Meine erste Kupferpfanne

7. September 2020 um 15:44
Hallo zusammen,
nach der postitven Resonanz zu meinem Kupferbecher (Klick) möchte ich euch auch meine neusten Projekte nicht vorenthalten.
Ich habe angefangen altes Kupfer-(Koch)-Geschirr auf dem Trödelmarkt zu sammeln und zu restaurieren. Bin dabei teilweise in das Aufgabenfeld eines Kesselflickers abgerutscht (....was überhaupt keinen Spaß macht....), habe aber auch anderen wunderbaren Stücken wieder neues Leben einhauchen können.
Während dieser Arbeiten fiel mir dann irgendwann auf: "So nen riesen Ding is das ja nicht sowas zu machen"
Und so habe ich kurzerhand meine erste eigene Kupferpfanne geschmiedet.
Das Treiben der Pfanne aus Blech ist wirklich kein großer Aufwand wenn man es z.B mal mit meinem Kupferbecher vergleicht. Dementsprechend ging es relativ schnell von der Hand. Auch der Stiel ist schmiedetechnisch keine Meisterleistung sondern erfordert lediglich ein wenig Gefühl für Proportionen, damit die Pfanne nicht kippt und er optisch zum Gesamtbild passt.
Das Verzinnen....nun ja, das hatte ich bis dahin ja an genug anderen Stücken geübt.
Die fertige Pfanne hat einen Bodendurchmesser von 12cm, am oberen Rand einen Durchmesser von 17cm. Sozusagen perfekt für ein Spiegelei
Die Außenseite ist blank poliert und der Stiel ist mit Kupfernieten an die Pfanne angesetzt.
In der Küche an der Wand hängend macht sie optisch schön was her, eignet sich aber auch prima zum Kochen (Spiegeleiertest schon bestanden). Das eine oder andere Stück wird da sicher noch folgen.
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Ich hoffe euch gefällts!
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
7. September 2020 um 18:13
...ähh und das Zinn wird beim braten nicht weich???
vm
7. September 2020 um 18:46
Hallo Volker,
das war natürlich auch meine erste Sorge. Aber nein, es wird seit Jahrhunderten mit verzinnten Pfannen und Töpfen gekocht und gebraten, was super funktioniert wenn man ein paar Dinge beachtet.
Man sollte vor allem eben darauf achten, dass die Pfanne unter der Schmelztemperatur vom Zinn bleibt (ca.230°C).
So wie ich es bei meinen Recherchen gelesen habe, passiert beim normalen Kochen nichts. Die Gefahr das Zinn zu schmelzen besteht nur dann wenn man die leere Pfanne auf dem eingeschalteten Herd vergisst oder eben sehr sehr heiß anbrät. Ersteres passiert aber auch nur wenn die Pfanne leer und "trocken" ist. Ein Koch beschrieb, dass der Pfanne nix passieren kann solange noch irgendwas flüssiges darin ist, also Öl oder Wasser.
Und die Gerichte bei denen man Fleisch sehr heiß und kurz anbrät muss man dann eben in der geschmiedeten Eisenpfanne machen. (Da hab ich auch mittlerweile ein paar von gemacht.)
"Normales" Braten (auch Fleisch) klappt aber im Kupfer problemlos laut den Köchen dieser Welt
Kupfer soll eben wegen der guten Wärmeleitung ein sehr schonendes und gleichmäßiges Braten ermöglichen, was für empfindliche Spreisen wie Fisch ö.ä. relevant sein kann. Sprich die Pfanne hat überall die gleiche Temperatur und das Bratgut wird sehr gleichmäßig gegart.
Wie sehr diese Unterschiede in der Praxis zu spüren sind muss ich selbst noch herausfinden, aber das ist das was man immer wieder so liest, wenn man sich mit dem Thema Kupfer-Kochgeschirr beschäftigt.
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
7. September 2020 um 20:10

Sieht sehr schick aus!

Weißt du ob Zinn irgendwie schädlich sein kann, bei sauren oder salzigen Speisen oder kratzigen Pfannenwendern?

7. September 2020 um 20:58
Sieht sehr schick aus! Weißt du ob Zinn irgendwie schädlich sein kann, bei sauren oder salzigen Speisen oder kratzigen Pfannenwendern?

Danke!
Das ist eben das Ding am Zinn. Reines Zinn ist lebensmittelverträglich und gesundheitlich unbedenklich, deshalb nimmt man es ja. Kupfer dagegen würde reagieren und muss deshalb geschützt werden.
Was Kratzfestigkeit angeht sollte man es natürlich nicht übertreiben, aber die Pfanne ist keinesfalls so empfindlich wie manche Teflonpfanne. Man kann also schon normal mit einem Pfannenwender darin arbeiten.
Ein Amerikanischer Pfannenhersteller gibt in einer Doku an, dass er empfiehlt neu zu verzinnen wenn die Fläche des freigekratzen Kupfers in der gesamten Pfanne sich zur Fläche eines Quaters (Dollarmünze mit 25mm Durchmesser) aufaddiert.
Das heißt für mich, dass du ziemlich lang drin rumkratzen kannst wenn gut verzinnt wurde.
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
7. September 2020 um 22:10
Hallo, Gemeinde,
in Olpe steht auf dem Markt das Panneklöpperdenkmal. Olpe war früher die Hochburg der Pfannenschmiede. Habe daraufhin mal recherchiert, wie Pfannen gechmiedet wurden. Heute werden Eisenpfannen ja als Platte in einen Ring gepresst. Ich habe schon einen kleinen fassförmigen Amboss gesehen, und vom "Kumpamboss" gehört, muss wohl ein gemuldeter Amboss sein. Auf alten Bildern ist davon nichts zu sehen; die Pfannenschmiede haben Hämmer mit einer Finne ähnlich wie Schuster- oder Pflasterhämmer mit Stielen ähnlich wie Feilenhauerhämmer. Ich kann mir da keinen Reim draus machen. Arne Pahlsen (isentosamballerer) schreibt, dass kleinere Pfannen beim Aufrichten des Randes kein Problem machen.
Ich vermute, dass die Eisenplatten früher zuerst gemuldet/getrieben wurden spiralförmig von innen nach außen und dann, wenn der Rand die richtige Form hatte, die zentrale Mulde durch spiralförmiges Gegenstauchen von außen nach innen wieder geflacht wurde. Dann gibt es keine Gegendelle. Habe beim Umschmieden/Flachschlagen einer Kuppel (Gasflasche) für meine Pfahlramme mal zugesehen, geht gut. 
Wollte ich immer schon mal ausprobieren, eigentlich ... Wenn nicht meine vielen anderen Hobbies wären....
Blenk drop!
Meinhard 


8. September 2020 um 21:24
Ei die ist aber schön geworden  
Wie dick war das Ausgangsmaterial?
11. September 2020 um 11:10
Wie dick war das Ausgangsmaterial?

Das Ausgangsmaterial war bei lediglich 1mm dick, was eigentlich ein wenig zu dünn ist. Da ich nix anderes zu Hand hatte habe ich es einfach damit versucht.
Bei so einer kleinen Pfanne funktioniert das auch prima. Eine größere Pfanne würde ich aber sicherlich aus dickerem Material herstellen.
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
11. September 2020 um 21:58
Hauptsache sie funktioniert! Außerdem ist Kupferblech schweineteuer. Mir gefällt sie.
12. September 2020 um 20:43
und, Willi:
Ich hab ganz vergessen: Die Pfanne sieht richtig gut aus, mit ihrem gewölbten Schüttelrand. Wenn sie so leicht ist, dann macht Bratkartoffeln wenden/schütteln richtig Spaß. Guten Appetit!
Meinhard
24. September 2020 um 23:38
Hallo, Willi,
das Schmieden von (Kupfer-)Pfannen hat mich nicht losgelassen; habe deshalb in youtube mal wieder unter Fremdsprachen nachgesehen, wo solche Handwerke noch aktuell sind.
Tradicion gitana paila de cobre (genial einfach!!)
manos a la obra ollas de cobre
maestros del cobre caucasianos (Panneklöpperhammer)
el cantar de los martillos Santa Clara del cobre  (aus Klotz mach Pfanne, Teamwork!!)
Man muss die Fremdsprachen nicht können, nur mal kurz Bilder auswählen und genauer sehen, wo's interessant ist. Danke nochmals für den Denkanstoß.
Meinhard

 
25. September 2020 um 04:45
Sehr schönes Stück, auch wenn mich das mit dem Zinn und der Temperatur schon stutzig macht. Vieles macht man ja seid Jahrhunderten und weiß heute dass es nicht zur Erhöhung der Lebenszeit beigetragen hat. Beispiel: bleihaltige Zinn Becher. Trinkt heut noch manch einer draus.

Wie dem auch sei: wie hast du den Boden der Pfanne schön grade bekommen? Gibts da n besonderen Trick? Haar Lineal und viel gucken / klopfen? Viele selbst geschmiedete Pfannen haben meines Wissens das Problem das sie mehr für offenes Feuer wie für den e Herd gedacht sind.

Gruß,

Lenni
26. September 2020 um 13:23
@Dengelbengel:
Das freut mich aber, dass ich da so eine Begeisterung ausgelöst habe. Sehr coole Videos!!
Vor allem das wo sie die Pfanne mit ganz vielen Zuschlägern aus einem Klotz rausschmieden. Respekt!!
 
@Lenni:
Das Zinn ist unbedenklich und das ist auch nachgewiesen. Solange es eben reines Zinn ist und nicht legiert mit Blei.
Was genau macht dich also bei der Temperatur stutzig? Dass die Pfanne durch falsche Benutzung beschädigt werden kann und man dann flüssiges Zinn im Essen hat?
Nun ja das setzt halt eine gewisse Umsicht beim Anwender vorraus. Aber das tun genügend andere Dinge auch. Man kennt viele Kochlöffel und Pfannenwender aus Kunststoff oder Messer mit Kunststoffgriff. In jedem zweiten Haushalt findet man solch ein Küchengerät wo der Kunststoffgriff auf dem heißen Topfrand liegen geblieben ist und angeschmolzen ist oder ähnliches. Fördert auch nicht die Gesundheit. Aber der Kunststofflöffel ist eben auch nicht dafür gedacht.
Wenn also meine Pfanne bei 230°C den Dienst quitiiert, aber bei allem darunter tadellos funktioniert und durch das Zinn sogar hervorragende Anti-Haft-Eigenschaften hat, dann kann ich damit leben.
 
Zu deiner Frage bezüglich des Bodens:
Ich habe eine gusseiserne Richtplatte und darauf habe ich den Boden mit einem kleinen Hammer plan geklopft. Allerdings sollte eine leichte Wölbung nach oben im Boden bleiben, die ich dann anschließend eingebracht habe.
Dadurch steht die Pfanne sicher auf ohne zu kippeln und der Boden kann sich beim Erwärmen ausdehnen! Wenn er komplett plan ist, dann kann es dir passieren, dass er sich beim Erwärmen nach unten ausbeult und dabei noch die ganze Pfanne verzieht. Vor allem bei dünnem Material ist das wichtig. Eine dicke schmiedeeiserne Pfanne oder eine Gusspfanne verzieht sich dagegen nicht mal eben so. Eine Kupferpfanne, die ja meist aus sehr viel dünnerem Blech und eben aus weicherem Material besteht kann sich dagegen leicht verziehen.
Wenn der Boden nach oben gewölbt ist, dann gibst du ihm die Ausdehnungsrichtung vor und die Pfanne kann beim Erwärmen "arbeiten" ohne die Form zu verziehen.
Beim Kupfer ist das mit dem planen Boden eh nicht so wichtig. Durch die graniosen Wärmeleiteigenschaften hat die Pfanne quasi überall die gleiche Temperatur, selbst wenn nicht alle Teile plan auf der Kochplatte stehen.
Eine (hand)geschmiedete Eisenpfanne sollte dagegen möglichst plan aufstehen und dabei nur eine ganz minimale Wölbung nach oben haben (je nach Materialstärke). Auch eine Eisenpfann kann sich durchaus ausbeulen und veziehen. Das hängt bei Eisen im wesentlichen vom Durchmesser und der Materialstärke ab.
Den Boden komplett plan schmieden zu wollen ist also eigentlich ein Fehler (der aber häufig begangen wird).
Wenn man eine Wölbung in so einen Boden einbringt (egal ob Kupfer oder Eisen), dann sorgt man dafür, dass die Pfanne außen rundherum aufsteht und die Wärme darunter wie in einem Zelt gefangen wird. Wenn der Bogen des "Zeltes" flach genug ist, dann ist die Mitte der Pfanne nur um wenige Haaresbreiten über der Kochplatte. Der Boden wird also durch die Wärmestrahlung der Platte gleichmäßig erwärmt und die isolierende Wirkung der minimalen Luftschicht zwischen Boden und Platte ist eigentlich zu vernachlässigen.
Wenn du die Pfanne dagegen plan schmiedest und erwärmst, dann dehnt sich der Boden und beult sich unter Umständen nach unten aus. Wenn er das tut, dann niemals gleichmäßig, da du ihm ja auch keine gleichmäßige Richtung vorgegeben hast. Durch die Beule nach unten (und sei sie noch so klein) steht die Pfanne aber plötzlich nur noch auf einem Punkt oder auf zwei Punkten auf.
Der Effekt der gefangenen Wärme geht verloren und die Pfanne fängt außerdem an zu kippeln.
Das ist meiner Meinung nach das Problem an dem die meisten selbstgeschmiedeten Pfannen scheitern und dann als kippeliger Kompromiss nich gerne benutzt werden.
Wenn man mit Geduld an die Sache ran geht, dann kann man auch von Hand sehr gute Ergebnisse erzielen.
 
 
Soo....Ich hoffe der Exkurs in die Philosophie über Pfannenböden war jetzt nicht zu lang...
 
Gruß
Willi


www.schmiedekunst-weyer.de
26. September 2020 um 16:18
Moin Willi,

Jetzt hab auch ich des mit der Wölbung verstanden erinnert mich an Omas alte Pfanne aus der die besten Pfannkuchen kamen. Die hatte auch diese Wölbung. Aber glaub ma nich dass darin jemand ne Funktion gesehen hat. Die wurde von allen als “offensichtlich fürn Eimer” deklariert.

Das mit dem Zinn und Kunststoffvergleich leuchtet gut ein. Bleifreies Zinn is eh klar. Ich denk für mich wär so nen Geschirr dann eher was als Topf. Beziehungsweise ... ich muss mal den laser Temperatur Messer von der Arbeit mitnehmen und mal ne Versuchsreihe starten. Würd mich ma interessieren was so die Temperaturen der Pfanne beim z.B. Zwiebeln anbraten ist.

Gruß,

Lenni