Sachgerechter und sicherer Umgang mit Borax

3. November 2013 um 18:06
Hallo zusammen,
über kurz oder lang werde ich sicher auch mal Borax zum Schmieden verwenden und habe mir deshalb für knapp 10 Euro eine 500g Dose aus einer Apotheke besorgt. Die haben das für mich bestellt, aber jeder der Mitarbeiter hat mich ausgefragt, was ich denn damit wolle. Obwohl die alle sehr freundlich waren, kam es mir vor, als ob ich da was ganz gefährliches einkaufen würde, mit dem man ganz, ganz schlimme Sachen anstellen könnte. Beim Lesen der Verpackungsaufschrift gab es dann auch Hinweise auf Gefahr für Augen usw.  sogar Unfruchtbarkeit wurde genannt. 
Meine Fragen dazu sind jetzt folgende:
1) Welche Sicherheitsmaßnahmen muss ich beim Arbeiten damit beachten ?
2) Wie und ich welcher Menge verwende ich es, wenn ich etwas feuerverschweißen will?

Ich bin gespannt auf eure Antworten - was ausführliches dazu habe ich noch nicht gefunden.
Zuletzt bearbeitet: 3. November 2013 um 18:08, Lothar Krüler
3. November 2013 um 18:41
Ich arbeite mit einer Art Salzstreuer aus 'ner simplen Blechdose mit Deckel. Genug Borax ist dann auf dem Werkstück, wenn es wie mit Glas überzogen aussieht, sobald er aufgeschmolzen ist.
Bezüglich der Sicherheit handhabe ich es so, dass ich das Zeug nicht Esse, sniefe oder es als Peeling benutze. Wenn ich es aufbringe halte ich nicht meinen Riechkolben direkt darüber, meist habe ich ausserdem meine Rauchabsaugung an.
3. November 2013 um 18:48
Moin...

Borax kann zur Sprengstoffherstellung genutzt werden... Die Rezepte gibts soweit ich (vom Hörensagen) weiß im Netz. Deshalb darf es Dir der Apotheker eigentlich garnicht besorgen!

Ansonsten ist die Handhabung von Timm OK! Würde ich auch so machen wenn ich nicht mit Sand schweißen würde... Der kostet mich nämlich nix und es funktioniert auch. Allerdings musst dann deutlich höhere Temperaturen beim Feuerschweißen fahren!

Gruß

Oli
3. November 2013 um 21:43
Hallo
Worschdsub
nimmst da Quarzsand?
GLRSG Andreas  )((-:
3. November 2013 um 23:14
Ne! Ich habe Sand aus einer kleinen Quelle in der Nähe meines Geburtsortes in Verwendung. Ein Tipp von einem alten Schmied... Der hat seinen Sand immer da geholt und getrocnet. Funtioniert tadellos und kostet nix. Ist nach dem trocknen geauso fein wie Quarzsand, aber halt mit einem ordentlichen Rotstich. Ist zermahlener Buntsandstein aus dem Pfälzerwald.

Gruß

Oli
4. November 2013 um 06:48
Hallo rusty, 

um das ganze vielleicht mal ein wenig wissenschaftlicher aufzuklären: Borax ist nach GHS als giftig und reproduktionstoxisch eingestuft (für mehr Infos einfach mal bei google nach "SDB Borax" suchen). Nach aktueller Chemikalienverbotsverordnung müssen daher beim Kauf/Verkauf bestimmte Dinge erfüllt sein, die da wären:

- Der Empfänger ist mindestens 18 Jahre alt
- Der Gefahrstoff wird für einen erlaubten Zweck verwendet und es bestehen keine Anhaltspunkte für eine unerlaubte Verwendung oder Weiterveräußerung.
- Die abgebende Person hat zu entscheiden, ob der angegebene Verwendungszweck erlaubt ist bzw. authentisch ist oder nicht!

Die Fragen sind also Formalität nach aktuellem Gefahrstoffrecht. In meiner Apotheke weiß man mittlerweile, dass ich das auch wirklich zum Feuerschweißen nehme. Trotzdem wird immer Name, Stoff, Menge und Verwendungszweck schriftlich festgehalten.

Zur Verwendung: Dämpfe am besten nicht einatmen, Handschuhe verwenden. Zum aufgeben eignet sich z.B. auch ein Löffel. Ich gebe meine Mischung in der Esse selbst auf, damit die Dämpfe gleich abziehen können.

@ Worschdsub

Ich habe durch meinen Beruf einen Befähigungsschein nach §20 SprengG und mit Borax kannste als Sprengstoff nichts anfangen. Da gibt es andere Stoffe, die als Abgabe in der Apotheke genauer zu prüfen und zu dokumentieren sind ->Klick <-
4. November 2013 um 09:24
Habe es noch nicht probiert aber wozu auch,was soll ich mit zB. Amonium...,ob ich das in der Apotheke/Laborbedarf bekommen würde stellt sich damit nicht für mich,ob es das so als Dünger noch gibt ?.

Deshalb darf es Dir der Apotheker eigentlich garnicht besorgen!

Wieso das den nicht ? und man bekommt es beim Keramik-Bedarf !? (ohne Unterschrift),nur der Preis mit Apo-Aufschlag muß man ja nicht haben.

An sonnsten halte es wie Timm,da wir sowieso mit noch schlimmeren Gasen/Stäuben arbeiten,gute Absaugung und/oder gute Maske und du lebst sicherer als unsere Vorfahren die ja alle an/vom Borax draufgegengen sind ganz abgesehen von Keramikherstellern.



Gruß Maik
Homepage
4. November 2013 um 12:15
Mahlzeit zusammen!

Ungeachtet der toxischen Themen...meine Frau ist auch ganz ängstlich weil ich das Zeug im Keller lagere...eine gewaltige Menge von 1000g...noch ein verarbeitungstechnischer Hinweis von meiner Seite:

BITTE IMMER mit Handschuhen, und optimalerweise langen Ärmeln, oder eben langen Hanschdschuhen arbeiten.
Der Borax spritzt beim 'packen' (wenn man es mit Hammerschlägen macht) und dann beim Feuerschweissen immer wieder mal in alle Richtungen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das "ganz feine" Verbrennungen an Armen und Fingern macht.
Schutzbrille versteht sich von selbst!
LG aus Niederösterreich!
Stephan

4. November 2013 um 15:13
Hallo Freunde,

wie die vorstehenden Berichte schon sagen, nicht einatmen nicht essen oder trinken. Dämpfe ebenfalls nicht einatmen.
Zur Lagerung von Borax: Vor noch nicht allzu langer Zeit (2-3 Jahren) wurde bis zu 80% Borax in Waschmitteln verwendet, ist jetzt verboten. Probiert es mal, wenn Ihr so richtig verschmutzte Hände habt, bisschen Borax drauf und mit Wasser abwaschen wird richtig seifig, darf aber nicht ins Grundwasser.  Angele hat mal darüber geschrieben und ein anderes Flußmittel angeboten. Von dem kenne ich die Zusammensetzung aber nicht.
Aber egal was immer Ihr für Flußmittel verwendet, die Aufgabe ist immer die gleiche. Es soll vor Sauerstoff schützen und soll vorhandene Oxyde lösen, das geht nur mit ätzenden Materialien, selbst Sand ist im flüssigen oder teigigem Zustand ätzend.

Zum Auftragen: Ich gebe immer mit einem Löffel (selbst geschmiedet ca. 30 breit und 60mm lang auch einen Stiel von 500mm hat der Löffel) etwas Borax auf das glühende Werkstück ohne es aus dem Feuer zu nehmen, das funktioniert sehr gut und die Gase,die es gibt werden aus dem Kamin abgezogen.

Grüße Gerhard
4. November 2013 um 17:02
Hallo zusammen und vielen Dank für eure aufschlussreichen Antworten.
Ich denke, das hilft mir schon sehr viel weiter. Das mit dem Sand habe ich noch nicht ganz gecheckt - anscheinend muss es schon besonderer sein. Wenn das damit gut geht und ich eine Quelle dafür finden könnte, wäre es vielleicht ja sinnvoll, es von vornherein damit zu üben und zu lernen? Da gibts ja vielleicht noch was im Netz.
Vielen Dank nochmal für die schnellen, netten und augenscheinlich sehr fundierten Antworten 
4. November 2013 um 17:17
Zum Thema Sand...

Quarzsand gibts bei jedem Baustoffhändler.

Ist aber halt schwieriger mit Sand zu Schweißen!

Gruß

Oli
4. November 2013 um 18:04
Hi Rusty.
So lange du Baustahl mit niedrig legierten Stählen (ck75 etc.) verschweißt geht feiner Quarzsand aus dem Baumarkt recht gut. Gib ein Wenig zerstoßenen Hammerzunder vom Amboss dazu, geht noch a bissl besser. Werkzeugstähle  (1.2842 und 75Ni8 z.B.) wirst mit Sand nimmer schweißen können, da verbrennsd den Stahl.
Die ganze Boraxdiskusion ist einfach nur übertrieben, so wie die Preise in der Apotheke. Halte dich an die Ratschläge vom Timm, und Schutzbrillen. Ich brings mit einem Zuckerstreuer bei heller Rotglut auf, da verdampft noch nix, schmilzt aber schon.
Trage wenig auf, ein dünner Schutzmantel reicht. Mit dem Löffel draufschaufeln, wie mans in manchen Videos sieht versaut dir nur die Esse, egal ob Gas oder Kohle, kosten tut`s extra.

lg

Walter
4. November 2013 um 20:15
@rusty
wie oben erwähnt braucht der Sand (angeblich) etwas höhere Temperaturen. Geht also gut bei Eisen/stählen mit niedrigem C-Gehalt. Einen Stahl mit viel Kohlenstoff verdirbts Du da evtl. schon.

Grüße

Jörg
10. Juni 2014 um 19:22
Was mir als blutiger Anfänger, der eigentlich noch nicht mal als Schweissen denken sollte, interesseirt.

Gibts bei dem Borax eigentlich unterschiede? Ich hab eben mal kurz gegoogelt und selbst bei einem Anbieter extreme Preisunterschiede festgestellt. Siehe Link Art nr. 3209 und 3210 Borax bei Fischer. 3210 ist wohl jetzt speziel für Edelmetalle. Aber direkt über 10 € Unterschied bei gleicher Menge?!

Falls ich mal in die Verlegenheit kommen sollte zum Schmiedeschweissen, wollte ich nicht direkt bei der Bank einen Kredit Aufnehmen um ne kleine Menge Hilfstoffe einzukaufen :-D

Gruss
Ingo

PS: übrigens danke für den Rest des Threads.. Wider was gelernt. :-D
Zuletzt bearbeitet: 10. Juni 2014 um 19:26, Ingo Petry
10. Juni 2014 um 23:07
Das eine ist Kaliumnitrat, das andere Borax. Du musst schon genau lesen.