Material gehärtete Spannbacken von Drehmaschine?

11. August 2011 um 15:37
Hallihallo,

ich hab hier eine uralte Drehmaschine stehen. Allerdings müsste ich die Spannbacken etwas abdrehen da das ganze nicht 100%ig rund läuft. Die Backen sind allerdings gehärtet. So wie es momentan ist kann ich mit ihnen also nichts anfangen. Ich dachte also ich lasse sie so hoch an dass ich sie abdrehen kann. Kann mir jemand vielleicht die Kategorie Stahl verraten damit ich die Anlasstemperatur abschätzen kann? Nicht dass ich in den blauspröten Bereich komme.

Ansonsten muss ich mich halt rantasten.
11. August 2011 um 19:24
Hallo Kläus,
das ist möglicherweise ein schwieriges Unterfangen. Mit Anlasstemperatur wirst du nichts erreichen. Die einzige Möglichkeit
sehe ich nur darin die Teile zu glühen, ( nicht zu kurz) und dann langsam abkühlen ,einpacken in Asche hat sich unter Werstattbedingungen bewährt. Mit der Feile prüfen ob das Material weich ist, dann abdrehen. Danach müssen die Teile wieder gehärtet und angelassen werden.Der Aufwand scheint mir recht groß zu sei , ein gebauchtes Futter ist vielleicht eine Alternative. Zum Thema Wärmebehandlung von Stahl siehe auch unter www.metallograph.de
Mit freundlichen Grüßen
welud
11. August 2011 um 20:24
Hallöchen

Ich nehme mal an das die Abdreharbeit die Maschine selbst machen soll,habe keine Ahnung ob das auch an gehärteten Backen möglich ist,also ob es dafür Meißel gibt,aber wenn es nur eine minimale Abweichung ist,wurde ich es mit einem eingespannten Drehmel oder ähnlichem probieren,also möglichst gekühlt schleifen statt drehen.

Gruß Maik
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11. August 2011 um 21:10
Ich habe gerade mal eine Funkenprobe gemacht. Der C Gehalt ist deutlich über 1%. Es gibt ja auch weiche Backen die problemlos innen abgedreht werden indem man außen einen Ring aufspannt. Bei gehärteten geht das natürlich so nicht. Wenn ich jetzt mal den Stahlschlüssel hernehme und z.B. den 1.2002 als Beispiel nehme habe ich bei einer Anlasstemperatur von 300°C 57 HRC und bei 400°C 50HRC. Härten brauche ich die Backen eigendlich nicht zwingend.

Weiß vielleicht jemand wie hart weiche Spannbacken sind? Dann könnte ich ja versuchen meine Backen etwa auf die gleiche Härte anzulassen.
11. August 2011 um 22:26
Hallo Klaeus
Wenn deine "harten" Backen innen nicht mehr rund laufen gibt es folgende Möglichkeit der Reparatur:
Spanne einen genauen Ring mit der Außenseite der Backen. Innen sollte ausreichend Platz (20mm - 30mm) bleiben. Mit einem aufgespannten!!! Geradschleifer kannst du die Backen innen auf Rundlauf schleifen. Mit der Außenseite kannst du dann genauso (nur einen Dorn einspannen) verfahren.
Es macht natürlich nur bei einem guten Futter Sinn; ein altes, ausgelutschtes Futter bringst du auch damit nicht mehr hin (haben die Backen schon viel Spiel?).
Evtl. findest du bei einem Maschinenhändler ein gebrauchtes Futter; oder ein neues z.B. bei RC Maschines.
Grüße aus München
Christian
Zuletzt bearbeitet: 11. August 2011 um 22:27, christian
12. August 2011 um 08:36
Hallöchen

Frage:was ist ein Geradschleifer:?:

Da ist mir eingefallen,waren die Backen schon mal aus der Führung genommen worden:?:und vielleicht anders in jeweils anderen Führungen wieder zusammengesetzt worden:?:,hatte dann bei meiner Juckelbank auch Probleme,wenn da was verrutscht war.

Gruß Maik
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12. August 2011 um 09:46
Hallo Klaeus,

wie Christian schon gesagt hatte, macht es nur Sinn, wenn die Backen vom Führungsspiel noch einigermaßen ok sind. Ansonsten kannst Du den Schleifstift vom Geradschleifer auch direkt in den Reitstock spannen.Das geht natürlich nur dann gut, wenn die Drehmaschine auch höhere Drehzahlen bringt. Die restliche Vorgehensweise hat Christian ja schon beschrieben. Auf diese Art und Weise hatte ich bei meiner Drehmaschine die Backen auf Maß geschliffen. Das Ergebnis war absolut in Ordnung.

Gruß

Sebastian
Zuletzt bearbeitet: 17. August 2011 um 08:33, Sebastian
12. August 2011 um 13:54
Hallo,
Ich schalte mich mal hier ein:
1 Frage: Hast du ein Planspiral oder ein Keilstangenfutter. Planspiralfutter sind die geläufigsten Drehfutter.
Wenn sich alle 3 Backen in der Mitte treffen sind die Backen richtig eingesetzt. meistens ist auf dem Drehfutter irgetwo eine 0 eingeschlagen und die Backen mit 1-3 gekennzeichnet.
Rechts neben der Null , wenn man von vorne schaut, wird Backe 1 eingesetzt.

Wenn es harte Backen sind würde es mich wundern das der Rundlauffehler von den Backen ausgeht.

ich würde so vorgehen. Benötigtes Werkzeug Messuhr(am besten Pupitast) mit Messstativ.

Als erstes an der Hauptspindel (Umfang) messen und sich den Rundlauf ansehen.
Dann das gleiche auch an der Spindelnase (Drehfutter aufnahme ,Drehfutter muss dafür vom Futterflansch runter). Das Lagerspiel darf maximal 2/100 mm betragen

Ich nehme an das das Spiel aus der Lagerung der Hauptspindel kommt.
Wenn sie wirklich alt ist hat sie sehr wahrscheinlich Gleitlager,dann hoffe das sie nie mit Fett geschmiert wurde, Gleitlager sind Öllager!!!!!!

und wenn die eingelaufen sind ,ist das ohne riesen aufwand (neu einschaben etc.) Nicht reperabel.

Dann bringt dir das Ausschleifen auch nichts mehr. Ausschleifen von Backen wird nur praktiziert um Bauteile möglicht Formschlüssig zu spannen und somit die Stabilität der Aufspannung zu erhöhen. Mit dem Rundluft hat das nur bedingt zu tuen.

2 Variante: Das Futter sitzt nicht richtig auf dem Flansch. Wenn die Hauptspindel ordentlich läuft, kann es sein das das Futter auf der Spindelnase neu ausgerichtet werden muss. Dazu eine Messwelle (genauigkeit möglicht 2µ auflösung) im futter Spannen . Danach zwei Messuhren, Eine von oben und eine von Links an der Messwelle nullen. Wenn hier ein Rundlauffehler von mehr als 2/100 auftritt heißt es auch "Ausrichten".

Das würd ich erstmal Ausmessen.Bei fragen kannst du dich gerne an mich wenden.

LG Stefan
12. August 2011 um 21:11
Ja, dann wollte ich wohl wieder mal das Pferd von hinten aufzäumen.
14. August 2011 um 12:52
Hallo Stefan,

zur Frage der Relevanz bezüglich unrund laufender Spannbacken schau doch mal hier nach:

http://www.forkardt.com/products/chuckjaws/ausschleifanleitung_backen/index-d.html


Das Gleiche gilt natürlich erst recht für alte Spannbacken. Ein Spindellagerspiel von 2/100 mm liegt allerdings schon weit über einem akzeptablen Toleranzbereich.

Grüße

Sebastian
14. August 2011 um 14:20
Hey,
ja ich kenn die Anleitung.  Ok ich kenn nur das was mir ein alter Dreher gesagt hat. 2/100 spiel bei kalter Maschiene...Vor Benutzung, bei mittlerier drehzahl ca 30 min ohne last warmlaufen lassen. Außgeschliffen hab ich selten auch bei neuen Backen hat ich immer mindestens ne rundlaufgenauigkeit von 0,007 das reicht mir für meine Zwecke. (Röhm-futter)

Thema beim Ausschleifen ist aber das man dann, jenachdem wie stark man schleift, die Spannfläche verringert.

Gruß,
Stefan
19. Juli 2016 um 08:58
Guten Morgen,


ich weiß - das Thema ist schon etwas älter, ich grab den Beitrag dennoch aus da ich eine Frage explizit zum Material der Spannbacken habe. Ich habe ein paar alte große Spannbacken bekommen und möchte daraus einen Hammer schmieden - eignet sich das Material dazu? Funkenprobe bringt einen (relativ) hohen C Gehalt - soweit ich das sehe. Klar, hier ists natürlich schwer pauschal was zu sagen aber was meint ihr?

Gruß, Hugin308

19. Juli 2016 um 16:10
Bei Hämmern ist günstiger C45 das Standardmaterial. Da lohnt experimentieren nicht. So ein Hammer, der vielleicht etwas verschleißfester ist, dir dafür aber bei jedem Fehlschlag ne Delle im Amboss hinterlässt und noch dazu eher splittern kann als ein 'normaler' (C45 = ~55 HRC bei 200°C angelassen), klingt für mich nicht vorteilhaft.
Zuletzt bearbeitet: 19. Juli 2016 um 19:00, Crantius
20. Juli 2016 um 11:46
Der Empfehlung von Crantius kann ich mich nur anschliessen, es sei denn Du bist in der Lage den fertigen Hammer so zu härten und anzulassen daß er gebrauchssicher ist. Verletzungen durch abgeplatzte Metallsplitter sind nicht zu unterschätzen.
Mir wäre das zu gefährlich, und ich bin bestimmt kein Bedenkenträger...
Schmieden lernt man am Amboß

20. Juli 2016 um 21:34
Hallo Jungs, 
Keine Panik,  man kann das über die anlasstemperatur steuern. Mein Vorschlag,  hohe anlasstemperatur um die Zähigkeit zu fördern .
Praktisch also 400 grd ca 2 Std. Dann platzt nix ab , eine gute vergütungsfestigkeit ist garantiert.
Die backen sind wahrscheinlich c60  o.ä. Also noch im Bereich vergütungsstahl. Da reichen 40grd.
Gruss fritz