Eisenzeitfest in Venne

9. September 2012 um 21:24
Hallo Leute,
heute war in Venne das Eisenzeitfest.Das Fest findet jedes Jahr statt, der Eintritt ist kostenlos.
Bei diesem Fest geht es um das Leben in der Eisenzeit so ca. vor 2300 Jahren.
In diesem Jahr wurde ein kleiner Rennofen aufgebaut und durch die Leute vom Sachsenhof in Greven betrieben.


Um euch einen Überblick zu geben, stell ich hier mal einige Bilder ein,
die zwar nicht unbedingt etwas mit dem Schmieden zu tun haben, aber das ganze ein bischen abrunden.

Für mich war natürlich der kleine Rennofen interessant, durch den die Rennfeuerleute im laufe des Tages 25 kg Raseneisenerz verhüttet haben.

Aber seht selbst.

Das Gelände

001Das_Eisenzeitgelaende.jpg


Das Haus

002Das_Haus.jpg

So sieht es drinnen aus.

003Im_Haus1.jpg

004Im_Haus2.jpg

Der Garten

005Der_Garten_vor_2300_Jahren.jpg

Der Backofen

006Backofen.jpg

Ein Räucherofen

007Raeucherofen.jpg

Hier ein Schmiedefeuer aus Lehm mit Seitenwind

008Schmiedefeuer_aus_Lehm_mit_Seitenwind.jpg

Verschiedene Pfeilspitzen,
eine tauschierte Lanzenspitze
sowie Gebrauchsgegenstände aus Horn und Knochen

009Verschiedene_Pfeilspitzen.jpg

010Tauschierte_Lanzenspitze.jpg

011Horn_und_Knochen.jpg

Aber nun gehts Los

Der Rennfeuerplatz

012Der_Rennfeuerplatz.jpg

Nur ein kleiner Rennofen - aber abwarten.

Der Rennofen

013Der_Rennofen.jpg

Leider habe ich vergessen, die Jungs zu fotografieren, die ca. 10 stunden lang an den Blasebälgen gesessen haben.

Hier nun der Ofen kurz vor dem Öffnen.

014Der_Ofen_ist_fertig.jpg

Aber nun, der spannende Augenblick nach ca. 10 Stunden und 25 kg Raseneisenerz.

015Der_Ofen_wird_geoeffnet.jpg

Die Luppe

016Die_Luppe_wird_entnommen.jpg

Na sieht doch gut aus.

Gleich im Anschluß, das erste Verdichten.

017Erstes_Verdichten.jpg

Leider klebt die Luppe am Deckel.

018Leider_klebt_die_Luppe_am_Deckel_des_Ofens.jpg

Dennoch finde ich ein schöner Erfolg.

Jetzt noch ein Bild von einer Luppe aus einer voerherigen Rennofenfahrt.

019Eine_Luppe_aus_einer_vorherigen_Rennofenfahrt.jpg

Und hier Das Erz

020Raseneisenerz.jpg

Das Zeug liegt hier an ziemlich vielen Stellen rum, und so mancher Bauer ärgert sich, weils beim Pflügen stört.

Mich freut es, ich hab da mal ne Idee, die ich noch mit meinem Schmiedekollegen ausarbeiten werde

In der Hoffnung euch nicht zu sehr gelangweilt zu haben und nicht zu weit weg vom Thema zu liegen.

Gruß Heinz

9. September 2012 um 23:20
Hallo Heinz.

Nein überhaubt nicht langweilig,sondern sehr interessant. Genau solche Berichte mit (bitte noch mehr Fotos) und beschreibungen würden Dir einige Rennofenbegeisterte sicherlich Danken.

Gruß der pit03.
10. September 2012 um 07:17
Sehr schöner Bericht Heinz,

Tolle Umgebung, und noch tolleres Erz. Die scheinen ja eine hohe Ausbeute gehabt zu haben. Weisst du wie schwer die Luppe gewesen ist? Welches Erz ist es, und wie hoch der Oxidgehalt? Weisst du wer die Jungs sind?

Gibts noch Bilder von den Bälgen?

Danke für den Bericht.
(Ich habe ihn ins "Verhütten Forum" verschoben...damit ich ihn wiederfinde

Gruß Rom. 
10. September 2012 um 11:16
Moin Metallo,

vielen Dank für deinen Bericht und die Fotos!
Ich finde sowas natürlich auch immer sehr interessant, zumal es hier im Norden ist.
Hast du noch weitere Fotos des Ofens im Betrieb? Es sieht so aus, als würden die Jungs mit der Aufblastechnik auf das Türloch arbeiten, also mit keiner bis in den Ofen reichenden Düse. Diese Technik werden wir evtl. auch am nächsten Wochenende bei unserem Rennfeuertreffen bei mir auf dem Hof nutzen. Bist natürlich herzlich eingeladen

Gruß,
Timm

10. September 2012 um 16:17
Bei dieser Methode zu blasen , liegt die Blasebalgdüse etwas vor der Windform, so dass eigendlich auf Kosten des Druckes mehr Wind in den Ofen geblasen wird (Injektion) , indem der Windstrom, die Luft drumherum mit reißt.
Das funktioniert bei niedrigen Öfen.
Gruß Rom. 
10. September 2012 um 19:24
Hallo Rom,
beim Verschieben sind scheinbar die Fotos nicht mitgekommen.
Vieleicht kannst du da mal nachschauen.
Wenn das nicht geht stell ich sie nochmal ein.
10. September 2012 um 19:53
Nun zu euren Fragen.

 

@ Timm

Ja genau das Rohr endete vor der Tür.
Allerdings wurde auch die Rückseite belüftet.
Dort konnte ich allerdings nicht sehen wie das gemacht war.
Aber auch da ging das Rohr nicht in den Ofen hinein.

Hier ein Bild davon.

Die_Belueftung.jpg

 

@ Rom

Dann noch ein Bild von einem Blasebalg.

Davon hatten sie 2 Stück in Betrieb, einer an der Vorderseite und einer an der Rückseite.

Die Bälge waren zylindrisch, ca. 40 -50 cm im Durchmesser und ca. 60- 70 cm hoch.

Das Material war Holz und ein sehr weiches geschmeidiges Leder.

Leider habe ich erst beim Abbau Fotografiert, deshalb ist die Rohrleitung nicht mehr zu sehen.

Der_Blasebalg.jpg

Was ich persönlich ganz interessant fand, war, dass auch die Temperatur gemessen wurde,

die (nur) bei ca. 1000 C° lag. Auf meine Frage, ob das reicht sagte man mir "wenns zu heiß wird, verbrennt das Eisen"

- also zuviel Wind wäre schädlich.

Man müßte darauf achten, dass die Schlacke immer schön gleichmäßig fließt.

Während des Betriebes haben die Jungs die Schlacke immer fleißig  abgefischt.

 

Temperatur.jpg

 

 

Achso sorry noch ein Nachtrag.

Es hatten sich warum auch immer zwei Luppen gebildte.

Eine klebte leider an der Tür, die andere konnte ohne Probleme entnommen werden.

 

Gruß Heinz

Wie ich finde ein tolles Bild.

 

2te_Luppe.jpg

 

Das Gesammtgewicht beider Stücke schätze ich auf 6- 7 kg.

 

Zuletzt bearbeitet: 10. September 2012 um 20:48
10. September 2012 um 20:57
Die Bemerkung dass das Eisen über 1000° verbrennt, deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Wir haben in Luxemburg, und letztens in Konstein 1300° gemessen,und hatten 30% Ausbeute. Die Temperatur wird üblicherweise 10-15cm über Düsenmündung gemessen in der Reduktionszone). (Pleiner)

Dass die Mannschaft 2 Luppen hatten ist normal, sie hatten ja auch 2 Düsen.  Dies ist allerdings nicht unbedingt Ideal. Baut man den Ofen zu niedrig und zu weit, geht unwillkürlich ein Teil der Chargen unreduziert zwischen den beiden Reduktionszonen als "nicht reduziertes Eisen, also als  Vorstufe "Wüstit" verloren. (Nachlesen in B. Osann s Werk)

Ansonsten ist es eher von Vorteil bei dieser Bauform (weit/niedrig)  mit Bälgen zu arbeiten, da das Verhältniss von CO2 und CO  Idealerweise bei 100% COgehalt liegt . Bie Reduktion der Gase bei der niedrigen Kohlensäule, profitiert davon, wenn langsam geblasen wird, damit der Vorgang Zeit hat abzulaufen. (Alles detailliert nachzulesen bei Osann)
Auf alle Fälle müssen die da TOP Erz haben. 

Gruß Rom. 
11. September 2012 um 11:03
Sehr schöner Beitrag Heinz! Der Ort des Geschehens gefällt mir auch sehr gut.
Habt ihr ne Funkenprobe der Luppe gemacht? Kann man sie härten ???

Am 29.9.12 ist es bei uns auch wieder so weit! Klaus kommt übers Wochenende zu uns. Ich brenne schon förmlich wegen der Ofenfahrt.......

Diesmal wird der Ofen mit dem luxembruger Erz beschickt, welches ich als Geschenk in Konstein erhalten habe.
Wenn ich mich richtig entsinne, handelt es sich um Bohneisenerz.


 
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........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
11. September 2012 um 12:35
Ingo, diesen dunkelroten Sand?

Rom. 
11. September 2012 um 18:42
Jup, genau den. Soviel ich mich noch recht erinnere, bekommt damit astreines Phosphoreisen, laut deiner Aussage. Oder irre ich mich.

Das brasilianische Erz, kommt nächsten Frühjahr dran . Da wird der Rennofen dann umgebaut. Eine rundere Form, unten breiter und nach oben hin, verjüngt!  Nicht übertrieben, aber so, daß auch schon im oberen Schacht, das Erz gut umpsühlt wird vom Gas! ;.-) Ja, ich bin gelehrig!


Ingo

 
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11. September 2012 um 19:01
Stimmt. Jetzt weiss ich es wieder. Weil ich hatte auch Erz an Oliver und Hannes verschenkt.
Aber das solltest du umgekehrt machen. Das minderwertigere Erz möchte/muss eher vom reduzierenden Gas "gebauchpinselt" werden wollen, also eher einen engeren Schacht, als für das 93% Eisenoxid aus Brasilien. 

Gruß Rom.

 
12. September 2012 um 11:51
Ich weiss nicht ob wir uns jetzt aneinander vorbei tüdeln..... Aber ich hatte ja eben vor, den Ofen nach obenhin zu verjüngen.

Ist dann das rötliche besser als das aus Brasilien???? Das rötliche wird ja noch in einem Schacht gefahren, der gerade nach unten geht. Er hat aber nur nen Querschnitt von 25x25 cm!

Oder sitz ich mal wieder aufm Schlauch? :-D


Ingo

 
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12. September 2012 um 12:36
Ach so, mein Fehler.
Das Brasilzeug ist das Hochwertigere, was aber nicht heißt dass meins nicht genau so gut geht. Das von mir zeichnet im Verbund Silber, weil  Phosforhaltiger.

Die Öfen sollten Immer!!! nach oben hin Verjüngen. Das hat damit zu tun dass die Chargen nirgends hängen bleiben können, also kein Schlagartiges sacken passiert.
Was ich vorhin meinte ist dass in weiten niedrigen Öfen Reduktionstechnisch die Ausbeute schlechter ist, und dies um so mehr  das Erz minderwertiger ist.
Die Stufen sind nach Ablauf:, (Vorausgesetzt du nimmst meins) Limonit (Fe2O3) dann Hämathtit Fe3O4, dann FeO also Wüstit, dann die Reduktion zu Metallischem Eisen.
Wie du siehst , hast du mit dem Brasilianischem Hämathit, schon mal eine Stufe "gewonnen" also ist weniger "Bauchpinselei" nötig in bezug auf Ofenkonstruktion (damit das Erz sein Eisen hergibt/ausscheidet)
Als zusätzliche Bemerkung seien die Korsischen Feuer erwähnt. Dieser Schwarze Sand au Korsika, ist dermassen hochwertig dass es sich in einer hohen Esse Verhütten lässt.

 Diesen schwarzen Sand, bestehend aus hochwertigem Hämathit oder sogar aus Magnetit gibt es übrigends auch in Japan, Elba, und an der Ostsee!......unteranderem

Gruß Rom.

 
12. September 2012 um 18:54
Also muss ich an die Ostsee, mit nem 7,5 Tonner, den darf ich fahren, plus Anhänger .......


Ingo

 
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Zuletzt bearbeitet: 12. September 2012 um 18:54, Ingo Müller