[GELÖST] Lufthammer Hub: Bär hebt sich kaum.

22. Mai 2015 um 18:31
Hallo,
wie lange suchte ich jetzt nach einem Schmiedehammer, dutzende habe ich schon entdeckt, doch von dem teuren preis abgesehen waren alle zu groß für meine 16m² werkstatt, oder hatten ein zu hohes Bärgewicht.
 die ganze Geschichte zum Fund schreibe ich am ende des Themas.

DAS PROBLEM:
wenn man den hammer einschaltet, hebt sich der bär gerade mal 20-30 mm nach oben. geht man aber nun auf den "bügel" (der originale ist abgebrochen) holt er bei etwa jedem 5ten schlag schon ganz aus.

vielleicht irre ich mich ja und das ist bei den alten Hämmern normal. aber bei jedem Lufthammer sah ich bisher den bär im lehr lauf ganz oben.

noch ein paar fragen zur wartung und pflege:
-wie und wo schmiere ich ihn am besten ab? fett, öl? 
-hinten am hammer ist soetwas wie ein "kännchen" von dem aus 3 leitungen, jeweils zu den lagern der räder und eines in den hinteren zylinder geht, kommt da öl rein? evtl welches?
-was wäre noch beachtenswert im weitern leben des Hammers.

weis übrigens vielleicht jemand was für ein hersteller das ist?

Foto0141.jpg
 

 
die Geschichte hinter dem Hammer:
ein Arbeitskollege sagte mir dieser hammer stände noch im hinterhof einer Landmaschinenwerkstatt.
dort angekommen habe ich ihn eingewachsen in Sträucher gefunden.
der Seniorchef meinte: wir hatten für den weder Platz noch Verwendung, und wir haben ihn dort abgestellt das eventuell genau jemand wie ich daherkommt und ihn mitnimmt.
Also haben wir zusammen die Sträucher weggeschnitten und ihn mit dem Stapler in den Hof gebracht wo ich ihn jetzt wieder ein wenig herrichten möchte. 

für den Schrottpreis fand ich ihn ein gutes Angebot.

grüße Paul

Zuletzt bearbeitet: 8. Juni 2015 um 21:12, Pder R
22. Mai 2015 um 21:58
Hallo Paul,

zuerst mal Glückwunsch zu Deinem Neuerwerb! Bei der Maschine handelt es sich um einen Hartenfels-Hammer. Das besondere an dieser Maschine ist, dass der Bär nicht über eine angesteuerte Unterluft gehoben wird. Der Bärhub erfolgt ausschließlich über ein Vakuum in der Oberluft. Was Du so von der Laufkultur beschreibst, wirst Du um eine Demontage der Maschine wohl nicht herumkommen. Hier handelt es sich wohl um ein Abdichtungsproblem. Zum Schmieren von dem Zylinder natürlich nur Öl verwenden. Die anderen Schmierstellen dürften Gleitlager sein. Diese dann auch nur mit Öl schmieren. Normales Motorenöl, wie es auch von Kuhn bzw. Reiter empfohlen wurde, ist völlig ausreichend.

Grüße

Sebastian
22. Mai 2015 um 23:10
Ich habe sämtliche mechanische teile, aber auch die stark angerosteten schrauben mit 40w15 eingeschmiert, also korrekt gehandelt.... zum glück. Aber das erschien mir logisch da keine schmiernippel vorhanden waren.
Um das Dichtungsproblem zu ermitteln dachte ich mir eine Spülmittel-wasser mischung auf die Dichtungen zu sprühen um durch die Blasenentwicklung genauer die Undichte stelle zu finden, da du aber schon sagtest das im zylinder mit dem Bär ein vakuum erzeugt wird, wäre das doch eher ungünstig, oder nicht? Schließlich saugt es ja diese mischung in den Zylinder sollte diese undicht sein.


Gibt es eine Möglichkeit an eine Zeichnung zum Aufbau der Zylinder, bzw der Mechanik zu finden, oder kennt jemand genau diese Technik und kann mir zumindest eine Grobe Skizze machen. Damit wenn ich ihn Demontieren müsste in jedem fall auch den Fehler finde.

*übrigens habe ich schon grob mit der Hand um die dichtungen herumgefühlt, bei dem vorderen Zylinder war nichts zu merken (auch kein sog, den hätte ich mit der Hand darauf bestimmt bemerkt) aber bei dem Hintern war an der oberen Dichtung ein Starker luftaustoß zu bemerken.

 
Zuletzt bearbeitet: 22. Mai 2015 um 23:20, Pder R
22. Mai 2015 um 23:22
Übrigens, dieses "kännchen" an der Rückseite des Hammers ist ja zum Öl einfüllen, um den hinten Zylinder, sowie die Welle des Schwungrades zu schmieren. ich kann doch theoretisch dieses Stahl gehäuse davon durch eines aus Glas ersetzen wie bei den Kuhn hämmern, um immer den Ölstand sehen zu können.
23. Mai 2015 um 17:09
Hallo Paul.

Das ist ein Lufthammer aus den Pionierzeiten des Hammerbaus, als Ingenieure noch viel versucht haben. Damals hat man gerne etwas mehr Spiel den Maschinen gelassen, was dazu führt, dass die Kompression im kalten Zustand miserabel ist. Dein Hammer hat mit den alten Lanz Bulldog gemein, dass er erst warm laufen muss. Lass ihn mal ein bis zwei Stunden bevor du schmieden möchtest warm laufen, dann wirst du sehen, wie sich der Bär schön sauber hebt.

Gruß, Jörg Nuffer
1.Lehrjahr: "Lerne dem fliegenden Hammer auf Sicht auszuweichen."

2.Lehrjahr: "Lerne dem fliegenden Hammer intuitiv auszuweichen, ohne die Arbeit dabei zu unterbrechen." 

3.Lehrjahr: "Lerne Werfen."       
24. Mai 2015 um 14:52
Hallo Paul

Ich habe auch so einen Lufthammer der mit Vakuum den Bär wieder hochebt.Mein Hammer ist ein Güdel 40 Kg.Bär aus der Schwiz.
Baujahr ca. 1933 und er lauft trotz grossem mechanischem Spiel am Bär noch recht ordentlich.
Der Arbeitszylinder muss Luft ausblasen und einsaugne können, sonst läuft der Hammer  nicht richtig.
Um die Luftmenge zu regulieren habe ich mir eine verstellbares Ventil aus Fitings gemacht.Vorher war ein alter Dreiweghahn von einer Waschmaschine dran und hat nie richtig funktioniert.
Dann heisst es Probieren bis mann die richtige Einstellung gefunden hat.
Wenn man den Luftaustausch ganz zu macht läuft der Hammer gar nicht.
SPA54368.jpg

Was man auch noch beachten muss ist, das der Antriebsriemen kein schlupf hat.Sonnst bekommst der Hammer zu wenig Vakuum und der Bär hebt sich nicht an.
in meiner Gallerie hat es noch Bilder von einem Hartenfelshammer und einem  original Fundamentplan.
Auch die Sreuerrwalze mit den zwei Klappen und die Luftkanäle im Hammer sind abgebildet.
Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen.

Grüsse  Remo
25. Mai 2015 um 01:40
ich glaube mein hammer hat schon so etwas ähnliches, nur die ölung über dem vorderen zylinder ist so nicht gegeben.
Foto0146.jpg 
25. Mai 2015 um 01:41
vorderer zylinder, ich habe wirklich kaum einen schimmer was was ist, ich habe nie jemanden oder etwas gehabt was mir das genauer hätte erklären können.
Foto0144.jpg 
25. Mai 2015 um 01:48
hier mal ein foto von der anderen seite.  nach 3 jahren im freien fand ich einen neuanstrich passend, auch wenn er schnell ruiniert ist. zeit hat man doch.
 Foto0029.jpg
25. Mai 2015 um 10:21
Hallo Paul

Was für eine Funktionn hat die Walze auf dem hinteren Zylinder? 

Gruss Remo 
25. Mai 2015 um 12:18
Hallo,

ich könnte mir vorstellen das die Walze ein regelbares Ventil sein könnte

Spontan zu dem Problem fällt mir ein ob ggf. das Falsche öl oder zu wenig Öl vorhanden ist. Das der Zylinder vielleicht mit einem Ölfilm abdichtet. Wenn dieser abreißt oder eben nicht stabil genug ist könnte es eben zu der mangelnden Funktion kommen. Also ähnlich wie bei dem http://de.wikipedia.org/wiki/Stick-Slip-Effekt . Aber das ist rein spekulativ und eher aus dem Bauch heraus.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
25. Mai 2015 um 12:29
ich habe wirklich kaum einen schimmer was was ist

Merkt man!

Alleine dass Du lackierst bevor dass Du repariert, diagnostiziert oder fachkundige Hilfe gefunden hast...

Ich "hoffe" Du hast auch alle Gewinde und sonstigen Bauteile schön dick mit Farbe bestrichen, damit sich die Verschraubungen, Sicherungsringe u. ä. noch schwerer demontieren lassen und dabei noch größere Schäden entstehen können wie sie eventuell eh schon vorhanden sind!

Du bist doch Metallbauer???!!! Lackierst Du die Halbzeuge auch bevor Du sie zuschneidest,verschweißt ode sonstwie bearbeitest?

Ein alter freund sagte immer: "Operative Hektik folgt geistiger Windstille!"

Gruß

Oli
Zuletzt bearbeitet: 25. Mai 2015 um 13:18
25. Mai 2015 um 13:38

-- Hinweis der Moderation --

Hast wohl paar Reisnägel gefrühstückt Oli.
Mach mal bitte ein bischen halblang. 
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



25. Mai 2015 um 14:00
Hallo,

Gibt es eine Möglichkeit an eine Zeichnung zum Aufbau der Zylinder, bzw der Mechanik zu finden, oder kennt jemand genau diese Technik und kann mir zumindest eine Grobe Skizze machen. Damit wenn ich ihn Demontieren müsste in jedem fall auch den Fehler finde.

Die Technik von einem Lufthammer ist ziemlich überschaubar. Mach das Teil auf, und du weißt sofort Bescheid wie es um die inneren Werte bestellt ist. Die Hebelstellung an den Drehschiebern würde ich mir vorher aber unbedingt von der Position her markieren!

@ Hacheschmied

Spontan zu dem Problem fällt mir ein ob ggf. das Falsche öl oder zu wenig Öl vorhanden ist.

Wenn man sich den trockenen Bär auf dem Foto ansieht, vermute ich mal, dass so gut wie gar kein Öl im Moment für die Schmierung zur Verfügung steht.



Wäre halt mal wirklich interessant zu wissen, wie der Bärkolben, bzw. auch die Bärführung bei diesem Hammer abgedichtet ist. Hier reagieren Lufthämmer bei zunächst harmlos erscheinenden Dichtungsproblemen sehr empfindlich. 

Eine weitere Ursache für zu wenig Bärhub können auch die Rückschlagventile im Drehschieber sein. Wenn diese Teile undicht sind, bzw. klemmen, oder die Federn gebrochen sind, geht mit dem Bärhub so gut wie nichts mehr.

Aber wie gesagt: Ohne Demontage wirst du der Sache nicht auf den Grund kommen......

Grüße!
Zuletzt bearbeitet: 25. Mai 2015 um 14:09, Sebastian
25. Mai 2015 um 15:49
schon einmal vielen dank Männer für die konstruktiven Beiträge.
Nächste Woche werde ich anfangen ihn komplett zu demontieren mit einer Schritt-für-Schritt Bild und Schrift Dokumentation.

@sebastian:
ja das mit dem markieren der Drehstellung werde ich berücksichtigen.

 @remo und hacheschmied:
ohne Öl habe ich ihn nicht laufen lassen, ich habe in jedes Löchlein an den Lagern Öl eingefüllt (15w40) ebenso an dem Behälter hinten dran, und den Bär habe ich auch nochmal gut soweit es ging eingeschmiert bevor er gelaufen ist (sieht auf dem Foto trocken aus weil nach dem ersten laufen ne schön braune Brühe rausspritzt, vermutlich altes Wasser das in den Zylinder gelaufen ist), trocken laufen ist nicht, sonst frisst mir noch etwas.

das mit der Walze hab ich mir auch gedacht da Mirko Günther am Telefon soetwas meinte, nur ich war in dem moment ein wenig Planlos weil es eben nur am Telefon war.

ich werde ihm die selben Bilder nochmal per Email schicken, wenn ich noch ein Video gemacht habe wie er läuft, um besser eine ferndiagnose stellen zu können.

@worschdsub
mensch, dem bin ich mir ebenfalls bewusst, die Schrauben hab ich ja nich gestrichen, nur abgebürstet.
Ich weis ja nicht wie du demontierst, aber in allen jahren meiner Ausbildung habe ich ständig lackierte sachen demontiert und nie den lack ernsthaft beschädigt.

Aber deine Reaktion ist durchaus gerechtfertigt, in der kommerziellen Schmiede hätte man es anderst gemacht. Aber letztendlich ist das doch mein Bier ;)

Zuletzt bearbeitet: 25. Mai 2015 um 16:09, Pder R