Nicht wirklich ein Schneidwerkzeug... oder: 55Si7 vs 51CrMo4

5. März 2013 um 23:01
Hallo,

Ich mache Mittelalterlichen Freikampf, d.H. wir benutzen Stumpfe Schwert- und Saxsimulatoren aus Stahl. Ich weiß das einige von euch hier ebenfalls mit dieser Art der Freizeitbeschäftigung Kontakt haben, deshalb führe ich das nicht weiter aus.

Ich habe bisher einfache Saxe aus 55Si7 (56Si7) geflext. Nun kann ich preiswert etwas 51CrMo4 bekommen, mit der Aussage. Is ja auch Federstahl...  Tja, aber mein Verwendungszweck ist ja anders und nun frage ich mich, taugt das was?
Kann ich mit 51CrMo4 auch Saxklingen machen oder muss ich besonderes beachten (ist ja eigentlich ne ganz andere Zusammensetzung)?

Mal die Fachleute bitte

Besten Gruß
Martin
5. März 2013 um 23:46
Na sooo viel tut sich ja auch nicht. Für den Schaukampf meines Erachtens genauso geeignet wie 55Si7. Die Durchhärtbarkeit ist größer beim CrMo, aber das kann bei den Querschnitten sowieso vernachlässigt werden.

Härte wird es in beiden Fällen in etwa gleich viel annehmen, die Federeigenschaften dürften beim 55Si7 etwas besser sein.

Bei ordentlicher Wrämebehandlung würde ich beiden KLINGEN das gleiche zutrauen. Die Stähle werden ja mehr oder weniger zweckentfremdet :)
6. März 2013 um 11:03
Stimme dem zu, kannst eig. beide verwenden.
55si7 hat eine größere "federwirkung" als der 51crmo4 , aber ansonsten sind beide sehr gut für Schaukampfschwerter geeignet!

MfG
Wan ich das Schwert tue aufheben
wünsch ich dem Sünder das ewig Leben
6. März 2013 um 11:38
Jawoll, danke, das wär doch dann schonmal geklärt... ich dachte es mit zwar schon, aber bevor ich nachher Mist mache... Jetzt steht da nur noch die Wärmebehandlung ... für 51CrMo4 finde ich irgendwie nix brauchbares an Werten. Hat da jemand was?
6. März 2013 um 14:38
Also bei 55si7 weiß ich es ungefähr, da ich oftmals 55si6 verschmiede, sollte die Anlasstemperatur doch ziemlich hoch sein, also ungefähr himmelblau. Für den 51crmo4 denke ich daher niedriger.
Wan ich das Schwert tue aufheben
wünsch ich dem Sünder das ewig Leben
6. März 2013 um 17:29
Hallo Martin,

ganz so einfach ist das mit dem 51CrMo4 nicht wie oben beschrieben.
Die genauen Werte des Herstellers sind:

Warmformgebung  850 bis 1050 Grad C
Normalglühen 850 bis 880 °C ich mehm immewr min. 2 Stunden Haltezeit.
Härten    830 bis 860 °C
Abschrecken in Öl
Anlassen 430 bis 500 °C

Diese Angaben sind aus dem Stahlschlüssel

Grüße
Gerhard
6. März 2013 um 19:57
ah vielen Dank... wieso find ich das Zeug nicht? Hab extra nachgesehen.... auch bei verschiedenen Herstellern aber was solls, vielen Dank für die Werte...

Gruß Martin
6. März 2013 um 20:04
Hallo Gerhard,

du schreibst etwas von haltezeit beim Normalisieren, das scheint mir aber komisch. Warum sollte beim Normalisieren eines so gering legierten Stahls eine Haltezeit von 2 h nötig sein?


7. März 2013 um 08:30
Hallo aeglos,

ganz so eng sollte man das nicht nehmen. Falls aber durch die Warmformgebung innere Spannungen entstanden sind, ist es auf jeden Fall besser etwas auf der Temperatur zu verweilen.
Schwerter mit 750 mm Länge habe ich schon in die Feuerglut, von Feuern die bei Waldarbeiten zum Verbrennen der Holzabfälle verwendet wurden, gelegt und über Nacht drin liegen lassen. Das hat auch gut geklappt. In diesem Fall war die Haltezeit bestimmt länger dafür nahm die Temperatur über Nacht doch soweit ab daß man das Teil fast von Hand anfassen konnte.
Mit den 2 Stunden ist man halt auf der sicheren Seite.

Schmiede legen ihre Werkstücke Meißel u.Ä. auch in den Lösch (Rand des Feuers) und nach der Mittagspause wird weitergearbeitet.

Gruß
Gerhard
7. März 2013 um 08:56
Moin,
man möge mich berichtigen, aber ich glaube, dass hier ein paar Begriffe durcheinander gehen:

Normalglühen (Normalisieren): Erwärmen bis knapp über AC3 (bzw. übereutektoiden Stählen AC1), dann langsames Abkühlen. Keine längere Haltezeit. (Würde meines Erachtens zu Grobkorn führen)

Spannungsarmglühen: Erwärmen auf ca. 600-650°C (also deutlich unter AC1), dort Haltezeit von ca. 2h, dann langsames Abkühlen.

Ziel des Normalisierens: Gefügeungleichmäßigkeiten beseitigen und ein feinkörniges, gleichmäßiges Gefüge erzeugen.

Ziel des Spannungsarmglühens: Abbbau von Herstellungs- und Bearbeitungsbedingten Spannungen bei Beibehaltung des Gefüges.

Gruß,
Timm
7. März 2013 um 09:20
Moin Martin, was suchst du denn? Der  Zusammenhang zwischen Zugfestigkeit und Härte findet sich im kleinen Stahlschlüssel als Tabelle auuf S151. Nu finde ich das Datenblatt mit der Zugfestigkeit nicht wieder. So, die Zugfestigkeit steht bei den Vergütungsstählen.  Also statt 1.7701 mit Mo gucke ich bei 1.8159 ohne Mo. Das Diagramm geht nur bis 400C, dort beträgt die Zugfestigkeit 1625N/mm² und das entspricht 50° HRC. Habe ich richtig geraten?

Gruß Holger 
9. März 2013 um 23:06
Zum Sahl ist ja mehr oder weniger alles gesagt aber mich würde wirklich mal interessieren mit welchen Sax Kalobern Ihr da aufeinander losgeht.

Stell doch mal ein Bild einer solchen Schaukampfsax ein und sag mal was zu den Maßen. So aus reiner Neugier halt.

Tschau Torsten
10. März 2013 um 12:35
Also mir gehts nur um kurze Klingen, die langen Sachen überlasse ich den Profis.. (Paul Binns, Isward Naujoks, Axon etc.)

Bildchen hab ich grad keine Aussagekräftigen.

Was ist denn ein Kalober? Kaliber?

Ziel ist für mich: möglichst leicht bei guter Länge und dabei noch eine gute Optik.

In Maßen wäre das Klingendicke unter 3mm, Gerundete Kanten, Nachempfundene Saxformen je nach Wunsch, Klingenbreite so um die 30 - 40 mm und länge bis 500 mm.

Ich kämpfe viel international z.B. Ribe, Bjerregrav, Trelleborg, Moesgaard,  aber auch national z.B. Schwerin, Tannenberg, Heerbann, Jork, Higk um nur einige Orte zu nennen.
10. März 2013 um 12:38
achso, hier ist ein kleiner Einblick in unsere "Waffenkammer" (für aller Rechtswissenschaftler: Kammer der Trainingsgeräte oder Waffensimulatoren)

Haukstaldir
13. November 2014 um 10:14
Hmm, dieser Thread ist zwar schon älter aber trotzdem möchte ich dazu was ergänzen. Im Gegensatz zu meinen Vorrednern halte ich die Verwendung von 51CrMo4 nicht für unproblematisch. Durch Si wird die sog. Blausprödigkeit zu höheren Temperaturen verschoben. Das bedeutet, dass man den 55Si7 bei allen Temperaturen zwischen 200 und 500 Grad anlassen kann, ohne dass es zu Versprödung kommt. Mit steigender Anlasstemperatur nimmt hier also die Härte ab und die Zähigkeit nimmt zu.

Bei dem 51CrMo4 ist das nicht so. Cr und Mo verhindern die Blausprödigkeit nicht. Das heißt, dass man bei diesem Stahl den Anlassbereich zwischen 220 und 360 Grad meiden sollte, da es hier sowohl zu einem Härte-, wie auch Zähigkeitsverlust kommt. Dieser Stahl ist extra für hohe Anlasstemperaturen (+400 Grad) hergestellt, denn Mo verhindert die Anlassversprödung (450-530 Grad). Also, wenn wir den Stahl bei +400 Grad anlassen haben wir mit Sicherheit ausgezeichnete Zähigkeits- und Elastizitätswerte aber eine sehr geringe Härte und damit eine sehr starke Schartenbildung. Im niedrigeren Anlassbereich kann es durch den Rückgang der Zähigkeit im schlimmsten Fall zu Ausbrüchen mit scharfen Kanten oder sogar zum Klingenbruch führen.

Je nach Kampfweise (CB, Western Style, Eastern Style, Huscarl, HEMA, historisches Fechten, VK, Schaukampf...), sollte man sich überlegen, welcher Belastung der Klinge vermutlich ausgesetzt ist und Stahl, WB und Klingengeometrie entsprechend optimieren...

Gruß Jannis

www.xerxes-knives.de

Wer sich verbrennt, beherrscht das Spiel mit dem Feuer nicht!