Schmiedekoks - Fluch oder Segen?

15. Februar 2016 um 22:27

Servus in die Runde,

konnte kürzlich 4 x 25 KG Kokskohle tschechischer Herkunft für kleines Geld (gute zwei Zentner für 16 Euros) erwerben. Muß dazu erwähnen, daß ich keine Profiesse hab, sondern eine Eigenbau mit Gebläse vom Ölbrenner. Allerdings funtzt das Ding mit Fettnuß super. Eisen verbrennen? Kein Problem. Alleine diese Tatsache sollte meiner Meinung nach zumindest die Funktionsfähigkeit der Esse beweisen??? Feuerschweissen (mit Fettnuß) - wenn für mich auch noch schwierig, ist möglich!

Meine Feststellung:

Sind sehr schwer anzuzünden - entzünde das Feuer mittlerweile unter anfänglicher Zugabe von Fettnuß. Sonst krieg ich sie ganz schlecht an.

Vorteil, wenn sie mal brennen, dann nicht so hell und blenden dadurch weit weniger, Eisen verbrennt nicht/nicht so leicht. Man kann mehrere Eisen im Feuer haben, ohne diese gleich in Wunderkerzen zu verwandeln.

Heute hatte ich jedoch das Problem, daß mir das Feuer quasi beim Schmieden ausgegangen ist. War zwar eh´schon halb neun, aber sch.... waars dann doch und zum neu anzünden zu spät.

Die Kohlen haben eine relativ große Körnung, so ca. 20 - 50 mm. Bisher konnte ich die Glut recht gut halten. heute war eben nicht mein Tag.

Wer von euch hat Tips mit der Feuerführung mit Koks? Wäre es besser die Kohle zu brechen, sprich zu verkleinern?

 

Der heute haarezeraufte aber mit schönen Grüßen aus dem bayerischen funkelnde

Holledauer

 

Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

16. Februar 2016 um 09:57
Hallo,

ja.. was ist es denn nun? Kohle oder Koks?

Ich gehe nun mal von Koks in ner groben Brechung aus.. damit habe ich früher auch geschmiedet, da ich das hier vor Ort bekommen konnte.  Allerdings hat das Zeug ob der Brechung eben das Problem das der Koks nicht so dicht liegt... weniger Brennmaterial quasie kompakt liegt, dadurch kann es sein, dass das Feuer "weniger" warm wird.... das ist aber eben das Problem mit der Brechung (wenn du magst kannste also kleiner brechen..

So.. Koks ist in der Feuerführung etwas pissig... aber wenn man sich dran gewöhnt hat finde ich Ihn besser.
1. Hat er den großen Vorteil kaum bis gar keine Schwefelanteile zu haben.. und ist dementsprechend wenig rauchend
2. Versaut dir eben kein Schwefelanteil den Stahl
3. Deiner Gesundheit ists wohl dadurch auch zuträglicher

Aber.. zum Thema zurück:
Koks läßt sich relativ schwer entzünden, das hast du schon recht gut beschrieben. Ein Anfeuern mit Fettnuß ist ok, allerdings sollte man da dann vorsichtig sein mit Messerstählen am Anfang wg. einer evtl. Verbindung mit dem Stahl.. also.. entweder abgeschwefelte Fettnuß vom Vortag nehmen.. oder erstmal das Feuer richtig angehn lassen. Ich entzünde meist erst ein Pappfeuerlein.. gehe auf Holz oder Holzkohle über.. und dann geb ich Koks hinzu. Generell mag Koks es gar nicht keine Luft zu bekommen.. dann ist der Ofen recht schnell aus. und so wie ich deinen Bericht lese, würde ich behaupten du hattest nen fetten Schlackekuchen in der Mitte der die Düse/n verstopft hat. Vermutlich nach einer längeren "Vollgasphase" wo du dann runtergeregelt hast... da fällt bei mir zumindest gern die Düse zu. Entschlacken muß man eben ein Koksfeuer.. sonst wirds mit dem Feuerschweißen etc. nichts.
Nächstes Thema:
Feuerschweißen: Hierfür finde ich Schmiedekoks besser, eben wg. fehlender "Additive" , dazu sollte man aber eben eine feinere Brechung benutzen wie Koks 4.

Da ich selbst mal das Problem mit groben Koks hatte, war ich am überlegen mir einen Brecher zu bauen, bzw. über eine Kartoffelsortiermaschine mir verschiedene Brechungen auszusortieren.. diese Maschinen stehen oft in alter Bauform irgendwo noch auf nem Bauernhof rum.. wenn man sich die mühe machen möchte.. wäre das vielleicht eine Idee.

Ich schmiede mittlerweile seit Jahren mit Schmiedekoks von KfK Duisburg (korregiert mich bitte.. bin mir grad nicht sicher ob sie so heißen..) und bin damit sehr zufrieden.. soweit. Allerdings kann ich pro tag so 3-5mal nen dicken Schlackekuchen aus dem Feuer heben.... Ich bin alternativ am überlegen ob ich mir noch einen kleinen Vorrat an Fettnuß anlege.... diese hat hier und da auch ihre daseinsberechtigung und ist dann auch definitiv besser als Koks ;).

Fazit: Man kann eigentlich kein Urteil über den Brennstoff fällen, ist Koks besser als Fettnuss oder doch lieber Holzkohle?!? Es kommt immer drauf an was man machen möchte.. und natürlich, was verfügbar ist.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
16. Februar 2016 um 13:12
Servus Holledauer.

Hatte die gleichen Probleme wie du. Fettnus beim Schauschmieden immer problematisch, hab auch keine gut Qualität mehr bekommen.
Koks wie schon vom Hacheschmied beschrieben. Am schönsten wars zum Feuerschweißen: immer wenn ich Hitze gebrauchd hab war die Bodenwinddüse zu.
Hab vor 3 Jahren umgestrellt auf Petrolkoks vom "Kleinprojekt" (ist auch im Forum zu finden). Das ist das beste Heizmaterial mit dem ich je gearbeitet hab. Lässd sich sehr gut  führen, kaum Rauch , kaum Schlacke, auch nach längerer Arbeit offene Winddüsen.
Ich nehm garantiert nix mehr anderes.

lg

Walter
Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2016 um 13:32, walter dorfer
17. Februar 2016 um 11:43

Hallo, 

wo wir gerade mal wieder beim Thema "Petrolkoks" sind, in all den Beiträgen darüber wurde immer mal wieder die Preis-Frage gestellt, aber nie beantwortet. Was kostet das Zeug ? Die Unkenntnis über den Preis ist das Einzige , was mich davon abhält mich ernsthaft darum zu kümmern.

 

mfG. Detlef

 

 

 

 

17. Februar 2016 um 17:09

@ Recycler: selber bei "Kleinprojekt" anfragen????

Habs schon erwähnt, ist unter diesem Namen im Forum.

Walter
4. April 2016 um 22:22

Einen wunderschönen guten Abend in die Runde,

als erstes noch recht schönen Dank für Eure guten Ratschläge und Tips.

Hab mich mittlerweile (Petrolkoks noch nicht verfügbar - muß erst Restware aufbrauchen!) mit dem Schmiedekoks einigermassen angefreundet.

Der Tip mit dem "Brechen" der Kohle war Goldes wert! Seit ich mit kleiner Körnung arbeite, krieg ich für normale Arbeiten eine vernünftige Wärme ins Nest. War wohl zuviel Luft dazwischen? Drum ist sie mir während des Schmiedens fast ausgegangen. Feuerschweißen tut momentan "nicht Not" (Werner!)

Übrigens - Kohlenbrecher, zumindest momentan, 35er Welle in 80x80 Vierkantrohr auf Betonboden - funzt super, macht aber Kreuzlahm. Hab auch nur noch 75 Kilo zu knacken:-)

Villeicht kauf ich demnächst auch n Stapler mit der harten Bereifung Hahaha!

Ernst beiseite

 

Grüße

 

Euer Holledauer  

 

Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

28. April 2016 um 23:51
Hallo zusammen!

Wie steht`s mit Ibbenbüren  Anthrazit?

Vorteile, fast rauchlos, macht gut Wärme, gibt sehr wenig Schlacke und Asche , kostet in etwa wie Schmiedekohle ca 12 EUR /25Kg.
Nachteil:  Körnung 25 + und klebt nicht, (Koks auch nicht)
Gibt`s bei Hornbach, allerdings geht die Rede, dass sie in Ibbenbüren nicht mehr lange fördern...
Zündet gut mit mindestens Holz bzw Holzkohle.

Viele Grüße, Andreas!

Zuletzt bearbeitet: 28. April 2016 um 23:53, Andreas Pötzsch
29. April 2016 um 07:24
Hallo, 

Antrazit hat die von dir genannten Vorteile.
Es hat aber den Nachteil dass es in relativ kurzer Zeit zu einem feineren Kaliber zerfällt, und ausserdem Glutnester mit extremer Hitze bildet.
Nachdem ich mittlerweilen beinahe eine Tonne verarbeitet habe, kann ich sagen dass diese Glutnester um die 60mm Durchmesser haben. Will man mit Antrazit Schmieden ist es von Vorteil ein Feuer mit mehreren Winddüsen zu bauen.

Dies habe ich gelöst indem ich eine Konstruktion auf meine Esse gesetzt habe welche von beiden Seiten her Wind bringt. So wird die Glut vergrösster und der Antrazit ist zum Schmieden Nutzbar.

Gruß Rom.
Mit besten Grüssen 
Rom. 
2. Mai 2016 um 21:09
Hallo Rom,
das mit dem Zerfall in kleinere Stücken kann ich nur bestätigen. War für mich kein Problem, ich schiebe sie dann immer von der Seite her in die Mitte, dann ist es sogar nutzbringend, weil kleinere Körnung dichter liegt. Das mit den Glutnestern hatte ich so noch nicht festgestellt, vielleicht ist es bei mir auch so, ich habe es womöglich vernachlässigt.
Aber es stimmt schon, Anthrazit verzeiht keine Sekunde Unaufmerksamkeit.
Hauptkriterium für mich ist der raucharme und schlackearme  Abbrand.

Viele Grüße, Andreas!
24. März 2017 um 12:02
Ich kram den thread  mal hoch.
Welche körnung ist für schmiedekoks die beste wahl? 10-20mm oder 20-30mm? Das wären die größen, die ich bekommen kann oder kommt es drauf an, was ich herstelle?
Zuletzt bearbeitet: 24. März 2017 um 13:11, Stefan
24. März 2017 um 13:19
Es kommt wohl eher auf die Esse an. Je feiner die Körnung, desto mehr Oberfläche hat das brennbare Material und kann so mehr Sauerstoff verwerten. Du hast also bei feinerer Körnung ein niedrigeres und kompakteres Feuer. Ziel ist ja, den Sauerstoff nicht an den Stahl gelangen zu lassen, also in reduzierender Atmosphäre zu eritzen, damit der Stahl nicht verzundert. Je eher Du kohlenstofffhaltige Stähle verwendest, desto wichtiger ist das für Deine Arbeit.

Nuss 4, also 1-2cm Körnung, sind die klassische Körnung in der Schmiede. Damit machst Du nichts falsch, denke ich.

Ulric Beyer (wenn ich mich recht erinnere) hat aus Mangel an Schmiedekoks eine Esse von 20-30cm Tiefe mit Schamotteplatten als Deckel fürs Messerschmieden und Stahlschnelzen gebaut. Die betreibt er mit Heizkoks in grober Körnung. Das geht also im Zweifelsfalle auch, ist aber umständlich.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen