440C schmieden.

7. Dezember 2020 um 07:41
Hallo zusammen,

Da die ersten Messerschmiede-Versuche mit Spiral- und Blattfeder gut geklappt haben, versuchte ich mich am Wochenende an 440C Stahl.
Leider ist das komplett in die Hose gegangen 
Als Ausgangsmaterial habe ich mir 440C in den Maßen L565xB81xH16mm bestellt. (wollte ungern einen 3mm dicken Flachstahl bestellen, was im nachhinein wohl besser gewesen wäre)
Beim ersten Versuch habe ich ein Stück von ca. 20x81x16mm versucht bei strohgelber Temperatur zu schmieden.
Nach kurzer Zeit bildeten sich Risse im Stahl.
Meine Vermutung war, dass der Stahl womöglich zu heiß geworden war.
Ich probierte es beim zweiten Versuch mit einem kleineren Stück ca. 10x81x16mm.
Diesmal schmiedete ich den Stahl bei niedrigerer Temperatur und versuchte ihn auf rot-gelber Temperatur zu halten.
Leider traten auch hier Risse auf, die Ihr auf dem Bild sehen könnt.
Geschmiedet habe ich in meiner selbstgebauten Gasesse und mit einem Lufthammer. 
Das der Stahl schwer zu schmieden ist habe ich mittlerweile in einigen Foren gelsen, möglich muss es doch aber sein.
Freue mich auf Eure Hilfe und Tipps.

Gruß Lukas

https://ibb.co/dJ7Hds7
https://ibb.co/G2kPNPW




7. Dezember 2020 um 11:02
Hi Lukas!

Na da hast Du dir zum Schmieden ja gerade den richtigen Stahl rausgesucht ;)

440C ist sehr schwierig umzuformen. Daher kauft man sich eben eher den Stahl in den entsprechenden Abmessungen und "schneidet nur aus". Auf Grund des Chromgehaltes muss hier etwas mehr getan werden als mit normalen Kohlenstoffstählen. Geht los bei der Umformtemperatur und dem Temperaturbereich. 440C formt man zwischen 1121°C und 1066°C um. Ich nehme also an, dass du a) zu kalt warst und b) zu lange geschmiedet hast. Daher die Risse. Außerdem muss er nach dem Umformen langsam abkühlen, spätestens hier wäre er dir sicher wieder gerissen. Andernfalls formen sich bei dem C und dem Cr auch gern Chromkarbide ein, die nur schwer wieder rauszuglühen sind (hohe Temperaturen über lange Zeit), denn sonst ist er auch nicht mehr rostfrei. Das ist ein Stahl, den man nur mit dem nötigen Equipement in ein brauchbares Messer verwandelt. Lass erstmal die Finger davon, sry! Versuch doch erstmal mit einem einfachen Stahl ein Messer komplett und gut herzustellen, bevor du Dich an diese "Weltraumstähle" wagst ;) das demotiviert nicht so und ist dennoch sehr anspruchvoll.
Zuletzt bearbeitet: 7. Dezember 2020 um 11:04, Christian Baum
7. Dezember 2020 um 16:46
Werd mir deinen Rat zu Herzen nehmen und erstaml nichts rostfreies versuchen.
Dachte mir es könnte ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Familie dabei rauskommen.
Ich denke nicht rostfreie Messer sind für den durchschnitts Verbraucher in der Küche eher nicht geeignet. 
Dann klappt es mit dem rostfreien Küchenmesser hoffentlich in ein paar Jahren.

Vielen Dank und bis bald!

Gruß Lukas
7. Dezember 2020 um 17:07
Hey Lukas, 

im Gegenteil! Die besten japanischen Küchenmesser sind aus normalem Kohlenstoffstahl und nicht rostfrei ;) Lass Dich nicht entmutigen! Alte Feilen, Schneidmesser von Abrichten etc. Meinethalben auch Federn. Und versuch einfach das Beste aus diesen Stählen zu machen. Das ist meist besser, als irgendwelche Weltraumstähle zu nehmen, denen du mit deinen Mitteln gar nicht gerecht wirst und die am Ende gar nicht die Leistung haben, die Du dir vorstellst. Kommt alles. Erstmal kleine Brötchen backen, dafür aber durch. 

Grüße 

Christian 
8. Dezember 2020 um 10:38
Wenn du unbedingt einen rostfreien Stahl schmieden willst, kann ich dir 1.4112 empfehlen. Der ist von der Wärmebehandlung auch recht gutmütig und wird ordentlich scharf. Den bekommst du ganz gut bei Recknagel im Resteshop. (https://stahlnetz.de/a/404-Stahllexikon-1.4112)
Du musst allerdings mindestens 0,5mm runterschleifen, weil das Gefüge durch das Schmieden oft so stark verändert wird, dass die Oberfläche sonst doch rostet.

mfg

Frank