Schlösser - Schlossfedern

6. März 2011 um 04:01
Hallo zusammen!

Wie ich in meiner Vorstellung schon erwähnt habe, arbeite ich momentan an Truhenschlössern. Das ganze klappt soweit auch ganz gut, nur habe ich immer noch ein Problem bei der Herstellung der Schlossfeder, die den Riegel nach unten drückt.

Also ich beschreibe mal kurz wie ich vorgehe, et. hat ja jemand ein Tipp für mich :-)

Die Federn mache ich aus alten Sägeblättern, meist von Metallsägen (evt. sind die augrund des hohen C Antels schon das Problem?).
Die Sägeblätter mache ich kurz warm, so 4-500 Grad, dann feile oder säge ich die Zähne ab und bringe das Material auf die gewünschte Breite-Länge.
Dann forme ich die Feder (meistens in eine P Form) - ggf. wärme ich sie beim biegen nach bedarf noch mal punktuell an.
Dann, wenn die Form stimmt, bringe ich sie auf Kirschrot und härte sie in Öl.
Nach dem härten poliere ich sie lank, damit ich die Anlassfarbe besser erkennen kann. Zum Polieren nehm ich einfach ganz feiner Schleifpapier.
Dann lege ich die Feder auf eine alte Herdplatte und beobachte die Farben, Gelb, Blau, helles Blau, Stumpfes Grau und dann wieder blank wie ich sie poliert hatte.
Wenn Sie blank ist, das dürften so 400-430 Grad sein, bewege ich sie in etwa 40 Grad warem Wasser.
Die Federwirkung ist minimal, evt. 1-2mm erhöhe ich den Druck, biegt sich das Material einfach....ich kann es in alle Richtungen drehen und biegen...bis die bricht dauert das.

Also was mache ich falsch....zu warm angelassen? doch eher bei 300 Grad als Blau ins Wasser? Oder falsches Material ?

Wenn wer Tipps hat würde ich mich freuen....denn an ohne Feder ist es auch kein Schloss :#:

Grüße Wernher
Zuletzt bearbeitet: 6. März 2011 um 04:01, wayne interessierts
6. März 2011 um 07:33
Guten Tag Wernher,
das hier ist nur vorab, ich bin nicht zuhause und kann Dir nur kurz antworten, heute Abend habe ich die entsprechende Lektüre zur Hand und kann Dir genaueres mitteilen.
Nur soviel, der C-Gehalt dürfte nicht das Problem sein, vielmehr sehe ich das Problem in der Wärmebehandlung. Um das Sägeblatt in einen bearbeitbaren Zustand zu bringen kann man es ruhig auf eine Temperatur knapp über 700 Grad erwärmen und dann an der Luft auskühlen lassen. Dann folgt die Bearbeitung. Nach dem Bearbeiten würde ich das Teil zweimal auf schwach rot erwärmen und jeweils an der Luft abkühlen lassen. An deinem Härtevorgang an sich würde ich nichts ändern, allerdings am Anlassen. Soweit ich das noch in Erinnerung habe werden Federn sehr hoch angelassen, früher besorgte man das damit daß man sie mit dem verbleibenden Öl an dem Härtegut direkt soweit erwärmte daß das Öl anfing zu brennen, die dabei entstandene Wärme läßt die Feder auf die richtige Anlasstemperatur kommen, die bei cirka 500 Grad liegt.
Aber wie gesagt, heute Abend schreibe ich einfach den dafür treffenden Härtevorgang ab und stelle ihn hier ein.
Viele Grüße
Roman
6. März 2011 um 07:42
Guten Morgen Wernher,

Man kann eigendlich fast jeden Stahl ab 0,45%C auf Federhärte bringen.
Da nicht bekannt ist um welchen Stahl es sich bei den Metallsägeblättern handelt, kann man nicht im Stahlschlüssel nachsehn, man muss also experimentieren.
Da Sägeblätter schätzungsweise um 1% C haben, würde ich mal auf den farblichen übergang von dunkelstrohgelb auf violett ,oder violett (280-300°) anlassen und dann ins kalte wasser!!!

Gruss Romain
6. März 2011 um 08:25
Guten Morgen,
ich glaube wir werden Wernher kein Patentrezept liefern können, es kommt auf die jeweilige angestrebte Zugfestigkeit an. Das Anlassen von Federn beschreibt z. B. die Firma Triebel, Bearbeitung von Federstahl, das Anlassen erstreckt sich in ihren Ausführungen von Anlassen auf blau (cirka 300 Grad) bis hin zu Anlasstemperaturen von über 500 Grad. Aber auch dort ist leider kein letztendlich schlüssiges Rezept zu finden, vielmehr machen sie das Abbrennen des Öls und das Wiederholen des Vorgangs abhängig vom verwendeten Öl und der geforderten Zugfestigkeit. Ich fürchte, Wernher wird nicht umhin kommen seine Federn verschiedenen Anlassvorgängen auszusetzen um das was er speziell braucht zu ermitteln.
Viele Grüße
Roman
6. März 2011 um 11:20
Hi Wernher,

Dass du von dir behauptest du seiest Grobschmied, und dann machste Truhenschlösser, dass passt ja nicht so richtig. Ich hab immernoch riesen Respekt davor, hab mir Pläne überlegt und traue mich nicht anzufangen :-)
Wenn am Ende alles Passen muss, alle einzelkomponenten miteinander funktionieren, da würd ich nicht von Grob sprechen :-)

Also ich bin auf Bilder und deine Erfahrungen gespannt, vielleicht trau ich mich dann auch noch mal dran...
6. März 2011 um 15:31
Hej Werner !

Also :
Diese Sägeblätter sind vermutlich auch noch warmfest.
Ich wuerde z.B auch einen Federstahl mit einem C Gehalt von etwa 0,4-0,5 Prozent vorschlagen.
Anbieten wuerden sich hier z.B Federn( aus Muellcontainern oder z.B Grosse Zugfedern von Garagentoren).
Wuerde ich mal in einer Schlosserei nachfragen.
Die Siralfedern (Schneckenform)so wie in Uhrenso auch in den Muelcontainern ,bestehen schon aus Flachmaterial.


Ich verwende fuer derartige Federn eine Härte von etwa 48-50 HRC.
Also:
1.Grob ausschmieden,nochmal auf 700 Grad bringen.
2.Im Feuer lassen,und im Feuer langsam abbkueheln lassen.(Gebläse aus).
Der Stahl ist danach auf jeden Fall weich und auch relativ Spannungsfrei.
3.Zurechtfeilen oder Schleifen(scharfe Kanten vermeiden).
4.Vor dem Härten evt.noch in Form biegen(Warm oder kalt)
5.Auf Härtetemperatur bringen.
6.Den Stahl in Öl abschrecken.Härte mit einer Feile testen(sollte nicht mehr greifen).
(Wen doch:im Wasser härten).
7.Renigen und anlassen 280 Grad (violet)oder im Backofen (wenn der soviel packt
Ich nehme meistens einen Stahlklotz,den ich nebenbei in der Esse erwärmt habe.
8.Renigen
9.gucken,ob es funktioniert
Ich selber stelle so Federn fuer alte Vorderladergewehre her.:badgrin:
Gruss
Wolfgang.
6. März 2011 um 17:04
Vielen lieben Dank schonmal für die zahlreichen Antworten.

Dann schaue ich nochmal ob ich Morgen auf die schnelle eine Spiralfeder finde :)
Aber auch werde ich nochmal weitere Testläufte mit dem Sägeblatt machen......die 5 Meter die ich habe sollen ja nicht wertlos enden gg
Nebenbei, ein Bekannter meinte auch das Spachtel gehen würden, da diese nicht so extrem wie Sägeblätter behandelt wurden bzw. eine andere Güte hätten - könnte auch klappen oder ?!

Grüße
Wernher
6. März 2011 um 22:52
vom Prinzip reicht für einfache Schlösser kalt gehämmerter Baustahl...
Haben damit schon ganz Gute Erfahrungen gemacht.

Sägeblätter sind so eine Sache für sich! Meistens handelt es sich ja (zumindest bei den Metallbandsägeblättern) umsogenannte Bi-Metallsägeblätter. Die Zähne sind meißt aus HSS Legierungen und die Grundkörper aus sonstwas...
Die Sache ist mal wieder typisch für vieles aus meinem Alltag...

Um einen Werkstoff zu härten sollte man wirklich genau wissen um welchen Werkstoff es sich handelt, sonst kann das ganze nicht funktionieren!
Oder Du musst Dir den Spaß machen und genau Buch führen über alle Deine Versuche mit dem Material, damit Du Fehlerquellen finden und ausmerzen kannst bis es funktioniert.

Und das wichtigste! Die Glüh- und Anlassfarben gelten nur für UNLEGIERTEN Stahl. Das heißt: ohne Härteanleitung des Herstellers siehst Du schnell alt aus. Und Du brauchst einen Regelbaren Härteofen, zur Steuerung der Härte- und Anlasstemperaturen (Infrarotthermoter geht als Behelf auch).
Alles andere was man so an einer Esse probiert ist schon schwierig wenn man weiß womit man es zu tun hat, aber bei unbekanntem Material wirds dann eher ne Glückssache werden!

Ich empfehle C45 oder C60 für die Federn! Bei dem Zeug funktionieren nämlich die Anlass- und Glühfarben ganz prima und beide Stähle vertragen ein hohes Maß an Mißbrauch im Feuer... Und nach dem Härten sind sie auch ausreichend elastisch!
11. März 2011 um 09:05
Hallo !
Hat das nun funktioniert ?(Wenn dei Federn zu hart sein sollten,dann natuerlich höher anlassen.
Ich habe gestern 2 Schlitzmeissel und einen Lochdorn benötigt.
Das Werkzeug habe ich aus Spiralfedern (Auto) geschmiedet ,gschliffen und gehärtet.
Die Schlitzlochungen (14 Stueck.D=12,t=14) sing fertig und die Meissel leben noch..
Da es sich um Warmlochungen handelte,waren die Werkzeuge einer extrem Dauerbelstung ausgesetzt.
Das Härten und Anlassen erfolgte erfahrungsgemäss.Die Werkstoffeigenschaften waren nur ungefähr bekannt
(Legierung)trotz Stahlschluessel.
Das Härten erfolgte traditionel in der Esse.
Was ich damit sagen will:
Genau das macht es aus:In einer Bestimmten Situation Lösungen zu finden,die nicht ueber den kommerziellen Weg
zum Ziel fuehren.
Auch ein Teil der Arbeit.
Viele Gruesse aus Schweden
Wolfgang.:D
20. März 2011 um 01:53
Also ich habs nochmal mit den Sägeblättern versucht - es hat geklappt, glaube ich hatte immer die falschen Härtetemperaturen - hab mich dismal mit dem Magneten versichert und dann auf Blau angelassen.
Jetzt kann das basteln weiter gehen :)
18. April 2017 um 16:29
Hallo, ich platze hier vielleicht etwas rein.
Ich bin auf der Suche nach jemandem der mir Schlossfedern für ein seltenes Türschloss ( Poln Schiff aus den 80ern)
anfertigen würde. Es gibt meineswissens keine brauchbaren Schlösser auf dem Markt. Die Schlösser sind völlig in Ordnung lassen sich leicht zerlegen..lediglich die Feder ist bei einigen gebrochen.
Ich hätte eine Musterfeder zur verfügung.. Braucht ja auch nicht exakt gleich zu sein..Kommt mir auf Funktion an.

Danke Edgar Schmidt berlin
[email protected]
18. April 2017 um 16:39
Hallo Edgar,

hast Du denn ein Foto mit Maßangaben?
In meinem Fundus hab ich ein paar seltene Federn...und etwas Federstahl hab ich auch, aber ohne Maße wird´s nix.
Schmieden lernt man am Amboß