Castillon Schwert

22. Juni 2018 um 21:43
Hallo Leute,
Dieses Einhandschwert hab ich nach Vorbild einiger Originale aus der ersten Hälfte des 15. Jhd. geschmiedet
Dieser Schwerttyp ist auch unter dem Namen "Castillon-Schwert" bekannt, aufgrund der hohen Funddichte nach der Schlacht von Castillon 1453.
Das Schwert kommt auch in Talhoffers Fechtbuch vor.

Alle Teile sind per Hand geschmiedet, insgesamt hab ich wahrscheinlich an die 50 Std. an dem Schwert gearbeitet.

Klingenmaterial: 1.2235 mit meiner Gasesse gehärtet und angelassen

Parierstange und Knauf sind aus Baustahl.

Die Klinge ist scharf!

Klinge: Oakeshott Typ XV
Klingenlänge: 78 cm
Gesamtlänge: 96 cm
Klingenbreite an der Parierstange: 69 mm
Klingendicke an der Parierstange: 6 mm
Klingendicke an der Spitze: 2 mm

Gewicht: 1522 g

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23. Juni 2018 um 06:09
Eine tolle Arbeit die Du uns da zeigst. Sehr gelungen und sauber ausgeführt!
Gruß
Lutz
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
23. Juni 2018 um 07:15
Ein sehr schönes Stück!
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
23. Juni 2018 um 11:06

Schönes Schwert hast Du da geschmiedet. Gefällt mir echt gut.

 

Gruß aus Osnabrück

Veit

Wer sich vor Funken fürchtet, der gibt keinen Schmied ab.

23. Juni 2018 um 13:38
Sehr schönes Stück hast du da gezaubert. 
Vor allem was mich immer sehr freut ist die Orientierung an realen und originalen Waffen aus der Geschichte. 
Mag am Studium zum Militärhistoriker liegen aber ich finde dein Einhandschwert super! Sehr gut gearbeitet und macht einen prachtvollen Eindruck. Zu jener Zeit wärest du bestimmt einer der beliebtesten Waffenschmiede gewesen ;) 
Wie ist die Fürhung? 
Liebe Grüße
Christoph
24. Juni 2018 um 14:27
Vielen Dank, freut mich dass es Euch gefällt!
@Bosco
Der Schwerpunkt liegt ca. 9 cm von der Parierstange. Bevor ich angefangen habe hab mir gedacht, dass das Schwert vom Aussehen her hauptsächlich für den Hieb geeignet ist, tatsächlich lässt es sich viel besser im Stich führen.
Mit 1,5 kg ist es schon ziemlich schwer für ein Einhandschwert, aber die Originale sind auch alle in dieser Gewichtklasse.
24. Juni 2018 um 20:55
tatsächlich lässt es sich viel besser im Stich führen.

Das passt auf jeden Fall zu dem Jahrhundert. Denn dort wurde das Schwert ausgeglichen geformt, sodass durch Hieb aber auch durch Stich den Gegner zusetzten konnte. Wobei in der Zeit der Hieb relativ ineffektiv, bedingt durch die neuaufkommende Rüstung, war.
Mit 1,5 kg ist es schon ziemlich schwer für ein Einhandschwert, aber die Originale sind auch alle in dieser Gewichtklasse.

Es liegt vlt. etwas drüber, jenachdem welchem Historiker man glauben schenkt. ;) Aber was sind schon 200 gr. Also für uns. Wenn man natürlich taktisch agiert ist es vlt. etwas anderes. Zur Not gab es die Hohlkehle. 
Die wäre aber für dein Schwert nicht Charakteristisch, oder? 

Habe bei etwas längeren Messern schon Bananen, wie hast du das geregelt? 
Liebe Grüße
Christoph
25. Juni 2018 um 18:30
Richtig, das Castillon Schwert gibt es nur ohne Hohlkehle
Ich hab das Schwert nach dem schmieden natürlich weichgeglüht und vor dem Härten 3x normalisiert.
Trotzdem war es nach dem Härten sehr stark verzogen. Also hab ich es nochmal weichgeglüht, gerichtet und nochmal normalisiert.
Beim zweiten mal Härten war der Verzug dann nur noch so gering, dass ich ihn beim Anlassen richten konnte.
Ich hab allerdings schon mal eine Rapierklinge gehärtet, die hat sich überhaupt nicht verzogen. Hat bestimmt irgendwas mit der Geometrie zu tun, oder manchmal hat man wohl einfach Glück.
Viele Grüße
Felix
13. August 2018 um 19:20
Das Castillon Schwert hat jetzt auch eine passende Scheide und Gürtelaufhängung.
Die Scheide ist mit Fell ausgeschlagen, das Schwert muss gegen den Strich herausgezogen werden.
Es fällt darum auch nicht aus der Scheide, selbst wenn es kopfüber gehalten wird.
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13. August 2018 um 20:14
Respekt, Superschöne Arbeit!
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
14. August 2018 um 20:19
Die Scheide ist mit Fell ausgeschlagen, das Schwert muss gegen den Strich herausgezogen werden. Es fällt darum auch nicht aus der Scheide, selbst wenn es kopfüber gehalten wird.

Die Idee scheint erstmal gut. Ist das historisch überliefert oder war das Deine Idee? Ich hatte nämlich mal was ähnliches probiert. Eine (Holz) Messerscheide, innen mit Leder ausgekleidet, die rauhe Seite nach innen, um wie Du auch willst die KLinge zu halten. Ging auch. Allerdings war dann das Leder bald vergammelt, weil meine Klinge ja oft eingefettet wird und das Fett streift sich dann am Leder ab, was bald zu Schimmel führte. Bin mal auf Deine Erfahrungen gespannt
Volker
15. August 2018 um 15:32
Hallo Volker,
ja, das ist eine historisch überlieferte Konstruktion (Holzkernscheide mit Fell oder Filz ausgekleidet). Allerdings ist auch überliefert, dass Schwertscheiden nichts für die Ewigkeit waren und besonders auf Feldzügen relativ schnell kaputt gingen.
Welches Fett hast du verwendet?
Viele Grüße
Felix
16. August 2018 um 19:21
Welches Fett hast du verwendet?

Felix, weil ich meine Messer fast nur als Brotzeit oder Vespermesser verwende, wische ich sie einfach nach Gebrauch gut ab und gebe einen leichten Film von dem was da ist drüber. Fett vom Speck, Butter oder Öl, je nach dem. Aber natürlich nur ganz dünn
Volker