Alter Amboss mit Brust und verstopftem (?) Gesenkloch

15. Juni 2021 um 22:34
Hallo,

anbei ein paar Bilder meines Amboss und ein paar Fragen dazu an die Kenner...


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leider schlecht fotografiert- die vordere Fläche ist eine Brust und schräg. 

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Der Amboss wiegt grob so ca. 150kg ist aber leider in schlechtem Zustand. Mich würde interessieren, was für ein Amboss das ist und wie alt der ca. ist- leider gibt es keine Schriftzüge. Außerdem frage ich mich wofür die Brust am Amboss gedacht ist und wie man diese "einsetzt"... Der Amboss scheint geschmiedet zu sein- im Unterbau sieht man einige Löcher mit denen er wohl gehalten wurde.
Leider ist das Gesenkloch verstopft:


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Das Loch scheint mit Metall gefüllt zu sein? Tut sich auf jeden Fall nichts, wenn man bohrt, meiselt, schabt, ...


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Das letzte Bild ist von unten- wobei es mir so vorkommt, dass dieses Loch nicht direkt unter dem oberen Loch ist- kann es sein, dass das Loch nicht durchgängig ist?

Schöne Grüße aus der Schmiede

maz

Apropos Amboss- am Donnerstag hole ich diese "Schönheit" ab... bin gespannt.

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Do something!
16. Juni 2021 um 07:41
Hallo Maz,
ich denke das Vierkantloch ist schon durchgängig. Wenn Du oben dünnflüssiges Öl einfüllst kannst Du vielleicht erkennen ob etwas durchdiffundiert. Wenn es darum geht die Verstopfung zu beseitigen - hier wurden schon mal einige Tipps gegeben:
Hast Du mal versucht von unten herauszutreiben?
Durch die Brust bekommt die vordere Kante, die beim randnahen Arbeiten oft stark belastet wird (evtl. Fehlschläge), mehr Stabilität. Es kommt nicht so leicht zu Ausbrüchen. So jedenfalls mein Wissensstand - bin kein Ambossprofi. Eine darüber hinausgehende spezielle Funktion ist mir nicht bekannt.
Ich bin gespannt wie Deine "Schönheit" am Ende aussieht - das Bild ist ja eher von schlechter Qualität...
Gruß Sascha
Es ist besser ein kleines Schmiedefeuer anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen!
16. Juni 2021 um 07:58
Hallo Maz,

Wie Sascha schon richtig riet: Einfach mal mit Öl probieren und von unten austreiben. Falls nichts geht, gab es im Forum auch schon Fälle, wo ein Magnetbohrer es getan hat. Auch hinsichtlich der Brust hat Sascha recht, diese dient dazu, beim recken auf der Kante einerseits Ausbrüche zu vermeiden, andererseits um das Gewichtszentrum zu verlagern, sodass er auch bei schrägen Schlägen nicht wackelt. Auf YouTube hat Joey van der Steeg mal ein interessantes Video dazu gemacht, allerdings auf Englisch. Ohne Schlagzahlen kann ich dir leider auch nicht sagen, von wo und wie alt dein Amboss ist, aber wie du bereits richtig geschlossen hast, deuten die Löcher darauf hin, dass er geschmiedet ist. Meines Wissens (man mag mich korrigieren, falls ich Schmarrn erzähle) schränkt das das Produktionsdatum auf vor 1950 ein, da ab dann die Gusstechnik gut genug für härtbaren Stahlguss war. Insgesamt ist dein Amboss aber in recht gutem Zustand und ich bin ebenfalls mal auf deinen neuen, süddeutschen gespannt!
Gruß
Paul
16. Juni 2021 um 09:07
Insgesamt ist dein Amboss aber in recht gutem Zustand


das sehe ich nicht so

Dies ist ein "amputierter" Amboss, man sieht deutlich das ein Horn abgebrochen ist  Da hat mal jemand ganz kräftig unqualifiziert zugeschlagen, und/oder es lag ein Schweißfehler vor. Auch vom Rundhorn ist die Spitze abgebrochen

Für einen Anfänger aber sicherlich noch brauchbar und besser als z.B. eine alte Eisenbahnschiene o.ä.

Der "neue" süddeutsche könnte interessanter sein, wenn Du den Rost mal (mit der Drahtbürste in der Flex oder Bohrmaschine) runtergeschliffen hast. Vielleicht lässt sich dann ein Herstellerzeichen erkennen. Die Bahn musst Du möglicherweise auch mit der Fächerschleifscheibe bearbeiten, je nachdem wie tief die Rostnarben sitzen.

Kleiner Tipp von mir: falls Du die Möglichkeit hast, den gusseisernen Löschtrog, welcher im Hintergrund steht, auch mitzunehmen, tu dies!

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 16. Juni 2021 um 10:06, Martin Hartung / DerSchlosser
16. Juni 2021 um 10:40
@DerSchlosser
Natürlich ist „guter Zustand“ übertrieben, aber er hat ein Rundhorn, ein Vierkantloch und es sieht so aus, als seien Bahn und Kanten noch gut, also solange er gut gehärtet ist ist er, denke ich, brauchbar. Natürlich ist die Amputation ziemlich blöd, aber gerade im Vergleich zu den Angeboten, die in letzter Zeit in den Kleinanzeigen ihr Unwesen treiben würde ich diesen Amboss vorziehen.
Gruß
Paul
16. Juni 2021 um 13:03

@ DerFeldschmied: dass er brauchbar ist, hatte ich ja bereits geschrieben. Aber er ist definitiv nicht in gutem Zustand!

Ob man das zugesetzte Vierkantloch wieder frei bekommt, darf bezweifelt werden

 

Gruß DerSchlosser

 

 

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 16. Juni 2021 um 13:04, Martin Hartung / DerSchlosser
16. Juni 2021 um 17:21
Danke für die vielen Antworten. Das Austreiben von unten mit Öl werde ich mal versuchen, Magnetbohrmaschine habe ich auch schon dran gedacht...  Ich finde den Zustand auch nicht so dolle- die Bahn ist zwar überall hart und ich kenne sie mittlerweile ganz gut, so dass ich weiß wo ich was drauflegen muss um etwas zu richten- aber eben/glatt ist anders... 

schöne Grüße aus der Schmiede
maz
Do something!
13. Juli 2021 um 18:43
Hallo,
ich hatte auch mal so ein Teil mit verstopftem Vierkantloch.
Das habe ich so gut wie möglich mit der Handbohrmaschine ausgebohrt, den Rest von unten ausgetrieben.
Hat funktioniert.
Beim Vierkantloch machen Kratzer am Rand nicht so viel aus.
Viel Spaß!
Hanjo
27. Juli 2021 um 16:43
Maz,

man kann es auf den Fotos nicht genau sehen, aber es scheint ein Amboss in böhmischer Form zu sein.

Die fälligen Reparaturen - Vierkantloch öffnen, Rundhorn'spitze' ein wenig schleifen und vielleicht Planschleifen der Bahn - werden den Amboss auf alle Fälle nutzbar machen, denke ich! Man braucht ja meist gar nicht viel Fläche auf der Bahn, um etwas zu schmieden! Und wenn die Kanten noch ordentlich sind, ist es - auch ohne Hörner - immer noch ein guter Messerschmiede-Amboss! 

Freundliche Grüße

Jean