonders gut für Klingen geeignet sind. Man sollte immer eine Schneidlage einziehen. Was meinst Du dazu. klärt mich bitte auf
Volker
14. November 2017 um 12:29
Das habe ich auch mehrfach von verschiedenen Messermachern gehört. Es ergibt auch Sinn, da Ketten und Seile zäh sein sollen und eben nicht rasieren müssen. Daher wird der Kohlenstoffgehalt im überschaubaren Bereich sein. Für gröbere Messer könnte es dennoch reichen. Am besten schleidst Du mal so ein Seil oder eine Kette an, der Funkenflug wird Dir Auskunft geben.

Wenn Du eine Schneidlage einschweißt ergibt das aber bestimmt nochmal einen zusätzlichen Musterreiz!
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
14. November 2017 um 12:31
Christian: Tolle Schmiedearbeit! Muss man erstmal hinbekommen.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
14. November 2017 um 13:48
Eigentlich ist das Schweissen von Ketten oder Seil zu Klingen mehr als Kuriosität gedacht.
Metallurgisch gesehen sind solche Klingen zumal aus Ketten wohl eher ein "Massaker".


Der C-Gehalt einer sauber verschweissten Klinge scheint aber unter dem Strich ausreichend zu sein, so dass ein nach dem Härten in Öl ein folgendes Anlassen nötig ist da die Stähle Glashärte annehmen.
Vorheriges Normalisieren scheint mir ebenfalls Sinnvoll.

Alles in allem ist mir auch bei rauheren Arbeiten nie ein daraus geschmiedetes Messer gebrochen oder schneller stumpf geworden.

Ich werde später mal alle fertigen Messer posten. 

Theoretisch könnte man sich mal eine Serie von Tests einfallen lassen um diese Klingen zu Testen.

Gruss Rom.
Mit besten Grüssen 
Rom. 
14. November 2017 um 14:04
@ Volker und Steffen
das Problem ist, dass das Material für Seile von den Seilherstellern nicht nach Werkstoffnummern sondern nach Anforderungen einer DIN bestellt wird. Das kann also jedes mal ein unterschiedlicher Stahl sein. Dieser hier war härtbar, sehr gut sogar. Nach Funkentest war der Stahl auch hoch kohlenstoffhaltig (meine Einschätzung). Ich werde aber sicherlich mal meinen Stahlwerker bemühen, den Werkstoff zu beproben.  

Ja, die meisten Stahlseile haben eine Einlage aus Kunststoff bzw. üblicherweise Hanf, da hier Schmier- und Korrosionsschutzstoffe eingearbeitet sind, die dann im Betrieb schmieren. Das Seil, aus dem ich das Messer gemacht habe, hat von sich aus ja einen Durchmesser 55mm. D.h. das Messer ist schon aus einem der Randlitzen (ca. 16mm Drm.), in welche dann schon keine Einlagen mehr eingebracht werden. Verrostete Seile zu verschweißen habe ich noch nicht probiert. Warum soll es nicht gehen? Der Rost dürfte sich ja bei den Schweißtemperaturen umwandeln und vom Flussmittel aufgenommen werden. Hier könnte ich mir jedoch vorstellen, dass zumindest etwas öfter nachgepudert und mit der Drahtbürste gereinigt werden muss. Mir fehlt hierzu aber noch die Erfahrung! Ich muss auch dazusagen, dass das Ausgangsseil verzinkt war, so dass ich das Litzenstück auch erstmal in der Esse abbrennen musste. Und das scheint bis in den Kern der Litze funktioniert zu haben. 

Das mit der Schneidlage an sich ist eine gute Idee, zumal ich beim Schmieden wirkich Probleme hatte, aus dem ohnehin schon dünnen Material nach dem Schweißen noch eine Klinge zu formen. Beim nächsten Mal werde ich sicher etwas mehr Seillitze nehmen und nach dem Verschweißen umfalten, um die Klinge etwas breiter zu bekommen. Da könnte ich noch eine schicke Lage aus 90MnCrV9 einlegen...

Es ergibt auch Sinn, da Ketten und Seile zäh sein sollen und eben nicht rasieren müssen. Daher wird der Kohlenstoffgehalt im überschaubaren Bereich sein. Für gröbere Messer könnte es dennoch reichen.

Man mag nicht glauben, wofür manche Stahlsorten noch gebraucht werden. Im Stahlwerk meines guten Freundes verkauft sich der 1.2343 (Warmarbeitsstahl mit hoher Zähigkeit und Warmfestigkeit) momentan wie warme Brötchen. Nicht etwas, um Gesenke draus zu machen, sonder weil der Stahl auch bei Minustemperaturen noch zäh ist. In China macht man da Bolzen für Bagger draus. 
14. November 2017 um 18:01
Oh, du erinnerst mich da an ein angefangenes und niucht beendetes projekt- im Wald neben meinem Schulweg ragt ein rostiges Drahtseil aus der Erde, das hat schon zwei Metallsägeblätter gefressen, darum hab ichs aufgegeben es mitzunehmen.
Schade ist es aber schon, grade da es ja offenbar sehr hart ist.
Ich nehm einfach morgen meinen Akkuschrauber und Dremel- Trennscheiben zur Schule, dann kann ich auf dem Rückweg zwei Meter davon ernten
Ich war schon immer fasziniert von Seil- Messern.

Du hast Recht, die Klinge ist noch etwas überarbeitungswürdig. Ein sauberer Schliff ist echt schwierig, aber der kommt zum Glück mit der Zeit vo allein wenn man seine Arbeiten immer schön reflektiert (ich war noch nie völlig zufrieden mit etwas selbst gemachten, ich sehe dann jeden kleinen Fehler )
Wenn das Seil eine Kunststoff- Seele hat, kann man die doch rausziehen oder- brennen und durch einen Stahlstab ersetzen, dann hat man auch gleich eine Schneidlage.
VG, Edgar

15. November 2017 um 07:24
Nach meiner Recherche haben die Stahlseile 0,4 bis 0,9% Kohlenstoff, eigentlich ein gutes Material.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
10. Dezember 2017 um 10:36
Hi,
Dein Griff gefällt mir ziemlich gut.

Frage an die Seil-Damast-Hersteller.
Ich habe auf youtube schon des öffteren gesehen, dass die Seile in eine Flüssigkeit getaucht werden, bevor sie in die Esse kommen.
Was ist das für eine Flüssigkeit?
Vielleicht Schweißpulfer in Wasser gelöst?
und wenn ja, in welcher Konzentration?
Ich habe schon ziemlich viel konventionellen Damast hergestellt und immer klassisch das schweißpulfer darüber gestreut, aber ich finde den Ansatz interessant.

Danke für die Antworten.
10. Dezember 2017 um 12:29
Ich meine, dass einige Schliede es vorher in Waschbenzin legen, um die Verunreinigungen zu lösen.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
10. Dezember 2017 um 17:58
Ich habe vor kurzem Einen Bericht darüber gelesen.
Oft wird Kerosen oder ganz normaler Diesel verwendet.

Gruss Heiri
10. Dezember 2017 um 18:22
Interessant und hab ich noch nicht gehört,

bin zwar lange nicht soweit, aber wenns soweit sein sollte, ein Bekannter von mir ist Flight-Engineer, vielleicht kann der mir n Stamperl oder zwei davon aus dem Teppichklopfer abzweigen.
Bei uns an der Tanke krieg ich keins.

Grüße vom Holledauer
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

10. Dezember 2017 um 18:47
Ich habe das Phänomen auch gesehen. Ich denke es handelt sich um Diesel oder andere leichte Kohlenwasserstoffe (Petroleum, Kerosin o. ä.) , welche beim Verbrennen einerseits den Sauerstoff verbrauchen und zum anderen Fremdsfoffe ausbrennen soll. Ich selbst habe soetwas für noch keine meiner Schweißungen gebraucht. Gute Feuerführung und Borax können das selbe. Es gibt ein Video, ich denke es war von Big Dog Forge, bei dem versucht wird aus Borax und Alkohol eine gesättigte Lösung herzustellen, so dass nach Trocknen in jeder Ritze Borax klebt. War aber auch nicht 100% erfolgreich. Ob's was gebracht hat bezweifle ich daher, zumal das so eingebrachte Borax gebau bis zur ersten Schweißung hält. In meinen Augen sind wie gesagt Feuerführung, Platzierung und Intensität der Schläge und eine hohe Temperatur über den Vorgang viel wichtiger. 
Zuletzt bearbeitet: 10. Dezember 2017 um 18:52, Christian Baum
10. Dezember 2017 um 20:41
Ich habe mir das Video nicht angesehen, muss aber schon ganz schön über die "Geheimzutaten- und magische Elixierfantasien" schmunzeln. Beim verbrennen von Kerosin oder Diesel mit mäßiger Luftzufuhr werdet Ihr meiner Meinung nach eher ein Problem mit Rußbildung bekommen. Ob sich verrußte Oberflächen Feuerschweißen lassen müsste mal erprobt werden...

Die Meisten Drahtseile werden wohl in Seilwinden oder Kranen etc. verbaut sein. Und gerade Windenseile etc. werden mit Öl oder Fett behandelt um ein "bluten" und starke Reibung innerhalb der Seile zu verhindern. Das Fett bzw. Öl soll auch Wasser in den Litzen verdrängen.

Ich arbeite viel mit Drahtseilen. Um ein aufspleißen der Enden zu beim zuschneiden zu verhindern verlöte ich die Schnittstelle meist mit Silberlot bevor ich schneide. Dazu muss die Oberfläche Öl- und Fettfrei sowie metallisch blank sein. Ich entfette das Seil mit Bremsenreiniger. Anschließend wird vor dem erwärmen Flußmittel aufgebracht. (Ich bin altmodisch und verwende Flussmittelpaste und keine ummantelten Lotstäbe.) Anschließend wird erwärmt und gelötet. Ich vermute mal, dass die Herren in den Videos schon "leichtflüchtige organische Substanzen" verwenden. Aber zum entfetten. Das Flussmittel dringt, wenn entfettet wurde, bis in den Kern der Seile durch und das Lot anschließend auch. (Ich benutze das meist bei "hochverdichtetem Forstseil" mit 8-10mm Durchmesser) Ich vermute mal , dass das Flussmittel beim Feuerschweißen vom Drahtseil auch in den Kern dringen soll. Weil oxidierte Flächen schwierig zu schweißen sein werden. Ich für meinen Teil würde eventuel darüber nachdenken das Seil am Ende elektrisch zu verschweißen. Das Seil vorsichtig ein wenig aufzudrehen wenn es sich um ein geschlagenes Seil handelt und dann Flussmittel auch in den Kern einzubringen. Anschließend einfach wieder zudrehen und los gehts.... Oder denke ich zu einfach?

Gruß

Oli

Der vor dem Schmieden keine Hühner opfert oder Runensteine wirft. Obwohl so ein Brathähnchen schon was tolles ist.

Und: Borax ist ein Salz. Das wird sich in organischen Flüssigkeiten nicht unbedingt lösen lassen. Mein Chemielehrer sagte bei der organischen Chemie immer: "Ähnliches löst sich in ähnlichem!"
Zuletzt bearbeitet: 10. Dezember 2017 um 20:56