Holzkohlen herstellen

4. April 2011 um 22:41
Hallo allerseits,

Wie einige von euch wissen beschäftige ich mich mit dem Verhütten von Stahl verschiedener Qualitäten im Rennofen.
Stahl im Rennofen herstellen ist sehr viel Arbeit und eine teuere dazu.

Teuer weil die Holzkohle teuer ist.
Sehr viel Arbeit weil....das sehen wir noch
Man hat schnell mal in einem kleinen Rennofen mit einem Innendurchmesser von 25cm bei 1,2 Höhe in 4-6 Std. 80-100Kg Holzkohle verbraucht um eine Luppe je nach Erz von 5-7Kg zu ernten.
An einem Rennfeuertreffen über 2-3 Tage mit 4-6 Öfenreisen/Tag ein Grund die Kohlen selbst herzustellen.

Ich möchte in Zukunft an dieser Stelle nach und nach von den Methoden berichten mit welchen ich meine Holzkohle mache.
Also fange ich mal mit einer Methode an die keine grossartige Aufsicht verlangt und ebenso wenig Erfahrung erfordert.
Die Qualität der Kohle ist gut. Sie klingt porzelanartig, schimmert in Anlassfarben, die Form bleibt erhalten,und sie schmiert nicht. In diesem Falle kalibrierte Kiefernholzkohle.
Kiefernstämme in ca 780 Scheiben von 4 cm Dicke geschnitten, und mit der Axt per Kinderarbeit in Klötzchen geschlagen .
Klötzchen in die Fässer, Fässer in den aufgeschnittenen Heizöltank. Es ist vorteilhaft die Fässer auf Backsteine zu stellen so dass sie ca.15cm über dem Boden des Tanks stehen.
Dann die Deckel mit den Spannschellen auf die Fässer. Die dünnen Rohre sollten an den Deckel sein damit die Flammen nicht ins Fass schlagen. Um die Fässer stelle ich Kiefernäste die 1-2 Jahre im Wald lagen. Sie haben einen hohen Harzgehalt, und erzeugen eine Höllenhitze. Es passen ca. 3/4 Kubikmeter Äste und Stämmchen um die Fässer. Duch die Löcher welcher untenrum in den Tank gebrannt sind wird das feingehackte Holz in Brand gesetzt. Eine Stunde später brennt alles Holz um die Fässer lichterloh, und weisser Dampf entweicht aus den Fässern
Während das Holz um die Fässer abrennt wirft man neues um die Fässer, der Rauch ist anfangs schwer und Weiss, das Wasser treibt aus dem Holz, Grau es fängt an zu verkohlen ,geht ins Blaue über der Kohlungsprozess ist abgeschlossen.
Keine Gedanken muss man sich bei dieser Form von Deckelverschlüssen machen wenn heftige Flammen unter den Deckeln hervorschlagen, dies sind flüchtige brennbare Holzgase, die nicht ins innere des Fasses gelangen.
Ist eine ordendliche Glut um die Fässer, legt man noch einmal etwas stärkeres Holz nach 10 bis 20 cm im Durchmesser und decht den Tank mit etwas Blech ab. Nach ca 4-5 Std. befeuern lässt man ihn eine Nacht abkühlen, um am nächsten Morgen 2halbe Fass Kiefernkohle zu haben
Alles in allem ist dieser Eisenmeiler inklusive dem Schneiden der Scheiben, Kleinhacken, Brennholz laden und befüllen des Tanks in 2,5 Std. gemacht. Natürlich indem ich das Ding hinter meinen Traktor hänge und zum Brennholz in den Wald fahre ;-) Weitere Bilder folgen und eine weitere Variante von Eisenmeiler.

Gruss Rom.
4. April 2011 um 23:45
Das ist ja mal supercool. Da bin ich ja mal auf die Fortsetzung gespannt. Weiter so !
5. April 2011 um 11:51
Eisenmeiler - wie geil ist das denn 8-(


Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
5. April 2011 um 21:30
Guten Tag,
wie ich sehe gibt es bei Euch auch keine schwarzen Gesellen mehr, die im Wald hausen und Kohlemeiler abbrennen. Was man als Schmied nicht alles selbst machen muß.
Dein Verfahren ist schon durchdachter als meins, ich fülle immer nur eine Tonne und brenne sie über dem offenen Feuer ab, der Nachteil ist naturgegeben daß ich dauernd für das Außenfeuer nachlegen muß, ich werde mich beim nächsten köhlern wohl oder übel über deine gute Idee hermachen müssen. Es ist auch sehr vorteilhaft, wie Du anschaulich demonstrierst, kleine Holzstücke zum köhlern zu verwenden, dicke Scheite brauchen leider viel länger, dahingehend habe ich Lehrgeld bezahlt und verwende auch nur noch kleinere Holzstücke. Ich habe bei meinem Köhlerfass noch einen kleinen Ablauf angebracht, dort läuft dann diese teerartige Brühe heraus, man weiß ja nie wozu man diese Klebemasse gebrauchen kann. Bei der Holzkohlemischung habe ich immer Eichen- und Kiefernholz geköhlert, rein zum Schmieden habe ich den Eindruck, daß es besser ist als reine Kiefernkohle, aber zum Betreiben eines Rennofens ist wegen der Hitze Kiefernholzkohle bestimmt die erste Wahl.
Viele Grüße
Roman
5. April 2011 um 22:07
Stimmt diese Teerartige Brühe ist Pech, und wurde früher teuer verkauft. Es war derart Wertvoll dass ein Köhler fast nochmal den Lohn der Kohle dazu verdienen konnte. Diese schwarze Masse wurde für vieles benutzt, vor allem zum desinfizieren von Wunden, die Hufe der Tiere wurden bei Krankheit damit behandelt, und die Apotheken nahmen es den Köhlern ab.
In meinen Fässern sorgt es für die erwähnten heftigen Flammen die unter den Deckeln hervorschlagen. Ich habe auch schon daran gedacht es aufzufangen, allerdings will ich das Risiko nicht eingehen dass mir die Flammen ins Fass schlagen.
Ich könnte ein 1/2 Zoll Rohr an den Boden des Fasses Schweissen und es aus dem Tank rausführen, mal sehn.
Gruss Rom.
6. April 2011 um 16:36
Obercool Unsel, Obercool :D

Wieviel Kg Kohlenertrag hast du denn aus wieviel Kg Holz bekommen?

Mfg Pascal
6. April 2011 um 19:36
Tolle Sache sich die Holzkohle selber zu machen!

Hab mich mit dem Thema auch schon beschäftigt, aber mangels Zeit kam es nie dazu.

Hier ein Bild einer anderen Variante.
Falls gewünscht hätt ich noch mehr von dieser Variante, möchte aber Rom. nicht vorgreifen.

Gruß


Was man nicht tut, geschieht auch nicht
6. April 2011 um 20:17
Kein Problem Scheunenschmied, du kannst gerne Bilder dazwischen posten.
Diese Konstruktion kenne ich, die Abgasrohre liefern Holzgas welches mithilft die Fässer zu heizen.
Ich fände es aber besser wenn man diese beiden liegenden Fässer in einen Behälter einbauen würde, um das Heizholz effizienter zu nutzen.

@Buchsi, ich werde die Charge Kiefernklötze pro Fass noch wiegen müssen .
Jedenfalls wiegt ein halbes Fass Kiefernkohle 9,5 Kg also ernte ich pro Meilerfahrt 18-19Kg Kiefernkohle.
Wie Ihr wisst ist brennt Kiefernkohle sehr heiss ist aber extrem leicht. 1Kubikmeter wiegt ca 140Kg
wobei dies eine relativ vage Behauptung ist da es auf die Stückgrösse ankommt, resp. wieviel Luft pro Kubikmeter mit eingepackt ist.
Die nächste Konstruktion die ich vorstellen werde wird ein Eisenmeiler sein, in dem auf Traditionelle weise gekohlt wird.
Also eine Interne Glut.

Gruss Rom.
6. April 2011 um 20:52
Ich fände es aber besser wenn man diese beiden liegenden Fässer in einen Behälter einbauen würde, um das Heizholz effizienter zu nutzen.


Hier die restlichen Bilder. Die Effizienz wurde so gelöst.
Vorher mit Holz unter den Fassern fleißig anheizen bis das Holzgas über das Rohr entgast und dann läuft das ganze von alleine.


Was man nicht tut, geschieht auch nicht
7. April 2011 um 22:00
Hallo.

Die Ausbeute der von aussen befeuerten Fässer , befüllt mit Kiefernklötzchen.
57Kg Kiefernklötze pro Fass ca 6-8cm Durchmesser, 2 Jahre getrocknet.

Nach ca 4-5 Std.aus 114Kg Holz ca. 19Kg Kiefernkohle von guter Qualität.
Es bleiben also grob ein sechstel des Holzgewichts an Kohle.

Natürlich sind diese Parameter nur für Kiefernholz gültig.
Mit Buchenholz bleibt mehr Gewicht an Kohle.

Gruss Rom.
Zuletzt bearbeitet: 7. April 2011 um 22:03
8. April 2011 um 10:33
Jau ich bewundere den Einsatz und vor allem liebe ich ja alte Handwerke, somit würde mir so etwas derartiges sicher auch mal Spaßmachen, aber ihr habt von Geld sparen und so gesprochen, da erscheint mir dann aber der Arbeitseinsatz und Materaileinsatz entgegen einem gekauftem Sack Kohle als erheblich mehr.
Was für Holz wird denn als Grillkohle verkauft? Buche oder?

Nagut, dann kommt wahrscheinlich noch der Vorteil der Kiefer zum Tragen, dass diese Kohle gerade für Rennöfen mehr Hitze macht ?!

Aber echt... wow Interessante Konstruktionen, die hier zu bewundern sind...!
8. April 2011 um 17:16
Tja Martin, erstens gibts die Kiefernkohle nicht im Laden, und Zweitens schlägt so ein Rennfeuertreffen an welchem ich meinen Gästen die Kohle kostenlos zur Verfügung stelle derart ins Geld dass ein selbst Köhlern die einzige Möglichkeit bleibt.

Natürlich wird die Buchenkohle in einem anderen Eisenmeiler gemacht, wo jede Fahrt 150 Kg feinste Buchenkohle bringt.
Diesen Meiler werde ich die Tage fahren, um realistische Zahlen liefern zu können, um Ihn dann hier vorzustellen.
Übrigends kostet ein 10Kg Buchenkohle hier 16Euro.
Wir verbrauchen auf unserem Festival jedes Jahr ca. eine Tonne Holzkohle, Rennfeuer und alle Grille ua.1grosser Ochsengrill.

Gruss Rom.
8. April 2011 um 18:10
Es war nur der einsatz von 114kg für 20 kg Kohle die mich verwundert haben.

aber wenns das eh nicht zu kaufen gibt, dann ist jedes Rumgerechne eh umsonst :-P

Also weitermachen... :-)
12. April 2011 um 21:32
Bevor ich zu dem anderen bereits erwähnten Meiler übergehe, hier noch einige Zahlen.

Holzkohle saugt auch bei Aufbewahrung unter Dach, bis zu 16% Wasser aus der feuchten Luft an.
Harte Holzkohle vermehrt ihr Gewicht nicht unter 0,8%, weiche Kohle nicht über 16,3, durchschnittlich 6-7%.

1Kubikmeter Holzkohle wiegt je nach Härte des Holzes und der Verkohlungstemperatur 100-240, durchschnittlich 120bis146 Kg.
Nadelholzkohle 140-180 Kg.
Buche und Eichenholzkohle 200-240 Kg.
Meine Kiefernholzkohle wiegt 146Kg pro Kubikmeter. Das deutet darauf hin , dass das Holz trocken war, das Holz schnell gewachsen ist, und dass sie heiss gebrannt wurde. Wie bereits erwähnt weisst sie alle hohen Qualitätsmerkmale auf, und sie mit ihrer Dichte noch im grünen Bereich.
Fazit:, Diese Art und Weise Kohlen herzustellen (Retortenköhlerei), ist die einfachste und nicht sehr Zeitaufwendig.

Gruss Rom.
12. Mai 2011 um 22:12
Eine andere Möglichkeit Holzkohlen herzustellen ist die im einem Eisenmeiler, mit Innerer Hitze, wie die seit Urzeiten betriebenen Erdmeiler.

Beladen mit Armdickem Buchenholz, Mittig senkrecht Nadelholz zum anzünden.
.....Voll
...eine Stunde brennen lassen...

Deckel lose drauf bis das Wasser grösstmöglich raus ist, dh. bis aus dem weissen Rauch graugelber wird...
....ist der Rauch grau ist der Kohlprozess im Gange

Wenn schlussendlich blauer Rauch entweicht, ist der Kohlprozess beendet.
Untenrum wird die Luftzufuhr mit Sand unterbunden, und auf die Rihre auf dem Deckel legt man Ziegelsteine.
24 Std. warten und 90 Kg feine Buchenkohle ernten.

Gruss Rom.
Zuletzt bearbeitet: 12. Mai 2011 um 22:21