Selbstbau Gasesse

4. Februar 2011 um 18:59
So liebe Freunde, es ist soweit. Ich habe heute begonnen meine 4. Gasesse einzubrennen und bin nun der Meinung eine Idiotensichere Anleitung für eine funktionierende für MEINE Ansprüche perfekte Gasesse schreiben zu können. Die ganze Anleitung wird Voraussichtlich mehrere Tage dauern und sich in Verschiedene Abschnitte aufteilen.



Bevor ich aber auch nur ein Wort zur Anleitung gebe, erstmal die Sicherheitsinformationen.

Propangas ist in 5Kg, 11Kg und 33Kg Flaschen erhältlich. Wir werden 11Kg Flaschen benutzen da man diese noch einfach so im Auto befördert werden können und dürfen, ausreichen groß sind und nahezu überall erhältlich sind. Allerdings müssen diese sicher stehen und eventuell gesichert werden.

Propangas ist schwerer als Luft und sammelt sich im Falle einer Leckage am Boden. Deshalb ist ein Betrieb um Keller ein Tabu und auch ein Aufstellen in Kellertreppennähe oder einer Grube (z.B. in der Garage zum Autoreparieren) sollte vermieden werden. Seit vernünftig - kalkuliert das ein. Es besteht sonst EXPLOSIONSGEFAHR!

Beim Betrieb einer Gasesse wird sehr viel Luftsauerstoff verbrannt - deshalb Muss eine Abluftmöglichkeit und genügend Zuluft gewährleistet sein. Auch eine große Garage muss ausreichend belüftet sein. Jeder der an einer Gasesse in Räumen schon gearbeitet hat kennt die Kopfschmerzen am Abend. Das ist ein Anzeichen auf Kohlendioxidvergiftung und daran kann man sterben.

Die Symptome einer starken Kohlendioxidvergiftung eines betroffenen Gasessennutzers waren:


- Verlust der vollen Gehörleistung
- Sehr starker Schwindel
- Kopfschmerzen bis kurz vorm Erbrechen
- Starke Verwirrung - sehr stark!
- Starker Verlust der Sehkraft
- Blutdruck 200 zu 130!!!!!
- Ein Gefühl von "Jetzt ist es aus mit mir!"


Wohlgemerkt bei einer Kohlendioxidvergiftung

Wird in dieser Atmosphäre weitergearbeitet entsteht durch den Sauerstoffmangel Kohlenmonoxid und das ist ABSOLUT TÖTLICH


Weder ich noch das Forum oder der Forumsbetreiber übernehmen jegliche Verantwortung bei eventuell entstehenden Schäden.
Zuletzt bearbeitet: 4. Februar 2011 um 19:55, Peter Brunner
4. Februar 2011 um 19:13
Welchen Zweck erfüllt eine solche Gasesse wie ich sie hier vorstellen werde?

Es gibt viele Komerzielle Gasessen im Handel die für verschiedene Schmiedearbeiten wie zum Hufschmieden usw. ausgelegt sind und diesen Zweck auch ausreichend erfüllen. Allerdings sind diese sehr teuer, verbrauchen viel Gas und erreichen meist keine Feuerschweißtemperatur. Auserdem sind sie für Wärmebehandlungen ungeeignet.

Die von mir hier vorgestellte Gasesse ist in erster Linie für das Klingenschmieden und Feuerschweißen von kleinen bis mittelgroßen Damastpacketen ausgelegt und können auch für die Wärmebehandlung von Klingen von 25-40cm verwendet werden. Je nach verwendeter Größe und Bauart können auch längere dünne Werkstücke für Kunstschmiedearbeiten darin erwärmt werden stößt aber aufgrund der Röhrenform schnell an ihre Grenzen und kann ein Schmiedefeuer nie ersetzen. Auch ein punktuelles Erhitzen ist nicht wirkich möglich.
4. Februar 2011 um 19:52
Materialliste:

Als Essenkörper ist jedes Blechgehäuse tauglich das mindestens 30cm (max 40cm) im Durchmesser und zwischen 35 und 50cm lang ist.

Beliebt hierfür ist eine alte 11Kg Gasflasche aber auch Ausdehnungsgefäße oder alte Blecheimer mit Deckel oder alte Ölfässer (60l ) sind absolut geeignet. Ölfässer sollten allerdings etwas gekürzt werden.
Auserdem sind sehr dünne Wandungen etwas schwerer zu schweißen. Bei Ausdehnungsgefäßen muss die Gummimembran vollständig entfernt werden. Tip: Rote Ausdehnungsgefäße (für Heizung) haben oft eine Wulst in der die Membran eingefalzt ist. Blaue oder grüne Ausdehnungsgefäße haben eine Balonförmige Membran die meist mit dem Flansch an der Stelle der späteren Essenöffnung entnommen werden kann.

Gehen wir also mal von einer 11Kg Propangasflasche oder einem zylindrischem Blecheimer mit Deckel aus der 35-45 cm lang ist und im Durchmesser etwas über 30cm misst.

Benötigt für den Essenkörper werden:

2 Rohre die in der Länge der Breite des Behälters entsprechen. Das werden die Standfüße. Bei Propangasflaschen kann der Ring der als Fuß dient wieder verwendet werden.

2 Rohre 3/4" die der Länge des Essenkörpers entsprechen + ca 10cm und 2 Rohre 1/2" der gleichen Länge. Bitte darauf achten dass die 1/2" Rohre genau in die 3/4" Rohre passen und sich darin schieben lassen.
Zusätzlich 1m 1/2" Rohr. Daraus wird die verschiebbare Auflage für lange Werkstücke.


15cm 1 1/4" für die Brennerrohraufnahme.

25 cm 1" Rohr + 8cm 3/4" Rohr für das Brennerrohr.

1,5 m² geeignete Keramikfaserwolle (min. bis 1400°C)

5 (-10)Kg geeigneten Feuerfestzement (min bis 1600°C)

1 (2) HT oder KG Enddeckel DN 100




Für den Brenner benötigt man:

12cm 1 1/4" Rohr

1 Unterlegscheibe 10x42mm

30-40cm 10mm x 1,5mm Stahlrohr z.B. Ermedo

1 Stellring 10mm oder vergleichbares selbstgebasteltes
2 Stellringe 34mm
1 Mutter M6
1 Schutzgasschweißdüse 0,6 und 0,8mm M6

1 Propangaschlauch 3/8" mit 2 Linksgewindeüberwurfmuttern + 1 Verlängerungsnippel 3/8" Links x Links

1 verstellbarer Druckminderer 0,5-4bar mit Manometer (besser 0-4bar aber die sind neu nicht mehr erhältlich)

1 passende Schlauchbruchsicherung



Bezugsquellen:

Firma Mutschler : Feuerfestbeton, Keramikfaserwolle

Lindenschmiede Peter Abel: Gasdruckregler, Gasschlauch, Feuerfestzement und Keramikwolle

Feuerfestmörtel, Promat
R.A. Schmidt



Baumarkt: Schlauchverbindungsnippel 3/8" links/links mit mindestens 2m Propanschlauch 3/8" mit 2 Linksgewinde Überwurfmuttern, Gasdruckregler 0,5-4 Bar mit Manometer, KG oder HT Enddeckel DN 100, Schutzgasschweißdüsen 0,6 und 0,8mm mit Gewinde M6, Schlauchbruchsicherung. Schamottsteine 3cm dick,

Campingbedarf: Gasschlauch, Schlauchbruchsicherung,

Isoliererfirmen: Restsücke Promat 3cm-5cm dick

Schrott oder Heizungsbaufirmen: Rohre (reststücke keine ausgebauten) Gasflasche oder Druckausdehnungsgefäße.

Elektronik Conrad: Temperaturmessgeräte, entsprechende Fühler (150mm länge, 3mm dick) und Verlängerungskabel
Zuletzt bearbeitet: 4. März 2011 um 04:47
4. Februar 2011 um 23:21
Übrigens den optimalen Feuerfestzement gibt es bei der Firma Mutschler.

Ich hab so vieles ausprobiert und immer Probleme gehabt bis ich deren Zement bekommen hab.

Gruss Peter
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



13. Februar 2011 um 15:40
Beginnen wir mit dem Bau des Essenkörpers.

Der Essenkörper muss groß genug sein um mindestens 3 besser 4 Lagen Dämmmaterial aufzunehmen und dann noch eine genügend große Öffnung zu haben um die Innenverkleidung aus Beton einzubringen. Eine 11 Kg Gasflasche ist hier geeignet um 3 Lagen 2,5 cm starke Keramikfaserwolle einzubringen, aber auch hier erhitzt sich im normalen Schmiedebetrieb die Ausenhülle auf ca 115°C.

Will man bessere Energiespeicherung (z.B. bei späterer Wärmebehandlung von Klingen) sollte man über eine 4 Lagige Einbringung nachdenken - allerdings muss der Essenkörper dann mindestens 35cm Durchmesser haben.

Machen wir am Beispiel der Gasflasche weiter.

Die Gasflasche wird völlig entleert. Dann entfernt man das Flaschenventil. Dann wird die Flasche komplett mit Wasser gefüllt. Damit wird sichergegangen alles Gas zu entfernen und der aus Sicherheitsgründen beigemischte Duftstoff löst sich im Wasser. Wird der Duftstoff nicht entfernt ist man sich beim weiteren Arbeiten nie sicher, ob nicht irgentwo ein Gasleck ist und riecht einfach unangenehm. Lasst die mit Wasser gefüllte Flasche 1-2 Tage stehen ind entleert diese dann.

Benutzt die Öffnung in der das Ventil war als Zentrum um die spätere Essenöffnung anzureißen. Da geht am besten mit einem Metallzirkel. Reißt einen Kreis mit 12cm Durchmesser an.

Soll die Esse auf 2 Seiten Öffnungen haben, nutzt den Ring am Boden der Flasche um das Zentrum des Bodens der Gasflasche zu ermitteln und reißt die 2. Öffnung mit 12 cm Durchmesser an.

Dann können die Schweißnähte des Ringes und der Griffe der Flasche mit der Flex durchtrennt werden. Durchtrennt nur die Schweißnähte, der Ring und die Griffe sollen wieder verwendet werden.

Jetzt können die Öffnungen gesägt werden. Bohrt ca 10mm Löcher innerhalb der angezeichneten Öffnungen und sägt mit der Stichsäge (mit Metallsägeblatt das nicht zu breit ist, wegen der Rundung) die Öffnungen sauber aus. Dabei kann die Flasche jeweils auf den Ring gestellt werden.

Danach legt den Ring auf den Boden und legt die Flasche flach und mittig darauf. Fixiert diesen mit jeweils einem ausreichend großem Schweißpunkt.

Falls ein anderer Essenkörper als eine Gasflasche verwendet wird werden an dieser Stelle eben die beiten vorbereiteten Rohre mit der Breite des Essenkörpers entsprechend angeschweißt.

Auf diesen "Fuß" werden nun die 3/4" Rohre gelegt und vermittelt angeheftet. Macht die Schweißpunkte nicht zu groß um einen Verzug der Rohre möglichst klein zu halten. Sonst laufen die 1/2" Rohre die später eingesteckt werden nicht mehr sauber.

Achtet darauf dass die 3/4" Rohre waagerecht zur Standfläche und paralell zueinander montiert werden.

Die 3/4 " Rohre sollten etwa 8-10cm länger sein als der Essenkörper.

Dann werden mit dem Winkelschleifer die 35-40 mm Vierkantrohre der Länge nach in Hälften getrennt. Jeweils 1 dieser Hälften wird als Führungsschiene mit etwa 5mm Abstand zum äußersten Punkt des Essenkörpers zentriert auf die 3/4" Rohre geheftet um später die Öffnungen mit Schamottsteinen oder Promat teilweise oder auch ganz schließen zu können.

Anschließend wird mit Hilfe von zurechtgeschnittenen Bolzen lotrecht und parallel die jeweils 2te Schiene entsprechend über die untere Schiene geschweißt.

Danach kann der Griff mittig an der Oberseite der Esse angeschweißt werden.


Schließlich wird nun die Öffnung für den späteren Eingang des Brennerrohres festgelegt.

Soll die Esse 2 Öffnugnen besitzen wird dieser Eingang in die Mitte der Esse gelegt, bei nur 1 Öffnung etwas (ca. 5cm in Richtung der geschlossenen Seite) versetzt.

Nun wird die Höhe der Öffnung für das Brennerrohr festgelegt.

Hier scheiden sich die Interessen. Die einen wollen eine rotierende Flamme für eine möglichst gleichmäßige Werkstofferwärmung. Andere bevorzugen eher eine Flamme die auf die gegenüber der Brennenröffnung liegende "Ecke" der späteren Auflagefläche des Werkstücke zeigt. So hat man im späteren Betrieb etwas unterschiedliche Temperaturbereiche was machmal sehr nützlich sein kann.

Je nach Interesse wird nun die Höhe der Öffnung festgelegt.

Soll die Flamme rotieren muss das Brennerrohr so eingeführt werden können dass die Flamme im flachen Winkel auf die spätere Innenwand gerichtet ist.

Nachdem die Lage des Loches festgelegt ist kann dieses mit einer 44mm Lochsäge oder einem kleinem Bohrer mit aneinanderliegenden Löchern gebohrt und auf 44 mm gefeilt werden.

Als letztes werden noch einige 5-6mm Löcher auf der Unterseite zwischen die Füße gebohrt um beim späteren Einbrennen der Esse ein entweichen eventuell entstehenden Wasserdampfes ermöglichen zu können.



Zuletzt bearbeitet: 13. Februar 2011 um 15:56
13. Februar 2011 um 16:24
Brennerbau.

Der Brennerbau selbst ist keine Hexerei. Falls Eure Esse später nicht richtig laufen sollte liegt das sicher nicht am Brenner sondern an anderer Stelle oder kann einfachst behoben werden.

Die hier erwähnten Stellringe können natürlich Improvisiert werden.

Wir nehmen also unser 12cm langes 1 1/4" Rohr (bitte in der gesamten Anleitung keine verzinkten Rohre verwenden) und verschweißen dieses auf einer Seite mit der Beilagscheibe. Auf das Loch der Beilagscheibe wird nun der Stellring mit 10mm mittig aufgeschweißt. Auf das andrer Ende des Rohres wird der 43-44mm Stellring angeschweißt.

Etwa mittig des Brenners werden in das Rohr 3 2x5cm geflext, gebohrt oder wie auch immer.



Nun nehmen wir das 10mm Rohr (ERMEDO ist ideal) und biegen dieses etwa in der Mitte um ca. 100°. Auf das eine Ende wird eine 6mm Mutter gerade aufgeschweißt und das Gewinde nachgeschnitten um später die Düse aufnehmen zu können.
Für den Schlauchanschluß wird ein 3/8" Linksgewinde Schlauchverbindungsnippel zwischen den Gewinden auseinandergesägt und eventuell etwas aufgebohrt so dass man das Gewinde auf das Rohr stecken kann. Dann mit Silberlot verlöten. Das macht euch bestimmt ein Heizungsbauer. Sich das Lot zu kaufen lohnt nicht und die Lötnaht sollte auch ein Fachmann machen.

Fertig






Jetzt fehlt noch das Flammrohr.

In dieses Rohr bläst die Gasdüse mit Druck das Gas ein - dabei wird Luft mitgerissen und vermischt sich in dem Rohr miteinander. Am Ende des Rohres wird der Querschnitt verkleinert um die Strömungsgeschwindigkeit zu erhöhen und die Gasvermischung nochmal zu optimieren. Nach der zusätzlichen Beschleunigung würde die Flamme einfach abreisen. Deshalb muss die Geschwindigkeit wieder herabgesetzt werden. Das wird spätzer in der/die/das? Flaire geschehen.

Also jetzt das Flammrohr.


22cm 1" Rohr zurechtsägen und auf einer Seite die Innenseite möglichst gut brechen. Dann 8cm 3/4" auf einer Seite wieder innen die Kante möglichst gleichmäßig und nicht zu steil brechen um einen weichen Luftstrom zu gewährleisten. Dann am Kegeldorn etwas aufdornen so dass das 3/4" Rohr möglichst passgenau in das 1" Rohr passt. Ca 2 cm einschieben und verschweißen. Später bei Betrieb ca. 6cm 1" Rohr auf das 3/4" Ende stecken und fertig.

Hier noch ein interessanter Link:  Verhältnis Düsendurchmesser/Mischrohrdurchmesser/Mischrohrlänge


Hier der Link zu der Detailierten Brennerbauanleitung von Moritz: LINK


Die Flare:

Dieses Bauteil ist wohl das wichtigste der ganzen Esse. Ich hab die Flare schon mit Flaschenhälsen geformt und alles läuft bis heute wunderbar, bei der nächsten läuft gar nichts.

Deshalb gehe ich in dieser Anleitung auf Nummer sicher und gehe den aufwändigen aber sicheren Weg.

Dabei wird die Flare vor dem Ausgleiten mit Beton bereits gegossen und fertig eingepasst.

Dafür hab ich mit folgendes drehen lassen:




Auf das dünne Ende wird 1cm 3/4" Rohr gesteckt und darüber wieder 2,8cm 1" Rohr. Die beiden Ringe an der Stoßseite heften und den Schweißpunkt verschleifen.



Um den Kegel wickele ich Backpapier (absolut Faltenfrei) und darüber Packetklebeband.

Dann die Hülsen mit Teflondichtband (Sanitärbedarf) so umwickeln dass ein leichter Konus entsteht mit der dickeren Seite in Richtung der Stroßseite der beiden Ringe. So können die Ringe leichter aus der fertiggegossenen Flaire entnommen werden. Kegel und Ringe zusammenstecken.




Bei einem 0,2l Einwegkunststoffbecher ind den Boden mittig ein 8mm Loch bohren und mittels eines Gewindestabes geeigneten Beilagscheiben und Muttern den Konus in den Becher verschrauben.





Dann stecke ich den Gewindestab in den Schraubstock und gieße den Becher mit dünnflüssigen Feuerfestzement aus.

Nach mindestens 24 Stunden entferne ich vorsichtig alles und kürze die Flare etwas auf der Seite in der später das Flammrohr gesteckt wird ein, auf ca.7,5 bis 8 cm.

Das sieht dann etwa so aus:

(Die Flare im Bild ist etwas zu stark gekürzt)





Jetzt gehts mit dem Innenleben der Esse weiter.
Zuletzt bearbeitet: 18. Januar 2013 um 16:54
13. Februar 2011 um 22:09
Jetzt gehts an´s auskleiden des Essenkörpers.

Verwendet bitte nur hochwertige Materialien aus den oben angegebenen Bezugsquellen. Der Baumarkt ist absolut nicht der Richtige Platz für eine Gasesse Isolierwolle oder Keramik einzukaufen.

Keramikfaserwolle ist Krebserregend. Benutzt bei der Verarbeitung unbedingt hochwertigen Mundschutz (mindestens FFB 2) und Schutzbrille. Auch Einweghandschuhe wie sie Ärzte benutzen sind kein Luxus.

Die Angaben für dem Bedarf an Wolle und Zement sind nur grobe Angaben. Je nach Größe des Gehäuses und Lagen der Wolle rechnet bitte den Bedarf nach.

Messt euch die Länge der ersten Lage aus und rollt diese zusammen. Für die erste Lage muss warscheinlich noch etwas abgeschnitten werden um die Rolle durch die Öffnung und den Essenkörper zu bekommen. Dann wird der rest eingebracht und mit etwas Übermaß in der Esse nachgeschnitten. Presst die Wolle nicht zu stark - es ist die Luft die Isoliert. Eventuelle Spalten werden mit kleinen Schnipseln ausgestopft. Dann die 2. und 3. Lage Stoßversetzt einbringen. Falls die Esse nur 1 Öffnung haben soll immer abwechselnd auch die Bodenlage einbringen und Spalten immer wieder ausfüllen.

Sind alle Lagen eingebracht kann die Öffnung für die Flaire durch das Loch von außen durch das Loch konisch mit dem Messer ausschneiden. Wenn die Flaire 7cm lang ist und 3 Lagen Dämmwolle eingebracht wurden wird wie Flaire fast bis an das Gehäuse reichen und innen mit der Wolle abschließen. Die Flaire einbringen und so ausrichten dass die " Anschlußseite" mittig in dem Gehäuseloch ist. Überprüft nochmal die Stellung um die Lage der Flamme die im Innenraum auftrifft wie oben beschrieben zu erhalten ( rotierend oder indierekt aufs Werkstück)


Jetzt geht es um die Essenöffnungen. Schneidet die Wolle so an der Kante der Öffnung entlang dass der Schnitt paralell zur Längsachse verläuft. Wir wollen einen exakt runden, zylindrischen Öffnungsbereich um später nach dem Schmieden beim Weichglühen eine runde Scheibe aus Promat als Isolierenden Verschluss einsetzten zu können.


Passend zu unserer 12cm Öffnung der Esse bedienen wir uns eine (zwei) Endkappe(n) für HT-Rohr oder KG-Rohr aus dem Sanitärbedarf im Durchmesser DN100 (110mm Außendurchmesser.

Wir schneiden (bohren) uns in die Kappe ein Loch so dass nur noch der Steg mit dem Rand (aus der Außenseite) übrig bleibt.

Den Stutzen der Kappe wird wieder mit Bachpapier und Packetband umwickelt. Diese Lagen dienen wieder als Trennschicht - also nicht mit dem Kebeband an der Kappe verkleben.

Jetzt die Keramikwolle mit einem Wassersprüher oder Pinsel innen anfeuchten - dann hält der Zement besser.

Nun wird eine kleine Menge Zement im Gipsbecher angerührt um die Flare und bei 2 Öffnungen die erste Kappe zu fixieren. Dazu wird eine kleine Menge Wasser in den Gipsbecher gegeben und der Zement locker eingestreut. Locker einstreuen - um eine gleichmäßige Durchfeuchtung ohne Klumpenbildung zu erreichen. Wenn das nichtmehr geht mit der Spachtel umrühren und immer wieder die Klumpen zerstoßen und Zement nachgeben bis die Masse eine Konsistens hat dass sie an der Spachtel gut haftet.

Jetzt die Flare wieder herausnehmen, auf der Außenseite anfeuchten und mit Zement bestrichen wieder einpassen und ausrichten.


Dann die erste Öffnung innen dünn mit Zement bestreichen. Die Kappe außenherum bestreichen und einpassen.

Es kommt jetzt darauf an wie dick der Esseninnenraum mit Zement beschichtet werden soll. Ich empfehle irgendwas zwischen 5mm und 10mm. Je dicker der Zement desto länger die Aufheizzeiten aber auch desto besser die Energiespeicherung und die Verschleißfestigkeit.

Jetzt also mehr Zement anmischen. Tastet euch langsam ran und nicht alles auf einmal anmischen. Ihr werdet euch wundern wie viel Zement bei relativ wenig Wasser benötigt wird. Auch zieht der Zement ziemlich schnell an.


Also die Esse hochkant aufstellen, so dass die 1. Öffnung mit der bereits behandelten Öffnung unten auf dem Boden steht bzw. die Unbehandelte Öffnung nach oben zeigt. Von unten nach oben die Esse gleichmäßig mit Zement ausschmieren. Aufpassen dass die Flaire innen nichts abbekommt bzw. den Zement aus der Flaire gleich entfernen.
Nach Bedarf Zement neu anmischen und die Esse fertig ausschmieren. Zum Schluß die obere Öffnung wieder innen dünn ausschmieren und die Kappe wie beschrieben einsetzen. Den Innenraum mit einem feuchten Pinsel glattstreichen. Nach ca. 1 Stunde können die Kappen VORSICHTIG entfernt werden. Denkt daran, je runder die form desto passgenauer später der Verschlußdeckel. Eventuelle Kanten können wieder feucht geglättet werden.


Soll die Esse für Glüh oder Wärmebehandlungen verwendet werden empfiehlt es sich bevor der Beton vollständig angetrocknet ist (am besten innerhalb der ersten 24 Stunden) unterhalb des späteren Aufnahmerohres für das Flammrohr etwas über der späteren Auflagefläche aus Schamott durch die Außenhülle/Isolierung/Zementschicht waagerecht ein 3,5mm Loch mit einem entsprechend langem Stahlbohrer zu Bohren. Hier kann dann zur Temeraturkontrolle ein Fühler für das Temperaturmessgerät gesteckt werden.

Die Esse mindestens 1 Woche in einem warmen Raum trocknen lassen.
Zuletzt bearbeitet: 15. Februar 2011 um 16:56
14. Februar 2011 um 17:10
Bereits wärend des trocknens können nun aus Promat mit Holzwerkzeugen die 110mm im Durchmesser messenden Scheiben ausgeschnitten werden. Mit denen kann entweder eine Öffnung wärend des Betriebes der Esse oder NACH dem Betrieb der Esse alle Öffnungen zu Glüharbeiten mit Restwärme verschlossen werden.

Auch hier wärend der Arbeiten Schutzbrille und Atemmaske verwenden!

Nie bei Betrieb alle Öffnungen verschließen.

Auch die verschiebbare Auflage kann jetzt jetzt nach Maß angefertigt werden.


Wir haben jetzt zwar eine gut Isolierte Gasesse. Aber um weichglühen und wärmebehandeln zu können benötigen wir noch einen Wärmespeicher. Dazu wird Schamottstein mit Flex und Diamantschleifscheibe passend zum Innenraum zurechgeschnitten. Dazu vor dem Schneiden den Schamott mehrere Stunden in Wasser einlegen und auch beim Schneiden gegebenenfalls öfters mit Wasser begießen. Der Schamottstein schützt auch den Essenboden vor Beschädigung durch Werkstücke.

Auch die "Türen" die in den von uns montierten Schienen laufen sollen können aus Promat oder Schamott geschnitten werden.

Nun wird noch das 1 1/4" Rohr als Aufahme für das Flammrohr aufgesetzt, zentriert, ausgerichtet und mit 4 Schweißpunkten geheftet. Den Spalt nicht verschweißen um beim Einbrennen den Dampf entweichen lassen zu können.
Zuletzt bearbeitet: 14. Februar 2011 um 18:18
14. Februar 2011 um 18:08
Ist die Esse gut getrocknet kann gaaaaaaazzz gaaaaaaanz langsam mit dem Einbrennen begonnen werden.

Dazu den Brenner mit einer 0,6mm Schutzgasschweißdüse bestücken. Auf das 3/4" Ende des Flammrohres das 6 cm 1" Rohr stecken und vorsichtig in die Flaire stecken. Eintauchtiefe mit einem Stellring sichern. Den Brenner soweit auf das Flammrohr stecken dass die Öffnungsschlitze ca. 3 cm offen sind und fixieren. Das Rohr mit der Düse soweit einstecken dass die Düse ca. 1cm vor (außerhalb) dem Flammrohr steht und mit dem Stellring fixieren.

Dann den Druckminderer, die Gasflasche, die Schlauchbruchsicherung, den Schlauch und den Brenner miteinander verbinden. Den Druckminderer voll entspannen.

Ein Stück Schamott so in die Brennkammer stellen das die Gasflamme nicht direkt auf die Brennkammerwand trifft.

Ein brennendes Stück Zeitung und die Brennkammer legen und das Flaschenventil leicht öffnen. Beim Einbrennen und nur beim Einbrennen werden wir den Gasdruck mit dem Flaschenventil so klein wie möglich eindrosseln. Den Brenner ca. 2 Minuten laufen lassen und wieder ausschalten. Dabei mit Seifenwasser alle Gasbauteile auf Dichtheit überprüfen. Sollte irgendwo außer am Flammrohr Dampf oder zischen zu sehen oder höhren sein sofort abstellen. Die Öffnungen verschließen. Durch die Öffnung für das Aufnahmerohr dem Aufnahmerohr und den Löchern im Gehäuse kann jetzt der beim trocknen des Betons entstehender Dampf entweichen. Mit dem eingesteckten Temp. Fühler und dem Thermometer kann die Temperatur und der Brennkammer kontrolliert werden.
Fällt die Temperatur unter 100°C kann der Brenner wieder 1-2 Minuten auf kleinster Stufe laufen. Wieder sofort ausschalten wenn Dampf oder zischen hörbar/sichtbar ist. Nachwärme nutzen. Das ganze mit langsam steigenden Temperaturen wiederhohlen bis kein Dampf mehr zu sehen ist. Nicht ungedultig werden! Dann Esse langsam hochfahren. Das ganze wird mehrere Stunden dauern, braucht aber fast kein Gas.

Sollte die Flamme stottern oder in das Flammrohr zurückschlagen den Gasdruck etwas erhöhen oder die 0,6er Düse gegen die 0,8er wechseln.

Nach dem Einbrennen kann der richtige Zurechtgeschnittene Schamottstein in die Kammer eingelegt werden.


FERTIG


So, und nun muss ich mich mal bei den Jungs im Messerforum bedanken die den ganzen Informationspool für diese Anleitung geliefert haben und denen so viele bereits Ihre Gasesse verdanken. Ganz besonders bei Torsten Pohl. Dein Brenner ist der vielseitigste und einfachste von allen.

Vielen Dank Jungs
Zuletzt bearbeitet: 16. April 2012 um 23:01
14. Februar 2011 um 18:58
Also welch aufwendige Anleitung :-)

Vielen Dank alize. Mehr als ausreichend beschrieben. Diese Anleitung ist eine richtige Bereicherung für das Forum.

Ich selbst habe mir eine quadratische Gasesse gebaut. Für meine Sachen reicht das in Moment auch aus. Möchte jedoch später mal mich mit dem Thema Messer/Damast näher beschäftigen und werde eine neue Esse nach deiner Anleitung bauen.

Vielen Dank :P

Gruß

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
15. Februar 2011 um 17:28
Gute Anleitung.
Danke fürs zeigen:cool:

Gruss Rom.

Ich hatte ebenfalls mal eine von mir entwickelte Gasesse in besagtes Forum gepostet.
Muffel-Gasesse
Post 595 und 596
Zuletzt bearbeitet: 6. Februar 2012 um 18:33
22. Februar 2011 um 17:14
Von wegen gute Anleitung!!
Ich finde sie einfach super, wenn ich überlege was alles gepostet wird, und was man sich an Zeit spart die Spreu vom Weizen zu trennen. Zur Zeit veröffentlicht z.B. einer eine Fotostrecke, wo er versucht eine Gasesse zu bauen, was vieleicht noch fehlen würde wär eine Schnittskizze durch Esse Flare und Brenner, aber dann wärs ja perfekt.;-)
Das müßte reichen für meinen ersten Beitrag.
Gruß:Hermann
22. Februar 2011 um 17:29
Ich freu mich auch sehr daß es in diesem Forum anders läuft:-)

Was mir hier noch fehlt ist ein Flohmarkt (das hatte ich an anderer Stelle schon geschrieben).
Jeder von uns hat sicherlich mal das eine oder andere Teil abzugeben, und die örtlichen Kleinanzeigenblättchen sind da nicht sehr hilfreich. Es fehlt halt das Fachpublikum:#:

Vielleicht klappt es ja damit.

Viele Schmiedgrüße,

DerSchlosser

PS: ich steh nicht so auf Gasessen, bevorzuge die klassische Variante. Trotzdem eine super Anleitung:D
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 22. Februar 2011 um 17:30, Martin Hartung / DerSchlosser
10. März 2011 um 18:49
Nun ja!

Gasessen sind praktisch für kleine Serien. Allerdings zeigt sich der "wahre" Schmied noch immer am Kohlenfeuer. Einige meiner Kollegen vertreten ähnliche Meinungen.

Ein hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

oliver
10. März 2011 um 20:14
Ich sehe das mit der Tradition nicht so eng. Der Fortschritt hat immer neue Möglichkeiten eröffnet die von den Meistern auch genutzt wurden. Eine Gasesse wird eine Kohleesse nie ersetzen. Aber sie erweitert die Möglichkeiten enorm. Ich kann mit der Gasesse Damast höchster Güte erzeugen, Stahl in wenigen Minuten aufkohlen, Mokume Gane herstellen, weichglühen, präziese Härten, gleichmäßig Hitzecolorieren... und das alles preisgünstig und sauber. Natürlich kann man das alles auch auf Traditionelle Weise anstellen, aber nur mit Klimmzügen und Aufwand. Oder wer will heute noch auf moderne Schweißgeräte oder Bandschleifer verzichten?

Ne Gasesse ist wie ich schon geschrieben habe nur für bestimmte Arbeiten sinnvoll, aber dann möchte ich darauf auch nicht mehr verzichten. Meine Kohleesse ist und bleibt immer Hauptbestandteil meiner Schmiede, aber ich mache mir nicht unnötig das Leben schwer.

Als Beispiel für den Fortschritt:

Beim Damastschmieden ist das Ätzen mit Säure nicht mehr wegzudenken. Haben die vor 1000 Jahren auch mit Säure geätzt? Ich glaube nicht - wie dann? Legt den geschliffenen Damast mal über das Wochenende in Regenwasser - ihr werdet überrascht sein.

Ein wahrer Schmied werde ich auch nie sein, aber ein begeisterter :-)