Damast- Opinel- noch eine Modifikation?

22. März 2018 um 20:07
Hallo Freunde des warmen Stahls,
vor mindestens einem Jahr brachte mir ein Freund ein, ich kann es nicht anders sagen, vergewaltigtes Opinel stainless Nr7.
Er hatte
- den Griff angebrannt und in eine hässliche Form geschnitzt, sodass das Messer nicht mehr arretierte 
- die Klinge mit dem Doppelschleifer "geschärft" (ballig und weichgeglüht) und die Form hässlich gemacht
- die Niete so stark nachgenietet dass das Messer nur noch mit einer Zange aufging

Ich hab also jetzt endlich alles abmontiert und weggeworfen, außer den Ring.
Neue Klinge gemacht aus einem Stück (40 Lagen) Rosendamast aus 1.2842 und einem Nickelstahl dessen Namen ich immer vergesse, ich glaube aber 1.2767. Das zweite mal dass ich eine Klinge aus gekauften Stählen gemacht habe 
Nagelrille eingeschlagen mit einem extra dafür gemachten Meißel.
Plangeschliffen von Hand auf einem Stein, den Anschliff mit Schruppscheibe und Flex, dann Stein von Hand und Sandpapier
Mit zwischenschleifen 3x geätzt in Fe3Cl, dann in warmem bio- Instantkaffee, was sehr sehr gut funktionierte.

Den Griff habe ich erst in der original- Opinel- Form machen wollen wie die Klinge, hab mich dann aber aus Materialmangel für eine freihand ausgedachte Form entschieden, die am Ende achtkantig wurde weil ich das grade hübsch fand.
Material war ein sehr dunkles, etwas sprödes, schweres und hartes Holz aus opas Werkstatt- wer mir einen Tipp geben kann, immer her damit! Ich tippe auf Grenadill.
Leinöl und Bienenwachs, wie auf alle meine Messergriffe, vernietet und Ring drauf :tadaa  

Die einzigen Dinge die mir an dem Messer nicht gefallen sind ein kleiner Schweißfehler der erst beim Anschliff auftauchte, aber nicht in der Schneide liegt, und der Umstand dass ich den Stahl nicht weichgeglüht bekommen habe und darum das Loch für die Achse mit einem umgeschliffenen Steinbohrer ausnudeln musste, um dann das Loch mit Kupfer zuzunieten und in das Kupfer habe ich dann erst die exakte Bohrung für die Achse gesetzt- ich hoffe, das hält, das härten hats zumindest überstanden.

Bilder gibts auch, ich hab mir extra Mühe gegeben und mir eine Art spontane Softbox auf meinem Bett aufgebaut:
Messer_ast_2_klein.jpg
Unbenannt_HDR3klein.jpg
Bevor einer fragt, ja da liegt ein Wildschweinunterkiefer auf meinem Bett, was tut man nicht alles für ein Foto

Opinel_spiegel_klein.jpg
Und hier auf einem Spiegel, mein Lieblingsfoto, da habe ich um einen neutralen Hintergrund zu schaffen ein weißes Blatt Papier über den Spiegel gehalten damit er das reflektiert, und ne Menge Photoshop ist auch noch drin

Und hier noch ein Foto zwischendurch nach dem Anlassen, die tolle Farbe konnte ich nicht undokumentiert wegschleifen
DSC_0016_klein.jpg
Ich habe mal meine Fotokonstruktion für euch fotografiert, falls es wen interessiert wie man weiches Licht ohne Reflexionen bekommt, ein Tipp, benutzt keine grüne Lampe, das musste ich alles in der Bearbeitung korrigieren :DSC_0068.jpg
DSC_0067.jpg
Ich hoffe, das Messer gefällt euch-  ich weiß, es ist nicht perfekt aber ich bin trotzdem verliebt (wie ihr sicher merkt) und hab endlich ein neues EDC  
VG, Edgar
22. März 2018 um 20:23
Mensch, Kerl,
nicht nur, dass Du ein klasse Produkt geschaffen hast nach der Methode "nimm, was Du hast, tu, was Du kannst, fang an, wo Du stehst", Du hast Dir auch noch die Mühe gemacht, 'nen Lehrfilm zu drehen: DANKE, für die Fotoarbeit und die Fototips. Mir gefällt am Messer am besten, dass der Griff (was du hast) beim Zurichten und Fühlen entstanden ist und neue Ideen beweist. Informier uns bitte weiter über Deine Produktion!
Meinhard 
22. März 2018 um 20:24
Schönes Resultat, schöne Präsentation.
Viele Grüße!
  Nils
22. März 2018 um 20:44
Edgar, großes Kino, schönes Messer gemacht! Von deiner Präsentation kann man lernen. Das du den 2767 genommen hast wundert mich, ist nicht gerade ein einfacher Stahl zum Feuerschweissen, sehr hart wird er auch nicht, für ein einfaches Messer reicht es.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
Zuletzt bearbeitet: 22. März 2018 um 20:48, Thomas Pütter
22. März 2018 um 21:07
Super Arbeit Edgar. Du bringst mich immer wieder zum staunen.
23. März 2018 um 06:34
Erste Sahne Edgar. 
Schöne Präsentation, von der man nur lernen kann und ich finde das Messer hat mehr Scharm als die normale Form des Opinels. 

Liebe Grüße
Christoph
23. März 2018 um 10:56
Großes Kompliment!!! Tolle Klinge, dem  Griff hätte ich in Längsrichtung noch etwas mehr Kontur gegeben. Achteckig hat was.
Hätte gerne mehr vom Klappmechanismus gesehen.
Auch die Sofbox und die Fotos sind toll geworden.
 Früher, also als ich so alt war wie Du jetzt hätten die "Alten" gesagt: Junge aus dir wird mal was.
Was man eute so sagt weiß ich nicht aber Hut ab
Volker
23. März 2018 um 15:56
Vielen Dank, freut mich dass es euch gefällt, auch die Präsentation 
Wie gesagt, ich bin mir nicht mehr sicher welcher Stahl, ich glaub er hatte etwa so viel C wie der 1.2842 aber dafür noch Nickel drin.
Ich hab ihn vor sehr langem gekauft und das Paket irgendwie in einer dunklen Ecke meiner Werkstatt vergessen bis ich es jetzt rausgekramt und verwendet hab. Aber es stimmt, er ließ sich nicht so toll verschweißen, ich hatte zwischendurch immer Delaminationen (hab aber auch ohne zwischenschleifen nur mit anschroten und Drahtbürste gefaltet)

Der Klappmechanismus ist ja ganz simpel, die Schultern habe ich so lange mit ausprobieren gefeilt bis ich mit dem Klingenstand zufrieden war und die Klinge sich sicher arretieren ließ

Ich hab tatsächlich den Bau mitgefilmt, aber den Film zu schneiden braucht seine Zeit und jetzt bin ich erst mal die ganzen Osterferien in Schweden. Danach poste ich den aber gerne, da düfte man dann jeden Schritt recht genau sehen (auch wenn es nicht so kompliziert ist, deshalb ist das Opinel ja auch so erfolgreich und günstig)

Falls ihr wirklich von meiner Präsentation lernen wollt, kann ich euch irgendwann mal mein Wissen aus dem Kunst LK (da war die Schule endlich mal ein wenig zu was gut ) weitergeben, vielleicht ein kleines Tutorial.
oder die Englischkundigen unter euch schauen sich das Video von Walter Sorrels an:YT

Ich weiß auch nicht genau was man heute sagt, aber Danke Volker :)
VG, Edgar