Pflanzmesser - Materialfrage

9. August 2021 um 16:01
Hallo zusammen,
ich möchte nach mehrjähriger Zwangspause durch zwei Unfälle endlich wieder schmieden. Auf meiner Wunschliste staht schon lange ein japanisches Pflanzmesser, Hori Hori genannt, findet man z.B. hier:

https://www.manufactum.de/japanisches-pflanzmesser-a40059/?gclid=EAIaIQobChMI1p_8kYqk8gIVD813Ch3YtwCNEAQYASABEgLzOfD_BwE

Nun hab ich im Garten mit Edelstahlgeräten keine guten Erfahrungen gemacht, oft haben diese sich verbogen und sind gebrochen, insbesondere ein ähnlich konstruierter Unkraustecher. Da mein Gartenwerkzeug oft genutzt und auch gepflegt wird, hält sich das Rostproblem in Grenzen.

Welcher Stahl wäre für solch eine Kreuzung aus Messer, Schaufel und Säge geeignet? Sollte leicht zu härten (Wasser oder Öl) und anzulassen sein, möglichst zäh mit geringer Bruch- und Biegeneigung. 

Mein Messer soll ein wenig größer werden wie das von Manufactum, gut angepasst an meine  Hände: Griff ca. 15 cm, Klinge ca. 25 cm, nur dann kann man auch zuverlässig z.B. Löwenzahn ausstechen.



Zuletzt bearbeitet: 9. August 2021 um 23:32, Benedikt P.
9. August 2021 um 20:56

Bei Stoßbelastung ist Federstahl immer gut, auch wenn die Schärfe etwas weniger scharf wird als bei anderen Stählen.

 

Ansonsten bin ich ein Fan vom 80CrV2 Stahl, dieser Stahl verzeiht auch das etwas längere Schmieden bei abgefallenen Temperaturen ohne gleich zu reißen und hat eine gute Zuverlässigkeit, was Schockbelastung betrifft.

Nebenbei erhält man damit sehr gute Schneidenergebnisse.

 

Schlussendlich hat aber die Schneidengeometrie ebenso viel mit er Verlässlichkeit der Klinge zu tun als wie der Stahl und die Wärmebehandlung.

 

80CrV2 ist ein Ölhärter.

9. August 2021 um 21:40
Servus beinander,

soweit ich weiß, werden oder wurden Pickel (Spitzhacken) aus C45 (man möge mich verbessern) gefertigt...ebenso wie bei stoßbelasteten Kompressormeißeln.

Die Stoßbelastung bei einem Stechwerkzeug für Löwenzahn schätze ich als sehr gering ein, die Schneidhaltigkeit von C45 eher sehr gut.
Ich würd normal härten und auf strohgelb anlassen. Was bei Kompressormeißeln funktioniert kann bei einem Gartenwerkzeug doch nicht schlecht sein!?
Federstahl wird seinen Dienst genau so gut verrichten. Ich gehe davon aus, daß Du nicht mehrere Hektar Land vom Löwenzahn befreien mußt.

Grüße

Der Holledauer
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

Zuletzt bearbeitet: 9. August 2021 um 21:47, Holledauer
9. August 2021 um 22:00
Hallo zusammen,
danke für eure Unterstützung! Ihr kennt den Bergischen Lehmboden nicht...😃...
Vielleicht hab ich mich blöd ausgedrückt, mit dem Messer wird in den Boden gestoßen, klar, aber dann eben auch gelockert und gehebelt, sprich, es sollte nicht dazu kommen, daß die Klinge sich verbiegt oder am Übergang Griff- Klinge durchbricht wie'n Riegel Schokolade. Verbiegen hatte ich bei dem Edelstahlteil, Bruch will ich natürlich auch nicht.
Die Klinge muss nicht scharf wie ne Rasierklinge sein, das ist eher ein Werkzeug denn ein Messer.
Zuletzt bearbeitet: 9. August 2021 um 22:02, Holger H.
9. August 2021 um 22:50
Moin

Ich waer beim Material auch bei Blattfeder oder alternativ bei einem Bauern mal nach einem abgebrochenen Federzinken einer Egge fragen (die S-foermigen). Sehr zaeher Stahl, taugt eher fuer kleine Nageleisen denn fuer Samuraischwerter- aber fuer deinen Zweck eher "unkaputtbar"


Gruss
           Alex
Stahl---ist Männerknete!
10. August 2021 um 13:34
Hallo Blechbaron,

Beachte auch das Anlassen. Ich weiß zwar nicht, wie wichtig dir die Schnitthaltigkeit bei dem Messer ist, aber wenn damit gegraben und in der Erde gearbeitet wird, würde ich die Klinge eher zäh anlassen (braun-blau, glaube das war zäh?). Ein verborgenes Werkzeug ist immer besser, als ein zerbrochenes.
Gruß
Paul
10. August 2021 um 19:52
Hallo Blechbaron,
Federstahl 55Si7 wäre eine gute Wahl. Von einer "gebrauchten" Feder  würde ich abraten, da weiß man nie was sie schon mitgemacht hat. Ich hab da leider schon schlechte Erfahrungen machen müssen. Der 80CrV2 funktioniert mit Sicherheit sehr gut und ist auch deutlich schnitthaltiger als der Federstahl.
Viele Grüße
Alex
Blood,Sweat and Musclecat
10. August 2021 um 23:34

Moin Holger

Das ist ja ein interessantes Projekt. DAs wäre ja mal ein Geschenk für meine Steffi (Gartenkönigin)

Hast Du eine Ahnung wie dick die Klinge des Originals ist?

Liege ich mit 4mm als Schätzung richtig?

 

Gruß   Christoph
 
 
Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.
11. August 2021 um 12:24
Moin,

4 mm könnte hinkommen, muss mal nach Köln zu Manufactum fahren und das Teil in die Hand nehmen. Mir ist das aber zu dünn, ich werde die Klinge in der Mitte bei 6mm lassen, denn bei unserem Lehmboden soll das Messer was aushalten können. 

Wenn jetzt noch einer eine Bezugsquelle für 20mm Rundstangen hat, wär´ich erstmal glücklich...
11. August 2021 um 17:03
Schau mal hier
https://shop.premium-steel.eu/de_de
Viele Grüße
Alex
Blood,Sweat and Musclecat
16. August 2021 um 10:51
Blechbaron,

das ist für den Beginn ein schönes, weil einfaches Projekt. Damit das Teil hantierbar bleibt, solltest Du es nicht zu dick machen. Sechs mm wäre schon heftig; damit könnte man zwar ordentlich hebeln, aber das hohe Gewicht ermüdet die Hand auch. Vier bis 5 mm reichen nach meiner Erfahrung völlig aus, zumal wenn Du das Klingendesign entsprechend gestaltest. Anders als das HORI-HORI wirst Du Dein Gartenmesser bestimmt mit ganz durchgehender Flachangel schmieden.
Die Haltbarkeit wäre übrigens nicht schlechter bei einem solchen Werkzeug mit dünner auslaufender Angel (tapered tang). Das macht das Werkzeug insgesamt etwas leichter. Es kommt immer auf die Übergangszone von der Klinge zur Angel an.

Aber wie Paul schon schreibt, ist die Wärmebehandlung der Schlüssel zu den Eigenschaften. Man kann auch eine Klinge aus kohlenstofffreiem Baustahl ganz scharf schleifen, allerdings hält die Schärfe nur bis zum ersten Einsatz! Und die Biegefestigkeit wäre auch weniger hoch. 

Material für Dein Projekt erhältst Du (vermutlich umsonst) bei der Autowerkstatt Deines Vertrauens: Eine Schraubenfeder (Durchmesser 20 bis 25 mm) von einem Transporter wäre das richtige Material. Gebrauchte und beschädigte Blattfedern sind eher kritisch zu sehen (wie oben bereits erwähnt). Sie können oberflächlich feine Ermüdungsrisse haben, die man erst herausschleifen müsste, damit man an das "gesunde" Material kommt.  

Härten bei 820°C natürlich in Öl, anlassen auf gut braun, dann kannst Du alles damit machen!

Viel Spaß!

Jean